Einen Park-and-Ride-Platz an der Opel-Arena wird es nicht geben, der Stadtrat lehnte am Mittwoch einen entsprechenden Antrag der CDU ab. Die CDU-Opposition wollte die Verwaltung auffordern, ein Konzept zur Nutzung des Parkplatzes an der Fußballarena für Park-and-Ride-Zwecke zu entwickeln, und das zu so günstigen Konditionen, dass es für Pendler und Einkaufsbummler attraktiv sei, dort das Auto stehen zu lassen. Der Parkplatz stehe an einem Großteil der Tage leer, gleich nebenan fahre alle sieben Minuten eine Mainzelbahn in die City, argumentierte CDU-Verkehrsexperte Thomas Gerster. Der Stadtrat lehnte trotzdem den Antrag mit großen Mehrheit ab, Verkehrsdezernentin Katrin Eder (Grüne) verwies dabei auf die Studie der Stadt zu diesem Thema.
„Tag für Tag quälen sich Pendler über die Saarstraße in die Innenstadt, vorbei an der Messstation in der Parcusstraße“, begründete Gerster im Stadtrat den Antrag seiner Fraktion – die CDU griff mit ihrem Antrag einen Vorschlag aus dem OB-Wahlkampf auf. Der unabhängige Kandidat Nino Haase, der auch für die CDU ins Rennen gegangen war, hatte sich für die Idee stark gemacht, den Parkplatz der Mainz 05-Arena außerhalb von Spieltagen als Park-and-Ride-Platz zu nutzen. Gerster argumentierte nun genauso: Der Parkplatz biete 1000 Fahrzeugen Platz, die 10.000 Quadratmeter große, versiegelte Fläche sei aber zum einem großen Teil des Jahres ungenutzt.
„Warum wird dieses Potenzial nicht genutzt?“ fragte Gerster, schließlich liege passierten den Platz jeden Tag zahlreiche Fahrzeuge. Genutzt werde der Parkplatz aber praktisch nur an Spieltagen von Mainz 05, damit stehe er aber de facto an 300 Tagen leer. „Direkt daneben hält alle sieben Minuten eine oftmals leere Straßenbahn“, sagte Gerster. Ein Park-and-Ride-Platz an der Opel-Arena könne deshalb ein erster Schritt zu einer Entlastung der Innenstadt sein. „Der P&R-Platz wird Mainz nicht zu einer Musterstadt machen, aber es wäre ein erster kleiner Schritt“, betonte Gerster.
Zustimmung fand die CDU damit aber bei der Mehrheit im Stadtrat nicht: Das Anliegen der CDU sei zwar „begrüßenswert, aber im Einzelnen zu undurchdacht“, lehnte Jana Schneiß für die SPD den Antrag ab. Es reiche eben nicht, „eine Einzelmaßnahme“ in Sachen Park-and-Ride vorzustellen, es brauche ein Gesamtkonzept. Auch die FDP lehnte den Vorschlag ab und verwies darauf, der Parkplatz sei ja gar nicht so leer, der Straßenbahnanschluss zu weit weg.
„Die Idee war schon im Wahlkampf eine schlechte Forderung“, befand Marcel Kühle von den Grünen, und kritisierte: „Sie fordern die Stadt auf, einfach mal zu machen – über den Kopf von Mainz 05 hinweg.“ Das Grundstück gehöre baurechtlich zum Stadion und der Fachhochschule, der Parkplatz sei ein Stellplatz für Kongresse, Feiern und Versammlungen sowie VIP-Parkplatz für die Fußballspiele. Würde er zum Park-and-Ride-Platz „stünde der Parkplatz Mainz 05 nur noch eingeschränkt zur Verfügung“, sagte Kühle. Im Übrigen habe eine Analyse im Auftrag der Stadt ergeben, dass es lediglich Bedarf für rund 150 bis 160 Park-and Ride-Plätze gebe, das könne mit dem Parkhaus an der Kurmainz-Kaserne abgedeckt werden.
„Die Autofahrer hätten an der Opel-Arena keinen Anreiz umzusteigen“, behauptete Kühle, es müsse im Landkreis mehr Park and Ride-Plätze geben und eine bessere ÖPNV-Anbindung. „Wir können nicht auf Mainzer Seite versuchen, die Defizite im Landkreis auszugleichen“, sagte Kühle. „Es wird behauptet, es gäbe keinen Bedarf, aber am Samstag sind die Parkhäuser in der Innenstadt überfüllt“, konterte CDU-Fraktionschef Hannsgeorg Schönig: „Ich fahre oft genug an den Parkplätzen vorbei, da stehen ein paar Autos – und der Rest ist frei.“
Die Frage sei, „ob man es will“, in Mainz fehle aber nach wie vor ein Konzept, das den ÖPNV mit Park-and-Ride verknüpfe, kritisierte Schönig: „Sie schwafeln die ganze Zeit, es muss im Landkreis was passieren – aber die Abstimmungen fehlen.“ Und auch die Freien Wählern kritisierten, es seien doch die Grünen, die in der Landesregierung säßen und auch im Landkreis starke Mehrheiten hielten: „Sie könnten es machen, Sie sitzen am Hebel – aber sie fordern und fordern nur“, warf er den Grünen vor.
