Der Mainzer Weihnachtsmarkt findet statt – und zwar fast schon unter Normalbedingungen. Die Stadt Mainz stellte nun am Freitag ihre ausführlichen Planungen vor, danach soll der Markt mit Maskenpflicht und unter 3G-Bedingungen ausgerichtet werden, Besucher müssen also geimpft, genesen oder getestet sein. Wie die Stadt das kontrollieren will, ist allerdings unklar: Ein Drittel der Weihnachtsmarktbuden sollen in der Innenstadt verteilt aufgestellt werden, zwei Drittel auf den Domplätzen stattfinden – hier vor allem die Essensstände und die Glühweinbuden. Doch eine Zugangskontrolle soll es hier auch nicht geben, an den Essensständen und beim Glühwein dürfen die Masken fallen, enges Zusammenstehen in Gruppen ist erlaubt.
Anfang Oktober hatte Mainz noch mit einem Weihnachtsmarkt mit abgegrenzten Gastronomiebereichen unter 2G-Bedingungen geplant, davon ist nun aber keine Rede mehr: „Die gute Nachricht ist, der Weihnachtsmarkt kann fast in gewohnter Weise an den gewohnten Plätzen stattfinden“, sagte Wirtschaftsdezernentin Manuela Matz (CDU) am Freitag in Mainz. Der Markt werde dabei analog zum Mainzer Wochenmarkt mit der 3G-Regel und der erweiterten Maskenpflicht stattfinden, 64 Stände sollen dabei auf den Plätzen am Dom vom Liebfrauenplatz bis zum Höfchen verteilt werden, die übrigen 26 Buden in der Fußgängerzone.
Auf den Domplätzen sollen dabei vor allem Essenstände und Glühweinbuden stehen, in der Fußgängerzone werden am Kaufhof, an der Seppel-Glückert-Passage und an der Römerpassage kleine Gruppen von mehreren Weihnachtsmarktständen gebildet, hier sollen vor allem reine Verkaufsstände Platz finden. Auch gegenüber dem Staatstheater sowie vor dem Eingang zum Lulu im ehemaligen Karstadt sollen Weihnachtsmarktstände angesiedelt werden. „Wir haben eine Entzerrung geschaffen, die uns ermöglicht, auf den Hauptplätzen unter Corona-Bedingungen den Weihnachtsmarkt zu genießen“, sagte die Leiterin des Mainzer Wirtschaftsamtes, Petra Henkel.
Anfang Oktober hatte die Stadt allerdings noch mit drei eingehausten Gastronomiebereichen auf dem Markt, dem Liebfrauenplatz und dem Ernst-Ludwig-Platz am Landtag geplant, das sei nötig, wenn man den Markt unter 2G-Bedingungen plane, sagte Wirtschaftsdezernentin Matz damals gegenüber Mainz&. Damals hatte die Dezernentin auch betont, es sei angesichts der weiter anhaltenden Corona-Pandemie „immer noch problematisch“, wenn man beim Glühwein in Gruppen zusammenstehe, „und hat nicht die Sicherheit der 2G-Regel.“
Doch nun rückte die Stadt plötzlich von der Sicherheitsmaßnahme ab, Zugangskontrollen und eingezäunte Bereiche soll es nun nicht mehr geben. Bereits am Mittwoch verkündete Oberbürgermeister Michael Ebling (SAPD) via „Allgemeine Zeitung“ stolz, 2G sei nicht mehr nötig: Der Weihnachtsmarkt könne mit 3G stattfinden, „es entfällt jede Zugangsbeschränkung“, teilte der OB gegenüber der Zeitung vorab mit, und sprach von einem „versöhnlichen Ende“ des Jahres. Auch das Mainzer Weihnachtsdorf auf dem Liebfrauenplatz soll stattfinden, enge Stehbereiche und Fässer zum Sitzen inklusive.
Mainz geht damit allerdings einen deutlich anderen Weg als viele andere Städte in Rheinland-Pfalz, die strikt auf die 2G-Regel setzen und damit nur Geimpfte und Genesene zulassen wollen – so hatte es etwa gerade Andernach verkündet. Auch beim beliebten Ingelheimer Weihnachtsmarkt an der Burgkirche setzt man auf 2G, dort heißt es: „Erst die Einführung der 2G-Regelung in Rheinland-Pfalz erlaubte es uns, wieder auf einer soliden Basis planen zu können.“ In Rüdesheim wurde der beliebte „Weihnachtsmarkt der Nationen“ gar ganz abgesagt und wird nun durch einen „weihnachtlichen Spaziergang“ ersetzt, auch in Ober-Hilbersheim wird es keinen Märchenweihnachtsmarkt geben – zu groß sah man hier die Infektionsgefahr.
2G habe den Vorteil, dass in den kontrollierten Bereichen Maskenpflicht und Abstandsgebote fallen könnten, hatte Matz noch Anfang Oktober argumentiert – nun fallen in Mainz Abstand und Masken an den Glühweinständen auch ohne 2G: Die Masken dürfen dort zum Verzehr abgenommen werden, man werde „in Grüppchen zusammenstehen können“, bestätigte Matz auf Mainz&-Nachfrage am Freitag. Stehtische werde es aber nicht geben, um keine Ansteckungspunkte zu schaffen, auch weil die Tische nicht ständig desinfiziert werden könnten. „Wir werden an den Ständen auf eine geregelte Zugangssituation achten“, betonte Matz zugleich, auch das Tragen medizinischer Masken sei wichtig – das wolle das Ordnungsamt auch verstärkt kontrollieren.
