Das aktuelle Hochwasser ist noch nicht vorbei, am Donnerstag wird eine neue Scheitelhöhe von bis zu 4,90 Meter in Mainz erwartet. Und auch wenn das für die Mainzer Seite kein Problem ist: Auf der hessischen Seite hat das Hochwasser einiges an Schäden angerichtet. Betroffen ist das Freibad auf der Maaraue sowie die Schiffsanlegestellen für die Fähre zur Rettbergsaue. Ohnehin fragen sich die Mainzer: Wann wird’s mal wieder richtig Sommer? Meteorologen bestätigen nun: So kalt wie derzeit war es seit 12 Jahren nicht mehr in einem Juni.

Hochwasser 2023 in Mainz - so hoch steigen die Pegel dieses Mal wohl nicht. Ungewöhnlich ist das Juni-Hochwasser dennoch. - Foto: gik
Hochwasser 2023 in Mainz – so hoch steigen die Pegel dieses Mal wohl nicht. Ungewöhnlich ist das Juni-Hochwasser dennoch. – Foto: gik

Es war im Jahr 1975, als Showmaster Rudi Carrell „Wann wird’s mal wieder richtig Sommer?“ trällerte – das Lied wurde zum Superhit und Evergreen, und es feiert in diesem Jahr in den Köpfen vieler Deutscher eine Wiedergeburt: Am 11. Juni ist ein echter Sommer noch immer nicht in Sicht, stattdessen sprechen die Wettermoderatoren von großräumigen Tiefs, Polarluft und Nachtfrost in den Höhenlagen.

Mit Wind, Regen und oft nur etwas über 15 Grad mute das Wetter in dieser Woche eher herbstlich anstatt sommerlich an, heißt es nun von Wetter Online. „Der Blick auf die Messwerte bestätigt unser Gefühl: So kühl war die erste Junihälfte in Deutschland zuletzt 2012“, sagte jetzt Niklas Weise, Meteorologe bei Wetter Online. Diese Woche mache sich wieder „polare Kaltluft“ breit – das ist eher ein Begriff aus dem Winter, aber nun wirklich nicht für den Sommermonat Juni.

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Herbstwetter im Juni: So kalt wie seit 2012 nicht mehr

„Verglichen mit dem langjährigen Mittel von 1991 bis 2020 ist es derzeit rund 1 bis 1,5 Grad kühler“, berichtet Weise. Noch deutlicher sei der Kontrast zu den Jahren 2018 und 2019: „Damals war die erste Junihälfte zum Beispiel im Durchschnitt schon 4 Grad wärmer als in diesem Jahr“, erklärt Weise: „So kalt wie in diesem Jahr war es seit 2012 nicht mehr.“ Deutschland habe sich bereits an einen sommerlichen Juni gewöhnt, doch tatsächlich seien die vergangenen Junimonate überdurchschnittlich warm gewesen. „Statistisch betrachtet war ein Ausschlag nach unten überfällig“, erklärt Weise.

Schon im März wollte der Winter nicht weichen, wie hier in Mainz auf dem Domplatz. - Foto: gik
Schon im März wollte der Winter nicht weichen, wie hier in Mainz auf dem Domplatz. – Foto: gik

Ganz real sagen die Meteorologen herbstliches Schauerwetter bei 12 bis 15 Grad voraus, die nächtlichen Tiefstwerte sollen bis Freitag auf 9 bis 5 Grad sinken. „Ursache für das kühle Wetter ist ein großräumiges Tief über Nordwesteuropa, das sich seit Wochen immer wieder regeneriert“, erklärt Weise. Das Tief bringe von Spanien über Frankreich bis nach Deutschland unterdurchschnittliche Temperaturen, während die Hitze in Südosteuropa zu finden sei. „Besonders in Griechenland und der Türkei gibt es derzeit täglich mehr als 40 Grad“, sagte Weise. Und: Bis auf weiteres sei keine grundlegende Änderung dieses Musters in Sicht.

Damit sinken auch die Pegel in den Flüssen nur langsam wieder, das ungewöhnliche Juni-Hochwasser setzt sich deshalb weiter fort. Am Wochenende fielen im Alpenraum noch einmal nicht unerhebliche Regenmengen, und die fließen nun langsam die Flüsse herunter. Das betrifft eben auch den Rhein: „An den Oberrheinpegeln Maxau und Speyer steigen die Wasserstände“, teilte das Regierungspräsidium Darmstadt am Dienstag mit.

