Hervorragende Nachrichten für alle Schmerz-geplagte Patienten in Mainz: Das DRK Schmerz-Zentrum in der Mainzer Oberstadt ist gerettet. Möglich macht es ein Management-Buy-Out, bei dem die bisherigen führenden Angestellten die Leitung des renommierten Klinikums ab 1. Januar 2026 in Eigenregie übernehmen. Oberbürgermeister Nino Haase (parteilos) zeigte sich erleichtert über „den Erhalt dieser unverzichtbaren Spezialklinik“ – dazu beigetragen habe auch ein Runder Tisch der Stadt.

Im Februar hatte die schockierende Nachricht von der Insolvenz sämtlicher Klinikstandorte des Deutschen Roten Kreuzes in Rheinland-Pfalz auch Mainz aufgeschreckt, denn einer der Standorte war auch das DRK Schmerz-Zentrum in der Mainzer Oberstadt. Nach bereits einer Insolvenz in Eigenregie im August 2024 kündigte das DRK nun an, sich komplett aus der Kliniklandschaft zurückzuziehen, ein bis dato einmaliger Vorgang. Betroffen waren insgesamt elf Standorte vor allem im Norden von Rheinland-Pfalz – ihre Zukunft: unklar.
Gesundheitsminister Clemens Hoch (SPD) bedauerte zwar den Abschied des DRK, doch zugleich weigerte sich das Land, den Kliniken unter die Arme zu greifen. „Es ist nicht die Rolle des Landes, Geld zuzuschießen in Krankenhaus-Standorte, die insolvent sind“, sagte damals Gesundheitsstaatssekretärin Nicole Steingaß (SPD) dem SWR. Finanziell könne sich das Land nicht beteiligen. Die CDU-Opposition warf dem Land fassungslos „tatenloses Zuschauen beim Krankenhaussterben“ vor.
Management-Buyout rettet Schmerzklinik in Mainz
Nun ist nach langem Ringen das Schmerz-Zentrum in Mainz gerettet. Die Spezialklinik oberhalb des Mainzer Bahnhofs Römisches Theater war für viele Patienten die letzte Hoffnung bei hartnäckigen Schmerzen, das überregionale Zentrum verfügt über 80 Betten und 24 teilstationäre Behandlungsplätzen sowie einer Ambulanz. Pro Jahr werden hier mehr als 6.000 Patienten ambulant, sowie rund 2.200 Patienten tagesklinisch und stationär behandelt. Das Haus ist damit eine der führenden Kliniken für Schmerzmedizin in Deutschland und eine der größten Schmerzzentren Europas. Eine Besonderheit sind die interdisziplinären Teams aus Ärzten verschiedener Fachrichtungen, die gemeinsam mit Psychotherapeuten, Physiotherapeuten, Pflege und Sozialmedizin eng zusammenarbeiten.

Am Mittwoch teilte die DRK Trägergesellschaft nun mit, man habe eine Einigung erzielt: Ab dem 1. Januar 2026 werde die Bietergemeinschaft um den Kaufmännischen Direktor und den Ärztlichen Direktor des bisherigen Schmerz-Zentrums gemeinsam mit Vertretern der Gründerfamilie sowie weiteren Gesellschaftern die Klinik fortführen. Eine entsprechende Einigung habe die Insolvenzverwaltung am 28. Oktober erreicht. Nach intensiven Gesprächen sei es gelungen, eine Lösung mit der Gläubigerin des Grundpfandrechts zu verhandeln. Wegen eines Erbbaurechts an Grundstück und Gebäuden hätten die Verhandlungen „in den vergangenen Monaten vor Herausforderungen“ gestanden.
„Wir freuen uns sehr, dass wir gemeinsam mit allen Beteiligten eine tragfähige Lösung für das Schmerz-Zentrum Mainz erreichen konnten“, sagte der Insolvenzverwalter, der Rechtsanwalt Rainer Eckert. Die Einigung mit der Gläubigerin des Grundpfandrechts sei „ein wichtiger Meilenstein für den Erhalt dieser überregional bedeutenden Einrichtung und sichert die Versorgung der Patientinnen und Patienten ebenso wie die Arbeitsplätze am Standort.“
Stadt Mainz: Runder Tisch und Krisentreffen am 10. Oktober
Der geplante Management-Buyout sieht nun vor, das bestehende Team in bestehender Personalstärke zu übernehmen und das Zentrum als interdisziplinäres Kompetenzzentrum für akute und chronische Schmerztherapie fortzuführen und weiterzuentwickeln. „Wir freuen uns für die Mitarbeitenden und das Schmerz-Zentrum, dass durch den heutigen Tag eine nachhaltige Perspektive ermöglicht wird“, sagten der Kaufmännische Direktor Matthias Diehl und der Ärztliche Direktor Joachim Erlenwein. Die geplante Übernahme erhalte breite Unterstützung aus dem Behandlungsteam, von Fachgesellschaften, Patientenselbsthilfe, Politik und Wirtschaft. Man sei allen Beteiligten an dem Prozess „sehr dankbar“.

