Nach 2,5 Jahren Bauzeit ist am Sonntag die neue Boppstraße in der Mainzer Neustadt feierlich eingeweiht worden. Im Frühjahr 2019 war der groß angelegte Umbau der Hauptschlagader der Mainzer Neustadt gestartet, heraus gekommen ist ein neu gestaltetes Straßenbild mit großzügigen Flächen für beinahe alle Verkehrsteilnehmer – und eine ausgedehnte Tempo 20 (!)-Zone in der Mitte der Achse. Parkplätze gibt es auch noch, die Radfahrer radeln mit auf der Straße. Erstaunlich wenig Platz ist am Ende für die Fußgänger übrig geblieben: Viel breiter ist der Fußweg nicht geworden.
„Die Boppstraße ist bei den Mainzern ein fester Begriff, ihre Aufwertung war uns sehr wichtig“, sagte Oberbürgermeister Michale Ebling (SPD) bei der feierlichen Eröffnung der neu gestalteten Straße am Montagvormittag. Die Boppstraße sei von zentraler Bedeutung für die städtebauliche und wirtschaftliche Entwicklung der gesamten Neustadt – tatsächlich ist sie vor allem seit der großflächigen Verkehrsberuhigung der Mainzer Neustadt auch die letzte Zufahrts- und Durchfahrtsstraße durch die Neustadt.
Hier in der Boppstraße kaufen die Neustädter ein, hier gehen sie zum Friseur, bringen Kleider zur Reinigung und sitzen auch mal im Café – die Boppstraße ist das geschäftliche herz der Mainzer Neustadt. Seit die Nebenstraßen komplett verkehrsberuhigt und zum Einbahnstraßen-Labyrinth umgewandelt wurden, ist die Boppstraße jedoch auch die letzte Durchfahrtstraße durch die Neustadt: von der Rheinallee abgesehen, ist die Boppstraße die letzte durchgehende Verbindung von Mombach und dem Norden von Mainz in die Innenstadt.
Ihre besondere Sichtachse macht das schon optisch deutlich: Wer vom Norden von Mainz durch die Boppstraße rollt, rollt geradewegs auf den Mainzer Dom zu – eine besondere, vom einstigen Stadtbaumeister Eduard Kreyßig so angelegte Sichtachse. Geplant hat den Umbau der Boppstraße noch die frühere Mainzer Verkehrsdezernentin und heutige Umweltministerin Katrin Eder (Grüne), unter ihrer Ägide wurde die Boppstraße nicht nur eine Tempo 30-Zopne geplant, sondern sogar ein Tempo 20-Bereich.
Im Mittelbereich der Boppstraße, angefangen am Bonifaziusplatz und bis zur Einmündung der Aspeltstraße ist damit hier nun maximal Tempo 20 erlaubt – für manch einen Autofahrer war das am Montag noch ausgesprochen gewöhnungsbedürftig, Von der Innenstadt kommend, wird man indes deutlich daran erinnert: Eine durchaus erhebliche Verkehrsschwelle soll hier den Autofahrer gehörig abbremsen, auch wer von Norden heranrollt, wird von der Abbruchkante unsanft überrascht, und das selbst bei genau exakt gefahrenem Tempo 20 – das Scheppern könnt Ihr Euch hier auf Facebook in unserem Video anschauen.
Die neue Boppstraße ist nun deutlich aufgeräumter, freundlicher und ansprechender gestaltet, aus der Schmuddelecke ist eine moderne und urbane Einkaufsstraße geworden. Auf den Seitenstreifen wechseln sich Parkbuchten mit Ladezonen und ausgedehnten Fahrradständern ab, ihre Bäume hat die Boppstraße gleichzeitig behalten. Für die Fußgänger ist damit nicht deutlich mehr Platz entstanden als zuvor, die Fahrbahn müssen sich nun Autofahrer und Radfahrer teilen – der uralte und viel zu enge Radweg auf dem Bürgersteig ist verschwunden, dafür bietet sich die Fahrbahn nun großzügiger dar.