Hochwasser: Freibad Maaraue und Rettbergsaue weiter zu

Der Höchststand in Maxau werde im Laufe des Dienstags mit einer Höhe zwischen 750 und 770 Zentimeter erwartet, das liegt noch unterhalb eines 2-jährlichen Hochwassers (780 cm). „An den übrigen Oberrheinpegeln werden die Wasserstände im Laufe des Tages
anfangen zu steigen“, warnt das Präsidium weiter. Im Bereich des Pegels Maxau wurde die Schifffahrts-Hochwassermarke II überschritten, im Bereich der Pegel Speyer, Worms und Bingen die Marke I.

Die Personenfähre Tamara kann derzeit das Freizeitgelände auf der Rettbergsaue nicht ansteuern. - Foto: gik
Die Personenfähre Tamara kann derzeit das Freizeitgelände auf der Rettbergsaue nicht ansteuern. – Foto: gik

Nach aktuellen Vorhersagen soll der Scheitelpunkt der neuen Hochwasserwelle Mainz am Donnerstag erreichen, hier ist eine maximale Höhe von 4,90 Metern vorhergesagt. Bis Samstag sollen die Rheinfluten dann wieder sinken, doch die anhaltende Hochwasserlage hat vor allem auf der rechten Rheinseite Konsequenzen: „Die Schäden aufgrund der jüngsten Hochwasserlage auf der Rettbergsaue sind umfangreicher als zunächst angenommen“, teilte am Montag der Wiesbadener Bäderbetrieb Mattiaqua mit.

So sei die Anlegestege der Fähre Tamara am vergangenen Wochenende „nicht oder nur eingeschränkt begehbar“, gewesen. Schlimmer noch: „Die Pumpstation unter der Schiersteiner Brücke ist derzeit nicht erreichbar, so dass das Abwasser nicht abgepumpt werden kann“, teilte der Bäderbetrieb weiter mit. Eine Wiedereröffnung der Rettbergsaue sei frühestens ab dem 23. Juni möglich.

Zufahrt zur Maaraue gesperrt, Campingplatz geschlossen

Stark betroffen vom Hochwasser wurde zudem das Freibad Maaraue: „Die Planschbecken und die dazugehörige Technik wurden überflutet“, so der Bäderbetrieb weiter, das erfordere umfangreiche Reinigungs- und Wartungsarbeiten. „Zudem wurden die Liegewiesen großflächig überflutet, sind teilweise noch nicht begehbar und müssen abtrocknen“, so der Bericht weiter. Damit steht das auch in Mainz hochbeliebte Freibad voraussichtlich frühestens erst wieder ab dem 17. Juni zur Verfügung.

Das wunderbare Freibad auf der Maaraue bleibt wegen Hochwasserschäden weiter zu. - Foto: gik
Das wunderbare Freibad auf der Maaraue bleibt wegen Hochwasserschäden weiter zu. – Foto: gik

Die Zufahrt zur Maaraue sei wegen des wohl neuerlichen Anstiegs des Rheinpegels ab Donnerstag weiterhin nur für Anlieger befahrbar und nicht für den Individualverkehr freigegeben, betont die Stadt Wiesbaden zudem. Auch der Campingplatz auf der Maaraue ist weiter zu. Da ist es wenigstens ein kleiner Trost, dass das Wetter ohnehin gerade nicht zum Baden einlädt.

Rudi Carrell und mit ihm ganz Deutschland würden das wohl wiedererkennen: Die Sommer der 1970er Jahre waren allesamt für unsere heutigen Verhältnisse viel zu kühl, weiß man beim Magazin Geo: „Eine durchschnittliche Lufttemperatur von mindestens 18 Grad wurde in den Sommern der 1970er Jahre (Tage und Nächte zwischen 1. Juni und 31. August) kein einziges Mal erreicht.“

Info& auf Mainz&: Mehr zur aktuellen Wetterlage findet ihr hier auf Wetter Online. Wer das Lied von Rudi Carrell samt seinem Auftritt in der Fernsehshow „Am laufenden Band“ noch einmal nachsehen möchte, wird hier auf Youtube fündig – samt Text.