Wieder sind bei Bauarbeiten in Mainz alte Mauern gefunden worden – aber dieses Mal handelt es sich nicht um römische Reste: Beim Bau der neuen Straßenbahntrasse in der Binger Straße sind Überreste der alten Mainzer Stadtbefestigung gefunden worden. Wie die Landesarchäologie am Mittwoch auf Mainz&-Anfrage mitteilte, wurde eine „sehr massive Festungsmauer“ gefunden, die zur Münstertorbefestigung mit dem sogenannten Münsterweiher gehörte und einen Verbindungswall zwischen den Bastionen Paul im Norden und Georg im Süden bildete. Die Festungsmauern um die Mainzer Innenstadt wurden Ende des 19. Jahrhunderts niedergelegt, um der Stadt mehr Freiraum zu verschaffen.

Das Münstertor war neben dem Gautor oben auf dem Kästrich im Mittelalter die wichtigste Verbindung von der Stadt ins Umland. Ab 1620 wurde Mainz zunehmend zu4r Festungsstadt ausgebaut, und blieb für gut 300 Jahre eines der wichtigsten Bollwerke am Rhein. Ende des 19. Jahrhunderts aber sprengte die Stadt zunehmend ihre Grenzen, und so wurden Festungsmauern und Stadtumwallungen Zug um Zug abgebaut, um der Stadterweiterungen mehr Raum zu geben.
Im Fall des Münstertores war es dann vor allem der Eisenbahnbau, der dem Bauwerk den Garaus machte – nun wurden Reste seiner mauern bei den Bauarbeiten für eine neue Straßenbahntrasse in der Binger Straße gefunden. Im Zuge der Arbeiten sei man auf die Mauer gestoßen, die seit dem 03. April 2025 von Archäologen und Ausgrabungstechnikern der Landesarchäologie in freigelegt und dokumentiert werde, teilte der stellvertretende Leiter der Außenstelle Mainz, Jens Dolata, auf Mainz&-Anfrage mit.
Überreste von Münstertor und Münsterweiher samt Kurtinenmauer
„Die bei den Straßenbauarbeiten angeschnittenen historischen Mauern sind Überreste der Mainzer Stadtbefestigung“, sagte Dolata weiter: „Die aufgedeckte sehr massive Festungsmauer gehört zur Münstertorbefestigung mit dem sogenannten Münsterweiher.“ Die Festungsmauer habe als „Kurtinenmauer“, also als Verbindungswall zwischen den Bastionen Paul im Norden und Georg im Süden identifiziert werden können. „Über die geböschte und in Stein ausgebaute Kurtine führte eine Brücke über den nassen Graben auf den Ravelin Münstertor“, schreibt Dolata weiter.

Über eine weitere Brücke gelangte man ferner in das Gartenfeld. Die Kurtinenmauer sei „zugleich die feldseitige Ausgangssituation aus dem Münstertor“, das 1664 errichtet und 1877 abgebrochen wurde, so Dolatas Bericht. Abgerissen wurde das Münstertor samt angrenzender Wallanlagen im Zuge des Eisenbahnbaus und der Errichtung des neuen Mainzer Hauptbahnhofes. „Hierbei wurden Festungsmauern systematisch abgerissen und umfangreiche Planierungen und Terrainauffüllungen vorgenommen“, sagte der Archäologe. Der Münsterplatz erinnert mit seinem Namen bis heute an dieses wichtige Tor nach Mainz.
Der unterirdisch erhaltene Architekturbestand sei den Experten „in seiner Lage grundsätzlich bekannt.“ Die exakten Abbruchhöhen und modernen Störungen durch Straßen- und Leitungsbau seien aber erst durch Aufgrabung festzustellen. Diese jetzt laufenden archäologischen Arbeiten seien in die Bauabläufe vor Ort eingetaktet und werden bis voraussichtlich Freitag, den 11. April 2025 andauern, so die Informationen weiter. Dabei stimmten sich die Landesarchäologen regelmäßig mit der Bauleitung der Mainzer Mobilität und den Baugewerken ab, der Zeitbedarf werde jeweils „an die Befundsituation angepasst.“ Verzögerungen der Bauarbeiten gebe es dadurch nicht, betonte Dolata – die Bauarbeiten könnten „in anderen Teilen der großflächigen Baustelle ununterbrochen fortgeführt werden.“
Info& auf Mainz&: Mehr zur Festung Mainz und ihren wichtigen Bastionen und Befestigungsanlagen findet Ihr auch hier im Internet.