Es ist endlich so weit: An diesem Donnerstag öffnet der große Mainzer Weihnachtsmarkt seine Türen! Der Markt zu Füßen des Mainzer Doms gehört zu den schönsten der Republik, und findet bereits zum 49. Mal statt. 87 Stände und zwei Kinderkarussells warten auf die Besucher, 11 Stände sind komplett neu. Sorgen bereiten horrende GEMA-Forderungen sowie eine just am Donnerstag bekannt gewordene Verhaftung wegen Terrorgefahr. Wie die Stadt Mainz und die Schausteller mit beidem umgehen – Mainz& hat nachgefragt.
Der Mainzer Weihnachtsmarkt gehört zu den traditionsreichsten und schönsten der Republik, schon vor über 235 Jahren gab es in Mainz einen „Nikolose Markt“ – das war im Jahr 1788. Der moderne Weihnachtsmarkt wurde im Jahr 1975 von Mainzer Schaustellern neu ins Leben gerufen, es war ein Metzger mit Fischereirechten, der den Markt im Schatten des Doms erstmals organisierte. Wegen der Coronapause 2020 findet der Mainzer Weihnachtsmarkt in diesem Jahr zum 49. Mal statt, 2925 will man dann das 50-jöhrige Jubiläum feiern.
Eröffnet wurde der Markt am späten Donnerstagnachmittag, auf den Mainzer Domplätzen warten seither 89 Stände auf die Besucher. Neu sind in diesem Jahr sechs Kunsthandwerks- und Geschenkestände sowie ein Glühweinstand: Der neue Stand von Mario-Peter Wingender aus der bekannten Schaustellerfamilie steht in Höhe des Sinn Leffers und ersetzt den bis 2022 dort zu findenden Stand des Bio-Weinguts Geisinger. Die wiederum wechselten 2023 an die Pyramide, nachdem dort der langjährige Beschicker ausgefallen war.
Neuer Glühweinstand, neue Geschenkestände – und veganes Essen
Die Glühweinstände sind also wieder vollzählig, auch bei den geschenkeständen gibt es Nachwuchs: Neu sind Stände für Keramik und Naturstrümpfe, handgefertige Windlichter aus Ton und Keramikschalen, Produkte aus Lamm- oder Schaffellen sowie zwei Stände mit Weingeschenken sowie Schnäpsen und Likören. Im Bereich Gastronomie gibt es einen neuen Fischstand, einen für vergane Küche einen Langos-Stand sowie einen Stand mit Spießbraten, Truthahnschenkeln sowie Wurstspezialitäten.
„Wir bieten in Mainz auch im Jahr 2024 insgesamt ein erneut hochwertiges und vielfältiges Angebot inmitten des verzaubernden Ambientes im Schatten des Doms“, sagte Wirtschaftsdezernentin Manuela Matz (CDU) im Vorfeld. Man habe bei der Auswahl der Stände ein besonderes Augenmerk auf die regionale Herkunft der Produkte sowie das Angebot hochwertiger Glühweine direkt vom regionalen Winzer gelegt, „schließlich sind wir Great Wine Capital-Mitglied“, betonte Matz. Zum Ambiente gehört zudem ganz entscheidend auch der bekannte Lichterhimmel, der seit 2018 mit energiesparenden LED-Birnen bestückt ist, und in diesem Jahr wieder ganz regulär und ohne Einschränkungen leuchten soll.
Ganz regulär am alten Platz steht allerdings letztmals das Weihnachtsdorf mit seinen rund ein Dutzend großen Fässern sowie Lagerfeuerstelle in der Mitte – das Weihnachtsdorf steht auf den überbauten Beeten auf dem Liebfrauenplatz, und das ist ein Problem: Weil hier ab 2025 die Großbaustelle für das neue Gutenberg Museum startet, muss die Stadt einen neuen Standort für das Weihnachtsdorf finden. „Das heutige Areal wird dann für die Baustelleneinrichtung genutzt“, sagte Matz, man überlege derzeit gemeinsam mit dem Betreiber Karl Spinnler, „wie und wo wir dieses stimmungsvolle Alleinstellungsmerkmal des Mainzer Weihnachtsmarktes vergleichbar erhalten und neu platzieren können.“
„Truc Blocks“ und Videoüberwachung für die Sicherheit
Neu platziert wurden auch weitere Zufahrtssperren rund um den Mainzer Weihnachtsmarkt: Zusätzlich zu den drei „TrucBlock“-Reihen auf der Ludwigstraße folgten Matz zufolge weitere Zufahrtssperren in der Schusterstraße, am Liebfrauenplatz sowie am Rebstockplatz, ergänzt um einen Poller in der Domstraße. „Wir erhöhen im Umfeld des Veranstaltungsgeländes das Sicherheitsniveau für die Weihnachtsmarkt-Besucher nochmals deutlich“, hatte Matz im Vorfeld bereits versichert – das bekam nun unerwartete Aktualität: Am Donnerstag wurde bekannt, dass die Mainzer Polizei am Dienstagabend einen Jugendlichen im Kreis Mainz-Bingen wegen Verdachts auf Terroranschläge verhaftet hat.
