UPDATE& Finissage — Sie sind vielschichtig, und manchmal beklemmend, bunt-vergnügt oder auch mal nachdenklich-fragend: Herbert Bonewitz ist Mainz und der Welt als Kabarettist und begnadeter Redner bekannt, nun staunt die Stadt über seine Zeichnungen und Malereien. Seit dem 4. November zeigt die Mainzer Kunst-Galerie in der Altstadt nun knapp 50 malerische und zeichnerische Werke von Herbert Bonewitz, der Zuspruch ist enorm. Zu sehen sind die Werke letztmals am Samstags dem 9. Dezember 2023 – zur Finissage liest Sohn Michael Bonewitz ausgewählte Texte von Herbert Bonewitz in der Galerie.

Michael Bonewitz mit einem Gemälde seines Vaters Herbert Bonewitz in der Mainzer Kunst-Galerie. - Foto: gik
Michael Bonewitz mit einem Gemälde seines Vaters Herbert Bonewitz in der Mainzer Kunst-Galerie. – Foto: gik

Am 9. November wäre Herbert Bonewitz 90 Jahre alt geworden, gestorben ist der Kabarettist und legendäre Wortakrobat vor fünf Jahren mit 85 Jahren. Bundesweit bekannt wurde er in den 1970er Jahren zunächst als Fastnachter: Als Gründer und Leiter der Gonsbachlerchen, später als „Prinz Bibi“ hielt er ganz in Narrenmanier den Großen den Spiegel vor und prangerte an, was schief läuft Gesellschaft und Politik.

Dass Bonewitz das auch in der Fastnacht machte, gar zum „Revoluzzer“ der Narrenszene wurde, brachte ihm viel Gegenwehr ein,  1975 sagte er der Fastnachtsbühne Adé und wechselte 1983 ganz ins Profifach als Texter und Kabarettist. Was aber viele nicht wussten: Herbert Bonewitz war auch ein begnadeter Zeichner und sogar Maler. Seit dem 4. November zeigt die Mainzer Kunst-Galerie knapp 50 Werke aus seinem Nachlass, die Werke sind bunt und vor allem vielschichtig.

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Kellergeister, Narrentanz und Vorlagen für Gonsbachlerchen

Da tummeln sich Mönch und Nonne in mittelalterlicher Bacchianalität als „Kellergeister“ im Weinkeller, und ein kleiner Amor versüßt mit seinem Körpersaft den Schoppen im Weinglas. Der „Arme Poet“ schlummert derweil im Märchenland, umtanzt von allerlei Märchengestalten. Beim Narrentanz wiederum verführt ein Eulenspiegel-Narr mit seinem Pfeifenspiel Mensch und Tier und sogar Bäume, während bei den „Alt-Bremer Stadtmusikanten“ wahre Skelette vor dem Mikro stehen.

"Kellergeister", Gemälde von Herbert Bonewitz. - Foto: gik
„Kellergeister“, Gemälde von Herbert Bonewitz. – Foto: gik

Immer aber sind die Gemälde voll prallen Lebens, mit ungeheuer vielen Details versehen – und meist voll feiner Ironie und Gesellschaftskritik: Auch in seinen Gemälden hält der Meister-Narr den Spiegel vor. „Er liebt es, auf mehreren Ebenen zu zeichnen, man entdeckt immer etwas Neues“, sagt Sohn Michael Bonewitz im Gespräch mit Mainz&. Das zeichnerische Talent sei „definitiv eine Begabung gewesen, er hat es ja nicht studiert“, berichtet Sohn Michael.

Sein Vater habe schon in der Schule Cartoons von seinen Lehrern gezeichnet, „sehr zur Erheiterung seiner Mitschüler“, sagte Bonewitz. Auch später habe er, wo immer er aktiv war, stets das zeichnerische Talent eingebracht. „Er hat beim GCV die Orden gezeichnet, die Kostüme, alles, wo eine grafische Vorlage gebraucht wurde“, erzählt Michael Bonewitz. Auch die Kostüme der Gonsbachlerchen habe sein Vater detailliert vorgezeichnet, danach hätten sich die Gewandschneider gerichtet.

Bilder zeigen auch die innere Kämpfe des Narren Bonewitz

Gemalt und gezeichnet hat Herbert Bonewitz sein Leben lang. „Als meine Eltern gestorben sind, hing das ganze Haus voll Bilder“, erzählt Michale Bonewitz. Im Arbeitszimmer fanden die Kinder noch fünf Mappen voller Bilder, die nie aufgehängt wurden. „Wir haben schon gedacht, da müssen wir jetzt was mit machen“, sagt Bonewitz, gemeinsam mit dem Ehepaar Vahl kam die Idee einer Ausstellung in der Mainzer Kunst-Galerie zustande. Die Bilder seien von so hoher künstlerischer Qualität, „die hätten wir auch ausgestellt, wenn sie nicht von Herbert Bonewitz wären“, schwärmt Galerieinhaber Christian Vahl.

