Ende August wurde der Pachtvertrag unterzeichnet, nun haben die neuen Betreiber von Schloss Waldthausen ihr Konzept vorgestellt: Ab 2026 soll das Anwesen im Lennebergwald bei Mainz als hochmodernes Tagungszentrum fungieren – mit Bars, Spielräumen, Kegelbahn und großzügigen Konferenzsälen. Man wolle moderne Tagungskultur in „historischer Eleganz“ bieten, und dabei auch an die Innovationsgeschichte von Mainz mit Johannes Gutenberg und Biotechnologie anknüpfen, sagte Jérôme Claus von Châteauform’ Deutschland.
Seit 2020 stand das historisierte Schloss in der Gemeinde Budenheim bei Mainz leer, lange war unklar, was aus dem grandiosen Anwesen bei Mainz werden würde: Das zwischen 1908 und 1910 für den Freiherren Martin Wilhelm von Waldthausen erbaute Schloss trägt den Spitznamen „Klein Hogwarts“ und wurde lange auch als Sitz einer internationalen Schule gehandelt – vor allem die FDP, aber auch Oberbürgermeister Nino Haase (parteilos) hatten sich dafür stark gemacht.
Das Anwesen ist seit 1982 im Besitz des Sparkassenverbandes Rheinland-Pfalz, der hatte hier mehr als drei Jahrzehnte lang seine Sparkassenakademie betrieben. Schloss Waldthausen sei „ein Ort der Begegnung, Weiterbildung und strategischer Ausrichtung“ gewesen, schwärmte nun Sparkassenverbandspräsident Thomas Hirsch. Doch 2020 zog der Verband in die Mainzer Innenstadt um – und tat sich lange schwer, eine adäquate Nachnutzung für das Gebäude zu finden. „Schloss Waldthausen ist ein unverwechselbares Wahrzeichen und ein wertvolles Kulturerbe – ein Asset, das wir mit Weitblick und Verantwortungsbewusstsein in die Zukunft führen wollen“, betonte Hirsch nun am Montag.
Seminare in historischem Ambiente – dafür steht Chauteauform‘
Da stellte sich in Schloss Waldthausen der neue Pächter vor: die französische Unternehmensgruppe Châteauform’, die europaweit Tagungsorte in besonderen Gebäuden betreibt – besonders gerne in Schlössern. Die 1996 gegründete Unternehmensgruppe betreibt Seminarstätten in Frankreich, Belgien, Spanien, Italien, Niederlande und in der Schweiz, seit 2011 ist man auch in Deutschland vertreten – unter anderem mit Schloss Ahrenthal bei Bonn oder Schloss Velen im Münsterland.
Deutschland sei für Châteauform‘ ein wichtiger Wachstumsmarkt, betonte Châteauform‘-Chef Jérôme Claus: Man plane, seine Präsenz in den kommenden Jahren weiter auszubauen und bis 2026 insgesamt 15 Standorte in Deutschland zu betreiben. Bereits für 2025 seien Neueröffnungen in der Nähe von Berlin und München geplant. Das Konzept ist dabei immer gleich: Firmenveranstaltungen und Seminaren „an inspirierenden, ungewöhnlichen oder historischen Orten“, dabei werden „historische Immobilien mit modernster Tagungstechnik und einem umfassenden Service kombiniert.“
Die Häuser von Châteauform‘ seien vielfach „liebevoll restaurierte historische Gebäude, die den Teilnehmenden eine gemütliche und gleichzeitig professionelle Atmosphäre bieten“, heißt es bei dem Unternehmen weiter. Ein weiteres Alleinstellungsmerkmal sei die Lage der Seminarhäuser inmitten der Natur – das trifft auch auf Schloss Waldthausen mit seinem großen Park zu. Der soll übrigens für die Öffentlichkeit auch in Zukunft weiter zugänglich bleiben, allerdings werden Besucher in den kommenden 12 Monaten umfangreiche Bauarbeiten erleben.
Schloss Waldthausen: Neugestaltung mit Vorbild Gutenberg
Denn Châteauform‘ will auch Schloss Waldthausen umfangreich renovieren: Das historische Schlossgebäude soll auf allen Etagen neugestaltet werden, auch die Gästezimmer und Bäder sollen vollständig renoviert und mit zeitgemäßem Komfort ausgestattet werden. Im Untergeschoss plant der neue Pächter „neue Bars und Entspannungsbereiche, die durch Spielräume, Videospielstationen, eine Kegelbahn und Karaoke-Optionen ein breites Angebot für Pausen und abendliche Aktivitäten bieten“, so die Ankündigung.
