Nach dem ausgesprochen nassen Frühjahr fällt es ja schwer zu glauben, aber: Auch in Mainz droht das Trinkwasser langsam knapp zu werden. Seit dem Ende der Pfingstferien verzeichne man Tageswerte von 73.000 Kubikmeter, teilten die Mainzer Netze nun mit – das ist nicht mehr weit vom Rekordverbrauch von 83.000 Kubikmetern in 2022 entfernt. Das Problem dabei: Die Trockenheit wird wohl noch eine Weile anhalten, der Rheinpegel sinkt – kurz: Die Mainzer Netze bitten darum, Wasser zu sparen. Der NABU in Hessen gibt passend dazu Tipps zum wassersparenden Wässern im Garten: Ewig ruft die Gießkanne? Das muss nicht sein: Wir haben für Euch das große 1×1 des Gießens im Garten.

Schon jetzt sehen Grünanlagen in Mainz stellenweise wieder so aus, wie Ende 2022: Trocken. - Foto: gik
Schon jetzt sehen Grünanlagen in Mainz stellenweise wieder so aus, wie Ende 2022: Trocken. – Foto: gik

Bereits seit 2017 beobachten die Mainzer Stadtwerke einen deutlichen Anstieg beim Trinkwasserverbrauch im Gebiete von Mainz, das korreliert mit den Hitzesommern, die zuletzt Deutschland fest im Griff hatten. Ab 2017 stiegen die maximalen Tageswerte beim Trinkwasserverbrauch in Mainz regelmäßig über 80.000 Kubikmeter – 2019 wurden sogar fast 90.000 Kubikmeter als Tagesspitzenwert erreicht.

Das Problem dabei: Der ansteigende Verbrauch fällt zusammen mit lange anhaltenden Trockenperioden in der Natur: Der Regenniederschlag ist deutlich weniger geworden, dazu kommen ausbleibende Wassermengen aus den Alpen, weil dort weniger Wasser von der Schneeschmelze in die Ebenen fließen. Das macht auch den für Trinkwasser zuständigen „Mainzer Netzen“ zunehmend Sorgen: „Nach einem recht regenreichen ersten Quartal 2023, macht sich die seit Mai andauernde Trockenperiode zunehmend im Wasserverbrauch bemerkbar“, teilte das Tochterunternehmen der Mainzer Stadtwerke nun mit.

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Tagesverbrauch beim Trinkwasser in Mainz stark gestiegen

Lagen die Verbräuche von Mainz und den mitversorgten Gemeinden im April noch bei rund 55.000 Kubikmeter pro Tag, so seien sie im Mai schon auf 63.000 Kubikmeter angestiegen. Während der heißen Tage in den Pfingstferien stieg der Verbrauch dann auf 68.000 Kubikmeter am Tag. „Mit Schulbeginn haben sich die Tageswerte nun sprunghaft auf 73.000 Kubikmeter erhöht“, so das Unternehmen weiter: „Die drei Wasserwerke der Mainzer Stadtwerke, namentlich Eich bei Worms, Hof Schönau in Rüsselsheim und Petersaue auf der gleichnamigen Rheininsel, laufen nun auf Hochtouren.“

Niedriger Rheinpegel Ende 2022 bei Bingen: Damit muss auch 2023 gerechnet werden. - Foto: gik
Niedriger Rheinpegel Ende 2022 bei Bingen: Damit muss auch 2023 gerechnet werden. – Foto: gik

Nach den aktuellen Wettervorhersagen könne die Trockenheit aber noch längere Zeit andauern, deshalb rechne man mit einer weiter zunehmenden Nachfrage, warnt das Unternehmen weiter: „Infolge des ausbleibenden Niederschlags und geringer Schmelzwassermengen aus den Alpen wird der Rheinpegel voraussichtlich weiter fallen. “ Damit müsse man in den kommenden Wochen mit einem Rückgang der aus Uferfiltrat gewonnen Trinkwassermengen des Wasserwerks Petersaue rechnen.

„Da der Sommer noch lang ist, bittet der Mainzer Wasserversorger bereits jetzt um einen sparsamen Umgang mit der wertvollen Trinkwasserressource“, bittet das Unternehmen. So sollte unter anderem auf das Bewässern von Rasenflächen verzichtet werden, auch Planschbecken müssten nicht täglich neu befüllt werden. Tatsächlich haben andere Städte längst „Wasserampeln“ im Internet installiert, um ihre Bürger in Sachen Trinkwasserknappheit zu informieren.

So haben etwa Taunusgemeinden wie Kronberg, Oberursel und Bad Soden Trinkwasser-Ampeln, die mit den Farben Rot, Gelb und Grün auf die aktuelle Lage hinweisen, wie Mainz& 2022 berichtete hatte. Bei Grün ist alles okay, Gelb steht für eine angespannte Situation – bereits dann werden die Bürger aufgefordert, Trinkwasser sparsam zu verwenden, bei Rot werden die Maßnahmen zu dringenden Appellen.

Immer lockt die Gießkanne? Das muss nicht sein

Ein wichtiger Bestandteil beim Wasserverbrauch ist das Wässern von Blumen und Pflanzen, Gartenbesitzer wissen: Da können schnell erhebliche Mengen an Wasser zusammenkommen. Doch das muss nicht sein, sagt man beim Naturschutzbund NABU in Hessen: „Wir müssen bei unserem Wasserverbrauch dringend umdenken, denn durch den Klimawandel erleben wir häufiger extreme Trockenphasen und Starkregenereignisse, bei denen der Boden das Wasser gar nicht schnell genug aufnehmen kann“, mahnt Gerhard Eppler, Landesvorsitzender des NABU Hessen. Eine großzügige Gartenbewässerung mit Trinkwasser sei in diesen Zeiten „nicht mehr zu verantworten.“

Heimische Pflanzen in einem Naturgarten in der Mainzer Oberstadt. - Foto: gik
Heimische Pflanzen in einem Naturgarten in der Mainzer Oberstadt. – Foto: gik

Wer ein paar Tipps beachte, könne aber den Wasserverbrauch möglichst geringhalten. Wer häufig gieße, tue seinen Pflanzen nämlich gar keinen Gefallen, warnt der NABU, und rät: Lieber seltener und dafür ausgiebig wässern, das regt ein starkes Wurzelwachstum in tiefere Schichten an und hilft den Pflanzen, das Wasser besser aufzunehmen. Die Pflanzen großflächig mit einem Sprenger zu beregnen, führe hingegen zu hohen Verlusten durch Verdunstung.

„Wer einen Garten hat weiß, dass man da schnell beim Gießen an Grenzen stößt und zum Teil große Mengen Wasser nötig sind, um die Gartenpflanzen zu erhalten“, sagt Eppler. Weil aber Wasser in Zukunft immer wieder knapp werde, sei „es umso sinnvoller sparsam mit dieser wertvollen Ressource umzugehen.“ Das trifft für Mainz übrigens gleich doppelt zu, haben die Mainzer Netze doch gerade eine saftige Erhöhung der Wasserpreise angekündigt.

Hügel und Senken im Garten, Rasenmäher stehen lassen

Man könne Gärten nämlich schon bei der Anlage fit für die neuen klimatischen Herausforderungen machen, weiß man beim NABU: „Wer auf Teufel komm raus Pflanzen mit hohem Wasserbedarf in trockenen Gegenden anbauen möchte, der programmiert sich schon einen hohen Wasserbedarf und Gartenfrust statt Gartenlust“, sagt Eppler. Heimische Pflanzenarten böten im Gegensatz zu Exoten der hiesigen Tierwelt auch Nahrung und Lebensraum und erhöhten so die Artenvielfalt im Garten.

Eine große, kurz geschnittenen Rasenfläche verschlingt viel Wasser. - Foto: Weingut Hahnenhof
Eine große, kurz geschnittenen Rasenfläche verschlingt viel Wasser. – Foto: Weingut Hahnenhof

Ein leicht welliges Profil mit Hügeln und Senken könne Pflanzen zudem vor Austrocknung und Überschwemmung schützen: Die Hügel leiten das Wasser in die Senken, so kann es sich dort sammeln und langsam versickern. Sie halten auch Wind ab und verhindern so das Austrocknen der Pflanzen, rät man beim NABU. Hecken und Sträucher hielten ebenfalls Wind ab, schützen vor Verdunstung und erhalten die Bodenfeuchte.

„Auch den Rasenmäher sollte man getrost auch mal längere Zeit stehen lassen“, rät Eppler weiter: Kurz geschorene Rasenflächen trockneten schnell aus, darf das Gras etwas länger werden, dann beschattet der Rasen sich selbst und braucht weniger Wasser. „Idealerweise mäht man nur die Bereiche des Gartens regelmäßig, die man auch häufig nutzt“, sagt Eppler. An den Randbereichen könne man den Rasen auch etwas länger wachsen lassen und nur selten mähen – dafür werde man schnell mit tollen Blühpflanzen und Tierbeobachtungen belohnt.

