Heute ist der „Tag des Schlafes“, und das solltet Ihr jetzt nicht einfach so abtun. Tatsache ist nämlich: Knapp fünf Millionen Deutsche können nicht ein- oder durchschlafen, und fühlen sich deshalb am Tage nicht leistungsfähig. „Schlafprobleme sind weit verbreitet – genauso weit verbreitet ist es, ihnen nicht die nötige Beachtung zu schenken“, warnt die Deutsche Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin (DGSM). Das aber ist ein Fehler: Schlechter Schlaf ist ein echtes Gesundheitsrisiko und kann Herz- und Kreislaufprobleme, Diabetes, Demenz, Parkinson oder psychische Probleme verursachen. An diesem Freitagabend lädt die DGSM deshalb zur Infoveranstaltung „Erholsamer Schlaf“ im Katholischen Klinikum in Mainz.
„Der Schlaf ist das wichtigste menschliche Regenerations- und Reparaturprogramm und schlicht und einfach die beste Medizin“, sagen die Schlafforscher der DGSM. Jedes Jahr veranstaltet die Gesellschaft am 21. Juni den Aktionstag „Erholsamer Schlaf“, und das aus gutem Grund: Die Deutschen widmen dem Schlaf einfach nicht die richtige Aufmerksamkeit. Ein Viertel aller Menschen in Deutschland leiden unter Schlafstörungen, rund eine Million Menschen sind bei uns abhängig von Schlafmitteln, sagen die Schlafforscher.
Schlafmangel aber, warnen Forscher, ist nicht nur nervig, sondern beeinträchtigt die Leistungsfähigkeit und die Lebensqualität und kann darüber hinaus sogar Übergewicht und Diabetes fördern, das Herz-Kreislauf-System beeinträchtigen und sogar Burn-out und Depressionen auslösen. Die Auswirkungen der Schlafstörungen, schätzte 2012 die Bundesagentur für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin, machen eine volkswirtschaftliche Belastung von bis zu 18 Milliarden Euro aus.
Am Aktionstag „Erholsamer Schlaf“ will die DGSM deshalb deutlich machen, wie entscheidend guter Schlaf für einen funktionierenden menschlichen Organismus und die Gesundheit ist. Gesunder Schlaf geht mit einem geringeren Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Schlaganfall, Herzinfarkt, Diabetes, Demenz oder Parkinson und psychischen Störungen einher. Trotzdem hat Schlafen in Deutschland eine untergeordnete Bedeutung, Sprichwörter wie „Morgenstund‘ hat Gold im Mund“ suggerieren: Nur der Frühaufsteher ist ein guter Mensch. Das aber ist fatal, finden Schlafforscher wie Hans-Günter Weeß: „Schlaf ist das wichtigste Regenerations- und Reparaturprogramm des Menschen“, sagt Weeß: „Trotzdem stehen mehr als 80 Prozent der Deutschen morgens mit dem Wecker auf und beenden das wichtigste Regenerationsprogramm des Menschen vorzeitig, bevor es alle seine Aufgaben erfüllt hat.“
Der Schlaf habe für den menschlichen Organismus unersetzliche Funktionen, betont der Schlafforscher: Schlaf sei unersetzlich für die Regeneration von Muskeln und Gewebe und entscheidend für die Gedächtnisbildung. „Während des Schlafes werden am Tage neu erworbene Informationen vom Kurzzeit- und Arbeitsgedächtnis ins Langzeitgedächtnis
übertragen und überflüssige Informationen wieder verworfen“, erklärt Weeß. Ausreichend Schlaf reguliere zudem das Körpergewicht, die Konsequenz: Wer zu wenig schläft, neigt zu einer vermehrten Kalorienzufuhr und zu vermehrtem Übergewicht. Wer nur sechs Stunden pro Nacht schläft, erhöht sein Risiko für Übergewicht um 23 Prozent, warnt Weeß.
Mehr noch: Männer mit weniger Schlaf schwächen Ihre Fortpflanzungsfähigkeit, sagt der Forscher, denn während des Tiefschlafes sendet das Gehirn Signale an die Hoden des Mannes, wo der wesentliche Teil des Testosterons produziert wird. „In Studien konnte gezeigt werden, dass der Testosteronpegel von Männern, die eine Woche lang weniger als fünf Stunden pro Nacht schliefen, um mehr als 15 Prozent absank“, sagt Weeß.
