Anfang der Woche hatten wir über eine Meldung der Autobahn West GmbH über Vandalismus am neuen Radweg an der Schiersteiner Brücke berichtet, seither wundert sich Mainz: Wie konnten über 400 Kilogramm schwere Betonelemente verrückt werden? War das ein Fehler? Haben wir gar „Unsinn“ berichtet? Mitnichten: Die fraglichen Betonelemente sind tatsächlich so schwer, erklärte nun die Autobahn West GmbH auf Mainz&-Anfrage. Verrückt wurden sie auf Mainzer Seite, und das nicht allein mit Muskelkraft. Beschädigt wurde dabei vor allem ein wichtiger Anti-Rutsch-Belag für den Radweg, und dessen Erneuerung dauert.

Die Schiersteiner Brücke kurz nach Fertigstellung im August 2023, unterhalb der Brücke sieht man den angehängten Radweg, der in der Mitte auf die Rettbergsaue führt. - Foto: Autobahn West GmbH
Die Schiersteiner Brücke kurz nach Fertigstellung im August 2023, unterhalb der Brücke sieht man den angehängten Radweg, der in der Mitte auf die Rettbergsaue führt. – Foto: Autobahn West GmbH

Die Schiersteiner Brücke ist nicht nur eine enorm wichtige Autobahnquerung zwischen Mainz und Wiesbaden, auch für Pendler und Ausflügler mit dem Rad ist sie eine wichtige Rheinquerung. Die große Autobahnbrücke der A643 war im August 2023 nach zehn Jahren Bauzeit feierlich eröffnet worden, nur in Teilen fertig ist jedoch bisher der neue Radweg, der unter der Brücke angehängt ist: Dieser Weg stellt die einziger Landverbindung zum Freizeitgelände auf der Rettbergsaue dar, und ist bisher nur von Wiesbadener Seite aus geöffnet.

Der Abschnitt von Mainz-Mombach aus war bislang wegen einiger noch ausstehender Arbeiten noch gesperrt – und das sorgt offenbar für jede Menge Ungeduld und Unmut: Anfang vergangener Woche verrückten Unbekannte mehrere, jeweils über 400 Kilogramm schwere Betonelemente auf dem abgehängten Geh- und Radweg unterhalb der Schiersteiner Brücke verrückt, und verursachten dabei „erhebliche Schäden an den Geländern und dem Bodenbelag“, das teilte die Autobahn West GmbH des Bundes Ende vergangener Woche mit.

- Werbung -
Werben auf Mainz&
Werbung

 

Autobahn GmbH: Betonblockaden mit Muskelkraft nicht zu bewegen

Seither herrschte Rätselraten in Mainz: Was denn das für eine Meldung sei, wurden wir gefragt, Kommentatoren warfen Mainz& gar vor, wir würden „Unsinn schreiben“ – wie man denn bittesehr 400 Kilogramm schwere Betonteile verrücken könne?!? „Das haben wir uns auch gefragt“, sagte nun Maximilian Angst, Sprecher der Autobahn West GmbH auf Mainz&-Anfrage. Die Betonsperren seien tatsächlich schwere Betonblöcke, „das sind Quader, wie man sie von Weihnachtsmärkten kennt, massive Dinger“, erklärte Angst – und ja: die seien wirklich 400 Kilogramm schwer.

Der unter der Autobahnbrücke angehängte Radweg ist bisher nur von Wiesbadener Seite aus geöffnet. - Foto: gik
Der unter der Autobahnbrücke angehängte Radweg ist bisher nur von Wiesbadener Seite aus geöffnet. – Foto: gik

„Wir haben es im Selbstversuch ausprobiert“, berichtete Angst weiter, wie haben mit mehreren Männern versucht, die zu verrücken, händisch – das klappt nicht. Mit reiner Muskelkraft sind die Quader nicht zu verrücken.“ Die einzige Erklärung, die man habe sei, dass dabei „irgendein Gerät oder Fahrzeug, vielleicht mit Seil oder Abschleppstange, verwendet wurde“, sagte Angst weiter, „wir waren halt nicht dabei…“ Die Beschädigungen müssen wohl am Wochenende rund um den 1. Juni geschehen sein, eventuell auch in der Nacht – Zeugen oder Hinweise auf die Täter gibt es bisher nicht.

Eine Erklärung ist aber, dass nicht etwa die Betonelemente mitten auf dem Radweg auf der Brücke verschoben wurden, sondern die Elemente, die den Zugang zum Radweg von der Mombacher Seite aus blockierten – und hier kann man mit einem Fahrzeug drankommen. „Wir verstehen, die Leute wollen, dass der Weg offen ist“, sagte Angst weiter, es sei auch nicht das erste Mal gewesen, dass hier Barrieren beiseite geräumt wurden: „Der Bereich war vorher mit Gittern und Bauzäunen abgesperrt, die waren schon vorher permanent beiseite geräumt“, kritisiert er: „Die Leute wollen unbedingt den Weg nutzen und räumen ihn sich dann selbst frei.“

Werbung

 

Absperrungen auf Mainzer Seite dauern beschädigt oder weggeräumt

Das aber sei ein Problem, erklärt der Sprecher: „Es gibt noch ein Bauteil auf dem Radweg, das eine Spezialanfertigung darstellt, das dauert einfach“, betonte Angst. Und jetzt sei das Problem noch größer geworden, denn durch das Verrücken der schweren Betonblöcke sei nicht nur das Geländer des neuen Radwegs beschädigt worden, sondern vor allem auch der Belag auf dem Radweg. Das aber sei eine besondere Beschichtung, „der Belag schützt den darunterliegenden Beton vor Einflüssen, insbesondere Wasser, und er sorgt für einen entsprechenden Grip auf dem Radweg gegen Rutschgefahr“, erklärte Angst: „Zur verkehrssicheren Freigabe muss dieser Belag intakt sein, sonst besteht bei Nässe erhebliche Rutsch- und Sturzgefahr.“

Luftbild der Schiersteiner Brücke im August 2023, man sieht deutlich, wie der Radweg sich zur Rettbergsaue absenkt. - Foto: Autobahn West GmbH
Luftbild der Schiersteiner Brücke im August 2023, man sieht deutlich, wie der Radweg sich zur Rettbergsaue absenkt. – Foto: Autobahn West GmbH

Für eine verkehrssichere Freigabe müsse dieser Belag aber intakt sein, das sei nu nicht mehr gegeben – die jetzt notwendige Reparatur verzögere die Freigabe weiter. Denn der Spezialbelag brauche bestimmte Temperaturen, um aufgetragen werden und vor allem um aushärten zu können, deshalb sei derzeit unklar, wann das geschehen könne. Für den Vandalismus hat man deshalb hier kein Verständnis: „Wir würden den Unmut verstehen, wenn man gar nicht mit dem Rad über die Brücke käme“, sagt Angst: „Aber die Radwege oben auf der Brücke sind ja komplett freigegeben, die Verkehrsverbindung ist vorhanden.“

Wer also von Mainz aus mit dem Rad oder zu Fuß auf die Rettbergsaue will, kann einfach oben über die Brücke, und dann von Schierstein aus den angehängten Weg zur Insel nehmen. Bei der Autobahn GmbH hofft man nun, dass der Vandalismus aufhört, und der Radweg möglichst schnell fertig gestellt werden kann. „Jede weitere Beschädigung führt wieder dazu, dass es länger dauert“, warnte Angst noch, „das ist misslich, das wollen auch wir nicht.“

Info& auf Mainz&: Unsere Ausgangsmeldung zu dem Thema findet ihr noch einmal hier bei Mainz&.