Es sollte das große Finale zum Abschluss einer grandiosen Mainzer Johannisnacht sein, doch die mit großer Spannung erwartete Drohnenshow spaltete am Ende die Zuschauer am Mainzer Rheinufer. Zehntausende waren am Montagabend an den Rhein geströmt, um zum ersten Mal eine Drohnen-Flugshow statt eines Höhenfeuerwerks mitzuerleben. Geboten wurde – wenig: Nicht einmal zehn Minuten lang war die Drohnenshow, in den Himmel wurden Mainzer Symbole gemalt, aber ohne dabei eine Geschichte zu erzählen. Während die einen die Show als „besser als Feuerwerk“ lobten, zeigte sich wohl die Mehrheit die Zuschauer eher enttäuscht: von „blamabel“ bis „lächerlich“ und „emotionslos“ lauteten die Reaktionen. Bei der Abreise kam es zudem zu einer gefährlichen Lage.

Vier Tage lang hatte Mainz seit Freitag den Sommeranfang, sich selbst und vor allem den großen Buchdruck-Erfinder Johannes Gutenberg gefeiert – es war ein wunderbares und friedliches Fest. Vom Schillerplatz bis an den Rheinufer reichte die Festmeile, die von Büchermarkt bis Kirmes einfach alles bot – und dazu Dutzende an Bands aller Spielarten. Wer allerdings am Sonntag spielte, hatte Pech: Wegen der großen Hitze, war die Mainzer Innenstadt wie leergefegt, die Gruppen spielten vor dreiviertel-leeren Tischen oder gar komplett leeren Plätzen – sehr schade.
Auch die Getränke- und Verkaufsstände hatten am Sonntag unter sehr mauem Zuspruch zu leiden, am Freitag und am Samstag waren hingegen die Besucher in großen Scharen zur Johannisnacht geströmt. Vor allem der Rummel am Rheinufer war ausgesprochen gut besucht, auch auf dem Weindorf der Mainzer Winzer rund um den Dom drängten sich die Massen. Schwer enttäuscht zeigten sich hingegen gleich mehrere Standbetreiber auf dem Mainzer Büchermarkt: Die Verkäufe seien weit hinter den Erwartungen geblieben, „das war die schlechteste Johannisnacht ever“, sagte einer sogar.
Sind Gutenberg und Bücherfreuden out?
Ist Gutenberg also out? Auch das Buchdrucker-Gautschen hatte schon mehr Zuspruch, statt Traditionen standen die Besucher in diesem Jahr wohl eher auf Party, Feiern und Abtanzen. Die heißen Temperaturen und das lange Feiertags-Wochenende hielten offenbar so manchen davon ab, in die Innenstadt zu kommen, dabei zeigte sich die Johannisnacht wieder einmal von ihrer besten Seite: Man traf sich und klönte bei einem kühlen Bier oder einem frischen Schoppen, bestaunte die bunten Walking Acts und freute sich an der ganzen Szenerie. Nie leuchtet der Mainzer Dom so intensiv in seinen Farben wie zur Johannisnacht, nie verzaubert die Stadt mehr, als in der kürzesten Nacht des Jahres.

Zum großen Höhepunkt steht am Montagabend dann eigentlich traditionell das Abschlussfeuerwerk an, in diesem Jahr strömten die Massen zu Zehntausenden in die Stadt und an den Rhein, um die groß angekündigte Neuerung zu sehen: eine Drohnen-Lightshow sollte erstmals den Nachthimmel erleuchten. Pünktlich um 22.30 Uhr ging es denn auch los, nachdem den Tag über noch böige Winde die Show zu verhindern drohten – erst rund zwei Stunden vor der Show hatte die ausführende Firma grünes Licht gegeben, die Drohnen könnten steigen.
In den Mainzer Himmel stieg dann ein Schwarm von rund 200 Drohnen auf, und die malten Wahrzeichen Mainzer Lebensart in den Himmel: Da schenkte eine Weinflasche Rebensaft in ein Glas ein, stießen zwei Weingläser miteinander an, oder faltete sich eine Brezel in den Himmel. Höhepunkte waren vor allem eine Narrenkappe, ein Mainzer Dom sowie das große Mainz 05-Logo, gefolgt von einem Siegerpokal – jedes dieser Bilder wurde von der Menge fröhlich bejubelt. Zu Beginn hatte gleich ein großer Gutenberg vom Himmel geblinkt, ein Schriftzug erinnerte an den 625. Geburtstag des berühmten Mainzers, am Ende flatterte eine Friedenstaube über den Himmel.
Keine zehn Minuten lang, 12 Bilder – das war’s
Doch das war es dann auch schon: 8.40 Minuten lang reihten sich etwa ein Dutzend Drohnenbilder aneinander. „Das war keine Show, nur eine Abfolge von Bildern, ziemlich einfach gestaltet und ohne eine Geschichte zu erzählen“, kritisierte ein Leser auf Facebook: „Ziemlich enttäuschend für 30.000 Euro!“ Tatsächlich hatte die Drohnenshow nach Angaben der Stadt Mainz rund 30.000 Euro gekostet, und war damit genau doppelt so teuer wie die großen Feuerwerk der Vorjahre – viele Zuschauer fanden, das sei es nicht Wert gewesen. „Enttäuschend“, „war es nicht Wert“, „nichts versäumt“, lauteten zahlreiche Kommentare in den sozialen Netzwerken, vielfach wurde auch die kurze Dauer kritisiert.

