Als vor rund 2.000 Jahren die Römer in Mainz lebten, war die Stadt hellbraun, die Kleidung weiß und die Stimmung feierlich? Mitnichten: „Man muss sich die römische Antike als bunt und laut und sehr musikreich vorstellen“, sagt Christian Vahl, Generalfeldmarschall der Unsichtbaren Römergarde – und genau das will die Garde auch im modernen Mainz zelebrieren. Am 20. August lädt die Unsichtbare Römergrade zum römischen Sommerfest ins Mainzer Landesmuseum. Und dabei geht es um die Musik der römischen Caesaren und die Tradition der Heilpflanze Anis, dazu gibt es Legionäre zum Anfassen und natürlich Wein.

Den Klang der Antike erlebbar zu machen, das hat sich ganz besonders der Musikarchäologe Hagen Petzold auf die Fahnen geschrieben. Mit Cornu und Tuba, Blasinstrumenten im Nachbau zu Originalfunden aus der Römerzeit, verblüffte Pätzold schon 2024 die Gäste beim römischen Sommerfest – Pätzold ließ uter anderem Original-Hymnen an die Schicksalsgöttin Nemesis oder an Helios, den Sonnengott, erklingne, komponiert von dem antiken Dichter Mesomedes.
Das Sommerfest fand 2024 noch im Namen der Initiative Römisches Mainz (IRM) statt, inzwischen aber gehen der bisherige IRM-Vorsitzende Christian Vahl und die IRM getrennte Wege: Nach der Gründung des neuen Vereins „Rettet das Römische Mainz“ legte Vahl den Vorsitz bei der IRM nieder – das römische Sommerfest 2025 findet deshalb im Namen der Unsichtbaren Römergarde mit ihrer neuen Präsidentin Kathrin Dohle statt. Die wird auch wieder als Frontsängerin der Band „Trio Aeterna“ auf der Bühne stehen.
Römische Musik: Profis und Sklaven, Hausmusik und Choräle
Hagen Pätzold wird dennoch auch dieses Jahr wieder Überraschendes aus der Welt der antiken Musik vortragen. „Wichtig ist uns die römische Musik aus der Kaiserzeit“, kündigte Vahl nun im Gespräch mit Mainz& an: Die römischen Kaiser Nero und Caligula waren selbst begeisterte Musiker, ein Novum zu der damaligen Zeit, denn Musik galt vielen Römern damals noch als „weichlich“ und „weibisch“ – als griechisch eben, denn von den Griechen übernahmen die Römer viele Einflüsse in der Musik.

Tatsächlich war Musik zu Zeiten der Römer allgegenwärtig: „Man muss sich die römische Antike als bunt und laut und sehr musikreich vorstellen“, sagt Vahl: „Es gab Arbeitslieder mit einfachen Instrumenten, es gab artistische Lieder, Spottlieder, Kunstlieder oder auch Hintergrundmusik zum Abendessen.“ Oft bestanden diese Musikgruppen aus Sklaven, doch auch gefeierte Berufsmusiker gab es in der antiken römischen Welt bereits – gerade in Theatern und auf Festivals. Kaiser Domitian, der von 85 bis 96 regierte, gründete mit den „Kapitolinischen Spielen“ unter anderem eine Sängerwettstreit.
„Wenn man über das römische Erbe spricht, wird die Musik eigentlich meist vergessen“, sagt Vahl, dabei wisse man durch Überlieferungen von Liedern samt antiker Notenschrift sogar, wie die Musik der Antike geklungen habe. Viele Melodien sind eher getragen und in Molltonarten, doch natürlich gab es auch die ausgelassene Musik, etwa bei Festen, bei Triumphzügen oder zu Ehren von Göttern – schwer, sich eine Feier zu Ehren des Gottes des Weins und der Ausschweifung, Bacchus, ohne Musik vorzustellen.
Römischer Legionär und Zenturio präsentieren Ausrüstung
„Man kann davon ausgehen, dass fröhliche römische Musik überall eine Rolle spielte“, sagt denn auch Vahl – und sogar Choralmusik kannten die Römer: In literarischen Zeugnissen werden häufig Soldatenchöre genannt, die Triumphakklamationen sangen – manchmal auch Siegeslieder oder Spottlieder. „Wichtig ist, dass man sich die römische Antike als lebendige, hochmusikalische und laute Zeit vorstellt“, sagt Vahl, und das soll denn auch am römischen Sommerfest der Fall sein.