Zu den Beteiligten gehörte eigenen Angaben zufolge auch die Stadt Mainz: Oberbürgermeister Nino Haase (parteilos) und Wirtschaftsdezernentin Manuela Matz (CDU) hätten seit Bekanntwerden der Insolvenz „intensive Gespräche“ mit den Betroffenen und Beteiligten geführt, einen Runden Tisch einberufen und auch Mitarbeiterversammlungen besucht. Als ein Scheitern der Verhandlungen drohte, habe Haase zum Runden Tisch am 10. Oktober eingeladen, teilte die Stadt mit.
„Endlich ist eine Lösung gefunden, das Engagement Vieler hat sich gelohnt“, reagierte Haase: „In den zahllosen Gesprächen, die wir als Stadt in den letzten zehn Monaten geführt, vermittelt und moderiert haben, hatten wir immer ein Ziel fest im Blick: den Erhalt dieser unverzichtbaren Spezialklinik – und somit die Sicherung der medizinischen Versorgung sowie der vielen Arbeitsplätze.“ Die letzte Hürde zur Rettung könne nun genommen werden, weil auch der letzte Gläubiger des insolventen Trägerunternehmens zu einem Kompromiss bereit sei.
Matz lobt zukunftsfähiges Konzept: gut für Wirtschaftsstandort
„Einen herzlichen Glückwunsch an das Management und an die Mitarbeiterschaft, die ein starkes Zukunftskonzept für das Schmerz-Zentrum vorgelegt und immer an den Erfolg geglaubt haben“, betonte Haase weiter. Der Dank gehe auch an die Insolvenzverwaltung sowie an das Gesundheitsministerium, Land und Stadt hätten „hier von Anfang an bestens zusammengearbeitet.“ Auch Wirtschaftsdezernentin Matz zeigte sich erleichtert und lobte das zukunftsfähige Konzept der künftigen Manager.
„Das Zentrum ist von großer Bedeutung für die Menschen in der Region, aber auch weit darüber hinaus“, sagte Matz: „Diese Nachricht bedeutet eine Erleichterung für die Schmerz-Patientinnen und -Patienten und für die hochqualifizierte und engagierte Mitarbeiterschaft. Darüber hinaus ist es auch ein starkes Signal für den Wirtschaftsstandort Mainz.“ Die Insolvenzverwaltung werde nun in den kommenden Wochen eng mit den zukünftigen Trägern zusammenarbeiten, um einen reibungslosen Übergang sicherzustellen.
Auch für die anderen DRK-Kliniken gab es zum Teil Lösungen: So ging das Krankenhaus Neuwied an die Marienhaus-Gruppe, in Alzey ging die Klinik zurück in kommunale Trägerschaft. Die Standorte Bad Neuenahr, Bad Kreuznach und Worms wiederum sind in die Trägerschaft von Valeara gewechselt. Die Evangelische Krankenhaus Dierdorf/Selters GmbH hat das Hauses in Hachenburg übernommen, die Diakonie in Südwestfalen führt die Häuser Kirchen und Altenkirchen unter ihrem Dach fort. Keine Lösung gab es hingegen für das Krankenhaus in Mettlach: Es musste inklusive seiner Senioreneinrichtung schließen, weil sich kein Investor fand.
Info& auf Mainz&: Mehr zur Insolvenz und dem Rückzug der DRK Trägergesellschaft aus der Kliniklandschaft in Rheinland-Pfalz lest Ihr hier bei Mainz&.