Zeichnung "Gefangen" von Herbert Bonewitz: Innere Kämpfe und die Dämonen der Zeit. - Foto: gik
Zeichnung „Gefangen“ von Herbert Bonewitz: Innere Kämpfe und die Dämonen der Zeit. – Foto: gik

Warum aber gab es dann nie eine Ausstellung zu Lebzeiten von Herbert Bonewitz? „Ich glaube, diese Art der Malerei war für ihn privat“, sagt Sohn Bonewitz. Gerade die Schwarz-Weiß Zeichnungen aus den 1970er Jahren zeigten stark „seine inneren Kämpfe: Er kam ja aus einem bürgerlichen Elternhaus, dann kamen die 68er, in der Gesellschaft tat sich einiges.“ Zu der Zeit lernte Bonewitz auch Größen wie Hanns Dieter Hüsch kennen, traf auf der Waldeck die großen Liedermacher wie Hannes Wader und Reinhard Mey.

„Er stand irgendwie zwischen dem Kampf gegen das Establishment und der Tatsache, selbst Establishment zu sein“, sagt Michael Bonewitz. Und so changieren die Zeichnungen auch zwischen düsterem Ringen mit den eigenen Dämonen und dem Heiteren-Humoristischen des Narrentanzes, bis hin zur feinen Gesellschaftskritik wie etwa bei der „Brückeneröffnung“ oder dem „Don Quichotte“, der zum Spiegelbild des Kalten Krieges wird.

Anleihen bei Rubens, Rembrandt, Spitzweg: Cartoons der Meister

Daneben aber finden sich auch Anleihen bei großen Malern: Sein Vater habe sich oft auch an Originalgemälden alter Meister orientiert, etwa bei Rubens oder Rembrandt, sagt Bonewitz: „Er hat es natürlich cartooniert oder karikiert, und so finden Sie bei einigen Bildern Anleihen von Klassikern.“ So findet sich in der Ausstellung auch eine Bonewitz-Fassung der „Nachtwache“ von Rembrandt oder eben der Poet in der Dachkammer von Spitzweg.

Die "Nachtwache" in der Version von Herbert Bonewitz. - Foto: gik
Die „Nachtwache“ in der Version von Herbert Bonewitz. – Foto: gik

„Es freut mich total, dass wir das gemacht haben“, sagt Sohn Bonewitz, „und auch, dass wir die Möglichkeit hatten, in seinem Sinne auch den sozialen Gedanken reinzubringen.“ Sein Vater Herbert habe „immer sehr sozial gedacht, und heimlich viel gespendet, deshalb machen wir das jetzt auch.“ Die Bilder nämlich können erworben werden, der Erlös soll an gemeinnützige Organisationen gehen wie die Fördervereine des Mainzer Unterhauses, des Kabarettarchivs und des Fastnachtsmuseums sowie wie die Pfarrer-Landvogt-Hilfe, die Mainzer Tafel und die Initiative Römisches Mainz (IRM).

Die Ausstellung „Herbert Bonewitz – der Narr an der Staffelei“  ist noch bis zum 9. Dezember 2023 in der Mainzer Kunst Galerie im Weihergarten 11 in der Mainzer Altstadt zu sehen. Die Galerie ist immer samstags von 11.00 bis 16.00 Uhr sowie nach Absprache geöffnet. Finissage der Ausstellung ist am 9. Dezember 2023, dann ist ebenfalls zwischen 11.00 Uhr und 16.00 Uhr geöffnet.

07″Ich und Ich“ von Herbert Bonewitz. – Foto: gikUPDATE&: Die Ausstellung faszinierte die Mainzer sehr – die Mainzer Kunst Galerie berichtet von hohem Andrang und einem regen Interesse an den Werken. Zur Finissage am 9. Dezember haben sich die Macher deshalb etwas Besonderes ausgedacht: Michael Bonewitz wird um 12.00 Uhr ausgewählte Texte von seinem Vater Herbert Bonewitz aus dessen Buch „Aus heiterem Himmel“ lesen. „Es ist ein kleines Dankeschön für das überwältigende Interesse an den Zeichnungen meines Vaters“, sagte Michael Bonewitz.

Rund 50 Werke von Herbert Bonewitz wurden seit dem 4. November ausgestellt und konnten für einen guten Zweck erworben werden. Wie die Mainzer Kunst Galerie gegenüber Mainz& verriet, sind so gut wie alle Werker weggegangen – am Samstag soll nun die voraussichtliche Spendensumme bekanntgegeben werden. Die Finissage findet am Samstag von 11.00 Uhr bis 16.00 Uhr statt.

Info& auf Mainz&: Mehr zu Herbert Bonewitz und seinen Bildern lest Ihr auch hier auf Mainz&.