Die Stadt Mainz will in den kommenden Wochen in der Mombacher Straße strikt gegen Parken auf Gehwegen und in zweiter Reihe vorgehen. Die bisherige Praxis, dort mehrreihig zu parken, war zu keinem Zeitpunkt erlaubt – wurde allerdings auch nicht geahndet“, teilte die Stadt am Freitag mit. Das werde sich nun ändern. Alternativen für die Parkenden bietet die Stadt allerdings nicht – das stößt auf deutliche Kritik von Anwohnern. Dabei ist der geplante Umbau der Straße auf unbestimmte Zeit verschoben, die grüne Verkehrsdezernentin Janina Steinkrüger plant die Reduzierung von derzeit rund 210 genutzten Stellen künftig auf ganze 23.
Die Mombacher Straße ist eine der wichtigsten Einfallsstraßen für die Mainzer Innenstadt: Vom Norden kommend, führt die Straße in der Verlängerung der alten Mombacher Hochbrücke entlang der Bahngleise in Richtung Hauptbahnhof und mündet dort in die Hochbrücke über die Alicenstraße, die dann weiter hinauf zur Mainzer Uniklinik führt. Damit ist die Mombacher Straße ein wichtiger Bypass für die Mainzer Neustadt – und seit dem Ausbremsen des Verkehrs in der Boppstraße die letzte flüssige Alternativtrasse zur völlig überlasteten Rheinallee.
Zuletzt entstanden entlang der Mombacher Straße zudem zahlreiche Neubauten von Hotels, Bürogebäuden und studentischem Wohnen, die gemeinsam mit einem Co-Working-Space und einem Fitnessstudio neue und zusätzliche Anwohnergruppen entlang der Straße brachten. Dazu rückte zuletzt die Anerkennung des Alten Jüdischen Friedhofs als Unesco-Weltkulturerbe die in die Jahre gekommen Straße in den Fokus der Stadtplaner.
Von 210 genutzten Stellplätzen sollen nur 23 erhalten bleiben
Im Juli 2023 stellte Verkehrsdezernentin Janina Steinkrüger (Grüne) einen Umbauplan für die Mombacher Straße vor, der Kern: Der Autoverkehr soll massiv zurückgedrängt, Fußgänger und Autofahrer erheblich mehr Raum bekommen. Die Mombacher Straße sei „stark sanierungsbedürftig“, für den Radverkehr „unzureichend“, ebenso für die Belange der Barrierefreiheit und Verkehrssicherheit, betonte Steinkrüger damals. Eine komfortable Fortbewegung oder gar ein Aufenthalt entlang der Straße sei „in dem derzeitigen Zustand nur schwer möglich.“ Der Plan stieß auf scharfe Kritik, vor allem auch, weil Steinkrüger dafür die Hälfte der entlang der Straße stehen alten Bäume fällen will.
Massive Änderungen plant Steinkrüger vor allem auch in Sachen Parken: Die Zahl der Stellplätze soll von derzeit rund 210 genutzten Stellen künftig auf ganze 23 Möglichkeiten reduziert werden. Insbesondere die Parkplätze zwischen den Bäumen entlang des Alten Jüdischen Friedhofs seien „illegal“, betonte Steinkrüger: Dort werde „in einer Grünanlage“ geparkt, das schade zudem den Bäumen. Alle Bürogebäude und Hotels entlang der Straße verfügten über Tiefgaragen, hatte der Leiter des Stadtplanungsamtes, Axel Strobach., damals betont. Insgesamt gebe es im öffentlichen Raum regelmäßig 90 bis 100 „widerrechtlich abgestellte Fahrzeuge“, oft in zweiter Reihe, diese sollten in Zukunft verschwinden.