Verkehrsdezernentin Katrin Eder (Grüne) verwies indes ebenfalls auf die Park-and-Ride-Analyse der Stadt aus dem Jahr 2018. Dort ließ die Stadt geeignete Plätz für Park-and-Ride untersuchen – allerdings gab die Stadt dabei von vorneherein bestimmte Flächen vor. Der Parkplatz an der Opel-Arena war nicht dabei, die Stadt begrenzte die Analyse auf den Mainzer Lerchenberg, das Mühldreieick in Mainz Hechtsheim sowie ein altes Parkhaus an der Generaloberst-Beck-Straße. Das größte Potenzial sah die Untersuchung denn auch für dieses Parkhaus: Es gebe hier ein Nachfragepotenzial von 70 bis 110 Stellplätzen von Arbeitspendlern – Einkaufende oder Festbesucher wurden allerdings dabei nicht mitgerechnet.
Von der Stadt hieß es im Juli 2019, man überlege nun, das alte Parkhaus an der Kurmainz-Kaserne erst einmal mit einer Ebene als Park-and-Ride-Anlage auszubauen, um zu sehen, wie es angenommen werde. Eder sagte dazu am Mittwoch im Stadtrat, die Stadt habe das Studierendenwerk angeschrieben, man warte nach wie vor auf Rückmeldung. Sinnvoller sei, „die Leute weit draußen an der Schiene abzuholen, nur dann finanziert das Land Park-and-Ride-Plätze“, sagte Eder, so nah an der Innenstadt gebe es dafür keine Förderung. „Wir sind an zwei Standorten dran, die etwas weiter draußen liegen“, sagte Eder noch.
Auch die ÖDP kritisierte indes, die Stadt habe weiter kein umfassendes Konzept in Sachen Park-and-Ride, dem Antrag wollte sie dennoch nicht zustimmen – man habe Bedenken, dass der Standort sinnvoll sei. Unterstützung bekam die CDU denn auch nur von einer überraschenden Seite: „Ich bin überrascht, wie viele Ideen von der CDU kommen, denen wir gerne zustimmen würden“, sagte ausgerechnet der Linke Martin Malcherek, und betonte: „Jedes Auto, das weniger in die Stadt kommt, hilft.“ Wenn man wolle, dass die Leute das Auto stehen ließen, müssten Anreize gesetzt werden – auch finanzieller Natur: „Wir dürfen ihnen dann nicht 5,60 Euro für die Straßenbahn abknüpfen“, sagte Malcherek, und erneuerte eine Forderung aus seinem OB-Wahlkampf: „Der ÖPNV muss kostenfrei sein.“
Kommentar& auf Mainz&: Warte, warte noch ein Weilchen..
Es mag ja sein, dass man beim Fußballbundesligisten Mainz 05 auf nicht viel Gegenliebe zur Nutzung des hauseigenen Parkplatzes stoßen würde – aber die Frage ist doch: Will die Stadt eigentlich die Autos ind er Innenstadt reduzieren und Pendlern dafür ein Angebot machen oder nicht? Tatsache ist nämlich: Es ist immer das gleiche Spiel. Jemand hat eine Idee, wie es vorangehen könnte, in aller Regel eine Partei aus der Opposition. Die Ampel-Fraktion geißelt daraufhin die Idee als Unsinn, verweist auf das Umland oder das Land und behauptet, das Thema sie bei der Verwaltung in guten Händen.
Die Verwaltung wiederum gibt eine Studie in Auftrag – und dann passiert erst einmal nichts. 2018 gab es eine „Potenzialstudie“, die aber nicht einmal alle Potenziale untersuchen durfte – was die Studienmacher selbst ausdrücklich bedauerten. Stattdessen legte die Stadt von vorneherein mal fest, welche Areale untersucht werden sollten – und welche nicht. So kam man zum selben Ergebnis wie immer: Es gibt keine Flächen und ja irgendwie auch keinen Bedarf – oder? Dass ein Parkplatz direkt an der Saarstraße mit umstieg in die Straßenbahn für Einkaufsbummler an Adventssamstagen nicht attraktiv sein soll, erschließt sich nun wirklich nicht – der Parkplatz läge ja nun wirklich direkt an der Abfahrt von der Autobahn.
Hier parken und so den Stau auf der Saarstraße vermeiden und gleichzeitig noch teure Parkhausgebühren sparen, das könnte sehr wohl attraktiv sein. Vor allem, wenn das mit einem Park-and-Ride-Ticket flankiert würde, es ist ja sonst auch kein Problem für die Mainzer Mobilität, Sondertickets bei Festen anzubieten. Und bei Bundesligaspielen wird auch heute schon der Parkplatz für Normalbesucher de facto gesperrt, wo wäre der Unterschied bei einem Park-and-Ride-Platz?
Dass sich die Stadt die Chance entgehen lässt, den Verkehr genau an der Messstation in der Parcusstraße zu verringern, ist angesichts des sich stark nähernden Dieselfahrverbots wirklich nicht zu verstehen. Das nähert den Verdacht: Hier darf nicht sein, was sinnvoll wäre, um nur ja nicht einem verhassten Mitbewerber im OB-Wahlkampf noch im Nachhinein einen Erfolg zu gönnen. Das aber wäre Ideologiepolitik statt sachliche Politik zugunsten der Lebensqualität in der Stadt. Aber lieber warten wir noch ein bisschen, Und noch ein Jährchen. Und verweisen weiter auf den bösen Landkreis. Dabei gilt doch, was die Linke sagte: Jedes Auto weniger in der Innenstadt, zählt.
Info& auf Mainz&: Mehr zur Park-and-Ride-Analyse der Stadt Mainz lest Ihr hier bei Mainz&.