Noch ein Schock für die Fastnachtsstadt Mainz: Erneut ist ein Urgestein der Mainzer Fastnacht gestorben, und wieder an den Folgen einer Corona-Infektion. Rudi Henkel, Urgestein der Mainzer Fastnacht, ist tot. Mit 95 Jahren erlag der Mainzer den Folgen einer Coronainfektion, die er sich ausgerechnet in einem Krankenhaus zugezogen hatte. Der Fastnacht war einer der markantesten und wichtigsten Köpfe der Mainzer Fastnacht: Als Präsident führte er den Mainzer Carnevals-Verein (MCV) in den Jahren 1981 bis 1991 aus einer tiefen Krise. Mainz trauert erneut um einer der ganz Großen der Mainzer Fastnacht.

Rudi Henkel in der Bütt - ein Großer der politisch-literarischen Fastnacht. - Foto: Thomas Gottfried
Rudi Henkel in der Bütt – ein Großer der politisch-literarischen Fastnacht. – Foto: Thomas Gottfried

Erst am 13. März hatte die Mainzer Fastnacht mit Otto Schlesinger eine langjährige markante Größe der Szene verloren. Der bekannte „Mainzer Hofsänger“ war mit 88 Jahren den Folgen einer Covid-19-Erkrankung erlegen – einen Tag nach seinem Tod traf der Brief mit den Impfterminen bei Schlesinger ein. Nur eine Woche später meldete nun der Mainzer Carnevals-Verein erneut einen tragischen Verlust: MCV-Ehrenpräsident Rudi Henkel ist tot. Mit 95 Jahren sei Henkel am 24. März im Katholischen Klinikum Mainz verstorben, teilte der MCV auf seiner Homepage mit – Henkel hatte sich im Klinikum mit dem Coronavirus infiziert.

„Er war unser Ehrenpräsident, Botschafter der Mainzer Fastnacht wie kein Zweiter“, sagte der heutige MCV-Präsident Reinhard Urban. Henkel sei „ein einzigartiger Chronist“ gewesen, habe die Geschicke des Vereins über zehn Jahre als Präsident geleitet und „seinerzeit den Mainzer Carneval-Verein aus einer schweren Krise geführt“, sagte Urban. Henkel war von 1981 bis 1991 Präsident des größten Mainzer Fastnachtsvereins, er rettete den Verein vor der Pleite – als Fastnachter war er ein wahres Multitalent: Henkel entwarf Motivwagen, stand selbst in der Bütt und galt als „Meister des geschliffenen Wortes.“

- Werbung -
Werben auf Mainz&
Rudi Henkel 2015 als "Dombetrachter" in der Bütt. - Foto: gik
Rudi Henkel 2015 als „Dombetrachter“ in der Bütt. – Foto: gik

„Bis zuletzt war er ein MCV-Aktiver im wahrsten Sinne des Wortes, er war für seinen MCV da, stand mit Rat und Tat jederzeit zur Verfügung, und er war ein ungemein liebenswerter Mensch mit einer großen Portion Humor ausgestattet“, würdigte Urban den Verstorbenen: „Unsere Gedanken sind nun bei seiner Familie, ganz besonders bei seiner Ehefrau Helga, wir wünschen ihnen viel Kraft in diesen schweren Stunden.“ Henkel werde einen ganz besonderen Platz in der Geschichte des Vereins einnehmen, „wir werden ihm stets ein ehrenwertes Andenken bewahren“, betonte Urban.

