Die Baugrube für das TRON-Forschungszentrum in der Mainzer Oberstadt könnten noch einige Überraschungen in Sachen römisches Mainz bergen: „Wir rechnen mit weiteren Funden“, sagte die Generaldirektorin der GDKE, Heike Otto, am Mittwoch in einem Gespräch mit der Internetzeitung Mainz&. Tatsächlich seien auch für Archäologen noch viele Fragen offen, mysteriös ist auch bislang noch der Kontext einer gefundenen Sandsteinstatue. Klar ist bislang: Die Funde geben spannende Einblicke in die zivile Siedlung im Umfeld des römischen Legionslagers – die Canabae werden entschlüsselt.

Römische Mauerreste in einer kleinen Neben-.Baugrube beim TRON-Gelände in der Mainzer Oberstadt. - Foto: Unsichtbare Römergarde
Römische Mauerreste in einer kleinen Neben-.Baugrube beim TRON-Gelände in der Mainzer Oberstadt. – Foto: Unsichtbare Römergarde

Anfang Juni hatten Mitglieder der Unsichtbaren Römergarde in einer kleinen Baugrube am Baufeld zum neuen TRON-Forschungszentrum in der Mainzer Oberstadt Fotos von historischen Mauerfunden gemacht, inzwischen ist klar: Die Mauern waren römischen Ursprungs. „Die Mauern sind römisch einzuordnen und stehen im Zusammenhang mit der Canabae-Bebauung und der zivilen Siedlung“, bestätigte nun noch einmal Landesarchäologin Stefanie Metz im Gespräch mit der Internetzeitung Mainz&.

Zur Funktionalität der gefundenen Mauerreste könne man allerdings noch nichts sagen, betonte Metz, klar sei indes: Man befinde sich hier auf dem Areal der vor rund 2.000 Jahren im Umfeld des Römischen Legionslagers auf dem Kästrich entstandenen zivilen Siedlung. Solche „Canabae“ sind aus dem Umfeld aller Legionslager bekannt, sie entstanden direkt vor den Mauern der Soldatenlager und beherbergten Schänken und Handwerker, Wohnungen für Familien der Soldaten, sowie auch kleinere Heiligtümer.

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Neue Erkenntnisse zum Römischen Legionslager und der Canabae

Für die Erforschung der Mainzer Canabae könnte es nun erstmals auch in Mainz eine größere Chance geben: Seit Ende 2023 entsteht auf einem Grundstück der Mainzer Universitätsmedizin an der Ecke Obere Zahlbacher Straße und der Straße „Am Römerlager“ bis 2027 eine neue Firmenzentrale für das Krebsforschungszentrum TRON, das von den Biontech-Chefs und Mainzer Ehrenbürgern Ugur Sahin und Özlem Türeci sowie ihrem Mitstreiter Christoph Huber gegründet wurde. Anfang April 2024 erfolgte der offizielle Spatenstich mit hoher Prominenz, denn an TRON sind auch das Land Rheinland-Pfalz, die Johannes Gutenberg-Universität Mainz und die Universitätsmedizin Mainz beteiligt.

Darstellung der Lage des Römisches Legionslagers von Mogontiacum samt bisher bekannter Befunde, nach einer Dissertation von Burger-Völlmecke. - Foto: GDKE
Darstellung der Lage des Römisches Legionslagers von Mogontiacum samt bisher bekannter Befunde, nach einer Dissertation von Burger-Völlmecke. – Foto: GDKE

Dass sich das Grundstück auf historischem Boden befindet, ist klar: „Wir befinden uns ´hier außerhalb des Legionslagers und innerhalb des uns bekannten Canabae-Kontextes“, berichtete Metz nun. Die Landesarchäologin präsentierte gegenüber Mainz& eine Karte aus einer Dissertation des Archäologen Daniel Burger-Völlmecke aus dem Jahr 2020 mit dem Titel „Mogontiacum II – Topographie und Umwehrung des römischen Legionslagers von Mainz“ – es ist die erste umfassende wissenschaftliche Aufarbeitung dieses bedeutenden römischen Militärplatzes seit 50 Jahren, wie es beim Reimer-Verlag heißt.

Auf der Karte ist nun die Lage des antiken Militärlagers nach neuesten Erkenntnissen eingetragen, dazu die bisher bekannten Funde in diesem Gebiet. Und so zeigt sich: Die Lagermauer zog sich quer über die heutige Straße „Am Römerlager“, und zwar auf Höhe der heutigen Zahnklinik, gefunden wurden davon einige Grabenanlagen, die in der Karte braun eingezeichnet sind. Auch mehrere Straßenverläufe des antiken Mogontiacum wurden bereits identifiziert – in Gelb markiert.