„Das Ergebnis der Umgestaltung kann sich sehen lassen“, konstatierte denn auch Ebling, und räumte zugleich ein: „Wir wissen, dass die Bauarbeiten für die Bewohner und die Gewerbetreibenden eine Herausforderung waren.“ Tatsächlich hatten gerade die kleinen Geschäfte unter den Bauarbeiten stark gelitten, die Stadt erfand deshalb das Baustellen-Maskottchen „Eduard“, das auf 40 sogenannten Beachflags vor Geschäften darauf hinwies: Hier wird noch Gewerbe getrieben, „Wir haben geöffnet!“ Eduard prangte auch auf Taschen, Flyern und Aufklebern und wurde so zum Wiedererkennungs-Zeichen für die gesamte Kommunikation der Stadt rund um die Baustelle.
Er sei „überzeugt, dass sich die neue Boppstraße positiv auf die Neustadt als Wohn- und Einzelhandelsstandort und als Arbeitsplatz auswirken wird“, sagte denn auch Ebling. Die heutige Verkehrsdezernentin Janina Steinkrüger (Grüne) betonte, ein zentrales Ziel der Umgestaltung der Boppstraße sei die Verbesserung der Verkehrssicherheit gewesen: „Die Gehwege sind nun breiter“, die Fahrbahn werde von Kfz- und Radverkehr gleichberechtigt genutzt. „Zudem gibt es viele neue Radabstellanlagen, neue Sitzbänke und Abfalleimer, und nicht zuletzt haben wir durch Nachpflanzungen und einige ergänzende Baumstandorte die Boppstraße nachhaltig begrünt“, sagte Steinkrüger.
Möglich wurde all das vor allem durch Land Rheinland-Pfalz und Bundesregierung: Die Umgestaltung wurde maßgeblich mitfinanziert durch das Städtebauförderprogramm „Soziale Stadt/Sozialer Zusammenhalt“, mit dem „eine auf das Quartier bezogene, integrative und vor allem soziale Stadtentwicklung angestoßen werden“ soll, wie es in der Richtlinie heißt. Dazu aber wurden auch die Anwohner mit ihren Straßenausbaubeiträgen zur Kasse gebeten, die Stadt Mainz hatte ebenfalls einen Eigenanteil zu leisten, die Gesamtkosten betrugen nach Angaben der Stadt rund 8,4 Millionen Euro.
Insgesamt wurden 5.000 Quadratmeter Asphalt und 6.000 Quadratmeter Betonpflaster für den Straßenbau neu verlegt. Das beigefarbige Pflaster der Gehwege wurde . im Gegensatz zur Münsterstraße – von vorne herein imprägniert, ein Lerneffekt aus den Anfangszeiten der völlig verdreckten Münsterstraße. Neu in der Boppstraße sind nun 82 Fahrradbügel, 19 Abfallbehälter und 13 Sitzbänke sowie 16 Baumpflanzungen. Dazu wurden Kanalhausanschlüsse, Gas- und Wasserleitungen sowie deren Hausanschlüsse erneuert und Kabelschutzrohre für Telekommunikation und neue Straßenleuchten neu verlegt. Nun können Breitbandkabel durch Leerrohre verlegt werden, ohne jedes Mal wieder die Straße großflächig aufreißen zu müssen, heißt es bei der Stadt.
„In der Boppstraße spielt sich ein wichtiger Teil des Lebens der quirligen Mainzer Neustadt ab: Sie ist Wohnort, Treffpunkt, Einkaufsstraße und Verkehrsachse in einem“, sagte Innenminister Roger Lewentz (SPD), der auch zur Einweihung gekommen war. Durch die Neugestaltung erfahre die Boppstraße „einen deutlichen Zugewinn an Aufenthaltsqualität“, dazu kämen mehr Barrierefreiheit, mehr Verkehrssicherheit und eine ansprechendere Gestaltung – das habe das Land gerne unterstützt.
Info& auf Mainz&: Mehr zu den ursprünglichen Plänen zur Umgestaltung der Boppstraße könnt Ihr hier bei Mainz& noch einmal nachlesen: