Die wochenlange Hitze und Dürre haben zunehmend auch Auswirkungen auf die Bäche und Flüsse im Land: Der Rheinpegel sinkt bereits seit Wochen, manch kleines Flüsschen ist bereits ausgetrocknet. Trotzdem winkt man bei der Stadt Mainz in Sachen „Wasserwarnung“ ab – andere Gemeinden haben längst an ihre Bürger appelliert, Wasser zu sparen und etwa „Wasserampeln“ installiert. Nun verfügt Mainz eine erste Maßnahme: Ab Samstag ist die Wasserentnahme aus den Bächen im Stadtgebiet untersagt – betroffen sind fünf kleinere Bachläufe.

Wasser wird zunehmend ein knappes Gut, nach dem Sommerhochwasser im Jahr 2021, droht das wertvolle Nass in diesem Jahr wieder zur Mangelware zu werden. Neu ist das nicht: Der Klimawandel sorgte in den vergangenen Jahren zunehmend für sinkende Grundwasserpegel und austrocknende Flüsse, unvergessen ist der Herbst 2018, als man mancherorts sogar zu Fuß durch den Rhein laufen konnte. Zuletzt sorgte im Jahr 2020 eine enorme Hitzewelle auch in Mainz für Rekordverbräuche beim Trinkwasser, damals berichteten die Mainzer Netze: Die Tageshöchstwerte beim Wasserverbrauch seien in vier Jahren um 50 Prozent gestiegen.
In diesem Jahr bereiten erneut ausbleibende Regenfälle Sorgen, es gab nicht genug Nass, um die Grundwasserspeicher wieder aufzufüllen – Rheinland-Pfalz und die Gegend um Mainz stehen im Bundesvergleich dabei noch vergleichsweise gut da. Doch am Donnerstag rief das Mainzer Umweltministerium nun ebenfalls die erste Warnstufe wegen hoher Gewässertemperaturen aus: Die aktuelle Hitzewelle führe dazu, dass die Temperatur des Rheins und anderer rheinland-pfälzischer Fließgewässer weiter angestiegen sei und inzwischen die 25 Grad im Tagesmittel überschritten hat, teilte Umweltministerin Katrin Eder (Grüne) mit.
Hohe Gewässertemperaturen gefährdeten die Lebewesen in Flüssen und Seen, am 20. Juli 2022 habe der Rhein in Mainz eine Tagesmitteltemperatur von 26 Grad Celsius erreicht , teilte Eder weiter mit. Die Mitteltemperatur an der Mosel betrage derzeit 25,4 Grad Celsius, an Saar und Nahe jeweils 24,4 Grad Celsius. In den nächsten Tagen seien weiter anhaltend hohe Lufttemperaturen sowie hohe Sonnenintensitäten vorhergesagt, so dass die Gewässertemperaturen weiter steigen und dabei sogar die Marke von 27 Grad Celsius erreichen könnten – damit wäre die 2. Handlungsstufe erreicht. Firmen dürfen dann kein Kühlwasser mehr entnehmen und das erwärmte Wasser wieder einleiten.

In Hessen hatte das Regierungspräsidium Darmstadt bereits Ende Juni die Bürger zum sparsamen Umgang mit dem kostbaren Nass aufgerufen und gewarnt: Die Wasserführung in den Bächen des Main-Taunus-Kreises, der Landeshauptstadt Wiesbaden, des Rheingau-Taunus-Kreises und des Hochtaunuskreises werde „zunehmend kritischer“. „Für das Wohl der Bäche und insbesondere der Fischfauna sollte auf eine Wasserentnahme verzichtet werden, wenn Niedrigwasser herrscht“, hieß es aus Darmstadt bereits am 23. Juli 2022.
Stadt Mainz untersagt Wasserentnahme in fünf Bächen
Nun zieht die Stadt Mainz immerhin in diesem einen Punkt nach: Von diesem Samstag an ist die Wasserentnahmen aus Bach- und Flussläufen im Mainzer Stadtgebiet per Verordnung untersagt. Wegen der anhaltenden Trockenperiode und der großen Hitze sei die Wasserführung der „Gewässer 3. Ordnung“ im Mainzer Stadtgebiet stark reduziert, teilte die Verwaltung am Freitag mit. „Die andauernden hohen Temperaturen und der fehlende Niederschlag verstärken den geringen Wasserstand mit drastischen Folgen für diese Ökosysteme“, sagte Umweltdezernentin Janina Steinkrüger (Grüne).
Betroffen sind im Stadtgebiet Mainz von der Verordnung allerdings nur fünf Bäche: der Gonsbach, der Aubach, der Königsbornbach, der Waschbach und der Forellenbach. Der Wassermangel im Flusslauf führe zum Austrocknen des Flussbettes, die angrenzenden Ufer würden nicht mehr ausreichend mit Wasser versorgt, die Vegetation leider unter Trockenstress, erklärte Steinkrüger weiter. Auch Wasserlebewesen wie Fische litten unter den erhöhten Wassertemperaturen, denn in dem warmen Wasser sei der Sauerstoffgehalt geringer.