Dem jungen Mann wird vorgeworfen, sich der Ideologie des „Islamischen Staates“ angeschlossen und Anschläge auf größere Menschenmengen mit Hilfe von Rohrbomben geplant zu haben. Verhaftet wurde er im Kreis Mainz-Bingen – Genaueres teilte die Generalstaatsanwaltschaft in Koblenz nicht mit. Doch der Vorfall weckt ungute Erinnerungen an Anschläge auf Weihnachtsmärkte wie in Berlin oder Straßburg, Matz betonte aber am Donnerstag auf Mainz&-Anfrage, man fühle sich in Mainz gut gewappnet.
„Wir sind alarmiert, weil es in unmittelbarer Nachbarschaft war“, sagte Matz im Mainz&-Gespräch, „aber wir sind dadurch noch wachsamer als ohnehin schon.“ Mainz habe schon seit einigen Jahren ein sehr umfangreiches Sicherheitskonzept für den Weihnachtsmarkt, dazu hatte vor allem auch der Anschlag auf dem Berliner Breitscheidplatz beigetragen. 2019 hatte Mainz deshalb die sogenannten „Truc Blocks“ angeschafft, aufwändige Sperren mit massiven Pollern, die einen Anschlag mit Hilfe eines Fahrzeuges verhindern sollen.
Videoüberwachung, Polizeistreifen, Kontrollen zum Messerverbot
Inzwischen gibt es „Truc Blocks“ in allen Zufahrtsstraßen und auch für kleinere Bereiche in den Fußgängerzonen, dazu wird das gesamte Marktgelände und sein Umfeld per Videokameras überwacht. Dabei würden aber lediglich die Bewegungsströme der Besucher beobachtet, um mögliche Auffälligkeiten frühzeitig zu erkennen, die auf Störungen hindeuten können, betont die Stadt. „Die Videoüberwachung stellt auf eine erhöhte Sicherheit ab“, betonte Matz. Sie sei aber weiterhin „lediglich ein so genanntes ‚Monitoring‘ – also die Echtzeitverfolgung des Geschehens -, es werden keinerlei Aufzeichnungen erfolgen.“ Auf die Kameras weisen Hinweisschilder auf dem Platz hin.
„Wir haben zudem mit der Polizei zusammen die Abstimmung, dass auch Beamte in Zivil auf dem Weihnachtsmarkt unterwegs sind“, sagte Matz weiter. Auch von Seiten des Fischtorplatzes würden die Zufahrtssperren gerade finalisiert, dazu werde es in den nächsten Tagen verstärkt Kontrollen für das neue Messerverbot geben: Seit dem Sommer sind nun Messer jeder Größe und Machart auf Festen generell verboten – also lasst bitte auch Eure Schweitzer Taschenmesser zuhause!
„Wir sind gut aufgestellt, ich fühle mich definitiv sicher“, betonte auch Marco Sottile, Sprecher der Schausteller-Gemeinschaft auf dem Weihnachtsmarkt: „Hier läuft ständig Polizei vorbei, alle Zufahrtswege sind gesichert.“ Gesichert wurde auch die Versorgung mit Toiletten – oder zumindest erweitert: Die Toilettencontainer findet Ihr jetzt nämlich im Eingangsbereich Höfchen sowie am Liebfrauenplatz gegenüber dem Innenhof des Gutenberg-Museums. Durch die Verlagerung des Standortes könne jetzt eine weit höhere Zahl an Toilettenkabinen gestellt werden, hieß es im Vorfeld: Für Damen gebe es jetzt 8 (zuvor 4), für Herren 2 (2) sowie zehn Urinale 10 (vorher: 2).
