Kaum haben die Mainzer eine Verkehrs-Großbaustelle hinter sich, ist schon die nächste da: Am Aschermittwoch hat der Umbau der Bahnhofstraße in Mainz begonnen. Aus der etwas heruntergekommenen Durchgangsstraße an der Post soll künftig ein großzügiger Boulevard werden, der die Ströme von Fußgängern und Öffentlichem Nahverkehr in Richtung Innenstadt schöner und besser bewältigen kann. Bis Mitte September soll das neue Stadtentrée fertig sein, die Konsequenz ist aber erst einmal Chaos: Rund 1.600 Busse und Straßenbahnen müssen umgeleitet werden – mit erheblichen Auswirkungen auf den gesamten ÖPNV. Der staut sich nun genau auf der Brücke, die über die Bahnhofsgleise führt, die Stadt hat deshalb seit Montag, 27. März, hier dauerhaft Tempo 30 verfügt.
Wegen der Sperrung der Bahnhofstraße halten jetzt nämlich verschiedene Buslinien nur noch an der Haltestelle Hauptbahnhof-West und fahren von hier direkt hinunter Richtung Kaiserstraße oder Große Bleiche. Auch müssen die Busse zum Teil die Haltebucht unter der Brücke nutzen, die aber viel zu klein ist für die modernen Busse.
Das Ergebnis: regelmäßig Stau und Verkehrsbehinderungen. Auch tummeln sich hier jetzt viel mehr Fahrgäste als sonst, die zum Teil auch sehr nah am Fahrbahnrand stehen. Die Stadt hat deshalb jetzt die Geschwindigkeitsbeschränkung auf Tempo 30 auf der Alicenbrücke für 24 Stunden angeordnet. Zu den Umleitungen hat die Mainzer Verkehrsgesellschaft (MVG) einen eigenen Bereich auf ihrer Homepage eingerichtet, den Ihr genau hier findet. Am Münsterplatz gibt es zudem einen Info-Point der Stadt Mainz zu den Umbauarbeiten in der Bahnhofstraße.
2,4 Millionen Euro stehen für den Umbau zur Verfügung, das Geld kommt zum Großteil (90 Prozent) vom Land Rheinland-Pfalz aus dem Programm „Lebendige Innenstädte“. 2015 hatte die Stadt einen Ideenwettbewerb für die Umgestaltung der Bahnhofstraße ausgelobt, als Sieger ging der in Mainz durchaus bekannte Architekt Klaus Bierbaum mit seinem Büro hervor. Der ordnet nun die Bahnhofstraße komplett neu: Die Straßenbahn soll näher an die Sparkasse rücken, auf der anderen Straßenseite so Platz für eine großzügige Zone für Fußgänger und Radfahrer entstehen. Die Autos sollen aus der Bahnhofstraße verschwinden, der Zulieferungsverkehr über Parcusstraße und Hintere Bleiche erfolgen.
Insgesamt soll die Bahnhofstraße ein großzügiges städtisches Flair bekommen, die Stadt freut sich auf „ein Stück Stadtreparatur“, wie Oberbürgermeister Michael Ebling (SPD) es 2015 nannte. Das größte Problem für die Umbauphase aber lautet: der Öffentliche Nahverkehr. Rund 1.300 Busse und 300 Straßenbahnen mit 50.000 Fahrgästen passieren pro Tag die Bahnhofstraße – und die müssen jetzt alle die Bahnhofstraße umfahren. Für die MVG ist das Ausnahmezustand: Die Straßenbahnen aus Richtung Finthen, Lerchenberg und Bretzenheim fahren nur noch bis zum Hauptbahnhof, aus Richtung Hechtsheim ist am Gautor Schluss. Unser Tipp: Wer aus Richtung Uni kommt, an der Haltestelle Hauptbahnhof West umsteigen – von hier fährt jetzt mancher Bus direkt Richtung Innenstadt. An der Haltestelle unter der Hochbrücke ist nun auch der Umstieg zwischen den Nachtlinien angesiedelt.
Straßenbahnnetz wird zweigeteilt
Besonders gravierend sind die Auswirkungen natürlich auf das Straßenbahnnetz: Kaum ist die Mainzelbahn fertig, wird der neue Fahrplan schon wieder ausgesetzt und komplett durcheinandergewirbelt. Das Straßenbahnnetz ist jetzt erst einmal zweigeteilt, auf der einen Seite fahren die Bahnen von Finthen zum Hauptbahnhof und dann weiter auf den Lerchenberg und nach Bretzenheim bzw. umgekehrt. So fährt die Linie 50 nur noch auf dem Abschnitt Finthen/Römerquelle – Hauptbahnhof und wird dort zur Linie 51 in Richtung Lerchenberg oder zur Linie 52 in Richtung Bretzenheim. Die Linie 53 fällt auf der Strecke zum Lerchenberg weg, die Linie 51 wird deshalb verstärkt – und fährt ab Hauptbahnhof als 50 weiter Richtung Finthen.
Auf der Strecke zwischen Hechtsheim und dem Gautor fahren nun die Linien 52 (Schinnergraben) und 53 (Bürgerhaus). Zwischen dem Gautor und Hauptbahnhof West werden Ersatzbusse auf den Linien 52 und 53 eingesetzt, die über Schillerplatz und Münsterplatz fahren und dort den Anschluss an die Straßenbahnen haben sollen. In der Schillerstraße gibt es Ersatzhaltestellen für die Bahnhofstraße. Zudem verweist die MVG auch auf die verlängerten Buslinien 66, 67 und 660 als Ersatz.
