Wer am Mittwoch spät noch vor der Tür war, merkte es deutlich an den heftigen Windböen: Da ist Sturm in Anmarsch. Gleich zwei Orkantiefs ziehen derzeit von Westen auf, schon in der Nacht zum Donnerstag wird es richtig brenzlig, warnen die Meteorologen von Wetter Online. Sturmtief Ylenia bringe Stürme mit Gewittern und schweren Sturmböen von mehr als 100 Kilometern pro Stunde, am Freitag dann folgt mit „Zeynep“ Teil zwei des Orkanduos. Die Wettermänner warnen vor herabfallenden Ästen und umstürzenden Bäumen, Eltern in Rheinland-Pfalz und Hessen dürfen in den beiden nächsten Tagen frei entscheiden, ob sie ihre Kinder in die Schule schicken – die Sicherheit gehe vor, hieß es aus den Bildungsministerien rechts und links des Rheins am Mittwoch.
Die Warnungen der Wetterleute sind eindeutig: Am Donnerstag und am Freitag wird es im Freien in Deutschland gefährlich. Gleich zwei Orkantiefs nacheinander bringen dem Land heftige Sturmböen, die durchaus auch Orkanstärke erreichen können. Es müsse mit umgestürzten Bäumen und Einschränkungen im Verkehr gerechnet werden, warnen die Meteorologen, selbst vereinzelte Tornados seien möglich. Los geht es bereits ab dem späten Mittwochabend, gerade jetzt rauscht von Westen Orkantief Ylenia heran. Es drohe „ein schwerer Sturm mit Gewittern und schweren Sturmböen über 100 Kilometer pro Stunde“, warnt Björn Goldhausen, Pressesprecher und Meteorologe von WetterOnline.
„Mit Durchzug einer Kaltfront kann besonders in der Nordhälfte des Landes in Schauern und Gewittern der Wind aus der Höhe bis zum Erdboden durchgedrückt werden“, erklärt Goldhausen weiter: „Das könnte Orkanböen von Tempo 120 zur Folge haben.“ Aber auch weiter im Süden, etwa in Mainz und dem Rhein-Main-Gebiet, sagen die Wetterexperten Sturm mit Böen von 70 bis 100 Kilometern pro Stunde voraus – auf den Bergen drohen sogar Orkanböen von 120 bis 150 Kilometern pro Stunde. Am Donnerstagmorgen könne es so bereits zu Behinderungen im Straßen- und Schienenverkehr kommen, in der Nacht wurden bereits auf hohen Autobahnbrücken Geschwindigkeitsbegrenzungen verhängt.
„Mit einer stürmischen Nacht ist der Spuk aber nicht vorbei“, betont Goldhausen weiter: „Am Donnerstag selbst ist es noch verbreitet mit Windspitzen von 70 bis 100 Kilometer pro Stunde sehr stürmisch, an der Nordsee droht Sturmflutgefahr.“ Die Böen reichten aus, Bäume umstürzen zu lassen, zudem könnten größere Äste herunterfallen und schwere Verletzungen verursachen. „Auch Gegenstände und Dachziegel fliegen dabei leicht durch die Luft“, Baugerüste und Wälder sollten gemieden werden“, betont der Meteorologe.
Die Stadt Wiesbaden etwa rät deshalb dringend von Spaziergängen oder Besuchen im Stadtwald sowie in Parks, Grünanlagen, Friedhöfen und dem Bestattungswald „Terra Levis“ ab. Auch in Straßenzügen mit Stadtbäumen sei besondere Vorsicht geboten. „Um Schäden zu vermeiden, wird empfohlen, Möbelstücke und sonstige Gegenstände im Freien, wie zum Beispiel auf Balkonen, Terrassen oder in Gärten, zu sichern“, rät die Stadt weiter – in Mainz holte so mancher am Mittwochabend vorsorglich seine Fastnachtsfahne wieder ins Haus.
Ab Donnerstagnachmittag gebe es aus Südwesten kommend zunächst eine Verschnaufpause, in der Nacht zum Freitag könne es zum Teil sogar fast windstill werden, sagt Goldhausen weiter – das sei aber buchstäblich nur „die Ruhe vor dem nächsten Sturm.“ Denn schon am Freitag rückt Orkantief Nummer zwei an: „Ylenia übergibt dann das Staffelholz an Orkan Zeynep“, der nachmittags von Westen her anrücke. „Dieser Sturm wird kurz, aber heftig“, warnt der Meteorologe. Die genaue Zugbahn von Ylenia sei zwar noch unsicher, bei Variante 1 werde das Sturmfeld mit Orkanböen hauptsächlich den Nordwesten und Norden streifen, bei Variante 2 werde das Sturmfeld aber weite Teile des Landes treffen.
Klar ist indes: Es wird auf jeden Fall „sehr stürmisch“, in Nordrhein-Westfalen fällt deshalb am Donnerstag die Schule komplett aus. „Das nahende Unwetterereignis ist eine ernste Gefahr insbesondere für den Schulweg für die Schülerinnen und Schüler“, sagte BildungsministerinYvonne Gebauer (FDP) am Mittwoch: „Daher wird in den nordrhein-westfälischen Schulen morgen kein Unterricht stattfinden, die Schulen sind grundsätzlich geschlossen.“ Nach dem Sturm „Friederike“ im Jahr 2018 habe die Landesregierung ein Konzept für solche Gefahrenlagen erarbeitet. Mit dem neuen Unwettererlass für die Schulen seien nun solche landesweiten Entscheidungen aufgrund von extremen Wetterereignissen möglich, das wende man nun an.
In Rheinland-Pfalz und Hessen heißt es von Seiten der Bildungsminister: Die Eltern könnten selbst entscheiden, ob sie ihre Kinder in die Schule schickten oder nicht. „Bei extremen Witterungsverhältnissen entscheiden grundsätzlich die Erziehungsberechtigten am Morgen, ob der Schulweg für ihre Kinder zumutbar ist“, teilte Bildungsministerin Stefanie Hubig (SPD) in Mainz mit. Volljährige Schüler könnten dies selbst entscheiden, die Schule müsse aber in jedem Fall benachrichtigt werden. „Die Sicherheit geht immer vor, deshalb sollten Eltern sich ständig über die aktuellen Straßen- und Witterungsverhältnisse erkundigen und dann abwägend entscheiden“, betonte die Ministerin.
Dazu können in Rheinland-Pfalz und Hessen aber auch die Schulen eigenständig entscheiden, „ob es zur Gefahrenabwehr nötig ist, den Unterricht witterungsbedingt nicht stattfinden zu lassen“, heißt es von beiden Seiten des Rheins weiter. Von den Wetterdiensten hieß es am Mittwochabend, die ersten Sturmböen hätten bereits NRW erreicht. Insgesamt aber, betonte Goldhausen noch, werde vor allem Ylenia zwar „durchaus ein heftiger Wintersturm“, an die Wucht der mächtigen und verheerenden Orkane Lothar, Kyrill oder zuletzt Niklas werde das Orkanduo aber wohl nicht heranreichen.
Info& auf Mainz&: Bitte nehmt die Warnungen ernst, passt auf Euch auf, und behaltet die Wetterlage im Auge – einen guten Liveticker gibt es zum Beispiel hier bei Kachelmanwetter im Internet. Im Übrigen warnen aber natürlich auch die gängigen Wetterapps auf dem Handy vor lokalen Gefahren.