Zu Gast werden ferner erneut Vertreter der Legio Prima Germanica Augusta sein, die Akteure vom Römischen Forum Waldgirmes haben sich der Darstellung originalgetreuer Rüstungen der römischen Legionäre verschrieben. Rainer Müllers und Armin Hofmann werden in voller Ausrüstung als Legionär und Zenturio beim Sommerfest demonstrieren, was die damaligen Soldaten des Weltreiches an Kleidung, Rüstung und sonstigem Gerät bei sich trugen. „Es wird einen Vortrag geben, aber vor allem ein spezielles Angebot „zum Anfassen“ für Kinder und Neugierige“, verspricht Vahl.
Und natürlich dürfen Genuss und Gesundheit bei einem Sommerfest nicht zu kurz kommen: Für den Genuss sorgen Weine vom Weingut der Stadt Mainz sowie kleine Snacks, für die Gesundheit eine besondere Heilpflanze. „Anis war in der Antike ein hochbeliebtes Gewürz und hatte eine lange Tradition als Heilpflanze“, erklärt Mediziner Vahl: „Man hat Anisschnäpse getrunken und Aniskekse bei den Gladiatorenkämpfen gegessen, denn Anis hat eine beruhigende Wirkung.“

Anis: Heilkraut aus der Antike bei Magen und Depression
Benutzt wurde das Heilkraut überwiegend wegen Magen-Darm-Beschwerden, „es hilft bei allem, was mit Bauch zu tun hat und beginnt im Magen sofort, eine koordinierte, beruhigte Darmtätigkeit auszulösen“, sagt Vahl. Dazu wurde Anis auch gegen Depressionen eingesetzt, er regt den Appetit an, fördert die Verdauung und wurde von antiken Ärzten gegen Husten und Bronchitis eingesetzt, wie griechische Quellen zeigen.

„Die Römer haben sehr auf Anis gestanden, das möchte ich wieder in Erinnerung bringen“, sagt Vahl. Genutzt wurde das Kraut, das ursprünglich aus dem Orient stammt, auch gerne als Würze, etwa in Brot – oder im Wein. Die Römer brachten die Heilpflanze mit nach Norden, Funde belegten ihre Verwendung in der Schweiz, in den Niederlanden und im Rheinland. „Insbesondere haben wir da die Funde aus Xanten und noch später, in der Karolinger-Zeit im 8. Jahrhundert haben wir Funde aus einer Kölner Latrine, die zeigen, dass der Anis genutzt wurde“, berichtete etwa der Kölner Archäobotaniker Michael Herchenbach 2016 im Deutschlandfunk.
Übrig geblieben in heutiger Zeit sind davon hauptsächlich Anisschnäpse wie der griechische Ouzo der der französische Pastis – für ein Sommerfest ja nicht die verkehrteste Anwendung. Gefeiert wird am Mittwoch, dem 20. August 2025, ab 18.00 Uhr im Innenhof des Mainzer Landesmuseums. Der Eintritt ist frei, Spenden sind willkommen, und um Anmeldung wird gebeten über die Email-Adresse kontakt@mainzer-kunstgalerie.de.
Info& auf Mainz&: Mehr zum Thema Musik im Antiken Rom haben wir hier im Internet gefunden, mehr zu den Hymnen des Mesomedes und dem Klang der Antike lest Ihr hier bei Mainz&.