„Es wird nicht so sein, dass jeder Besucher immer sofort kontrolliert wird“, räumte auch Abteilungsleiter Tobias Jung vom Mainzer Ordnungsamt ein, man werde Stichproben durchführen. Besucher müssen einen Nachweis mitführen, dass sie geimpft, genesen oder eben getestet sind – wie das gerade auch in dem Bereich der Fußgängerzonen kontrolliert werden soll, sagte die Stadt nicht. In der Fußgängerzone gilt keine Maskenpflicht mehr, Weihnachtsmarktbesucher sind hier nicht von normalen Einkaufenden zu unterscheiden, für die selbstverständlich keine 3G-Regel gilt.
„Wir werden bei einer solchen Regelung nicht jeden kontrollieren können“, sagte Jung weiter, das Land Rheinland-Pfalz lasse das aber ausdrücklich zu. So dürften schon nach der derzeitigen Corona-Verordnung bis zu 25 Personen zusammenstehen, die nicht geimpft, genesen oder getestet seien. Sollte sich die Corona-Warnstufe in den kommenden Wochen allerdings erhöhen, reduziert sich die Zahl der erlaubten Nicht-Immunisierten und Nicht-Getesteten allerdings, dann werde man „den Kontrolldruck erhöhen müssen“, sagte Jung.
Möglich macht die neuen Mainzer Planungen denn auch ein Entgegenkommen des Mainzer Gesundheitsministeriums: Das Land habe eine Änderung der Corona-Verordnung in Aussicht gestellt, die allerdings erst zum 8. November umgesetzt werden soll, sagte Matz weiter. Danach sollen die Weihnachtsmärkte praktisch den Wochenmärkten gleichgestellt werden, damit würde die Personen-Obergrenze für Veranstaltungen für die Weihnachtsmärkte nicht mehr greifen. Im Mainzer Gesundheitsministerium bestätigt man die Änderungs-Absicht, der Mainzer Weihnachtsmarkt sei „in enger Abstimmung“ mit dem Ministerium geplant worden, sagte ein Sprecher auf Mainz&-Anfrage zudem.
„Was wir jetzt präsentieren geschieht mit der begründeten Aussicht, dass sich die Regeln zum 8.11. so verändert, dass man das so machen kann“, betonte Matz am Freitag, und räumte ein: „Es ist uns bewusst, dass wir keine 100-prozentige Sicherheit gewährleisten können.“ Mit einer eingehausten Fläche und 2G hätte die Stadt aber „eine Situation geschaffen, die optisch oder gefühlt eine Abschottung bedeutet“ – nach Mainz&-Informationen war die Entscheidung, davon abzurücken, eine politische. „Es ist ein gutes Signal, dass wir sagen können: wir können einen Weihnachtsmarkt machen“, unterstrich Matz.
Die Stadt will zudem den Standbetreibern einen Großteil der Standgebühren erlassen: 75 Prozent der Nutzungsentgelte wolle man streichen, um den Beteiligten des Marktes entgegen zu kommen, sagte Matz: Gerade Schausteller und Marktbeschicker seien von der Corona-Pandemie stark getroffen gewesen. Der Vorsitzende der Initiative Mainzer Schausteller (ISM), Marco Sottile, begrüßte das denn auch ausdrücklich und zeigte sich zudem sehr erleichtert, dass der Weihnachtsmarkt stattfinden kann.
„Ich bin begeistert“, sagte Sottile, „vor vierzehn Tagen hätte ich mit dem Ergebnis nicht gerechnet.“ Der Markt und seine Unterstützung seien „Wirtschaftsförderung, nicht nur für die Marktbeschicker, sondern für die gesamte Innenstadt“, betonte Sottile. Bedenken wegen mangelnder Sicherheit für die Marktbesucher habe er nicht: Gerade habe in Darmstadt auch das Heinervergnüpgen stattgefunden, „das war eine ganz normale Kirmes“, betonte Sottile, und gab zu bedenken. „Wenn man die Fläche eingehaust hätte, hätte man auch den Einzelhandel von Verbindungswegen abgeschnitten.“
Tatsächlich richtet die Stadt Mainz zwischen den Flächen für den Weihnachtsmarkt auch noch den Wochenmarkt aus, der wird in der Zeit des Weihnachtsmarktes auf dem Gutenbergplatz, der Schöfferstraße und dem Leichhof stattfinden. Weil diese Flächen für den unter Corona-Bedingungen entzerrten Markt aber nicht ausreichen, wird für den Wochenmarkt nun erstmals auch der Bischofsplatz hinzugenommen. Auf dem, Mainzer Wochenmarkt gilt weiter eine Maskenpflicht – nicht aber die 3G-Regel.
Zudem erlaubt die Stadt Mainz für den 28. November einen verkaufsoffenen Sonntag, ein Programm dazu haben die Einzelhändler noch nicht vorgelegt – der Tag solle aber stattfinden und werde sicherlich zur Belebung der Innenstadt führen, sagte Matz weiter. Gestrichen wurde wegen der Corona-Bedingungen allerdings das Rahmenprogramm auf dem Mainzer Weihnachtsmarkt, auch die Künstlerwerkstatt, in der sich abwechselnd Kunsthandwerker präsentierten, wird es nicht geben. Die traditionelle Eröffnung soll es aber trotzdem geben: Am 25. November um 17.00 Uhr an der Weihnachtskrippe am Dom.
Info& auf Mainz&: Der Mainzer Weihnachtsmarkt geht vom 25. November bis einschließlich 23. Dezember 2021. Die Öffnungszeiten sind wie in den Vorjahren unverändert, damit macht der Markt auch weiterhin um 11.00 Uhr auf und um 20.30 Uhr in der Woche und um 21.00 Uhr freitags und samstags zu. Alle offiziellen Informationen der Stadt Mainz zum Mainzer Weihnachtsmarkt findet Ihr hier im Internet.