Hiobsbotschaft für Fastnacht und Veranstaltungen in Mainz: Die Mainzer Rheingoldhalle wird nicht, wie geplant, zum Jahresende 2020 fertig, die Sanierungsarbeiten werden sich weiter verzögern. Das teilte die Rheingoldhallen GmbH am Dienstag auf Mainz&-Anfrage mit. Der Grund: Das Parkett des Großen Saals ist durch die Löscharbeiten beim Brand der Rheingoldhalle im Mai 2019 doch so stark beschädigt worden, dass es komplett erneuert werden muss. Für die Fastnachter, allen voran den Mainzer Carnevals-Verein (MCV), ist das ein Riesenproblem: „Uns fehlen dadurch rund 100.000 Euro für die Straßenfastnacht“, sagte MCV-Präsident Reinhard Urban gegenüber Mainz&. Kritik kam auch von IHK und CDU-Opposition.
Der durch Schweißarbeiten ausgelöste Brand der Mainzer Rheingoldhalle hat im Mai 2019 den Großen Saal doch mehr in Mitleidenschaft gezogen, als zunächst gedacht: Tonnenweise Löschwasser und vor allem auch Löschschaum, den die Feuerwehr gegen den im Dachgestühl schwelenden Brand einsetzen musste, durchtränkten die gesamte Wandkonstruktion im Innenbereich entlang der Vorderseite der Halle. Schon kurz nach nach dem Brand, im Juli 2019, stellte die Rheingoldhallen GmbH fest, dass Wände und Decken erneuert werden müssen. Auch das Parkett sei zumindest in Teilen durch Wasser beschädigt, hieß es damals – wie stark, das könne man aber nicht sagen, weil der Boden der Halle durch ein großes Baugerüst verdeckt sei.
Nun hat man offenbar unter das Gerüst geschaut, das Ergebnis: eine Katastrophe. Das alte Parkett, das eigentlich erhalten werden sollte, ist nicht mehr zu retten. Nach intensiver Begutachtung in den vergangenen Tagen habe man leider feststellen müssen, „dass Parkett und Estrich im Großen Saal der Rheingoldhalle durch den Wasserschaden so stark beschädigt sind, dass ein kompletter Austausch erforderlich ist“, sagte Geschäftsführer Martin Dörnemann. Das werde dazu führen, dass der Große Saal nicht rechtzeitig zum 31. Dezember 2020 fertiggestellt werden könne, sondern sich bis Anfang 2021 verzögere. „Nach derzeitigem Stand muss das Parkett Ende des Jahres komplett ausgetauscht werden, mit der entsprechenden Verlegungs- und Trocknungsphase wird der Große Saal somit auch nicht in der Fastnachtskampagne 2021 zur Verfügung stehen können“, sagte Dörnemann weiter.
„Die Rheingoldhallen GmbH & Co. KG bedauert dies zutiefst“, betonte Dörnemann weiter, man weise aber auch darauf hin, „dass der optimistische Zeitplan, bis Ende 2020 mit der Sanierung fertig zu werden, stets unter dem Vorbehalt stand, dass nur Teile des Parketts repariert werden müssen und dass die Baumaßnahmen ohne Unterbrechungen durchgeführt werden können.“ Das Ausmaß der Schäden habe aber erst in den vergangenen Tagen eruiert werden können. Gleichzeitig betonte Dörnemann, an dem „ehrgeizigen Zeitplan wird sich nichts ändern.“ Nahezu alle anderen Arbeiten müssten nämlich trotzdem bis 31. Dezember 2020 abgeschlossen sein, das hänge mit den Fördermitteln aus dem Kommunalen Investitionsprogramm 3.0 zusammen, die sich auf die energetische Sanierung der Rheingoldhalle beziehen. Diese Arbeiten müssten in jedem Fall bis 31.12.2020 abgeschlossen sein.
