Die Silvesternacht hat Mainz zum Jahresbeginn 2019 erneut hohe Feinstaubwerte gebracht: Die private Silvesterknallerei führte laut Bundesumweltamt in Mainz zu einer der höchsten Feinstaubbelastungen im ganzen Bundesgebiet. Fast 80 Mikrogramm PM10 maß die Messstation an der Parcusstraße gegen 1.00 Uhr morgens, normalerweise liegen hier die Werte bei um die 24 Mikrogramm, und das sind dann schon Tageshöchstwerte. Und das, obwohl nach unserem Eindruck in dieser Silvesternacht weniger Feuerwerk in die Luft geschossen wurde als in den Vorjahren: Es gab viele Raketen, aber bereits gegen 0.20 Uhr war das meiste schon vorbei. Offenbar wirkte sich die Debatte um Feinstaubbelastung durch Silvesterfeuerwerk auf den privaten Konsum aus – die Freien Wähler forderten nun angesichts der hohen Umweltbelastung böllerfreie Zonen in der Innenstadt. Die Debatte könnte 2019 noch hohe Wellen schlagen: Die Deutsche Umwelthilfe will den Druck auf besonders belastete Städte erhöhen, Silvesterfeuerwerke zentral zu veranstalten und Verbotszonen in den Innenstädten einzurichten.
Die Debatte um den Sinn und Unsinn von Silvesterfeuerwerk hatte bereits vor dem Jahreswechsel so intensiv getobt, wie nie. Die schlechte Luft in vielen Innenstädten, drohende Diesel-Fahrverbote, dazu Unfälle und die Belastung für Haustiere, all das führte zu einer hitzigen Diskussion, ob private Silvesterfeuerwerke verboten werden sollten. Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) sprach sich bereits vor Silvester für zentrale Großfeuerwerke aus: Ein öffentliches Feuerwerk oder eine professionelle Pyro-Show seien nämlich nicht nur sicherer, sie belasteten die Umwelt auch weniger, da hier meist andere Feuerwerksbatterien zum Einsatz kämen. Der Verein forderte deshalb ein Verbot für Silvesterböller und mit Schwarzpulver getriebene Raketen, die für die extremen Feinstaubwerte aber auch für viele Brände und Verletzungen verantwortlich seien.
„Wir möchten eine Verschiebung der Feuerwerksaktivitäten raus aus der Innenstadt“, sagte DUH-Geschäftsführer Jürgen Resch kurz vor Silvester. Ein Silvesterfeuerwerk gehöre für viele Menschen zum Jahreswechsel, „und so soll es auch bleiben“, betonte Resch. Sinnvoll sei aber, die Aktivitäten auf Flächen am Stadtrand zu verlagern, wo die Menschen ihre Feuerwerkskörper abfeuern könnten. Dem schlossen sich nun auch die Freien Wähler in Mainz an: Sie forderten am Montag böllerfreie Zonen für die Mainzer Innenstadt.
„In der Nacht zum 01.01.2019 war die Luft zum Schneiden“, sagte FW-Stadtratsmitglied Kurt Mehler: „Über der Stadt hing schon weit vor Mitternacht eine dichte Rauchdecke aus verpufftem Schwarzpulver.“ Umfragen zufolge könnten Dreiviertel der deutschen Bundesbürger „getrost auf den Böllerrausch verzichten.“ Die Stadt Mainz „sollte dem Willen der Mehrheit folgen und Zündungsverbote zumindest für Wohnbereiche insbesondere in der Innenstadt verhängen“, forderte Mehler. Das sei auch ein Sicherheitsaspekt: Es gebe eine zunehmende Gefährdung durch angeblich harmlose Feuerwerkskörper, die auf Polizei- und Rettungskräfte geworfen würden. „Das hat nichts mehr mit einem ‚guten Brauchtum‘ zu tun“, betonte Mehler.
Tatsächlich kam es auch in dieser Silvesternacht wieder zu zahlreichen Einsätzen und Bränden wegen Feuerwerkskörpern in Mainz. Die Mainzer Feuerwehr rückte zwischen 23.50 Uhr und 1.30 Uhr zu insgesamt 18 Feuerwehreinsätzen aus, davon elf im Mainzer Stadtgebiet. Es kam zu sieben Mülltonnen-Bränden und einem Balkonbrand, es blieb bei meist geringen Sachschäden. Parallel dazu wurden aber auch mehr als 40 eingehenden Notrufe mit medizinischem Hilfeersuchen an die Rettungsleitstelle weiter geleitet, inwieweit diese medizinischen Notfälle mit Böllern zu tun hatten, sagte die Feuerwehr allerdings nicht. Auch die Mainzer Polizei hatte eine nicht gerade ruhige Nacht: Nach Mitternacht kam es zu einem halben Dutzend Schlägereien und Auseinandersetzungen, meist zwischen angetrunkenen Feiernden.
Ein Vorfall ragte indes besonders heraus: Um kurz nach Mitternacht explodierte in der Holzhofstraße ein außergewöhnlich kraftvoller Sprengkörper. Bei einer sofort durchgeführten Überprüfung seien aber weder Personen- noch Sachschäden festgestellt worden, teilte die Polizei am Montag mit. Inzwischen habe die Kriminalpolizei Mainz die Ermittlungen übernommen, denn laut einem Sachverständigen des Landeskriminalamtes bestehe der Verdacht, dass es sich um einen nicht frei verkäuflichen Feuerwerkskörper handeln könnte.
„Die Zündung eines solchen Sprengsatzes könnte den Straftatbestand des ‚Herbeiführen einer Sprengstoffexplosion‘ erfüllen“, betont die Polizei. Mittlerweile habe sich auch eine 21-jährige Zeugin gemeldet, die durch heiße Splitter offensichtlich leicht verletzt wurde. Die Kripo sucht aber noch weitere Personen, die das Geschehene beobachtet haben oder sogar filmen konnten. Es wäre nicht das erste Mal, dass illegale Sprengstoffbastler in Mainz auffallen: Vor einem Jahr, im November 2017, hatte die Polizei in der Mainzer Altstadt, gleich neben dem Bischöflichen Ordinariat, einen Mainzer wegen vermutlich illegaler Herstellung von Sprengstoffkörpern festgenommen – damals fand man eine Reihe gefährlicher Chemikalien in seiner Wohnung.
Info& auf Mainz&: Wer etwas zu der Explosion in der Holzhofstraße sagen kann oder gar ein Video davon besitzt: Bitte bei der Kriminalpolizei Mainz unter der Telefonnummer 06131 und dann 653633 melden. Die Debatte über Silvesterfeuerwerk, Verbot Ja oder Nein, könnt Ihr hier noch einmal lesen. Aktuelle Luftmesswerte findet Ihr zum Beispiel beim Umweltbundesamt, genau hier.