Otto, unbekannt? Nicht wirklich, den kleinen Komiker mit dem großen Grinsen kennt natürlich jeder in Deutschland, auch am Montag bei der Vorstellung seiner Ausstellung in Mainz war das so. Und doch streifte da ein Unbekannter durch seine Ausstellung, staunte über alte Bilder und Erinnerungsstücke, fachsimpelte über Ölmalerei und Acrylfarben, und sinnierte ganz leise über Ereignisse seines Lebens. Otto Waalke ist nicht nur Komiker – er ist auch Musiker, Maler und ernsthafter Künstler. Eine Begegnung zwischen lauter Ottifanten.

Otto liebt Ottifant mit offenen Augen
Otto und Ottifant, die große Liebe – Foto: gik

„Millionenfach“, sagt Otto Waalkes auf die Frage, wie oft er schon Ottifanten gezeichnet und gemalt habe. Das blaue Rüsseltier ist Ottos ureigenste Erfindung, entstanden aus dem Versuch eines Selbstporträts wie er sagt: „Die Nase wurde immer länger…“ Längst ist der Ottifant eine Kunstgattung an sich – und nun findet er auch noch Eingang in die hohe Schule. „Der Ottifant ist in der abendländischen Kunst zu kurz gekommen“, doziert Otto ganz ernst.

Und so hat er den Ottifanten als Mona Lisa gemalt, als Turm der blauen Ottifanten à la Picasso, als Spielobjekt von zwei Frauen auf Tahiti nach Paul Gauguin. „Ich versuche, die Stile alter Maler zu übernehmen“, sagt Otto, und dann fachsimpelt Otto, der Maler, über die Acrylmalerei, schwärmt vom sanften Pinselstrich der Ölmalerei und verrät, dass er seine Leinwände mit Tee als Grundierung tränkt – ganz der Ostfriese.

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Otto Waalkes, geboren 1948 im ostfriesischen Emden, hat tatsächlich einmal Kunst studiert, von 1970 an, an der Hochschule für Bildende Künste in Hamburg. Alle Scheine habe er gemacht, verriet Waalkes Mainz& exklusiv, doch den Abschluss, den machte er dann doch nicht.

Paul Gauguin mit Ottifant
Paul Gauguin à la Otto – mit Ottifant – Foto: gik

Dazwischen kam dem Komiker die Fernsehkarriere: 1973 hatte Otto bereits seine erste Show im Fernsehen, dem WDR damals. Von da an war „der Blödelbarde“ von der Mattscheibe nicht mehr wegzudenken: Show reihte sich an Show, bis in die 1980er Jahre hinein. Bereits 1976 gibt’s dafür den Zuschauerpreis Bambi, 1984 sogar den Grimme-Preis in Silber für die Show „Hilfe OTTO kommt“.

„Otto kommt nach Mainz“ ist der Titel einer höchst ungewöhnlichen Ausstellung, die gleich hinter dem Hauptbahnhof im Alten Postlager zu sehen ist. Rechts geht es zur Ausstellung „Körperwelten“, links zu Otto – viel größer können die Kontraste nicht sein… Im linken Teil wird zum ersten Mal überhaupt ein Querschnitt des gesamten Lebenswerks von Otto Waalkes präsentiert: Zeichnungen, Zeitungstitel, Bühnensets für seine Band, Reminiszenzen an seine Filme.

Da steht etwa das Cabrio aus dem Film „Otto, der Außerfriesische“ vor einer Deichkulisse. „Damit bin ich durch Schafe gefahren“, erinnert sich Otto, und setzt sich für die Fotografen gerne hinein, eine Gitarre im Arm natürlich. Und auf Knopfdruck ist es da: das typische Otto-Grinsen, die aufgerissenen Augen, das breite kindliche Strahlen.

Otto mit Gitarre im Auto
Otto in seinem alten Cabrio mit Deichkulisse und Gitarre – Foto: gik

Otto, der Komiker, so kennen und lieben ihn Millionen von Fernsehzuschauern. Doch nebenbei ist Otto immer auch Musiker gewesen, seine Schallplatten verkaufen sich millionenfach. 1995 spielt er sogar bei Rock am Ring und bei Rock im Park in Nürnberg vor 120.000 Zuschauern. Mit Freund Udo Lindenberg tritt er 1989 zusammen beim Konzert anlässlich des Mauerfalls in Berlin auf.

1986 beginnt eine neue Ära, die der Filme. „Otto – der Film“ wird ein Megaerfolg und gebiert mehrere Kinder, 2004 landet Waalkes mit „7 Zwerge – Männer allein im Wald“ erneut einen Kracher. Der typische Otto-Humor, er wird hier mit einer liebevoll umgestrickten Schneewittchen-Handlung abgefedert. Und natürlich darf Syd, das Faultier aus dem Film „Ice Age“ nicht fehlen, dem Otto seine so unverwechselbar lispelnde Stimme gab. Synchronsprecher in aller Welt wollen seither von Otto lernen, berichtet der Kurator der Ausstellung, Dirk Greuer, Mainz&.