Rudi Henkel wurde 1925 in Mainz-Weisenau geboren, er studierte Zahnmedizin und eröffnete 1952 eine eigene Praxis in Weisenau. Auf der Fastnachtsbühne machte sich Henkel schnell einen Namen als Redner., seine geschliffenen Reime gehörten zum Besten, was die Mainzer Fastnacht je gesehen hat.  Legendär sein Auftritt als „Professor für Kappologie“ bei „Mainz bleibt Mainz“ im Jahr 1989 – im SWR erzählte er einmal, wie er darauf gekommen war. Im Saal sei es damals mucksmäuschenstill gewesen, erinnerte sich in dem Film Fastnachtssänger Thomas Neger: „Ich habe noch nie einen Beitrag gesehen, der so gebannt verfolgt wurde.“

Rudi Henkel als Laudator für Margit Sponheimer bei der Verleihung der Ehrenbürgerschaft. - Foto: Stadt Mainz
Rudi Henkel als Laudator für Margit Sponheimer bei der Verleihung der Ehrenbürgerschaft. – Foto: Stadt Mainz

Henkel schlug seine Zuhörer in den Bann, und das bis ins hohe Alter. Noch 2015 stand er als „Dombetrachter“ in der Bütt, kaum einer brachte das Mainzer Lebensgefühl und die Lebensart der politisch-literarischen Fastnacht so prägnant auf den literarischen Punkt wie Henkel. Nach seiner Pensionierung als Zahnarzt schrieb er Bücher, saß „Nacht(s) am Fastnachtsbrunnen“, und brachte literarisch die Figuren des Mainzer Wahrzeichens zum Sprechen. Immer an Fastnachtsdonnerstag hielt er einen zeitkritisch-humoristischen Vortrag im Landesmuseum.

Zu seinem 90. Geburtstag brachten ihm natürlich die Meenzer Schwellköpp ein Ständchen – es war Henkel, der den überdimensionalen Pappfiguren ihren Namen gegeben hatte. 2018 war es Rudi Henkel, der die Laudatio auf Margit Sponheimer hielt, als die Stadt Mainz die Fastnachtssängerin zur Ehrenbürgerin der Stadt machte.

Rudi Henkel 2018 mit Michael Bonewitz. - Foto: Thomas Gottfried
Rudi Henkel 2018 mit Michael Bonewitz. – Foto: Thomas Gottfried

In Mainz ist die Trauer nun groß: „Ein ganz Großer, phantastischer Redner, Fassenachtskenner und mehr“ sei gegangen, schrieb etwa der Gonsenheimer Fastnachtsredner Rudi Hube. Ein anderer Kommentator in den sozialen Netzwerken dichtete prompt das Mainzer Fastnachtsmotto um: „Humor war Rudis Lebensart, Mit Herz und Toleranz gepaart.“

Rudi Henkel sei „stets gut gelaunt, voller Lebenslust und Tatendrang“, gewesen, ein echtes Phänomen, sagte auch der langjährige MCV-Pressesprecher und Vorstandsmitglied Michael Bonewitz: „Er konnte so wunderbar aus dem Herzen schreiben, Meenzer Geschichten erzählen und es war immer ein ganz besonderes Vergnügen, bei ihm und Helga zu Besuch zu sein, mit ihren wunderbaren selbstgebackenen Kuchen und mit ihrer großartigen Gastfreundschaft.“

Rudi Henkel sei charmant und voller Humor gewesen, habe „ein unglaubliches Gedächtnis gehabt, war geschichtsbewusst, kenntnisreich und auch noch ein Wortakrobat“, schrieb Bonewitz auf seinem Facebookprofil: „Der Narrenhimmel weint.“ Der einzige Trost sei, schreibt der Sohn des 2019 verstorbenen Kabarettisten und Alt-Fastnachter Herbert Bonewitz: „Er wird mit meinem Babba auf Wolke 11 viel zu erzählen und viel zu lachen haben.“

Info& auf Mainz&: Mehr zum Tod von Otto Schlesinger, dem tiefsten Bass Deutschlands und langjährigen „Mainzer Hofsänger“ lest Ihr hier bei Mainz&. Den Vortrag von Rudi Henkel als „Dombetrachter“ könnt Ihr hier auf Youtube noch einmal erleben.

 

HINTERLASSEN SIE EINEN KOMMENTAR

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein