Wenn Juwelier Jan Willenberg-Sebastian Zutaten für seinen Schmuck sucht, steigt er schon einmal in einen Container. „Die kennen mich da schon“, sagt der 44-Jährige schmunzelnd. Es ist natürlich nicht irgendein Müllcontainer, dieser steht in der Mainzer Dombauhütte – und er enthält unter anderem Sandstein vom Mainzer Dom. Und genau daraus fertigen sie beim Juwelier Willenberg seit Ende 2014 Schmuck, vom kleinen Anhänger bis zum Collier. Schmuck aus dem Sandstein des Mainzer Doms – mehr Mainz geht nun wirklich nicht.
Dabei sind die Willenbergs eigentlich Protestanten, in den Dom gehen aber auch sie gern. „Wir lieben den Dom und den Domsgickel, ich bin auch auf meinen Kardinal ein bisschen stolz“, sagt Willenberg-Sebastian. Was ein echter Mainzer Juwelier ist, der müsse sich doch mit seiner Stadt identifizieren, betont er: „Wir sind ein Mainzer Juwelier, und wir lieben unsere Stadt.“
Das merkt man auch der Kollektion an: Schon zum 100. Jubiläum des 1878 gegründeten Betriebs gab es das Meenzer Männchen als Anhänger, es folgte eine Krawattennadel mit Mainz-Skyline. Als Willenberg-Sebastians Mutter ihm 2011 die Geschäftsleitung des Betriebs übertrug, hatte das einen wunderbaren Nebeneffekt: Mutter Edith Willenberg-Sebastian verschwand nämlich in der Goldschmiedewerkstatt, von dort kamen fortan Phantasien aus dem Fastnachtsbrunnen, winzige Repliken der schönsten Figuren des Mainzer Wahrzeichens. Dazu gibt es natürlich einen Mainz-Ring – und Willenbergs sind Haus- und Hofjuweliere des Fußballclubs 1. FSV Mainz 05.
In vierter Generation führt Willenberg-Sebastian nun inzwischen das Geschäft, der Urgroßvater übernahm 1905 die Firma, der Großvater war Uhrmacher. Er selbst verbrachte sieben Jahre in der Goldschmiede, studierte dann aber doch lieber noch Betriebswirtschaft in Mainz. Wollte er mal aus Mainz wegziehen? „Bloß nicht!“, sagt Willenberg-Sebastian. Immerhin: vier Lehr- und Wanderjahre führten ihn nach Frankfurt.
„Meine Mutter erzählte immer die alte Legende: ein waschechter Meenzer geht nie weiter weg, als er den Domsgickel sehen kann“, erzählt Willenberg-Sebastian. Damit aber in der modernen Zeit der Mainzer auch mal weiter reisen kann, „dafür gibt es den Domsgickel to go“, fügt er schmunzelnd hinzu. Tatsächlich gibt es den Gockel auf der Domspitze als Anhänger, original nachgearbeitet, versichert der Juwelier. Seit fünf Jahren gibt es den nun schon, und von jedem gekauften Stück geht eine Spende an den Dombauverein.
Und dann stolperte seine Frau im Internet über Anhänger aus Glas mit Pusteblumensamen darin, daraus entstand die Idee, kleine Fläschchen mit Sand vom Mainzer Dom zu füllen. Gesagt, getan, doch dabei blieb es nicht. „Der Sandstein ließ mir keine Ruhe“, erzählt Willenberg-Sebastian, gab es bislang doch keinen Schmuck mit dem typischsten aller Mainzer Baumaterialien – schließlich sind auch andere Prachtbauten der Stadt wie Schloss und Landtag aus dem rötlichen Stein.
Allerdings hatte das auch gute Gründe: Der Sandstein ist sehr weich, porös und brüchig, erklärt Willenberg-Sebastian, mehrere Steinschleifer mussten erst einmal mit dem Stein experimentieren. Auch bei der Dombauhütte halfen sie mit ihrem Wissen über weichere und härtere Sorten – heraus kamen nun tatsächlich geschliffene Sandsteine, original aus der Dombauhütte. „Es ist wirklich der Sandstein aus dem Dom“, schwärmt Willenberg-Sebastian.
Nun gibt es also kleine, mit Sand gefüllte Fläschchen ebenso wie Ketten mit dem rötlichen Sandstein, flankiert mit Silber oder Gold. Die Preise reichen von 12,- Euro für ein Fläschchen über einen Anhänger von 18,- Euro bis hin zu einem Silber-Anhänger von 116,- Euro oder einer ganzen Kette für 240,- Euro. „Uns ist es wichtig, ein Stück zu haben, das sich jeder Mainzer leisten kann“, betont Willenberg-Sebastian.
Juwelier – das wecke bei vielen Kunden Schwellenängste, die Angst vor dem unerschwinglich teuren Schmuck. „Ich will, dass die Kunden zu uns rein kommen und sehen: die sind ja gar nicht elitär“, sagt der Geschäftsmann, „schließlich sind wir ja nicht in Wiesbaden.“ Ein wahres Wort 😉 „Ein fettes Stück mit Brillis, das passt nicht zu Mainz“, findet Willenberg-Sebastian, und der Kunde werde für 24,- Euro genauso bedient wie für 240,- Euro.
Seit Juni gibt es nun noch ein ganz besonderes Mainz-Stück: die Mainz-Uhr, mit und ohne Dom als Zifferblatt. Auch darin sind kleine Stücke von rotem Sandstein, das Vorbild dazu war die Uhr zur Dresdener Frauenkirche, ins Leben gerufen, um den Wiederaufbau mit zu finanzieren. Nun gibt es eine solche Uhr auch in Mainz, der Preis liegt zwischen 69,90 Euro und 89,90 Euro. „Ein Stück Meenz zum Mitnehmen“, nennt Willenberg-Sebastian seine Kollektion, „das man sich auch leisten kann.“
Info& auf Mainz&: Mehr zum Juwelier Willenberg findet Ihr auf dieser Internetseite.