Entgegen zahlreicher Warnungen vor zu frühen Lockerungen hat das Land Rheinland-Pfalz weitere Corona-Regeln beendet: Seit dem heutigen Mittwoch gelten umfangreiche Lockerungen, und das schon ab einer Inzidenz unter 100. Es gehe jetzt darum, „ein Stück Normalität“ wieder zu ermöglichen, sagte Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) – tatsächlich leistet sich Rheinland-Pfalz ein großes Stück Normalität: Die Innen-Gastronomie darf wieder öffnen, die Testpflicht im Freien fällt, Zuschauer sind wieder bei Sportveranstaltungen zugelassen – und bei Kulturveranstaltungen im Freien dürfen bis zu 250 Personen kommen. Auch Public Viewing zur anstehenden Fußball-EM wird möglich sein. Die Kontaktbeschränkungen werden gelockert, so dass sich nun wieder fünf Personen aus fünf Haushalten im Freien treffen dürfen.

Warnt vor zu schnellen Lockerungen: RKI-Präsident Lothar Wieler. - Foto: gik
Warnt vor zu schnellen Lockerungen: RKI-Präsident Lothar Wieler. – Foto: gik

Das Robert-Koch-Institut hatte am Dienstag die Corona-Gefahr in Deutschland von „sehr hoch“ auf „hoch“ zurückgestuft –  eine Entwarnung sei das nicht, mahnte RKI-Präsident Lothar Wieler: „Die Pandemie ist eben noch nicht vorbei.“ Lockerungen dürften jetzt nur kontrolliert geschehen, die gute Lage müsse genutzt werden, um die Infektionszahlen weiter zu senken, mahnte er. Und noch immer würden jede Woche mehr als 1.000 Menschen an Covid-19 sterben. Nach den ersten Lockerungen vergangene Woche waren in Rheinland-Pfalz und auch in Mainz teilweise aber alle Schranken gefallen: Abstand wurde vielfach nicht mehr eingehalten, Kontaktregeln schlicht missachtet – und die Kontaktnachverfolgung mancherorts eher nachlässig gehandhabt.

Trotzdem geht Rheinland-Pfalz weiter einen nächsten, großen Öffnungsschritt – obwohl die Corona-Inzidenzen am Dienstag just wieder leicht anstiegen. Die landesweite Inzidenz stieg wieder leicht auf 33, in Mainz verzeichnete das Gesundheitsamt Mainz-Bingen sogar wieder eine Inzidenz von 60. Damit liege man aber immer noch 40 Prozent unter der Vorwoche, sagte Ministerpräsidentin Dreyer: Die Lage in den Krankenhäusern entspanne sich, sie gehe davon aus, „dass sich die Inzidenzen weiter nach unten entwickeln.“ Jetzt gehe es darum, „dass wir wieder ein Stück Normalität leben können“, betonte Dreyer: „Wir können uns auf weitere, bessere Tage freuen, wir starten mit viel Zuversicht und gutem Wetter in den Juni.“

- Werbung -
Werben auf Mainz&
Vorbereitung für die Gäste: Nach der Außen- darf nun sogar die Innengastronomie wieder öffnen. - Foto: gik
Vorbereitung für die Gäste: Nach der Außen- darf nun sogar die Innengastronomie wieder öffnen. – Foto: gik

Und so leistet sich Rheinland-Pfalz einen sehr großen Schritt Richtung Normalität, der kaum noch Beschränkungen übrig lässt: So darf die Innengastronomie seit heute wieder öffnen, und dafür reicht es, unter einer Inzidenz von 100 zu sein. Allerdings braucht es für Aktivitäten in Innenräumen weiter einen aktuellen, negativen Coronatest – bei allen Aktivitäten im Freien entfällt allerdings jegliche Testpflicht. Bei Sportveranstaltungen sind wieder Zuschauer möglich, bei Kulturveranstaltungen dürfen bis zu 250 Zuschauer im Freien kommen.

Dreyer betonte zudem, auch Public-Viewing-Events zur kommenden Fußball-EM seien im Freien „kein Problem“, die Veranstalter müssten aber feste Plätze anbieten. Kommende Woche hoffe sie bei der nächsten Ministerpräsidentenkonferenz sogar auf einen bundesweiten Konsens zur Durchführung großer Feste, kündigte Dreyer an. Setze sich die positive Entwicklung fort, dann werde Rheinland-Pfalz Mitte Juni und Anfang Juli weitere Öffnungsschritte gehen, kündigte sie an, und insbesondere für private und öffentliche Veranstaltungen noch mehr Teilnehmer ermöglichen. „Die Brautpaare im Land beispielsweise verdienen es genauso wie die Veranstaltungsbranche, an den Öffnungsschritten im Sommer teilhaben zu können“, sagte Dreyer. Gleiches werde dann unter anderem auch für Kontaktsport, Fachmessen und Flohmärkte sowie Bus- und Schiffsreisen in Erwägung gezogen.

Campingplätze in Rheinland-Pfalz kritisieren, dass ihre Sanitäreinrichtungen weiter geschlossen bleiben müssen. - Foto: gik
Campingplätze in Rheinland-Pfalz kritisieren, dass ihre Sanitäreinrichtungen weiter geschlossen bleiben müssen. – Foto: gik

Rheinland-Pfalz hatte bereits zu Pfingsten Tourismus- und Beherbergungsbetriebe wieder geöffnet, nun dürfen Hotels auch wieder Gäste im Inneren bewirten. Im Internet hagelte es derweil Kritik – denn das Land hat zwar Campingplätze wieder geöffnet, die dortigen Sanitäreinrichtungen müssen aber weiter zubleiben. Das mache doch keinen Sinn, kritisierten zahlreiche Campingplatzbetreiber – schließlich hätten die Campingplätze mindestens genauso gute Hygienekonzepte wie Hotels und Gastronomiebetriebe. In Rheinland-Pfalz darf hingegen weiter nur der auf einen Campingplatz, der über eigene sanitäre Einrichtungen verfügt – also in der Regel Wohnmobile. In Nachbarländern wie Hessen gilt das hingegen nicht.

Diese Lockerungen gelten nun seit dem 2. Juni 2021 in Rheinland-Pfalz:

  • Kontaktbeschränkung fünf Personen aus fünf Hausständen, nicht mitgerechnet werden Kinder bis einschließlich 14 Jahren sowie vollständig Geimpfte oder Genesene.
  • Grundsätzlich entfällt bei Außenaktivitäten die Testpflicht bei möglichst digitaler Kontakterfassung.
  • In der Gastronomie: Auch bei Inzidenz zwischen 50 und 100 im Innenbereich geöffnet; Wegfall der Testpflicht im Freien, Möglichkeit der Abholung von Speisen/Getränken an der Theke.
  • Öffnung von Freizeiteinrichtungen (z.B. Minigolfplätze) und Freizeitparks im Freien (mit Maske, wo immer möglich, sowie Kontakterfassung; zusätzlich Vorausbuchungspflicht im Freizeitpark)
  • Im Sport: Bei Inzidenz unter 100: Training (inklusive Kontaktsport) im Freien in der 10er Gruppe mit Trainer plus Geimpfte und Genesene, für Kinder bis 14 Jahre auch Kontaktsport draußen mit bis zu 25 Kindern.
  • Bei Inzidenz unter 50: Training inklusive Kontaktsport im Freien mit 20 Personen nebst Trainer plus Geimpfte und Genesene, innen mit zehn Personen (kontaktfrei und mit Trainer plus Geimpfte und Genesene) und 25 Kinder mit Kontakt auch innen.
  • Zuschauerinnen und Zuschauer beim Sport: bei Inzidenz unter 50 sind 250 (statt 100) Zuschauerinnen und Zuschauer im Außenbereich möglich.
  • Öffnung der Freibäder und Badeseen mit Kapazitätsbeschränkung auf 50 Prozent und weiteren Schutzmaßnahmen.
  • Saunen können öffnen mit Test und maximal 50 Prozent Belegung.
  • In den Hotels: Bewirtung der Gäste innen und außen, Frühstück auch als Buffet zulässig; Saunaöffnung zulässig, Wellnessangebote – auch Kosmetikanwendungen – und Hallenbadnutzung unter Auflagen für die Hotelgäste möglich im Rahmen der Kontaktbeschränkung.
  • In der Kirche: Gemeindegesang im Freien möglich, Musik/Gesang in der Kirche durch kleinere Ensembles möglich, Kommunion-/Konfirmations-/Firmunterricht zulässig.
  • Im Bereich außerschulische Bildung jetzt Angebote mit einer Person pro angefangene 10 qm (statt 20), ebenso im Bereich des Musik- und Kunstunterricht; weitere Erleichterung für Musik- und Kunstunterricht für Kinder in Gruppen bis zu 25 Kindern.
  • Kultureinrichtungen (Theater, Kino etc.) innen und im Freien für 100 Zuschauer und Zuschauerinnen, bei Inzidenz unter 50 sind im Freien 250 Zuschauerinnen und Zuschauer möglich.
  • Proben in der Laienkultur im Rahmen der Kontaktbeschränkungen nebst Anleitungsperson, wobei Geimpfte und Genese nicht zählen, innen mit Testpflicht; im Freien mit bis zu zehn Personen nebst Anleitungsperson, wobei Geimpfte und Genese nicht zählen; Kinder draußen in Gruppen mit 25 Kindern.

Info& auf Mainz&: Die genauen Regeln der neuesten Corona-Bekämpfungsverordnung von Rheinland-Pfalz könnt Ihr hier im Internet nachlesen. Was derzeit im benachbarten Wiesbaden gilt, könnt Ihr hier bei Mainz& nachlesen.

HINTERLASSEN SIE EINEN KOMMENTAR

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein