Nach rund acht Jahren ist es nun endlich so weit: Die Fußgängerbrücke über die Mainzer Saarstraße in Höhe des Kisselbergs kommt. Am Montag war Baustart für die 37 Meter lange und mehr als vier Meter breite Brücke, die künftig die Mainzer Hochschule und das Fußballstadion von Mainz 05 mit dem Wohn- und Gewerbegebiet Kisselberg verbinden soll. Das ist auch nötig: Für Studierende und Passanten waren ansonsten umständliche Umwege nötig. Auch wird der Kisselberg so erstmals vernünftig an die Mainzelbahn angeschlossen. Verkehrsdezernentin Katrin Eder (Grüne) sprach von einem neuen „Tor nach Mainz“. Die CDU fordert indes, die Planung zu verändern, und eine ungünstige Spitzkehre zu entschärfen.

Das Gewerbegebiet am Kisselberg (unten) war lange von dem neu entstehenden Campus der Hochschule Mainz (oben, hier noch leere Felder) abgeschnitten. - Foto: GWG Mainz
Das Gewerbegebiet am Kisselberg (unten) war lange von dem neu entstehenden Campus der Hochschule Mainz (oben, hier noch leere Felder) abgeschnitten. – Foto: GWG Mainz

Die Fußgängerbrücke über die Saarstraße ist eine alte Forderung vieler Gewerbetreibender und Studierender aus dem Kisselberg, waren dort in den vergangenen Jahren doch zahlreiche Studierendenwohnheime, aber auch immer mehr Unternehmen entstanden. Gerade Studierende, die von ihrem Wohnheim zur Johannnes Gutenberg-Universität oder zur Hochschule Mainz wollten, mussten umständliche Wege in Kauf nehmen, auch litt der Kisselberg zeitweise unter einer hochgradig schlechten Busanbindung bei Nacht – im Februar 2017 hab es deswegen sogar eine Resolution von Studierenden im Mainzer Stadtrat.

Nun also kommt endlich Abhilfe: Am Montag begann die Stadt Mainz mit dem Bau der lange ersehnten Fußgängerbrücke über die Saarstraße. Es wird ein besonderes Bauwerk: Die neue bogenförmige Brücke aus Stahl solle dem westlichen Stadteingang der Landeshauptstadt durch seine spezielle Form und Gestaltung Rechnung tragen, heißt es bei der Stadt: Es entstehe „ein Tor nach Mainz“, das die Besucher der Stadt am Eingang willkommen heißen werde. Die Brücke aus Stahlfertigteilen mündet rechts und links in zwei begrünten Hügeln, von denen Treppen, aber auch großzügige Rampen hinunter führen und für eine barrierefreie Querung der Saarstraße sorgen. Ein spezielles Lichtkonzept soll für die nötige Sicherheit sorgen.

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So soll die neue Fußgängerbrücke über die Saarstraße am Kisselberg aussehen. - Grafik: Stadt Mainz
So soll die neue Fußgängerbrücke über die Saarstraße am Kisselberg aussehen. – Grafik: Stadt Mainz

Vier Meter breit soll der Hauptweg der Brücke werden, auf beiden Seiten führen außer den Rampen auch großzügige Treppen zur Brücke selbst. 16.000 Kubikmeter Erdreich müssen für die Brückenhügel bewegt werden, auf beiden Seiten 4,90 Meter hohe Stützwände entlang der Saarstraße entstehen. 37,50 Meter Spannweite wird die Brücke haben und in 4,50 Meter Höhe über die Saarstraße führen.

„Die neue Brücke am Kisselberg durchbricht die Barriere, die die Saarstraße seit vielen Jahrzehnten in diesem Bereich unserer Stadt bildet“, sagte Verkehrsdezernentin Eder. Mit dem Baustart der Brücke am 4. Mai 2020 erfülle sich für viele Menschen ein lange gehegter Wunsch: Die Beschäftigten des Kisselberg-Gebiets, der künftige Schulstandort sowie die Ansiedlungen im Hochschulerweiterungsgebiet würden so an das äußerst dichte ÖPNV-Angebot entlang der Saarstraße optimal angebunden. Die Brücke sei so auch „ein wichtiger Baustein in der Förderung des Umweltverbundes aus Fuß, Rad und ÖPNV.“ Radfahrer und Fußgänger erhielten so völlig neue und direktere Wegeverbindungen. „Gerade in den aktuell schwierigen Zeiten ist der Baustart ein wichtiges Zeichen, dass es in der zukunftsfähigen Entwicklung einer ökologischen Stadtentwicklung weitergeht“, betonte Eder.