„Somit ist der zeitliche Druck auf der Baustelle Rheingoldhalle nach wie vor gegeben“, betonte Dörnemann. Die Verantwortlichen würden in den kommenden Tagen intensive Gespräche mit allen beteiligten Institutionen führen, um das weitere Vorgehen und die notwendigen Konsequenzen, die sich daraus ergeben, gemeinsam abzustimmen. Eine Konsequenz ist damit aber jetzt schon klar: Für die Messen, Konzerte und eben auch für die Fastnachtskampagne 2021 steht der Große Saal erneut nicht zur Verfügung. Für die Fastnachtsvereine ist das eine Hiobsbotschaft: „Das ist ein echtes Problem“, sagte MCV-Präsident Urban geschockt, „uns tut das richtig weh.“
Der MCV verdiene das Geld ja nicht für die eigene Kasse, betonte Urban: „Alles, was wir einnehmen, stecken wir in die Straßenfastnacht, alles, was wir nicht erwirtschaften, fehlt in der Straßenfastnacht.“ Damit stehe der MCV nun vor dem großen Problem, erneut erhebliche Einnahmeausfälle kompensieren zu müssen. „Uns fehlen schon in diesem Jahr rund 100.000 Euro, wir machen derzeit nur 60 Prozent unseres normalen Umsatzes“, sagte Urban, „das müssen wir ausgleichen, durch was auch immer.“ 2021 sei dann das dritte Jahr hintereinander, in dem die Rheingoldhalle und das durch den Großen Saal erwirtschaftete Geld fehle, „und wir haben 2021 eine Kurzkampagne“, seufzte Urban. Der MCV war 2018 in erhebliche Finanzturbulenzen geraten und kämpft seitdem mit der Bewältigung eines dicken Minus. Bislang stemmt der MCV die Ausrichtung der Mainzer Straßenfastnacht mit Rosenmontagszug und großen Partys auf dem Schillerplatz und der LU komplett alleine.
Kritik am Baustellenmanagement der Rheingoldhalle kam aber auch von der Industrie- und Handelskammer (IHK) Rheinhessen: Die erneute Verzögerung sei „eine niederschmetternde Nachricht für den Kongress- und Tagungsstandort Mainz“, sagte IHK-Hauptgeschäftsführer Günter Jertz, und kritisierte: Es liege „die Vermutung nahe“, dass den Renovierungsarbeiten nach dem Brand in der Halle im Mai 2019 nicht die nötige Priorität eingeräumt worden sei. „Angesichts der wirtschaftlichen Bedeutung des Saals für die Landeshauptstadt hätten wir uns gewünscht, dass mehr Druck aufgebaut worden wäre“, sagte Jertz. Der Rheingoldhalle drohen ohnehin Schwierigkeiten, weil sie und die benachbarte Rathaus-Tiefgarage mitten in der kommenden Dieselfahrverbotszone auf der Rheinachse in Mainz liegen.
IHK-Präsident Engelbert Günster kritisierte denn auch, die Wertschöpfung durch Kongresse und Tagungen spiele im neuen Koalitionsvertrag der Ampel-Fraktionen eine viel zu geringe Rolle: „Immerhin wurden 2018 mit 300 Veranstaltungen rund 40 Millionen Euro Bruttoumsatz erzielt“, betonte Günster, Mainz rangiere eigentlich auf Platz acht der deutschen Kongressdestinationen. „Es wäre aus Sicht der städtischen Wirtschaftsförderung mehr als wünschenswert, dass Mainz diese Top-Platzierung nach Wiederherstellung der Rheingoldhalle erneut belegen kann“, mahnte Günster. Jertz appellierte nun an die Verantwortlichen, eine Task-Force zu bilden mit dem Ziel, mögliche Alternativen zur geplanten Bodenverlegung zu prüfen oder nach Wegen zu suchen, die Parkettverlegung zu beschleunigen.
Von einem „Desaster“ sprach auch die Mainzer CDU-Chefin Sabine Flegel: „Die Hiobsbotschaften für die Mainzplus Citymarketing scheinen nicht abzureißen“, kritisierte sie. Erst sei unklar gewesen, ob die Wiedereröffnung 2021 funktionieren werde, dann sei auch noch das Fahrverbot auf der Rheinallee und der Rheinstraße beschlossen worden. „Wie sollen die Verantwortlichen der Mainzplus ihre Arbeit machen, wenn sie den Menschen keine zuverlässigen Auskünfte über den Zeitpunkt der Wiedereröffnung geben können?“, kritisierte Flegel. In der Zwischenzeit könnten die im Gutenberg-Saal stattfindenden Kongresse nicht vernünftig tagen, weil sie durch Baulärm gestört würden.
