Das Thema Rheinbrücken ist ja wie eine unendliche Geschichte, doch zumindest bei einer Brücke gibt es nun einen konkreten Fortschritt: Für eine mögliche Rheinbrücke zwischen Bingen und Rüdesheim bringt das Land Rheinland-Pfalz jetzt eine neue Machbarkeitsstudie auf den Weg. Die rund 55.000 Euro teure Studie soll im Sommer vergeben werden und die bereits vorhandenen Umweltverträglichkeitsstudien aktualisieren. Dabei soll auch geprüft werden, wo eine Brücke denn stehen könnte.

Die Fähre zwischen Bingen und Rüdesheim, hier soll nun der Standort für eine neue Rheinbrücke untersucht werden. - Foto: gik
Brücke statt Fähre? Eine neue Machbarkeitsstudie soll nun eine Rheinbrücke zwischen Bingen und Rüdesheim noch einmal prüfen. – Foto: gik

Damit geht das schier endlose Ringen um eine Rheinbrücke am südlichen Ausgang des Mittelrheintals in eine neue Runde. Eine Brücke war hier sogar einmal nach dem Zweiten Weltkrieg geplant, doch daraus wurde nie etwas. Die Rheinauen zwischen Ingelheim und Bingen sind Naturschutzgebiete von deutschem, europäischen und sogar internationalem Rang, die Widerstände bei Umweltschützern gegen eine Rheinbrücke sind deshalb groß. Vor allem die Grünen stemmten sich immer wieder gegen ein Bauwerk. Noch 2017 lehnte der Kreistag Mainz-Bingen eine neue Machbarkeitsstudie mit den Stimmen von SPD und Grünen ab – dabei steht sie im Koalitionsvertrag der Ampel-Regierung auf Landesebene.

Von Juni 2016 an hatte deshalb eine vorwiegend von FDP-Politikern getragene Bürgeriniatiative im Kreis Mainz-Bingen Unterschriften für eine neue Prüfung einer Rheinquerung zwischen den beiden Kleinstädten gesammelt, 11.000 Unterzeichner sprachen sich für ein Bürgerbegehren in Sachen Brücke aus. Trotzdem tat sich zunächst – nichts. Der damals noch amtierende Landrat Claus Schick (SPD) lehnte eine neue Machbarkeitsstudie rigoros ab: Er habe schon eine auf seinem Schreibtisch stehen, 380.000 Euro habe die gekostet – und eindeutig erbracht: „Der Standort bei Bingen ist nicht zu machen. Punkt.“ Eine zweite Studie sei „verlorenes Geld“, sagte Schick im Frühjahr 2017.

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Blick von Mainz-Gonsenheim aus auf die Schiersteiner Brücke und Wiesbaden. - Foto: gik
Als die Schiersteiner Brücke bei einem Bauunfall kollabierte, fragte sich die Region: Wie nur kommen wir über den Rhein? – Foto: gik

Die Initiatoren für das Brückenbegehren argumentierten hingegen, die alte Machbarkeitsstudie stamme aus dem Jahr 2004, die Rahmenbedingungen hätten sich seither verändert. Die Region sei enorm gewachsen, die Verflechtungen zwischen beiden Seiten auch – gerade der Kollaps der Schiersteiner Brücke habe doch gezeigt, wie dringend die Region eine weitere Rheinquerung brauche. Mehr als 5.000 Pendler kämen jeden Tag aus dem Rheingau zum Arbeiten nach Rheinhessen, die Menschen wollten und brauchten die Brücke. Für eine Rheinquerung zwischen Sporkenheim und Geisenheim habe schließlich schon einmal Planungsrecht bestanden.

„Wir reden über alle Standorte zwischen Rheinkilometer 513 bis 526, auf 13 Kilometern wird doch irgendwo Platz genug für eine Brücke sein“, sagte Michael Schwarz, Vorsitzender der FDP Ingelheim, im Frühjahr 2017: „Es kann doch nicht sein, dass wir in Deutschland keine Brücke mehr bauen können.“

Nun kommt sie also doch, eine neue Studie: Ende Mai unterzeichneten das Land Rheinland-Pfalz, das Land Hessen, der Rheingau-Taunus-Kreis und der Kreis Mainz-Bingen eine Kooperationsvereinbarung für eine neue Untersuchung. Damit kennen sich „alle vier Partner dazu, die Möglichkeiten für eine neue Rheinbrücke zu prüfen“, sagte der rheinland-pfälzische Verkehrsminister Volker Wissing: „Wir sind einen entscheidenden Schritt weiter gekommen.“ Die Brücke sei aber nur realisierbar, wenn auch Landkreise und Kommunen diese wollten, mahnte er.

Blick von Rüdesheim aus über die herbstlichen Weinberge auf den Rhein und nach Bingen. - Foto: gik
Zwischen Wiesbaden und Koblenz gibt es im Mittelrheintal keine einzige Brücke, eine Rheinquerung zwischen Bingen und Rüdesheim ist seit Jahren umstritten. – Foto: gik

Der Landesbetrieb Mobilität Worms wird nun die Erstellung der Machbarkeitsstudie federführend betreuen, er bereite derzeit die Vergabe der Studie vor, die im Sommer 2019 erfolgen soll, teilte Wissing weiter mit. In der Machbarkeitsstudie werde zunächst geprüft, ob bereits vorliegende Unterlagen noch aktuell seien. Insbesondere sei die Umweltverträglichkeitsstudie (UVS) hinsichtlich neuer Rechtslagen bei Flora-Fauna-Habitat-Gebieten (FFH) und Vogelschutzgebieten zu überprüfen und zu aktualisieren. „Auf Basis dieser Untersuchung wird auch die Linienführung der Brücke geprüft“, heißt es weiter. Wann die neue Studie vorliegen könnte, sagte das Ministerium nicht, die Kosten teilen sich die vier Vertragspartner zu je einem Viertel.

Info& auf Mainz&: Mehr Brückenpläne gibt es außerdem zwischen Mainz und Wiesbaden direkt, den Stand dazu lest Ihr hier bei Mainz&.

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