Umgekehrt stärkt guter und ausreichender Schlaf das Immunsystem: Natürliche Abwehrzellen werden in größerer Zahl gebildet, Bakterien und Viren können besser bekämpft werden. Und das kennen wir alle: Guter Schlaf macht wach und leistungsfähig! Je nach Studie fühlen sich aber bis zu 43 Prozent der Deutschen am Tage „ziemlich oft“, „meistens“ oder „immer müde“ und nicht ausgeschlafen – Weeß schrieb schon vor Jahren das Buch „Die schlaflose Gesellschaft“. Ein Grund dafür: Die meisten Arbeitnehmer leben gegen ihren Biorhythmus, Schule und Arbeitswelt beginnen viel zu früh – nur jeder Sechste ist eine sogenannte „Lerche“, ein Frühaufsteher, der mit den frühen Zeiten gut klar kommt.
Trotzdem stehen Handwerker ab morgens um 7.00 Uhr vor der Tür, beginnen Bauarbeiten in aller Herrgottsfrühe – nicht selten direkt mal mit dem Presslufthammer. Das aber ist regelrecht rücksichtslos gegenüber all denen, die schon aus beruflichen Gründen gerade erst kurz zuvor ins Bett gesunken sind: Mehr als 223.000 Rheinland-Pfälzer arbeiten nämlich dann, wenn andere schlafen, teilte das Landesamt für Statistik zum Tag des Schlafes mit. Jeder neunte Erwerbstätige arbeite nachts, 223.000 hatten im Jahr 2017 mindestens einem Arbeitstag zwischen 23.00 Uhr und 6.00 Uhr morgens – das waren knapp elf Prozent aller Beschäftigten. Darunter sind übrigens nicht nur Krankenschwestern und Busfahrer, sondern auch Lagerarbeiter und verarbeitendes Gewerbe.
Schlafmangel, wissen Forscher nämlich, wirkt wie Alkohol: das Reaktionsvermögen sinkt. Wer nicht ausreichend schläft, wird unbekümmerter, risikofreudiger und macht bei komplexen Entscheidungsprozessen mehr Fehler. „Auf deutschen Straßen sterben mehr als doppelt so viele Menschen infolge Einschlafens am Steuer, als infolge Alkohols am Steuer“, sagt Weeß. Kurz gesagt: Gut schlafen ist lebenswichtig – und deshalb solltet Ihr dem wirklich mehr Bedeutung schenken.
Wie man zu gutem Schlaf kommt, ist natürlich individuell unterschiedlich – zum Tag des Schlafes meldeten sich denn auch gleich mal Matratzenhersteller und wiesen auf die Bedeutung von guten Matratzen, Kissen und Lattenrosten hin, völlig zu Recht. Helligkeit und Lärm stören den Schlaf natürlich massiv – nur im Dunkeln bildet sich das körpereigene Schlafhormon Melatonin. Das wird auch gehemmt durch blaues Licht von Bildschirmen und Handys, der Matratzenhersteller Concord empfiehlt deshalb, elektronische Geräte wie Fernseher, Laptops und Handys aus dem Schlafzimmer zu verbannen.
Für mehr Ruhe – gerade auch angesichts der Flugzeuge am Himmel über Mainz – sind außerdem Ohrstöpsel höchst empfehlenswert – sie dämpfen die Geräusche, so dass das Gehirn nicht ständig „erschreckt“ wird. Regelmäßige Abläufe oder Rituale vor dem Schlafengehen können ebenfalls helfen zur Ruhe zu kommen und zum Einschlafen zu finden, empfiehlt der Landesapothekerverband – und verweist auch gleich noch darauf, dass viele pflanzliche Mittel dabei helfen können.
„Baldrian hilft zum Beispiel dabei, das ‚Gedankenkarussell‘ zu stoppen, das einen am Einschlafen hindert. Lavendel und auch die Passionsblume helfen Menschen, die aus Sorge oder Angst nicht schlafen können“, sagt Apothekerin Petra Engel-Djabarian. Vom langfristigen Gebrauch chemischer Wirkstoffe in Schlafmitteln ohne ärztliche Verordnung, rät sie dagegen entschieden ab – sie können schnell abhängig machen und „Hangover“ am nächsten Tag Schläfrigkeit und Benommenheit auslösen.
Info& auf Mainz&: Heute Abend, am Freitag, den 21. Juni, könnt Ihr noch viel mehr zu dem Thema erfahren – auf der öffentlichen Patientenveranstaltung im Rahmen des „DGSM-Aktionstages Erholsamer Schlaf“: Von 18.00 – 20.30 Uhr in die Cafeteria des Katholischen Klinikums Mainz. Unter der Moderation von Holger Wienpahl informieren dann vier renommierte Schlafforscher – darunter auch Weeß, über die Bedeutung von Schlaf sowie über Methoden gegen Ein- und Durchschlafstörungen oder auch das Schnarchen. Infos dazu auch hier im Internet. Mehr zur schlaflosen Gesellschaft, der Bedeutung des Biorhythmus‘ und den Folgen unserer Lebensweise lest Ihr hier bei Mainz&.