Wahre Regenfluten prasseln vom Himmel, Flüsse treten über die Ufer, und selbst einst harmlose Bäche verwandeln sich in reißende Ströme, die Keller, Garagen oder sogar das Haus selbst unter Wasser setzen. „Kann mir das auch passieren? Was kann ich tun, um mein Haus besser zu schützen?“ Mit diesen Fragen startet der Wirtschaftsbetrieb Mainz nun eine neue Vorsorgereihe mit Recherche, Konzeptideen und Beratungsangeboten. Ende des Jahres sind sogar Bürgerversammlungen geplant – und zwar verpflichtend für die Hausbesitzer.

Starkregen setzte auch in Wiesbaden vor einigen Jahren die Innenstadt unter Wasser. - Foto:
Starkregen setzte auch in Wiesbaden vor einigen Jahren die Innenstadt unter Wasser. – Foto:

„Nach der Flutkatastrophe im Ahrtal waren Angst und Verunsicherung groß, auch in Mainz wurden Fragen gestellt – Fragen, die nach wie vor aktuell sind“, sagte nun Jeanette Wetterling, Chefin des Mainzer Wirtschaftsbetrieb, der für die Kanäle der Landeshauptstadt zuständig ist. Die Fragen will der Wirtschaftsbetrieb nun mit einem sogenannten „Starkregenvorsorgekonzept“ beantworten helfen – dahinter steckt eine ganze Reihe von Rundgängen und Informationsveranstaltungen.

„Wir packen das Problem damit vor Ort und so quasi an der Wurzel an“, betonte die Vorstandsvorsitzende nun. Konkret heißt das: Der Wirtschaftsbetrieb werde sich die Situation im gesamten Stadtgebiet mit den jeweiligen Ortsvorstehern und -beiräten anschauen, um mögliche Gefahrenquellen erkennen und benennen zu können. Los
geht es in Finthen und Ebersheim, danach kommen nach und nach die anderen Vororte und
Stadtteile dran.

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Rundgänge im Stadtteil, Bürgerversammlung verpflichtend

„Grundlage des Konzeptes sind Unwetter mit Regenfällen, die so heftig und damit selten sind, dass sie statistisch gesehen nur etwa alle 100 Jahre vorkommen“, erklärte Wetterling weiter. Dabei würden Straßen und Grundstücke überflutet, auch die Kanalisation wäre durch Wassermassen in einem solchen Fall überfordert. „Die bei den Rundgängen ermittelten Daten werden deshalb von einem Ingenieurbüro ausgewertet, das anschließend Ideen entwickeln soll, wie das Wasser so über die Erdoberfläche ‚umgeleitet‘ werden kann, damit möglichst wenig Schäden entstehen“, so Wetterling weiter.

Kanalreinigungs-Wagen des Mainzer Entsorgungsbetriebs: Auch eine Vorsorge gegen Überschwemmungen. - Foto: gik
Kanalreinigungs-Wagen des Mainzer Entsorgungsbetriebs: Auch eine Vorsorge gegen Überschwemmungen. – Foto: gik

Die Idee ist nicht neu, das Mainzer Umweltministerium hatte schon vor einigen Jahren eine Kampagne zur besseren Vorsorge gegen Starkregen in Kommunen gestartet – Anlass war damals ein Starkregenereignis in Stromberg bei Bingen, das den halben Ort verwüstete. Denn Städte und Kommunen können so einiges gegen solche Katastrophen tun: Schauen, wo Bäche entlang fließen, Abflüsse berechnen, und mit einfachen baulichen Maßnahmen gegensteuern. Oft reicht schon ein kleines Mäuerchen, um Abflüsse klug zu lenken, und eine Katastrophe zu verhindern.

Genau das soll nun auch in Mainz geschehen: Die Recherchen von vor Ort und die gesammelten Daten und Berechnungen sollen im Herbst den städtischen Gremien vorgestellt werden, danach seien Bürgerversammlungen geplant, kündigte Wetterling an, und betonte: „Das sollten Pflichttermine sein, denn dort kann man sich nicht nur über das Flut-Risiko des Ortsteils informieren, sondern auch über das des eigenen Hauses oder
Grundstücks.“

 

Wer dabei oder auch schon vorher feststelle, nicht genügend vorgesorgt zu haben, könne sich übrigens einfach an den Wirtschaftsbetrieb wenden: „Ein kurzer Anruf oder eine Mail genügt, und wir kommen vorbei, prüfen und beraten Sie vor Ort“, verspricht Wetterling: „Einfach, unentgeltlich, individuell.“ Das gilt übrigens auch für verstopfte Gullys auf der Straße, wie wir aus Erfahrung wissen: Verstopfte Kanaleinläufe bergen die Gefahr von Überflutungen bei Starkregen, durch einen Anruf oder eine Email beim Wirtschaftsbetrieb wird ein Reinigungsfahrzeug vorbei geschickt – und schon ist die Gefahr gebannt.

Kleines Mäuerchen, große Wirkung: Das Kellerfenster ist jetzt gegen Überflutung geschützt. - Foto: Umwelt RLP
Kleines Mäuerchen, große Wirkung: Das Kellerfenster ist jetzt gegen Überflutung geschützt. – Foto: Umwelt RLP

Hausbesitzer können zudem auch selbst einiges tun, um sich gegen Überflutungen abzusichern, etwa Kellerfenster mit Mäuerchen schützen, oder auch Rücklaufventile in der Abwasserleitung einbauen. Schießt dann eine Welle durch den Kanal, kann das Wasser nicht durch den Druck von unten ins Haus gedrückt werden – eine absolut sinnvolle Nachrüstung, die übrigens auch vor Abgasen und Fäulnisgeruch aus den Kanälen schützt.

Informationen über das Starkregenvorsorgekonzept und die Bürgerversammlungen soll es über die Medien, aber auch via Ortsverwaltungen geben. „Wir haben aber alles auch auf unserer Homepage veröffentlicht“, betont Wetterling. Zudem werde man jedem Entwässerungsbescheid ein Info-Schreiben beilegen.

Info& auf Mainz&: Alle Details zum Starkregenvorsorgekonzept in Mainz gibt es hier im Internet, wie Ihr den Wirtschaftsbetrieb erreicht, erfahrt Ihr hier.