Doch es gab auch andere Stimmen: „Es war super“, fand eine Leserin, eine andere schwärmte gar, die Show sei „großartig gewesen“, das lasse auf mehr hoffen. „Mir hat’s besser gefallen als ein Feuerwerk. Feuerwerk ist einfach nur bunt, hier hatte man schöne Symbole aus Mainz“, fand eine andere Leserin. Eines der Probleme: Die versprochene Musik war an vielen Stellen überhaupt nicht zu hören, so etwa direkt vor dem Kurfürstlichen Schloss auf Höhe der Freifläche – also genau da, wo die Stadt die Show angekündigt hatte.
Auch die Ausrichtung der Drohnen stieß auf Kritik: „Wer hat eigentlich die Flugroute von den Drohnen geplant?“, schimpfte ein Facebook-User – man wisse doch, dass die Sonne im Rheingau untergehe, aber genau in diese Richtung sei die Drohnenshow positioniert gewesen. „Wären die Drohnen in Weisenau, oder von Kostheim aus gestartet, dann wäre auch ein wenig Kontrast da gewesen, aber so…“, lautete das vernichtende Fazit. Tatsächlich flogen die Drohnen nicht etwa mitten über dem Rhein, sondern stark nach Norden gedreht, die Bilder im Himmel wirkten deshalb für die meisten Zuschauer sehr blass – nur wer etwa im Zollhafen stand, schaute ins Dunkle und sah wahrscheinlich kräftige Farben. Unsere Bilder geben die Sicht der großen Mehrheit wieder, sie sind unbearbeitet.
„Kein Ersatz fürs traditionelle Feuerwerk!“ – Gefährliche Lage danach
So richtig begeisterte Stimmung kam denn auch nicht auf, die „Ahs“ und „Ohs“ des Feuerwerks stellten sich nicht ein. „Ganz nett, kurz und wenig spektakulär“, lautete etwa das Fazit eines Mainz&-Lesers: „Musik habe ich nicht gehört, und man musste schon genau hinschauen, um die kleinen Symbole zu erkennen. Sehr verhaltener Beifall, kein Ersatz für das traditionelle Feuerwerk!“ Das sahen auch andere so: „Lächerlich!“ sei das gewesen, das Feeling sei nicht das Gleiche gewesen, „kann auf keinen Fall eine Feuerwerk ersetzen“, kommentierte jemand. Und eine weitere Userin schrieb: Prinzipiell finde sie ja ein Feuerwerk „nicht mehr zeitgemäß, auf das was heute geboten wurde, kann ich allerdings verzichten.“

Zu einer ausgesprochen irritierenden Situation kam es schließlich auf dem Rückweg: Tausende von Zuschauern strömten gleichzeitig vom Rheinufer weg, dazu wälzte sich eine große Menschenmenge von der für den Verkehr gesperrten Theodor-Heuss-Brücke Richtung Rheinallee – doch niemand regelte den Verkehr, oder sperrte die Straße für die Fußgänger. Autos blieben zeitweise sogar in der Menschenmenge stecken, Polizei war nirgends zu sehen. Was sei das denn für ein Sicherheitskonzept gewesen, kritisierte ein Leser: „Ein Fahrzeug hätte genügt um in wenigen Minuten tausende Menschen zu töten. Überhaupt kein Schutz….“
Ob die Drohnenshow eine Fortsetzung findet, oder die Stadt zum traditionellen Feuerwerk zurückkehrt, will sie auch aufgrund der Reaktionen der Zuschauer entscheiden, so hatte es Oberbürgermeister Nino Haase (parteilos) versprochen. Man werde „schauen, wie das draußen ankommt, wie die Reaktionen sind“, hatte Stadtsprecher Ralf Peterhanwahr im Vorfeld noch einmal bekräftigt: „War es DAS Ereignis oder ’nice to have‘. Vielleicht überzeugen wir die Skeptiker, vielleicht sind wir auch selbst nicht ganz überzeugt.“ Die Auflösung dürfte spannend werden.

Eines verstehe er nicht, sagte ein Besucher nach Ende der Drohnenshow noch: Bei den Mainzer Sommerlichtern habe es doch schon vor Jahren „so eine geile Lasershow gegeben“, die sei doch fantastisch gewesen – warum mache man denn so etwas nicht wieder? Auch beim Tag der Deutschen Einheit in Mainz im Jahr 2017 gab es zum Abschluss eine kombinierte Licht-Feuerwerksshow mit Lasereinsatz, die beeindruckende Bilder in den Nachthimmel malte. Unsere damaligen Fotos von der Lasershow bei den „Mainzer Sommerlichtern“ könnt Ihr noch einmal hier ansehen.
Info& auf Mainz&: Mehr zur Mainzer Johannisnacht 2025 lest Ihr hier auf Mainz&. Und ja, wir haben eine Fotogalerie für Euch, aber ehrlich? So wenige und so schlechte Fotos hatten wir am Ende der Abschlussshow noch nie… aber seht selbst. Ein Video von der gesamten Drohnenshow könnt Ihr samt (fehlender) akustischer Untermalung hier auf unserer Mainz&-Facebookseite sehen.