Schnell wird die Realisierung der Brücke allerdings nicht gehen: 60 Wochen Bauzeit veranschlagt die Stadt Mainz selbst, damit dürfte die Brücke in knapp 1,5 Jahren fertig werden. Rund 1,18 Millionen Euro kostet allein der Bau der Brücke, dazu kommen noch einmal rund 1,56 Millionen Euro für den Verkehrswegebau sowie rund 480.000 Euro für Leitungsbau und die Beleuchtung. Die Stadt muss das alles aber nicht allein bezahlen: Der Brückenbau wird zu 75 Prozent vom Land Rheinland-Pfalz gefördert.

Treppenaufgang der neuen Fußgängerbrücke über die Saarstraße am Kisselberg. - Grafik: Stadt Mainz
Treppenaufgang der neuen Fußgängerbrücke über die Saarstraße am Kisselberg. – Grafik: Stadt Mainz

Die Leitungen müssen als erstes verlegt werden, beidseitig der Saarstraße wird ein planes Baufeld entstehen, dann müssen die Widerlagerwände der Brücke rechts und links der Saarstraße hergestellt werden, sie entstehen in Stahlbeton. Die sich anschließende Gründungen der Widerlagerwände werde zum Teil über Bohrpfähle erfolgen, teilte die Stadt weiter mit, nach Fertigstellung der Fundamentarbeiten werden die Widerlagerwände und Stützwände ausgeführt. Die Erdhügel entstehen danach beidseitig der Saarstraße, auf ihnen entstehen dann auch die Brückenauflager.

Die meisten Arbeiten sollen in zeitlicher Abfolge jeweils nacheinander auf der linken oder rechten Seite der Saarstraße durchgeführt werden, Arbeiten, die kein ständiges Wechseln der Seite benötigen, werden parallel durchgeführt. Ziel sei es, die Saarstraße, als Hauptzufahrtsstraße, grundsätzlich nicht zu sperren. Eine Vollsperrung wird allerdings nötig, wenn das Brückenhauptteil auf die Widerlager aufgesetzt wird – die Stadt rechnet damit, dass die Erdarbeiten und das Herstellen der Brückenauflager zum Spätherbst oder Winter 2020 fertiggestellt werden können.

Bislang die einzige Fußgängerquerung für die Saarstraße: die Brücke am Friedrich-von-Pfeiffer-Weg. - Foto: gik
Bislang die einzige Fußgängerquerung für die Saarstraße: die Brücke am Friedrich-von-Pfeiffer-Weg. – Foto: gik

Dann werde die Saarstraße für vier Tage voll gesperrt, um das Brückenhauptteil aufzuheben. Man wolle das aber an einem Wochenende tun, um die Beeinträchtigung der Verkehrsfunktionen so gering wie möglich zu halten. Nach dem Einhub des Brückenüberbaus werde der Rest der Bauzeit benötigt, um alle Treppenanlagen herzustellen und die barrierefreien Wege in Asphalt umzusetzen sowie die Geländer zu montieren. Da das im Frühjahr geschehe, könne man Neupflanzungen und Landschaftsbauarbeiten parallel durchzuführen, heißt es weiter.

Die Mainzer CDU begrüßte den Baubeginn: „Es ist schön, dass der Baubeginn nach der knapp zehnjährigen Durststrecke nun endlich in greifbare Nähe rückt“, sagte der verkehrspolitische Sprecher der CDU im Mainzer Stadtrat, Thomas Gerster. Die Mainzer hätten lange genug auf die Umsetzung dieses Projektes gewartet. Gerster regte zudem aber auch an, die Planungen in einem Punkt noch einmal zu überdenken: Die Pläne zeigen bei den Rampen nämlich keineswegs kreisförmig verlaufende Wege, sondern eine scharfe Spitzkehre in der ersten Kurve.

Diese Spitzkehre werde mit einem Rad oder Rollstuhl „nur sehr schwer zu befahren sein“, warnte Gerster. Auch für die seit einigen Jahren im Straßenverkehr fest etablierten Lastenräder mit Anhänger sei eine so enge Streckenführung nahezu unmöglich zu befahren. „Wir schlagen vor, dass die Pläne noch einmal überarbeitet werden und der Radius sowie die Breite der Straße den aktuellen Bedürfnissen der Rad- und Rollstuhlfahrer angepasst werden“, betonte Gerster. Schließlich sei bei den Vorberatungen innerhalb der Ausschüsse immer wieder betont worden, wie wichtig es sei, dass Radfahrer und vor allem Rollstuhlfahrer problemlos über diese Brücke kämen. „Dieser Punkt wird in der jetzigen Planung leider nicht hinreichend berücksichtigt“, kritisierte Gerster.

Info& auf Mainz&: Die Geschichte zur Mainzelbahn-Anbindung des Kisselberg samt Studenten-Petition könnt Ihr hier noch einmal nachlesen. Die Haltestelle Am Kisselberg gibt es inzwischen ganz regulär.

 

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