Ärger um horrende GEMA-Forderungen – Musikprogramm reduziert
Für Ärger sorgten im Vorfeld zudem neue Anforderungen der GEMA, denn die erhöhte ihre Forderungen für die Musik auf dem Weihnachtsmarkt in exorbitanter Weise: „Wir hätten knapp 60.000 Euro zahlen müssen“, ärgerte sich Matz im Gespräch mit Mainz&, und kritisierte „die weitreichende Gesprächsverweigerung“ der Einrichtung. „Ich habe auch direkt mit der GEMA gesprochen“, berichtete Matz, eine gütliche Einigung habe man aber nicht erzielen können – wie viele andere Weihnachtsmärkte in Deutschland auch.
Das Problem: Die GEMA berechnet die Gebühren für aufgeführte Musikstücke auf den Weihnachtsmärkten neuerdings nach der gesamten Fläche des Platzes, das aber sei in Mainz einfach nicht gerechtfertigt, sagte Matz weiter. Im Gegensatz zu anderen Städten, werde in Mainz die Musik eben nicht per Lautsprecher auf den ganzen Platz gespielt, sondern „lediglich auf zwei Bühnen, und damit gibt es eine reduzierte Fläche, wo die Musk noch wahrnehmbar ist“, argumentierte die Dezernentin.
Durchsetzen habe man sich damit nicht können, die GEMA bestand auf der gesamten Fläche, weil die Menschen ja vor den Bühnen auch durchliefen. Stattdessen schlug die GEMA vor, die Tage zu reduzieren – diesen Weg geht Mainz nun. „Das tut uns wirklich weh, weil wir nur Künstler aus Mainz haben und direkter Umgebung, vor allem viele Vereine“, bedauerte Matz. So gibt es Livemusik auf dem Weihnachtsmarkt jetzt nur von Donnerstag bis Sonntag , und selbst dieses reduzierte Angebot koste die Stadt nun stolze 30.000 Euro.
CDU fordert GEMA-Pakt vom Land für Vereine und Märkte
Die CDU im rheinland-pfälzischen Landtag forderte deshalb das Land zum Handeln auf, und warf der Ampel-Regierung Untätigkeit vor: In einer Antwort auf eine Kleine Anfrage der CDU habe die Landesregierung selbst eingeräumt, dass sie „günstigere GEMA-Gebühren für Kommunen und das musikalische Angebot auf Weihnachtsmärkten wünschenswert“ fände – aktiv tätig geworden sei sie jedoch nicht, klagte CDU-Kultursprecherin Marion Schneid, die Landesregierung lasse Vereine und gemeinnützige Organisationen mit den Kosten allein.
„SPD, FDP und Grünen fehlt die Bodenhaftung, das vor Ort-Gespür“, kritisierte Schneid: „Es reicht nicht, wenn die Landesregierung in der Sache nur ihr Bedauern ausdrückt. Es braucht klare Maßnahmen, um die finanzielle Belastung für ehrenamtliche Veranstalter zu verringern.“ Denn das Problem betrifft nicht alleine Weihnachtsmärkte: Auch auf Kirmes, Weinfeste und andere Großveranstaltungen kommt dasselbe Problem zu. Konkret fordere man die Einführung eines Pauschalvertrags mit der GEMA, wie er bereits erfolgreich in Bayern ab Januar 2025 auch in Hessen umgesetzt werde. „Ein solcher Vertrag könnte Vereine sowie Kommunen spürbar entlasten“, fügte Schneid hinzu.
Info& auf Mainz&: Der 49. Mainzer Weihnachtsmarkt geht nun bis einschließlich Montag, den 23. Dezember 2024, dann schließt der Markt um 19.00 seine Tore. Ansonsten ist der Weihnachtsmarkt Sonntag bis Donnerstag von 11.00 bis 20.30 Uhr geöffnet, am Freitag und Samstag von 11.00 bis 21.00 Uhr. Allabendlich ist um Punkt 20.45 Uhr beziehungsweise am Freitag und Samstag um Punkt 21.15 Uhr, „Zapfenstreich“ – also endgültig Schluss. Auch Pfand kann dann nicht mehr zurückgegeben werden. 15 Minuten vor der Schließung werden die Besucher mit einer launigen Durchsage darauf hingewiesen.