Die Entwürfe für die Architektur an der Ludwigsstraße werden nun doch noch länger zu sehen sein, dazu werden jetzt auch die Modelle der Entwürfe sowie das Protokoll des Wettbewerbs öffentlich ausgestellt. Die Ausstellung der Entwürfe werde bis zum 30. Juni 2020 in den Schaufenstern des Pavillons an der Deutschen Bank auf der Ludwigsstraße verlängert, teilte die Stadt Mainz am Freitag überraschend mit. Seit dem 3. Juni seien zudem dort auch die Modelle des Architekturwettbewerbs zu sehen, ab Montag auch das Protokoll. Die Stadt reagiert damit auf die harsche Kritik der Bürgerinitiative Ludwigsstraße: Die hatte die Ausstellung als nicht regelkonform kritisiert.
Am 16. Mai hatte die Stadt Mainz gemeinsam mit der Investorfamilie Gemünden das Ergebnis des Architekturwettbewerbs für das neue Einkaufszentrum auf der Ludwigsstraße präsentiert. Der Siegerentwurf einer Mainzer Architekten-Arbeitsgemeinschaft sieht einen Architekturmix aus modernen, würfelförmigen Vorbauten, einem hochmodernen Hotel auf dem heutigen Parkhaus, sowie eine Gestaltung aus rotem Sichtbeton mit Glas und Baubronze-Elementen vor. Auf dem Dach des Komplexes soll zudem ein großer Weingarten sowie ein Restaurant mit Blick auf den Dom entstehen – mehr zu dem Entwurf sowie dem Wettbewerb lest Ihr hier bei Mainz&.
Danach hatten Stadt und Investorfirma „Boulevard LU“ die Entwürfe zwei Wochen lang in den Schaufenstern des Pavillons vor der Deutschen Bank ausgehängt – doch daran hatte die BI Ludwigsstraße scharfe Kritik geübt: Die Gemünden-Firma „Boulevard LU“ hätte als „Auslober“ des Wettbewerbs nicht nur die Unterlagen, sondern auch die 3D-Modelle der Wettbewerbsentwürfe sowie die Protokolle der Preisgerichtssitzung öffentlich präsentieren müssen, betonte die BI – so sähen es die Bestimmungen des Bundesbauministeriums zur korrekten Durchführung von Wettbewerben vor.
Diese Offenlegung sei wichtig, weil sich die Mainzer nur so in angemessener Form ein Bild davon machen könnten, wie sich der zentrale Gutenbergplatz und die Ludwigsstraße bis zum Schillerplatz bei der Umsetzung einer der Entwürfe verändern würden, argumentierte die BI. Eine Nicht-Offenlage sei zum einen rechtswidrig, zum anderen unterbinde sie eine solche öffentliche Debatte über die Entwürfe, damit sei das gesamte Vorgehen „nicht zustimmungsfähig – weder durch den Stadtrat noch durch die Mainzer“, betonte die BI – und forderte, die Abstimmung im Stadtrat zu den Plänen am 1. Juli zu stoppen.
Die Kritik an der mangelnden Rechtskonformität war offenbar begründet – die Stadt reagierte am Freitag umgehend und verlängerte die eigentlich schon beendete Ausstellung der Wettbewerbsbeiträge bis zum 30. Juni. Ergänzend seien dort seit dem 3. Juni nun auch die Modelle zu den Wettbewerbsbeiträgen zu besichtigen, teilte die Stadt am 5. Juni mit. Das regelkonforme Wettbewerbsverfahren sehe „zudem die Veröffentlichung des Protokolls der Preisgerichtssitzung vor“, räumte die Stadt weiter ein. Das Protokoll werde „nach erfolgter Fertigstellung ab Montag“, den 8. Juni ebenfalls in den Schaufenstern sowie online einsehbar sein. Auch könnten die Besucher die Ausstellung bis zum 30. Juni 2020 nun auch von innen besuchen. Damit erfolge die Offenlage der Unterlagen konform mit den Richtlinien für Planungswettbewerbe, betonte die Stadt.
An der Verabschiedung im Stadtrat am 1. Juli hält die Stadt aber fest: Die Beratung im Bauausschuss solle wie vorgesehen am 18. Juni erfolgen, die Beschlussfassung im Stadtrat am 01. Juli. Damit würden „auf der Grundlage des Wettbewerbs die weiteren Schritte für die Bauleitplanung eingeleitet“, hieß es weiter, im Zuge dieser weiteren Planungen seien auch weitere Beteiligungen von Bürgern vorgesehen. „In einer Überarbeitungsphase der siegreichen Beiträge können sich auch noch Anpassungen ergeben“, betonte die Stadt. Neben der Entwicklung des Bebauungsplans gebe es zudem für den Bereich jenseits der Fuststraße eine vom Bauausschuss am 31. Januar 2020 positiv beschiedene Bauvoranfrage.
Info& auf Mainz&: Die ganze Kritik der BI Ludwigsstraße könnt Ihr hier noch einmal im Detail nachlesen, das Ergebnis des Architektenwettbewerbs selbst haben wir hier berichtet. Mehr zum Konzept des „Boulevard LU“ könnt Ihr hier bei Mainz& nachlesen. Informationen zu den Wettbewerbsarbeiten gibt es zudem auf der Projektwebsite www.lu.mainz.de, dort kann man auch den Auslobungstext sowie weitere Informationen zum Projekt einsehen.