Mit der am Freitag erlassenen „Allgemeinverfügung“ untersage die Landeshauptstadt Mainz deshalb eine Wasserentnahme aus diesen genannten Gewässern. „In den vergangenen Tagen und Wochen waren immer wieder Wasserentnahmen aus Bächen und Flüssen mit geringem Wasserstand beobachtet worden“, betonte Steinkrüger. Dabei sei gerade beim Gonsbach zu beachten, dass dieses Gewässer Teil der abwassertechnischen Anlage sei: Damit kann der Gonsbach „stark verdünntes Mischwasser beinhalten“, von Wasserentnahme, Baden und dem Trinken des Wassers sei deshalb unbedingt abzuraten.
Das Verbot der Wasserentnahme gilt übrigens auch für Eigentümer der an das jeweilige Gewässer angrenzenden Grundstücke. Diese Allgemeinverfügung gilt zunächst bis zum Ablauf des 01. September 2022. Weitere Maßnahmen mag man in Mainz allerdings mit Blick auf die Trockenheit bislang nicht ergreifen – dabei hatte Oberbürgermeister Michael Ebling (SPD) nach Mainz&-Informationen selbst schon im Mai auf einer SPD-Veranstaltung gewarnt, Mainz drohe in Kürze erstmals überhaupt eine “Wasserwarnung“ wegen des niedrigen Grundwasserpegels.

Der Oberbürgermeister habe vor dem Hintergrund der heißen Sommer und ausbleibender ausreichender Niederschläge der letzten beiden Jahre lediglich darauf hingewiesen, dass es im Hochsommer „wegen der dann rapide steigenden Spitzen-Tagesverbräuche der Haushalte zu Engpässen kommen“ könne, teilte die Pressestelle dazu auf Mainz&-Anfrage mit.
Das gelte aber nur für Hitze „an mehreren extrem heißen Tagen hintereinander und im Falle einer längeren Trockenperiode“. Dann gelte „der massive Appell an die Bürger, Wasser zu sparen: Sei es, dass man keine Pools mehr füllt, kein Wasser beim Rasen wässern oder Auto waschen verschwendet, um einer sonst drohenden Wasserknappheit vorzubeugen.“ Normalerweise stelle in Mainz aber die Wasserversorgung „über das komplette Jahr gesehen an 95 Prozent der Tage überhaupt kein Problem dar.“
Viele Kommunen haben „Wasserampeln“ installiert

Andere Kommunen sind da deutlich kreativer: In Kronberg, Oberursel und Bad Soden im Taunus haben die örtlichen Wasserwerke sogenannte Trinkwasser-Ampeln installiert. Die zeigen im Internet an, wie die aktuelle Lage in Sachen Wassermangel ist: Bei Grün ist alles okay, Gelb steht für eine angespannte Situation – bereits dann werden die Bürger aufgefordert, Trinkwasser sparsam zu verwenden, auf die Bewässerung von Rasen zu verzichten, das Waschen von Autos und Terrassen zu lassen und Pools und Wasserzisternen nicht mehr zu befüllen.
Springt die Ampel auf Rot, wird der Wasserspar-Appell dringend, dann gelten die Regeln der Gelb-Phase als dringend notwendiger Appell. Die nächste Stufe wäre dann die Ausrufung eines Trinkwassernotstands mit verschärften Regeln, wie etwa die Stadt Oberursel erklärt – aktuell steh die Ampel in Oberursel auf Gelb. „Wasser ist eine kostbare Ressource, besonders in den heißen Sommermonaten steigt der Bedarf bei häufig gleichzeitig lang anhaltender Trockenheit“, heißt es auf der Homepage zur Wasserampel: „Um einem möglichen Wassernotstand vorzubeugen, haben wir für Sie unsere Trinkwasser-Ampel eingeführt.“
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Spitzenverbrauch beim Trinkwasser auch in Mainz – Wassersperren drohen aber (noch) nicht