Otto mit Palette in Maleratelier
Otto, der Maler – Foto: gik

Greuer ist fasziniert von dem Phänomen Otto, daraus macht der Kurator, der auch die Rizzi-Ausstellung vergangenes Jahr in Mainz gestaltete, keinen Hehl. „Otto ist ein liebenswerter Mensch, dazu unheimlich begabt“, schwärmt Greuer. Im normalen Leben sei er „bodenständig und liebenswert“ geblieben, auf der Bühne „gibt er dafür umso mehr Gas. „Da entfalte sich dann „eine große Lebendigkeit, unglaublich viel Kraft“, sagt Greuer: „Wir haben hier ein Multitalent.“

Und, sagt Greuer, er habe „selten so viel Spaß gehabt“ bei der Arbeit wie mit Otto – und damit meine er keine Blödeleien. Gespräche mit Otto, dem Menschen hätten viel Tiefe, kunstgeschichtlich sei Otto sehr bewandert. In der Ausstellung mit ihren rund 300 Stücken sind denn auch alle möglichen Facetten zu sehen: Bühnenausstattungen von Otto und seiner Band, Zeichnungen Ottos, Preise des TV-Stars – und eben die Gemälde. Viele werden zum ersten Mal ausgestellt, rund 20 Privatsammler machten es möglich. „Hier bekommt man wirklich Otto und sein Leben zu sehen“, sagt Greuer.

„Ich bin selbst noch völlig überwältigt“, sagt Otto, der kleine Mann mit der Baseballkappe und den schütteren gelben Haaren spricht unglaublich leise. Otto, der Künstler, ist nicht laut, sondern „echt gerührt und sehr beeindruckt“ von der Ausstellung und davon, „dass die Mainzer es geschafft haben, mich herzuholen.“ Er erlebe Mainz nun jetzt schon seit ein paar Tagen – im ZDF wird gerade die Show zu Ehren des 50-jährigen Bühnenjubiläums von Otto produziert.

Otto mit Fastnachts-Ottifant nah
Otto und der Fastnachts-Ottifant – Foto: gik

„Mainz ist phantastisch“, schwärmt Otto, und dass er noch nie bei einer Fastnacht war, sich gar nicht traue: „Ich habe Schwierigkeiten mit dem Mainzer Dialekt“, bekennt Otto. Stattdessen hat er eigens einen Ottifanten mit Narrenkappe gemalt, der einem Schild Richtung Mainz folgt. Warum er seine erste Ausstellung, eine Weltpremiere, ausgerechnet in Mainz stattfinden lässt?“ „Wenn du es in Mainz schaffst, dann schaffst du es überall“, habe ihm jemand gesagt, sagt Otto. Klar doch 😉

Tatsächlich setzt die Otto-Ausstellung die Tradition der großen Sommerausstellungen in Mainz fort. Jörg Immendorff war 2013, 2014 die Rizzi-Ausstellung, zu der laut Citymarketing-Chef August Moderer mehr als 50.000 Besucher in vier Wochen kamen. „Diese Veranstaltungen haben auch eine enorme wirtschaftliche Bedeutung“, sekundierte der Mainzer Wirtschaftsdezernent Christopher Sitte (FDP), schließlich lasse jeder Ausstellungsbesucher im Schnitt 40,- Euro in der Stadt. 2014 habe das immerhin eine Rentabilität von 1,2 Millionen Euro ausgemacht.

Otto macht Männchen vor Marilyn Monroe NEU
Mätzchen vor Marilyn – Otto, der Komiker – Foto: gik

Auch Otto soll wieder Gäste nach Mainz locken, zumal die Ausstellung nicht nur eine Weltpremiere ist, sondern auch erst einmal einzigartig: Die Show werde nicht auf Tournee gehen, sagte Kurator Greuer, auch wenn es schon einiges an Anfragen gebe. Otto schneidet derweil Grimassen für die Fotografen, posierte geduldig vor jedem Bild und jedem Ottifanten. Vor dem Bild der Marilyn Monroe, der kleine Ottifanten unter den Rock pusten, gibt es dann auch den typischen Otto-Walk: Hände und Knie hochgezogen, die typische Grimasse dazu – wie auf Knopfdruck.

Doch als die Fotografen längst weg sind, steht Waalkes noch immer sinnierend vor seinen Bildern, diskutiert über das Sujet hier, die Pinselstriche dort. „Kann man das so machen?“, fragt Waalkes Greuer. „Meine Bilder werden ja immer sofort verkauft“, verrät Otto der Mainz&-Chefin, und verrät auf die Frage, wie man zu seinem persönlichen Ottifanten kommt: „Dann ruft man mich an, und dann mache ich das.“ – „Ich bin ja so käuflich“, schiebt Otto noch hinterher, und erzählt, dass er sich schon mal ein, zwei Tage in sein eigenes Atelier in seinem Haus verzieht – und dann loslegt. Da steht ein sehr selbstkritischer Perfektionist, der seine eigenen Gemälde wieder entdeckt, fast Vergessenes studiert. Otto, der Komiker – er ist nur eine von vielen Seiten eines Mulitalents.

Info& auf Mainz&: „Otto Waalkes – die Ausstellung“ ist bis zum 30. August im Alten Postlager in mainz zu sehen. Öffnungszeiten: Montag bis Mittwoch & Freitag 11:00 bis 19:00 Uhr, Donnerstag 11:00 bis 20:00 Uhr, Samstag und Sonntag 10:00 bis 18:00 Uhr. Eintritt: Ertwachsene 9,50 Euro, Kinder (7-18 Jahre) 4,50 Euro, es gibt Ermäßigungen, Gruppen- und Familienkarten. Kinder bis 6 Jahre haben freien Eintrtt. Alle Infos unter otto-mainz.de.

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