Tatsächlich räumte Dörnemann ein: „Leider wird auch weiterhin bis zur Fertigstellung der Sanierungsmaßnahmen in der Rheingoldhalle mit Baulärm zu rechnen sein.“ Man habe aber „im Vorhinein alle Beteiligten darauf hingewiesen, dass es im Zuge der Sanierungsmaßnahmen auch zu beträchtlichem Baulärm kommen wird, der die Veranstaltungen im Gutenbergsaal beeinträchtigen wird“, sagte Dörnemann weiter, auch das sei „sehr bedauerlich.“
Flegel kritisierte hingegen es würden „Absprachen nicht eingehalten, es stehen erste Regressforderungen seitens der Veranstalter im Gutenberg-Saal im Raum – so macht man eine städtische Gesellschaft kaputt.“ Bürgermeister Günter Beck (Grüne), der auch Aufsichtsratschef der Mainzer Aufbaugesellschaft mbH ist, die die Bauleitung inne hat, warf sie vor „abzutauchen“: Beck wolle zwar gerne mit Veranstaltungsräumlichkeiten im Scheinwerferlicht stehen, „jedoch bekomme er nicht einmal die Öffnung der Bürgerhäuser geregelt“, schimpfte Flegel. Bei den Bauarbeiten an der Rheingoldhalle „taucht er als Aufsichtsratsvorsitzender völlig ab und weiß angeblich nichts von den Verstößen.“ So sehe kein verantwortungsvolles Handeln aus. „Das drohende Desaster muss die Verantwortlichen der Stadt Mainz endlich wachrütteln“, betont Flegel.
Info& auf Mainz&: Mehr zum Brand in der Rheingoldhalle und zu den dadurch verursachten Schäden könnt Ihr hier auf Mainz& nachlesen. Mainz& hatte am Dienstag versucht, Bürgermeister Beck zu erreichen, um eine Stellungnahme von ihm zu den Verzögerungen der Arbeiten an der Rheingoldhalle zu bekommen – vergeblich. Es kam keinerlei Antwort.
Journalismus& auf Mainz&: Unter diesem Label werden wir künftig immer mal wieder Arbeitsweisen des Journalismus erklären, weil wir festgestellt haben, dass viele darüber einfach sehr wenig wissen (wie auch…). In diesem Fall geht es um die Frage: Warum steht da im ersten Absatz „auf Mainz&-Anfrage“ – wenn die Info doch schon in der Welt war? Nun, das hängt damit zusammen, dass wir hier bei Mainz& sehr sauber und nach strengen journalistischen Kriterien arbeiten.
Prinzip 1: Wir schreiben nie bei anderen Medien ab, denn auch andere Kollegen können sich irren oder Falschinfos aufsitzen – das ist ein Prinzip des seriösen Journalismus. 2. Wenn wir Informationen aus anderen Medien verwenden, kennzeichnen wir das, etwa mit Formulierungen wie „schreibt Medium XY“. 3. Über den Parkettschaden in der Rheingoldhalle wurde NICHT – wie eigentlich üblich – per Pressemitteilung informiert. Stattdessen gab die Rheingoldhallen GmbH nur auf Anfrage ein Statement von Martin Dörnemann heraus – gnädigerweise, sozusagen.
Das entspricht nicht üblicher Gepflogenheiten, denn bei einem Vorfall, der so eine Reichweite und Konsequenz hat, wäre eine Information an ALLE Presseorgane eigentlich zwingend gewesen. Weder Dörnemann noch Bürgermeister Beck noch sonst jemand der Verantwortlichen war persönlich zu sprechen und damit für Nachfragen erreichbar. 4. Weil unsere Informationen also „auf Nachfrage“ zu uns kamen, steht dort die Formulierung „auf Mainz&-Anfrage“ – das bedeutet schlicht: Wir haben angefragt, dann kam die Information – das ist im Nachrichtengeschäft (etwa bei Nachrichtenagenturen) die übliche Formulierung.