Große Freude in Rheinhessen: Peter Hinkel vom Weingut Dr. Hinkel in Framersheim ist Jungwinzer des Jahres 2023. Die Deutsche Landwirtschaftskammer zeichnete in diesem Jahr den 27 Jahre alten Weinbau-Oenologen mit dem begehrten Nachwuchspreis der Weinbauszene aus – Mainz& traf Peter Hinkel im Frühjahr auf der ProWein: Dort präsentierte er seinen innovativen „Dri.Ver“. Auf Platz zwei kam eine ehemalige Deutsche Weinkönigin: Josefine Schlumberger aus Baden macht inzwischen selbst ausgezeichnete Weine. Platz drei ging an Bastian Schwaab in der Pfalz.

Jungwinzer des Jahres 2023: Peter Hinkel vom Weingut Dr. Hinkel in Framersheim bei Alzey. - Foto: Sven Hasselbach /DLG
Jungwinzer des Jahres 2023: Peter Hinkel vom Weingut Dr. Hinkel in Framersheim bei Alzey. – Foto: Sven Hasselbach /DLG

Die Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft e.V. (DLG) wurde bereits 1885 gegründet, bis heute sorgt sie für die Qualität in der Landwirtschaft. Im Bereich Weinbau ist das vor allem der Wettbewerb der Bundesweinprämierung, der breiteste Qualitätsweinprüfungs-Wettbewerb in Deutschland, bei der goldene, silberne und bronzene Qualitätssiegel vergeben werden. Hier stellen jedes Jahr Tausende deutscher Winzer ihre Weine zur Qualitätsprüfung an, wer sich bei der jeweiligen Gebietsweinprämierung besonders auszeichnet, qualifiziert sich für die Teilnahme an der Bundesweinprämierung.

Doch seit einigen Jahren vergibt die ehrwürdige DLG auch einen der begehrtesten und zukunftsweisenden Preise der Weinbranche: den Preis für den Jungwinzer oder die Jungwinzerin des Jahres. Jedes Jahr bewerben sich dafür die besten Talente des Winzer-Nachwuchses, in insgesamt drei Runden müssen die jungen Talente im DLG-Wettbewerb ihr Wissen und Können unter Beweis stellen. Geprüft werden dabei im Rahmen der Qualifikationsrunden das Fachwissen in den Bereichen Oenologie, Wein-Sensorik und internationale Weinwirtschaft. Eine Fachjury wählt dann schließlich aus den besten deutschen Weintalenten die Sieger aus.

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Peter Hinkel aus Rheinhessen: Jungwinzer des Jahres 2023

Und Platz 1 geht in diesem Jahr nach Rheinhessen: Peter Hinkel, Juniorchef im traditionsreichen Weingut Dr. Hinkel in Framersheim bei Alzey darf sich über den begehrten Titel freuen. Der 27-jährige leitet inzwischen in 18. Generation das elterliche Weingut, seinen Master in Weinbau, Önologie & Weinwirtschaft an der Hochschule Geisenheim und der Universität für Bodenkultur in Wien bestand er mit Auszeichnung.

Peter Hinkel im März 2023 auf der ProWein mit seiner Eigenkreation, dem "Dri.Ver". - Foto: gik
Peter Hinkel im März 2023 auf der ProWein mit seiner Eigenkreation, dem „Dri.Ver“. – Foto: gik

Den Preis als bester Jungwinzer Deutschlands erhält er aber vor allem für seine Leidenschaft und seine neuen Ansätze: „Alle Weine werden auch künftig vegan erzeugt, denn die innovative, umweltschonende, nachhaltige Weinerzeugung, die sein Vater vor gut 20 Jahren einführte, will er aus Überzeugung fortsetzen“, heißt es von Seiten der DLG. Im Weingut Dr. Hinkel wird sich das vor allem an seiner eigenen Weinlinie sichtbar: Unter dem Label „Signature by Peter“ setzt Hinkel da auf „ausdrucksstarke und individuelle“ Weine, die Klassiker modern interpretiert und auf kreative Neuschöpfungen setzt.