Lagertherme, Straßenverläufe, Gräben und eine Sandsteinstatue

Die Karte zeigt auch die Lage der antiken Lagertherme, die bereits bei Ausgrabungen im Jahr 1901 gefunden worden war, die Badeanlage für die Legionäre befand sich rechts der heutigen Straße „Am Römerlager“ mitten in der Grünanlage. Damit ist noch einmal klargestellt: Mit der antiken Therme hatten die Funde im Umfeld der TRON-Baugrube nichts zu tun, sie lagen südlicher davon, aber unmittelbar neben einer antiken Straße und direkt vor der Befestigungsanlage des Lagers. Heute verläuft entlang der antiken Straße eine wichtige Querung von Versorgungsleitungen – und genau in dieser Grube gab es die ersten Mauerfunde.

Blick von der Grube mit Versorgungsleitungen in Richtung TRON-Baugrube, im Hintergrund das Parkhaus der Universitätsmedizin am Augustusplatz. - Foto: gik
Blick von der Grube mit Versorgungsleitungen in Richtung TRON-Baugrube, im Hintergrund das Parkhaus der Universitätsmedizin am Augustusplatz. – Foto: gik

Bislang hatten die Archäologen nur sehr zurückhaltend über das Grabungsfeld an der Straße „Am Römerlager“ informiert, nun stellten sie in dem Gespräch mit Mainz& klar: Die Arbeiten sind noch gar nicht so weit fortgeschritten. Die Priorität liege derzeit klar auf der Sicherung und Instandsetzung der Leitungs-Infrastruktur, betonten Otto und Metz. Denn es handele sich um zentral wichtige Versorgungsleitungen in den Bereichen Fernwärme und Wasser, die sowohl für die Mainzer Universitätsmedizin, als auch für die Mainzer Oberstadt enorm wichtig seien.

Bislang hätten die Archäologen zudem nicht im Zusammenhang graben können, sagte Metz: „Wir sind durchgehend vor Ort, die Flächen verändern sich dauernd.“ Man habe sich bislang vorrangig nach den Bedürfnissen der Baugrube richten müssen, berichtete auch Otto: „In enger Folge und Absprache wird immer wieder neu festgelegt: wo sind die Prioritäten“, sagte sie. Die Grabungen verliefen „ordentlich und fachgerecht“, Ziel sei natürlich eine wissenschaftliche Dokumentation.

Neue Mauerreste in TRON-Baugrube gefunden

Zugleich räumte Otto aber auch ein, dass die Archäologen bislang das Gelände nicht systematisch und am Stück erforschen konnten. So fanden die Forscher zwar am Rande der TRON-Baugrube die Fragmente einer Sandsteinstatue, doch Näheres dazu wollen sie zum jetzigen Zeitpunkt nicht sagen. Die Statue sei „stark fragmentiert“ gewesen, der Stein sehr angegriffen – das Wichtigste sei erst einmal gewesen, das Fundstück überhaupt zu sichern.

In der Baugrube zum TRON-Forschungszentrum sind gerade neue Mauerfunde gemacht worden, hier in der Bildmitte. Näheres dazu ist aber noch nicht bekannt. - Foto: gik
In der Baugrube zum TRON-Forschungszentrum sind gerade neue Mauerfunde gemacht worden, hier in der Bildmitte. Näheres dazu ist aber noch nicht bekannt. – Foto: gik

„Uns fehlt noch der Kontext zur Statue“, sagten Otto und Metz, die Archäologen hätten „zu dem Zeitpunkt“ an dem Fundort „nicht weiter dort tätig sein können.“ Die Archäologen rechneten damit, noch bis Ende des Jahres auf dem Gelände tätig zu sein, „es dauert einfach“, betonte Otto, und versprach zugleich: „Da kommt noch mehr.“ Tatsächlich sind seit Kurzem neue Mauerreste auf dem Gelände der TRON-Grube direkt zu sehen – auch sie sind offenbar römischen Ursprungs.

Otto versprach jedoch, man werde die Öffentlichkeit informieren, sobald es gesicherte Erkenntnisse gebe. „Wir sind einfach noch nicht weit genug“, betonte die Generaldirektorin: „Es wäre einfacher, wenn wir erst mal einen Bereich fertig machen könnten“, das sei zwar „unbefriedigend, aber der Sache geschuldet“ – es gebe „die hohe Priorität, die Baustelle nicht aufzuhalten.“

Info& auf Mainz&: Mehr zu der Baugrube und den bislang gemachten Funden könnt Ihr auch noch einmal hier bei Mainz& nachlesen. Die Dissertation „Mogontiacum II – Topographie und Umwehrung des römischen Legionslagers von Mainz“ findet Ihr unter anderem hier im Internet.