Der Umbau der Mombacher Straße wurde in der Folge verschoben, weil die Deutsche Bahn die Sanierung der Eisenbahnbrücke an der Osteinunterführung am Mainzer Hauptbahnhof plant. Gegen die parkenden Autos will die Stadt nun dennoch vorgehen: „Im Bereich der Mombacher Straße sowie am Fichteplatz werden in der kommenden Woche die Parkstände neu sortiert“, teilte die Stadt am Freitag mit: „Dis bisher gelebte – und nur geduldete – Praxis des mehrreihigen Parkens auf dem Gehweg wird hier künftig nicht mehr möglich sein.“ man wolle „vorsorglich darauf hinweisen, dass die bisherige Praxis zu keinem Zeitpunkt erlaubt war.“
Stadt Mainz will Parken auf Gehwegen und in zweiter Reihe stoppen
Gehwege stellten grundsätzlich Schutzbereiche für schwächere Verkehrsteilnehmer dar, heißt es weiter – zu gleich räumt man ein: Der hohe Parkdruck habe in den vergangene Jahren vor allem in Wohnstraßen zu einer „gelebten Praxis des Gehwegparkens“ geführt. „Durch das umfangreiche Parken auf Gehwegen sind diese nur eingeschränkt und teils gar nicht vom Fußverkehr nutzbar“, kritisiert die Stadt aber. Zugleich muss sie einräumen: Parken auf Gehwegen ist nicht generell verboten, die entsprechende Verwaltungsvorschrift der Straßenverkehrsordnung lasse Parken auf Gehwegen „aber nur dann zu, wenn genügend Platz für unbehinderten Fußverkehr – auch mit Kinderwagen oder Rollstuhl – im Begegnungsfall bleibt.“
„Durch die Anpassung des Verkehrsraums wird eine neue Flächenverteilung eingeführt, die den schwächeren Verkehrsteilnehmern mehr Schutz bietet und nun auch eindeutig geregelt ist“, so die Ankündigung weiter. Damit wolle die Landeshauptstadt „den Ansprüchen als lebenswerte Stadt gerecht werden, mit genug Raum für einen bunten Mobilitätsmix.“
Was die Stadt aber nicht dazu schreibt ist, wo die bisher in der Mombacher Straßen Parkenden denn mit ihren Fahrzeugen hin sollen – Angebote für Alternativen: Keine. Derzeit dient die Mombacher Straße in hohem Maße als eine Art Parkrückzugsraum für die Mainzer Neustadt. Aber auch alte und neue Anwohner, Mitarbeiter der neuen Bürokomplexe, Hotelbesucher und Pendler suchen hier einen der letzten nicht-bewirtschafteten Parkräume. Dazu kommen Besucher des Alten Jüdischen Friedhofs, an dem zudem gerade ein neues Besucherzentrum gebaut wird. Stellplätze für Besucher, die mit dem Pkw anreisen: keine.
Kritik: Keine Alternativen für parkende Anwohner
Die jetzt angekündigte Maßnahme stößt deshalb auch auf Kritik bei Anwohnern: „Der Parkdruck wird dadurch noch exorbitant erhöht“, kritisierte Ulrich H. Drechsler, Inhaber des Tintencenters Drechsler in der Mombacher Straße: „Wo sollen die Autos denn hin?“ Durch den Umbau der Boppstraße seien ohnehin viele Neustadt-Bewohner mit ihren Autos in die Mombacher Straße abgewandert – ein Konzept zur Alternative gebe es aber nicht. Zwar gebe es einige neue Tiefgaragen in den Neubauten, die seien aber oft gerade für Studenten viel zu teuer. Auch der Zeitpunkt überrasche ihn, sagte Drechsler: „Warum jetzt?“ Zudem seien die Anwohner bislang nicht informiert worden.
„Warum kümmert man sich nicht darum, Alternativen zu entwickeln, wie etwa die schon einmal geplante Quartiersgarage“, fragte Drechsler im Gespräch mit Mainz& weiter. Eine solche Quartiersgarage sei bereits vor rund 15 Jahren schon einmal geplant, bedauerlicherweise aber nie realisiert worden. Tatsächlich war die Idee für eine solche Quartiersgarage im Zuge der Debatte um den Umbau der Mombacher Straße erneut aufgebracht worden – das Verkehrsdezernat hatte sie aber nicht aufgegriffen.
Stattdessenn hatte Steinkrüger im vergangene Jahr auf die Frage, welche Alternative denn Anwohnern und Pendlern angeboten werden sollten, lediglich mit den Schultern gezuckt: Diese müssten sich dann eben „anderweitig Parkplätze“ suchen, oder aber im Parkhaus Cityport am Hauptbahnhof Platz finden, sagte Steinkrüger. In welchen Bereichen genau die Stadt nun gegen die parkenden Autos vorgehen wird, sagte sie nicht: Die Ankündigung spricht lediglich allgemein von „Mombacher Straße und Fichteplatz“.
Info& auf Mainz&: Mehr zum Umbau der Mombacher Straße und dem Wegfall von Parkplätzen und Bäumen lest Ihr hier bei Mainz&.