Umleitungen bei den Buslinien
Die Buslinien müssen über Kaiserstraße oder Parcusstraße in Richtung Stadt fahren. Achtung: Einige Busse fahren dadurch den Hauptbahnhof-Vorplatz gar nicht mehr an! Dafür wurden neue Haltestellen in der Schillerstraße vor dem Kinderladen Wirth und dem Finanzamt sowie in der Parcusstraße eingerichtet. Das führt auch zu Verkehrsbehinderungen auf der Saarstraße und auf der Alicenbrücke: Hier halten jetzt vermehrt Busse am Straßenrand – und sorgen für lange Schlangen auf der Rechtsabbiegerspur in Richtung Große Bleiche. Hier dürfte es jetzt also wieder einmal zu vermehrten Staus kommen.
Die wichtigsten Regelungen im Überblick:
- Linien 6, 64 und 65: Diese Linien fahren zwischen Hauptbahnhof West und Neubrunnenplatz ohne Zwischenhalt. Die Haltestellen Hauptbahnhof und Münsterplatz entfallen.
- Linie 28: Hält am Münsterplatz an der Ersatzhaltestelle in der Schillerstraße vor dem Finanzamt bzw. Wirth – Der Kinderladen.
- Linien 54, 55, 56, 57, 90 und 91: Diese Linien fahren zwischen Hauptbahnhof West und Münsterplatz (Ersatzhaltestelle in der Schillerstraße) ohne Zwischenhalt. Die Haltestelle Hauptbahnhof entfällt. Am Hauptbahnhof West hält die Linie 91 an den Haltebereichen C und D am Fahrbahnrand, welche jeweils bis in den Brückenbereich der Alicenbrücke verlängert werden.
- Linien 60 und 61: Zwischen Rheingoldhalle/Rathaus und Hauptbahnhof über Höfchen C bzw. D (in der Quintinsstraße) – Schusterstraße – Bauhofstraße – Hindenburgplatz vom/zum Hauptbahnhof. Die Haltestellen Schillerplatz und Münsterplatz entfallen. Bitte beachten Sie zudem die geänderten Haltepositionen an der Haltestelle Höfchen.
- Linien 62 und 63: In Richtung Gonsenheim/Mombach: Ab der Haltestelle Trajanstraße über Ersatzhaltestelle Hauptbahnhof vor der Kreuzung zur Alicenbrücke und weiter durch die Binger Straße zur Haltestelle Münsterplatz (Ersatzhaltestelle in der Schillerstraße). In Richtung Weisenau/Laubenheim: Von der Haltestelle Münsterplatz (Ersatzhaltestelle in der Schillerstraße) ohne Zwischenhalt zum Hauptbahnhof West. Der Halt am Hauptbahnhof entfällt.
- Linie 66: Wird über Hechtsheim/Mühldreieck hinaus über Kurmainz-Kaserne – Pariser Tor – Schillerplatz und Münsterplatz (Ersatzhaltestelle in der Schillerstraße) bis zum Hauptbahnhof West verlängert.
- Linie 92: Fährt zwischen Hindenburgplatz bzw. Neubrunnenstraße und Münsterplatz (Ersatzhaltestelle in der Schillerstraße) über Hauptbahnhof West, Haltebereich C bzw. D. Der Halt am Hauptbahnhof entfällt.
- Linie 99: Startet und endet am Hauptbahnhof West und fährt zwischen Hauptbahnhof West und Münsterplatz (Ersatzhaltestelle in der Schillerstraße) ohne Zwischenhalt. Die Haltestelle Hauptbahnhof entfällt.
- Nachtsternanschluss: Der Umstieg zwischen den Nachtlinien erfolgt stets an der Haltestelle Hauptbahnhof West. Bitte beachten Sie, dass die Linien 91 und 92 sowie der Schienenersatzverkehr nach Hechtsheim an dieser Haltestelle an den Haltebereichen C bzw. D am Fahrbahnrand halten. Die Buslinien 9, 33, 67, 68, 70, 71, 75, 76 und 78 sind unverändert.
Das Ganze wird uns eine Weile begleiten: Die Bauarbeiten sind bis Mitte September angesetzt. Am Ende soll aus dem jetzigen Engpass ein großzügiger neuer Stadteingang geworden sein. Freuen wir uns drauf… Mehr zu den Umbauplänen lest Ihr in diesem Mainz&-Artikel vom Spatenstich.
Info& auf Mainz&: Mehr Details zur Umgestaltung der Bahnhofstraße lest Ihr hier bei Mainz& sowie hier bei der Stadt Mainz, unter „Planungsstand“ findet Ihr dann auch ausführliche Planungsunterlagen. Zudem hat die Stadt am Münsterplatz einen Info-Point zu den Umbauarbeiten eingerichtet. Die MVG informiert umfassend über neue Linienwege und Haltestellen auf einer Sonderseite zur Bahnhofstraße, im Übrigen gibt es auch in den Linienplänen neue Abschnitte, etwa bei den Straßenbahnen.