Mainz& traf Peter Hinkel im März auf der großen Weinmesse ProWein, da präsentierte der Jungwinzer unter anderem seinen „Dri.Ver“: Einen alkoholfreien Wein der außergewöhnlichen Sorte. Denn diese alkoholfreie Kreation schmeckt Dank der Zugabe von Verjus, dem Saft unreifer Trauben, zu dem entalkoholisierten Wein besonders lebendig und frisch. Es war ein wahres Forschungsergebnis: Peter Hinkel hatte in seiner Master Arbeit die Verwendung von Verjus thematisiert, und damit gleich auch den Grundstein für diese neue Art eines alkoholfreien Getränks gelegt. Der Name „Dri.Ver“ spielt damit sowohl mit den Wörter „Dry“ und „Verjus“, als auch mit der Assoziation „Driver“ – ein Wein für Autofahrer.

Platz 2: Josefine Schlumberger, Ex-Weinkönigin

„Unsere Weine sind für mich Ausdruck meiner Persönlichkeit und meiner Heimat“, sagte Peter Hinkel zu seiner Weinphilosophie: „Ich möchte Weine mit Struktur und Konzept ins Glas bringen. Weine, die eine Aussage haben, ein Statement setzen. Dabei habe ich keine Angst, Bestehendes auch mal kritisch zu hinterfragen. Ich sehe in jeder Neuinterpretation eine Chance zur Innovation.“ Im Einklang mit der Natur entstünden so Weine, die Terroir mit Kreativität auf eine elegante Art und Weise miteinander verbinden. „Ich freue mich jetzt schon auf die spannenden Geschichten, die meine Weine jetzt und in der Zukunft erzählen werden“, sagte Hinkel.

Josefine Schlumberger als Deutsche Weinkönigin 2015-2016. - Foto: DWI
Josefine Schlumberger als Deutsche Weinkönigin 2015-2016. – Foto: DWI

Auf Platz zwei beim „Jungwinzer des Jahres“ kam wiederum eine Frau, die in der Weinbranche bestens bekannt ist – allerdings eher im Bereich Marketing: Josefine Schlumberger war 2015-2016 Deutsche Weinkönigin, und schon damals eine Art Revoluzzerin im Amt. Die Badenerin brachte viel frischen Wind in das altehrwürdige Amt, und war wohl die erste, die sich mit Lederjacke und Weinflasche auf der Schulter portraitieren ließ – gerade für junge Leute war das ein echter Hingucker.

Doch seither ist viel passiert: Nach einem Weinbau und Oenologie Studium in Geisenheim sowie Praktika am Bodensee, in der Schweiz, Australien und Österreich ist Schlumberger 2020 voll ins Familienweingut in Sulzburg-Laufen im Markgräflerland eingestiegen. Heute lautet der Ehrgeiz der 29-Jährigen: nicht mehr nur für großartige Weine werben, sondern sie selbst produzieren. „Insbesondere im Keller setzt sie neue Akzente, ohne alles umzukrempeln“, lobte die Jury nun: „Dabei liegt ihr Fokus auf den traditionellen Burgundersorten und dem regional typischen Gutedel.“ Schlumberger hinterfrage Prozesse und richte den Betrieb Schritt für Schritt noch nachhaltiger aus – dafür gab es den Vize-Preis.

