Gut fünf Wochen früher als geplant haben die Stadt Mainz und die Zollhafen GmbH am Freitag die neue Uferfläche am Rhein am Mainzer Zollhafen für die Benutzung der Mainzer freigegeben. 15.000 Quadratmeter Fläche stehen jetzt auf der Südmole des neuen Wohnquartiers zum Flanieren bereit, mehrere stufenartige Absenkungen führen zum Rhein. 40 junge Bäume wurden hier gepflanzt, ansonsten allerdings dominieren Stein und Beton die riesige Fläche. Oberbürgermeister Michael Ebling (SPD) sprach von „einem riesengroßen Freiraum“, den die Mainzer jetzt für sich erobern könnten. Baudezernentin Marianne Grosse (SPD) verteidigte die Gestaltung als „eine der schönsten Rheinufergestaltungen“ überhaupt. Die Südmole sei immer als „steinernes Ufer“ geplant gewesen – den Freizeitpark werde es auf der Nordmole geben.
„Mainz lebt auf seinen Plätzen, der alte Ausspruch hat heute an Bedeutung eher gewonnen“, sagte Ebling bei der Freigabe des neuen Geländes vor den sogenannten Schiffshäusern des Mainzer Zollhafens. Mainz hole sich mit dem neuen Ufer „Stück für Stück Lebensraum zurück“ und schaffe mit der neuen Fläche Raum für Begegnungen. An dem neuen Ufer könnten die Mainzer nun „Stadt, Rhein und Natur gemeinsam genießen“, betonte Ebling.
Zu Füßen der sogenannten Schifffahrtshäuser ist in den vergangenen Monaten eine 15.000 Quadratmeter umfassende Freifläche entstanden. Sechs flachgezogene Treppenstufen ziehen sich schräg zur Uferkante hinunter, auf ihnen wächst zartes Grün durch ein Betonsteingitter hindurch. 40 junge Bäume wurden gepflanzt, ansonsten jedoch sucht man Grün hier vergebens: Die Fläche besteht durchgehend aus Beton oder Pflastersteinen. Die Steine seien alte Kopfsteinpflaster-Stein aus dem früheren Zollhafen, die aufgearbeitet und wiederverwendet worden seien, betont Ebling: „Es war uns allen wichtig, dass die Historie ein Stück weit erhalten bleibt.“
Der Mainzer Zoll- und Binnenhafen sei für die Entwicklung von Mainz ausgesprochen prägend gewesen, die Binnenschifffahrt für Mainz auch in Zukunft wichtig, betonte Ebling zudem. Benannt wurde das neue Rheinufer deshalb auch nach dem legendären Stadtbaumeister Eduard Kreyßig: Der hatte im Februar 1865 sein Amt als Mainzer Stadtbaumeister angetreten und plante und verwirklichte maßgeblich die Mainzer Neustadt, damals eine wichtige Erweiterung des städtischen Gebietes. „Hier hat Mainz seine Fesseln abgestreift und die Weichen zur Großstadtentwicklung gestellt“, sagte Ebling, die Benennung des Ufers nach Kreyßig sei deshalb ausgesprochen angemessen.
Den ersten Eindruck des neuen Ufers fasste ein Journalist allerdings in andere, klare Worte: „Wieso ist hier alles so zubetoniert?“, fragte der Kollege. Baudezernentin Marianne Grosse (SPD) verteidigte indes die Planungen: Für die Freiraumplanung sei ein städtebaulicher Wettbewerb durchgeführt worden, das Ergebnis sei „ein wahnsinnig schönes Rheinufer“, dessen Gestaltung seinesgleichen suchte, betonte die Dezernentin. Die Gestaltung sei auch eine Reminiszenz an die ursprünglichen Planungen Kreyßigs für ein Rheinufer mit den typischen periodischen Absenkungen. „Es war eben auch ein Hafengelände“ räumte Grosse zudem ein – nach Mainz&-Informationen könnte die Gestaltung auch etwas mit Hafen-Altlasten im Boden zu tun haben.
Drei Millionen Euro kostete die Gestaltung, bezahlt wurde sie von der Mainzer Zollhafen GmbH. Schon 2007 sei bei den ersten Planungen festgelegt worden, dass die Südmole das „steinerne Ufer“ werden solle, die Nordmole jedoch das „grüne Ufer“, ergänzte Peter Zantopp-Goldmann von der Zollhafen GmbH. Stadtwerke-Vorstandschef Daniel Gahr betonte denn auch: „Wir sind sehr stolz darauf, dass wir mit der Fertigstellung der Südmole ein wichtiges Etappenziel erreicht haben.“ Die Stadtwerke sind die Mutterfirma der Zollhafen GmbH, Gahr betonte, man werde sich darauf jetzt nicht ausruhen: „Wir stürzen uns jetzt ins Nächste“, versprach er.
Das Nächste ist die Umgestaltung der Nordmole, hier soll nun tatsächlich eine Grünanlage und ein Freizeitpark entstehen. Das Rheinufer wird hier aus Hochwassergründen um zwei Meter abgesenkt, so werde Rückhalteraum bei Hochwasser geschaffen. „Wir werden das Versprechen einhalten, das wir den Bewohnern der Neustadt gegeben haben, und auf der Nordmole eine Grünanlage schaffen, die für deutlich mehr Aufenthaltsqualität am Rhein sorgen wird“, versprach Gahr.
Die 800 Meter lange Wiese entlang des Rheinufers werde für Mainz ein Novum, ergänzte Zantopp-Goldmann. Die Genehmigung für die Absenkung des Ufers sei inzwischen von der Struktur- und Genehmigungsdirektion eingetroffen, jetzt steige man in die vertieften Planungen ein, danach würden die Arbeiten ausgeschrieben. Noch in diesem Jahr könne es mit den Arbeiten an der Nordmole losgehen, sagte Zantopp-Goldmann auf Mainz&-Nachfrage. Bis die Grünfläche nutzbar sei, würden allerdings wohl noch rund fünf Jahre ins Land gehen.
Die Frage nach der Nutzung stellten Journalisten denn auch für die große Freifläche der Südmole. Klar ist: Grillen ist hier verboten, auch mit E-Scootern darf hier nicht gefahren werden – der Zollhafen gehört zur von der Stadt eingerichteten Sperrzone. Einen Weinstand wird es ebenfalls vorerst nicht geben. Am Freitagabend öffnete der neue Biergarten „F. Minthe“ auf dem gegenüberliegenden Hafenbecken-Ufer seine Tore. „Wenn Menschen sich treffen, entstehen neue Dinge und Ideen“, sagte Ebling zur Frage nach der Nutzung: „Erstmal ist hier Fläche gegeben.“
Info& auf Mainz&: Direkt vor der Südmole sollen allerdings auch vier Schiffsliegeplätze für Binnenschiffe mit sieben Landestegen entstehen – genau vor der nun neu gestalteten Fläche. Am Freitag war davon keine Rede, mehr zu den höchst umstrittenen Plänen lest Ihr hier bei Mainz&. Gegen das Verschwinden der heutigen Schiffsliegeplätze an der Nordmole wiederum klagt aktuell ein Binnenschiffer, mehr dazu lest Ihr hier. Die Entgegnung der Zollhafen GmbH dazu mit weiteren Details in Sachen Ufergestaltung und interessanten Ausführungen in Sachen Schallschutz findet Ihr hier bei Mainz&. Offiziell eingeweiht werden soll das neue Rheinufer auf der Südmole bei einem großen Bürgerfest am 21. September 2019.