Im Erdgeschoss sollen gemütliche Lounges, Pausenbereiche und Besprechungsräume zum Austausch und Netzwerken einladen. In den oberen Etagen werden moderne Konferenzräume angesiedelt, ausgestattet mit neuester Technik und flexiblen Gestaltungsmöglichkeiten für verschiedenste Veranstaltungsformate. Dazu werden im Aula-Gebäude und im Neubau Nord neue Konferenzbereiche entstehen, das modernisierte Aula-Gebäude zusätzlich als Hauptspeisesaal fungieren – allein hier sind 315 Quadratmeter Nutzfläche geplant.
Im Neubau Nord soll zudem ein modernes Seminarzentrum mit 19 variablen Konferenzräumen und Raumgrößen zwischen 25 und 120 Quadratmetern entstehen. „Hier schaffen wir optimale Voraussetzungen für jede Art von Seminar oder Konferenz“, sagte Claus: „Die Räume sind individuell anpassbar und bieten so maximale Flexibilität für unsere Gäste.“ Das Einzugsgebiet wird nicht nur Mainz umfassen, Châteauform‘ dürfte dabei mindestens auch das gesamte Rhein-Main-Gebiet im Blick haben. Man sehe „gerade auch in dieser Region eine starke Nachfrage nach hochwertigen Tagungs- und Seminarräumen, die historische Atmosphäre mit modernster Ausstattung vereinen“, sagte Claus.
Innovationskraft von Gutenberg und Biotech nutzen
Mainz und seine Geschichte sollen aber bei den Modernisierungs- und Sanierungsarbeiten eine Rolle spielen: Man wolle sich thematisch „auf die Innovationskraft der Stadt Mainz und das reiche Erbe konzentrieren“, kündigte Claus an – und schwärmte explizit von der Erfindung des modernen Buchdrucks mit beweglichen Metalllettern und der Druckerpresse durch Johannes Gutenberg sowie die medizinische Revolution durch Biotechnologie. „Wir freuen uns darauf, die Geschichte und Innovationskraft von Mainz durch ein modernes Raumkonzept erlebbar zu machen, und die Verbindung von Tradition und Fortschritt in der Gestaltung des Schlosses zu verankern“, erklärte Claus.
„Ich freue mich, dass der Sparkassenverband Rheinland-Pfalz mit Châteauform‘ einen starken Partner gefunden hat, der Schloss Waldthausen als internationales Tagungszentrum langfristig betreiben wird“, reagierte der Mainzer OB Haase am Montag. Mit dem Schloss verfüge die Stadt Mainz „über ein Schmuckstück mitten im Lennebergwald“, die Investitionen in Millionenhöhe seien „eine große Chance, das gesamte Areal denkmalgerecht zu restaurieren und zu vitalisieren.“ Nur so könne das Schloss dauerhaft erhalten und genutzt werden.
Als Eigentümerin sei der Stadt Mainz aber neben dem Denkmalschutz auch die Interessen des Naturschutzes wichtig, man habe zudem darauf gedrungen, dass das Areal öffentlich zugänglich bleibe, betonte Haase zudem. „Das Tagungszentrum ist keine Konkurrenz zur Hotellerie, sondern bereichert das bestehende Angebot und macht unsere Region bei einer neuen Zielgruppe bekannt“, unterstriche der OB zudem. Davon würden das lokale Gewerbe und letztlich auch der regionale Tourismus profitieren.
Und schließlich sei ein modernes und internationales Tagungszentrum „ein großer Gewinn für den Wirtschaftsstandort Mainz“ und die Internationalisierungsstrategie der Landeshauptstadt Mainz“, so der OB weiter- dazu gehörten auch eine bilinguale Kita in Weisenau, die künftige Internationale Schule am Theresianum bis hin zum internationalen Life-Science-Zentrum von Kadans.
Info& auf Mainz&: Mehr zur Vorgeschichte um Schloss Waldthausen lest Ihr hier auf Mainz&, mehr zur französischen Unternehmensgruppe Châteauform’ findet ihr hier im Internet.