Im März wurde er 80 Jahre alt, im antiken Theaterrund des Römischen Bühnentheaters ehrten ihn Freunde und Weggefährten als Wiederentdecker des römischen Mogontiacum: Gerd Rupprecht, ehemaliger Landesarchäologe in Mainz. Mehr als 30 Jahre lang wirkte der passionierte Ausgräber und Forscher in seiner Wahlheimat, von 1980 an hatte er vor allem eine Mission: Das antike römische Mainz wieder aus dem Boden holen und in den Herzen der Menschen zu verankern. Nun blickt Rupprecht auf sein Schaffen zurück – und lädt dazu Interessierte ein, das mit ihm bei Kaffee und Kuchen zu tun.

Archäologe Gerd Rupprecht im Juni 2023 in Mainz. - Foto: gik
Archäologe Gerd Rupprecht im Juni 2023 in Mainz. – Foto: gik

„Reden mit Rupprecht“ hat die Initiative Römisches Mainz (IRM) eine neue Veranstaltung getauft, die – Interesse und Gesundheit vorausgesetzt – zu einer Reihe werden soll: „Ein Mal im Monat plaudert Gerd Rupprecht mit interessierten Mainzer Bürgern im Domcafé bei Kaffee und Kuchen“, berichtet Christian Vahl, Vorsitzender der IRM, im Gespräch mit Mainz&. „Es würde ihm Spaß machen, Rede und Antwort zu stehen, Fragen nach bestem Wissen und Gewissen zu beantworten und auf Anekdoten, Geschichten und Skurrilitäten zurückzublicken“, sagt Vahl.

Das Gesprächsformat solle in ganz kleinem Rahmen stattfinden und steht unter der Schirmherrschaft der „Unsichtbaren Römergarde“, die über das Römische Erbe in Mainz wacht. Gerade einmal zehn Leute sollen pro Termin dabei sein, Interessierte können sich bei der IRM zu den Terminen anmelden. „Die Idee ist, dass Gerd Rupprecht die Bürger dazu einlädt, mit ihm selbst ‚auszugraben‘, was damals alles geschah“, sagt Vahl – es sei auch eine Art Rückblick und Abschluss seiner Lebensleistung.

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Tausende halfen ab 1007 beim Ausgraben des Römischen Theaters

Und die ist wahrlich groß: Es war Rupprecht, der mit nimmermüdem Einsatz den Spuren und Mauern des antiken Mogontiacum nachspürte, jener Provinzmetropole, die ab 50 nach Christus rund um das Legionslager auf dem Kästrich entstand. Die antike Stadt samt ihrer Mauern war im Bewusstsein der Mainzer lange versunken – bis Rupprecht 1980 Leiter der Archäologie in Mainz wurde. Der stämmige Archäologe verhinderte erst 1980 die Zerstörung der Römerschiffe, die beim Bau des Rheinflügels des Mainzer Hiltons gefunden wurden – es war nur die erste von vielen Sensationen, die das Mainzer Erdreich bereit hielt.

Tausende halfen ab 1997 den Archäologen beim Ausgraben des antiken Bühnentheaters oberhalb des Südbahnhofs in Mainz. – Foto: gik
Tausende halfen ab 1997 den Archäologen beim Ausgraben des antiken Bühnentheaters oberhalb des Südbahnhofs in Mainz. – Foto: gik

„Erdflüsterer“, „Glücksfall für Mainz“, „Bezwinger der Baggerschaufel“ – es gibt viele Ehrentitel, die Rupprecht und sein Wirken in Mainz beschreiben. Sein wohl sichtbarstes Wer war auch das größte: Ab 1997 grub Rupprecht aus dem Hang oberhalb des Mainzer Südbahnhofs nicht weniger als das größte römische Bühnentheater nördlich der Alpen aus – unter Mithilfe Tausender Mainzer. Ganze Schulklassen wurden damals zu Hilfs-Ausgräbern, eine ungeheure Begeisterung für das römische Erbe erfasste damals die Stadt.

Mit der neuen Gesprächsreihe wolle sich Rupprecht auch für die damalige Begeisterung und Unterstützung bedanken, sagte Vahl nun: „Ohne die Begeisterung der Mainzer wäre das Römische Erbe nicht so wahrgenommen – und das Römische Theater nicht ausgegraben worden.“ Bis heute habe er die Helfer von damals noch im Kopf, berichtet Vahl: „Er will diese Bürger ehren, denn er sieht sich als Teil einer großen Gemeinschaft, die Mainz ausgegraben hat.“

Das Projekt Römisches Mainz mit neuem Schwung versehen

Der Schwung von damals für das „Projekt Römisches Mainz“ sei in den vergangenen Jahren indes ein wenig erlahmt, „Gerd Rupprecht möchte gerne, dass man diesen Geist neu belebt und in die Gesellschaft trägt“, sagte Vahl. Er wolle auch andere animieren, dieses einmalige Erbe nicht aus dem Gedächtnis zu verlieren – unkritisch solle das aber durchaus nicht abgehen: „Er erwartet keinen Fanclub, er will sich auch kritischen Fragen stellen“, sagte Vahl, schließlich habe Vieles bei der Rettung der antiken Reste auch immer wieder einmal „auf Messers Schneide gestanden.“

Gerd Rupprecht (rechts) bei der Übergabe des Nachbaus einer antiken Kithara an den IRM-Vorsitzenden Christian Vahl 2023. - Foto: Vahl
Gerd Rupprecht (rechts) bei der Übergabe des Nachbaus einer antiken Kithara an den IRM-Vorsitzenden Christian Vahl 2023. – Foto: Vahl

Ort der Gespräche soll das Domcafé am Markt sein, und auch das ist nicht ohne Hintersinn: „Vom Domplatz aus kann man alles, was ihm wichtig ist, in Fußnähe erreichen“, sagt Vahl: Die Römerschiffe und der Isistempel, aber auch die Wunden, die der Stadt geschlagen worden seien – wie etwa das Brandzentrum.

Und so können die Mainzer im Gespräch auf ein erfülltes Archäologenleben zurückblicken, Fragen stellen und neue Aspekte der Ausgrabungsgeschichte entdecken. „Seine Liebe in seinem Leben war das römische Erbe“, sagte Vahl, „Gerd Rupprecht selbst sieht sich als ganz kleiner Diener, als ein Famulus. Ohne die Mainzer Bürger wäre er nichts – und er ist glücklich, dass die Mainzer mit ihm seinen Weg gegangen sind.“

Info& auf Mainz&: Das erste Treffen der Reihe „Reden mit Rupprecht“ soll am Donnerstag, den 16. Mai 2024 stattfinden, und zwar von 15.00 Uhr bis 16.00 Uhr. Wer Interesse hat, sollte sich möglichst schnell bei der Initiative Römisches Mainz melden – Kontaktdaten hier im Internet. Wenn genug Interesse da ist, soll es auch weitere Termine geben.