Platz 3 an Bastian Schwaab aus Kirrweiler in der Pfalz

„Ich möchte charakterstarke Weine produzieren, die Spaß machen und manchmal auch überraschen“, beschreibt Josefine Schlumberger selbst ihre Weinphilosophie. Dafür setze sie im Weinberg auf viel Qualitätsarbeit und Handarbeit, im Keller gehe es darum, so wenig wie möglich korrigierend einzugreifen und den Weinen viel Zeit und Vertrauen zu schenken. „Ich liebe Weine, die gradlinig, trocken und manchmal etwas ungewöhnlich sind, aber viel Trinkfluss haben“, sagte Schlumberger weiter: „Deshalb versuche ich, genau solche Weine zu produzieren. Die Auszeichnung mit dem zweiten Platz bedeutet mir viel, weil sie meine Arbeit als Winzerin lobt und bestätigt.“

Josefine Schlumberger heute als Winzerin. Foto: Sabine Steffens/ DLG
Josefine Schlumberger heute als Winzerin. Foto: Sabine Steffens/ DLG

Platz 3 beim Jungwinzer des Jahres ging an Bastian Schwaab vom Weingut Markus Schwaab aus Kirrweiler in der Pfalz. Schwaab machte seine Ausbildung unter anderem bei so renommierten Weingütern wie Karl Pfaffmann und Rebholz sowie dem Weingut Philipp Kuhn. Weitere Erfahrungen sammelte der staatlich geprüfte Weinbautechniker in renommierten Lagen im Burgund, der Wachau und rund um Deidesheim. Bereits 2016 übergab sein Vater ihm einen eigenen Weinberg, der mit alten Rieslingreben bestockt ist, aus welchem er bereits mit 17 Jahren seinen ersten Riesling abfüllte.

„Das Familienweingut liegt geographisch am Fuße der höchsten Erhebung der Pfalz, dem Kalmit. Hier kommt ein extrem vielschichtiges Terroir zum Vorschein, welches sich der 24-jährige auf vielfältige Art und Weise zu Nutzen macht“, lobte die Jury weiter: „Skelettreiche Buntsandsteinböden, schwere Lehmböden, Muschelkalk und Löss bieten eine hervorragende Spielwiese für den Ausbau unterschiedlicher Rebsorten. Dieses Terroir kommt in Bastian Schwaabs Weinen stark zum Ausdruck. Sein Fokus liegt auf den Rebsorten Chardonnay, Riesling, Syrah, Pinot Noir und Cabernet Sauvignon.“

Platz 3 beim Jungwinzer des Jahres: Bastian Schwaab aus der Pfalz. - Foto: Foto: Bernadette Schober
Platz 3 beim Jungwinzer des Jahres: Bastian Schwaab aus der Pfalz. – Foto: Foto: Bernadette Schober

„Meine Weine werden streng nach dem Motto: „In der Vielfalt liegt die Kraft” vinifiziert“, verriet Bastian Schwaab anlässlich seiner Auszeichnung: „Das bedeutet, ich setze den Fokus auf Handarbeit und Nachhaltigkeit im Weinberg. Im Keller hingegen lege ich Wert auf das kontrollierte Nichtstun. So entwickeln die Weine ihren ganz eigenen Charakter und einen wahnsinnig faszinierenden Geschmack, der aus den hochwertigen und vielfältigen Trauben kommt. Die Weine sollen durch ihre animierende Frucht und ihren spannungsvollen, vibrierenden Geschmack begeistern.“

Die Auszeichnung „Jungwinzer des Jahres“ ist nicht dotiert – muss sie auch nicht: Die Geehrten erfahren durch die Preise einen enormen Schub an Aufmerksamkeit und Presse, die DLG wiederum sieht ihren Wettbewerb als wichtigen Baustein der Nachwuchsförderung. Mit Erfolg: Den Titel „Jungwinzer des Jahres“ trugen schon so renommierte Winzer wie Sebastian Erbeldinger, Dominik Münzenberger oder Stefan Braunewell.

Info& auf Mainz&: Alles zum Jungwinzer-Wettbewerb der DLG findet Ihr auch noch einmal hier im Internet. Das Weingut Dr. Hinkel mit seiner Geschichte und seinen Weinen findet Ihr hier im Internet.