Na, seid Ihr schon in Fastnachtsstimmung? Nein? Dann wird’s aber Zeit: In einer Woche, am 8. Mai, wird in Mainz der Rosenmontagsumzug nachgeholt. Doch ist Mainz eigentlich in Fastnachtslaune? Inzwischen ist der Rosenmontag doch sehr weit weg, die Sehnsuchts-Zeichen stehen eher auf Frühling – der nachgeholte Rosenmontagszug ist bisher kaum ein Thema. Dabei ist es der erste nachgeholte Fastnachtsumzug in der Geschichte von Mainz, nun stellte der Mainzer Carnevals-Verein (MCV) die Pläne für den Umzug vor, der ja ein Rheinhessenumzug werden soll: 2.222 Teilnehmer sind gemeldet, das sind gerade ein Viertel des Rosenmontagszuges.
70 Zugnummern wird der Umzug durch die Mainzer Innenstadt haben, um 15.00 Uhr geht es an der Bauhofstraße los, dann läuft der Zug einmal die Kaiserstraße hinauf und hinunter, und geht dann durch die Große Bleiche hinauf zur Schillerstraße und über den Schillerplatz auf die Ludwigsstraße hinunter zum Höfchen. 3,5 Kilometer lang ist die Zugstrecke, etwa zweieinhalb Stunden wird der Zug dauern.
Mit dabei sind auch 31 Wagen, darunter zehn der Motivwagen, die an Rosenmontag eben nicht durch die Straßen rollen konnten. Mit dabei sind unter anderem der scheinheilige Putin, Europa mit seinem Fußfall vor Erdogan, die Pegida-Hexe auf dem braunen Mob sowie die Mainzer Körperwelten mit Obermessdiener Andreas Schmitt, der Weck, Worscht und Woi huldigt. Natürlich ist auch der Rheinhessen-Motivwagen dabei, und natürlich beschließt die Zugente den Umzug.
Wie der aber aussehen wird – keiner weiß es so genau. Man habe sich um rheinhessische Gruppen bemüht, manche närrischen Vereine würden als Winzer auftreten, hieß es beim MCV. Es werde sicher aber auch viele Gardeuniformen geben, das passe ja auch zum Anlass des 200. Jubiläums von Rheinhessen, betonte MCV-Präsident Richard Wagner. Das Motto lautet nun „Rheinhessen lacht nach Fassenacht“.
„Wie das stimmungsmäßig wird – ich weiß es wirklich nicht“, sagt Petra Wagner-Behrendt. Seit 33 Jahren stellt sie mit ihrer Mainzer Firma „Creatives in Metall“ Fastnachtsorden her, rund 20.000 Stück pro Jahr. Den Rheinhessenumzug sieht sie, wie viele ihrer Kunden, mit gespaltenem Herzen: „Es ist total schade, dass die ganzen Motivwagen bisher nur von so wenigen Leuten gesehen wurden – aber wir haben natürlich keine Fastnacht mehr.“
Einen eigenen Pin für den Rheinhessenumzug hat Wagner-Behrendt aufgelegt, 1.000 Stück hat sie bereits verkauft. „Verwirbelt-bunte Fassenacht, den Muttertag noch schöner macht“, heißt es darauf – es ist die Anspielung an den Orkan, der den Rosenmontagszug stoppte. „Die Leute sind total begeistert“, berichtet Wagner-Behrendt, viele aber kauften den Pin vor allem der Erinnerung wegen. „Viele meiner Kunden sagen: Nö, Fastnacht ist im Februar, da machen wir nicht mit“, berichtet die einegfleischte Fastnachterin.
Das gilt auch für einige große Fastnachtsvereine: Der Gonsenheimer Carnevals-Verein (GCV) etwa, einer der vier Großen, der die Fernsehsitzung mit ausrichtet, wird beim Rheinhessenumzug nicht dabei sein. Man habe keine rechten Kostüme für den Anlass, der Aufwand sei so groß – Fastnacht, das sei einfach nicht verschiebbar, heißt es.
Dazu war bisher vom Rheimhessenumzug nicht wirklich viel zu hören. Es gibt ein eigenes Zugplakettchen, das aber ist gerade erst geliefert und ist erst eine Woche vor dem Umzug zu haben. „Es ist heiß begehrt, denn wir haben nur 3.000 Stück“, erklärt MCV-Sprecher Michael Bonewitz. Doch auch die Organisatoren müssen einräumen: „Es gibt einfach gar keine Erfahrungswerte“, einen nachgeholten Rosenmontagszug habe es eben einfach noch nicht gegeben. „Wir wissen einfach nicht, wie viele Besucher kommen werden“, sagt Bonewitz etwa.
So legten die Organisatoren die Erfahrungswerte des Rheinland-Pfalz-Tages zugrunde und gehen von 50.000 bis 100.000 Besuchern am 8. Mai in Mainz aus. „Wir vermuten, dass viele Familien kommen werden“, sagt Bonewitz, schließlich sei Muttertag. „Schleppt die Mutti, wenn Ihr Meenzer seid, und bringt sie am 8. Mai in die Stadt“, warb Oberbürgermeister Michael Ebling (SPD). Der 8. Mai werde einfach „anders, in anderem Gewand, nicht einfach als Wiederholung, sondern mit anderem Tenor.“
Rahmenprogramm zum Muttertag
Ein reiches Rahmenprogramm soll die Menschen nach Mainz locken und den Tag zum kompletten Feiertag machen. Los geht es morgens um 11.00 Uhr – nicht um 11.11 Uhr – mit einem Frühstück auf dem Markt. Auf einer Bühne vorm Sinn Leffers wird es Swing mit Horst Buddy Becker geben, treten die Fleischworschtathleten, die Blaue Katz und Pit Rösch auf. Unter dem Tenor rheinhessisch-gesellig werden Rheinhessen-Botschafter wie die Mainzer Designerin Anja Gockel präsentiert. Um 14.20 Uhr soll das Rahmenprogramm dann beendet sein, damit sich alle für den Zugstart um 15.00 Uhr verteilen können.
Der Umzug wird dann von Fahnenschwingern der Stadt Oppenheim angeführt, elf Schwellköppe und der Motivwagen 200 Jahre Rheinhessen gestalten außerdem den Zugbeginn Was die Musikzüge spielen werden, ob Humba oder andere Melodien – die Zuschauer dürfen sich überraschen lassen. Ob die Zuschauer verkleidet kommen? Auch das wird eine der Überraschungen am 8. Mai werden.
Und schließlich warf OB Ebling noch eine entscheidende Frage auf: „Was rufen wir eigentlich?“ Da war das Rätselraten groß, und reichte von „Hurrah“ bis „Rhoihesse!“ Doch mit großer Wahrscheinlichkeit wird sich wohl eines durchsetzen: „Dem Helau sind wir ein bisschen was schuldig“, befand Wagner – „stumm und starr über die Straße zu gehen, ist nicht unsere Art.“
Nach dem Zug dann ist noch Party angesagt, auf dem Markt spielen Jammin‘ Cool bis 22.00 Uhr, Das werde dann auch „ein bisschen lauter werden“, kündigte Bonewitz an. Eines aber wird definitiv wie Rosenmontag: Es wird Unmengen an Wurfmaterial geben – vom Rosenmontag sind noch Tonnenvon Süßigkeiten übrig. Bringt also ruhig ein paar Tragetaschen mit 😉
Info& auf Mainz&: Mehr zum MCV und dem Festumzug findet Ihr auf der Internetseite des MCV, genau hier. Den Rheinhessenpin von Creatives in Metall könnt ihr hier bestellen zum Preis von 5,- Euro.