Beste Bewässerung: Regenwasser aus der Tonne

Die beste Gartenbewässerung sei zudem immer noch die mit Regenwasser: Es ist kalkarm und hat den pH-Wert, den Pflanzen lieben. Zudem kommt es kostenlos vom Himmel – sammeln kann man es leicht in einer Regentonne, die am Regenfallrohr angebracht wird. Aber auch andere Gefäße eignen sich zum Auffangen des Regenwassers. Wer viel Wasser benötigt, kann auch eine Zisterne in den Boden eingraben. Generell gilt: Gefäße, Regentonnen oder Teiche dürfen nicht zur Falle für Tiere werden – und zur Mückenbrutstätte. Was dagegen hilft, haben wir hier bei Mainz& berichtet.

Mit richtigem Wässern kann man im Garten viel Wasser sparen. - Foto: NABU Hessen Sebastian Hennigs
Mit richtigem Wässern kann man im Garten viel Wasser sparen. – Foto: NABU Hessen Sebastian Hennigs

Weiteres Regenwasser sollte man über unversiegelte Flächen versickern lassen, denn Gartenböden müssen keine schweren Lasten tragen und können daher auch unbefestigt sein, rät man beim NABU weiter: So gelange Regenwasser zurück ins Grundwasser und könne dieses erneuern. „Diese Sickerbeete können zudem große Hitze abmildern, denn sie produzieren Kühle durch Verdunstung“, wissen die Experten. Es lohne sich also, die versiegelten Flächen auf dem eigenen Grundstück kritisch zu hinterfragen und dem Wasser wieder mehr Raum zu geben.

Wer keine Möglichkeit hat Regenwasser zu sammeln, der kann übrigens auch im Haushalt viel Gießwasser generieren: Wasser, das zum Waschen von unbelastetem Salat, Obst oder Gemüse verwendet wurde, kann aufgefangen und genutzt werden. Ebenso können Getränkereste von Tee oder Säften verwendet werden – das düngt dann auch gleichzeitig. Wer Nudeln oder Kartoffeln ohne Salz kocht, kann auch das abgekühlte Kochwasser gut nutzen. Und: Das Restwasser aus dem Trinknapf der Haustiere freut noch die Zierpflanzen.

„Wer beim Wasserverbrauch zuhause mitdenkt, findet schnell viel ungenutztes Wasser, das den Pflanzen in Garten und Balkon noch zu Gute kommen kann“, rät Eppler: Für den Abfluss ist es jedenfalls viel zu schade.“ Und hier die NABU-Tipps zum richtigen Gießen im Garten.

Das 1×1 des Gießens

  • Der richtige Zeitpunkt: Wenn die Sonne brennt, verbrauchen die Pflanzen viel Wasser. Sie darum auch zu dieser Zeit zu gießen, ist aber grundfalsch. Denn gerade dann verdunstet das Wasser, bevor es die Wurzeln im Boden erreichen kann. Idealerweise sollte man morgens gießen, damit Schnecken und Pilze fernbleiben. Alternativ kann auch in den Abendstunden gegossen werden.
  • Der richtige Ort: Die Pflanzen großflächig mit einem Sprenger zu beregnen führt zu hohen Verlusten durch Verdunstung. Besser gründlich direkt im Wurzelbereich der Pflanzen gießen. Bei besonders durstigen Pflanzen kann man dazu gut einen kleinen Blumentopf nahe der Wurzeln in den Boden eingraben und als Trichter nutzen.
  • Bedarfsgerecht gießen: Nicht jede Pflanze braucht permanent Wasser. Manche können gut einige Zeit darauf verzichten. So brauchen junge Keimlinge eher Wasser als alte mehrjährige Pflanzen mit tiefen Wurzeln. Pflanzen mit großer Blattmasse verdunsten mehr Wasser und haben einen höheren Bedarf.
  • Offenen Boden vermeiden: Mulch verhindert nicht nur wirksam das Wachstum von unerwünschten Konkurrenzpflanzen, sondern hemmt auch die Verdunstung von Wasser aus dem Boden. Das gemulchte Beet trocknet also nicht so schnell aus, wie das wohlgejätete im rechtwinkligen Hausgarten. Zusätzlich unterstützt das Mulchmaterial den Humusaufbau und so einen gesunden Boden, der Wasser besser aufnehmen und halten kann.

Info& auf Mainz&: Alle NABU-Tipps zur Garten-Bewässerung an heißen Sommertagen findet Ihr genau hier. Mehr Infos zu Mulchen, Gründünger, Bodenbedeckung findet Ihr hier.