Der Tod des russischen Oppositionellen Alexej Nawalny hat auch in Rheinland-Pfalz und Hessen Bestürzung und Entsetzen ausgelöst. Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) und Ministerpräsident Boris Rhein (CDU) sprachen von einem „Verbrechen“ und einem „sinnlosen Tod“. Nawalnys Tod sei „ein Beleg für die Brutalität des Putin-Regimes“ – und eine Mahnung für alle, „die Russlands Diktator und seinen Machtapparat weiterhin verharmlosen.“ ZDF und ARTE zeigen Dokumentationen über den Kremlkritiker und Kämpfer für Demokratie und Freiheit in Russland.

Alexej Nawalny in einer Szene in dem Film "Nawalny". - Foto: DCM Film
Alexej Nawalny in einer Szene in dem Film „Nawalny“. – Foto: DCM Film

Der russische Oppositionsführer Alexej Nawalny war einer der letzten Politiker, die sich noch gegen das zunehmend autoritäre Regime des russischen Präsidenten Wladimir Putin aufzulehnen wagten – mit erheblichen Folgen: Der Jurist und Kreml-Kritiker wurde für seine offenen Worte zum Zustand Russlands sowie für sein Aufdecken von Korruption und Willkür erst wiederholt inhaftiert, und dann 2020 mit dem Nervengift Nowitschok vergiftet.

Nawalny wurde in der Berliner Charité gesund gepflegt, kehrte aber bereits 2021 nach Russland zurück – obwohl er wusste, dass ihm Haft und Folter, ja sogar der Tod drohte. Noch am Flughafen wurde Nawalny verhaftet und in der Folge mit zum Teil aberwitzigen Anschuldigungen zu insgesamt rund 30 Jahren Haft verurteilt. Noch aus den Straflagern heraus rief Nawalny aber immer wieder zum Widerstand gegen Putin auf, 2022 wurde er deshalb in Straflager in Sibirien verlegt, im Dezember 2023 noch einmal an einen unbekannten Ort gebracht.

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Dreyer entsetzt: Nawalny „war für mich persönlich ein Held“

Am Freitag gab die Verwaltung der sibirischen Strafkolonie völlig überraschend den Tod des prominenten Häftlings bekannt – vier Wochen vor der nächsten Präsidentenwahl in Russland, und nur einen Tag, nachdem Nawalny noch scheinbar gut aufgelegt bei einem Gerichtsprozess per Online-Schalte erschienene war. Zur Todesursache gab die Lagerverwaltung lediglich an, Nawalny habe sich „nach einem Spaziergang unwohl gefühlt“ und „fast sofort das Bewusstsein verloren“. Nawalny war der einzige Oppositionspolitiker, der Russlands Präsident Putin mit seiner großen Anhängerschar noch hätte gefährlich werden können.

Tweet des hessischen Ministerpräsidenten Boris Rhein (CDU) zur Meldung vom Tod Nawalnys. - Screenshot: gik
Tweet des hessischen Ministerpräsidenten Boris Rhein (CDU) zur Meldung vom Tod Nawalnys. – Screenshot: gik

Die Nachricht vom Tod des wichtigsten Kreml-Kritikers und Oppositionspolitikers Russlands löste in Deutschland umgehend Entsetzen und Trauer aus: „Die Nachricht vom Tod von Alexej Nawalny ist bestürzend“, sagte Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) in Mainz, und betonte: „Er war für mich persönlich ein Held.“ Nawalny habe für Demokratie und Freiheit in Russland gestanden und vielen Menschen Hoffnung gegeben. „Mein ganzer Respekt gilt seinem Mut“, sagte Dreyer weiter.

Für den Tod machte Dreyer eindeutig Kremlchef Wladimir Putin und sein Regime verantwortlich: „Sein sinnloser Tod zeigt einmal mehr den wahren Charakter dieses autoritären Regimes“, sagte Dreyer: „Das sollte allen, die Russlands Diktator und seinen Machtapparat weiterhin verharmlosen, eine weitere Mahnung sein.“ Sie wünsche sich, „dass trotz seines Todes die Menschen die Hoffnung nicht verlieren, wo auch immer auf der Welt sie für Demokratie und Meinungsfreiheit kämpfen“, betonte Dreyer zudem.

Rhein: „Schwarzer Tag“, mutiger Kämpfer für Freiheit und Demokratie

Auch Hessens Ministerpräsident Boris Rhein (CDU) reagierte entsetzt und mit klaren Worten: „Heute ist ein schwarzer Tag: Alexej Nawalny war ein mutiger Kämpfer für Freiheit und Menschenrechte, eine starke Stimme für ein demokratisches Russland“, schrieb Rhein auf der Plattform X. „Sein Tod ist ein Verbrechen und der Beleg für die Brutalität des Putin-Regimes“, betonte auch Rhein: „In Gedanken bin ich bei seiner Familie.“

Nawalny hinterlässt seine Frau Julia sowie zwei Kinder, Julia Nawalnaja trat wenige Minuten nach der Todesnachricht bei der Münchner Sicherheitskonferenz auf – mit einem eindringlichen Appell: „Ich möchte die gesamte internationale Gemeinschaft, all diejenigen in der Welt, die jetzt zuhören, dazu aufrufen, zusammenzustehen und dieses Böse zu besiegen, dieses furchtbare Regime, das heute über Russland herrscht“, sagte Nawalnaja unter stehenden Ovationen im Saal.

Nawalnaja verwies auch darauf, dass Putin und sein Regime „unaufhörlich lügen“, ob sie der Todesnachricht glauben könne,. wisse sie deshalb nicht. „Aber wenn es tatsächlich stimmt, dann möchte ich, dass Putin und seine Umgebung, Putins Freunde, seine Regierung wissen, dass sie sich verantworten müssen“, betonte Nawalnaja: „Für das, was sie unserem Land angetan haben, meiner Familie und meinem Mann. Und dieser Tag wird bald kommen.“

Info& auf Mainz&: Den Dokumentarfilm „Nawalny“ legen wir Euch eindringlich ans Herz, Ihr könnt ihn  derzeit aber vor allem bei Amazon Prime sehen. In der ZDF-Mediathek steht die Dokumentation „Der Fall Nawalny – Director’s Cut“ hier zur Verfügung, ARTE zeigt am Samstag den Film „Becoming Nawalny – Putins Staatsfeind Nr. 1“ um 15.55 Uhr im Fernsehen sowie ab sofort in der Mediathek.