Wo verlief eigentlich die römisch-mittelalterliche Stadtmauer von Mainz? Zu dieser Fragestellung bietet die Landesarchäologie Mainz der Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz (GDKE) ab Mitte August eine historische Führung in Zusammenarbeit mit dem Gästeführerverband Mainz an. Der erste Termin ist am 15. August, weitere Termine sind für den 19. September und den 17. Oktober geplant.
Das römische Mogontiacum war die Stadt, die sich zu Füßen des römischen Legionslagers auf dem Kästrich bildete und schnell zu einer der wichtigsten Handelsstädte der Provinz Germania wurde und schließlich auch Hauptstadt der Provinz Germania superior wurde. Dass die Stadt blühte, beweisen Monumente wie das Römische Bühnentheater, der Isistempel oder archäologische Funde wie die Jupitersäule, ein von reichen Kaufleuten errichtetes Denkmal.
Aber wie weit reichte die Siedlung genau – und wo erstreckte sich die Stadtmauer? Im Juni 2017 fanden die Archäologen bei Ausgrabungsarbeiten an der Baustelle für den neuen Landtag Reste der Martinsburg, der Kirche St. Gangolf – und der alten römischen Stadtmauer. Quader römischer Bauart fanden sich unter einem alten Entwässerungskanal und unter der mittelalterlichen Stadtmauer, Landesarchäologin Marion Witteyer zeigte sich damals überzeugt: „Die römische Stadtmauer liegt unter der mittelalterlichen.“
Die Baumeister im Mittelalter bauten auf den hervorragenden Grundsteinen aus der Römerzeit die mittelalterliche Schutzmauer für Mainz. Die im Mittelalter mit zahlreichen Türmen und Toren versehene Stadtmauer verlieh Mainz einen imposanten wie wehrhaften Charakter, vor allem die Mauer auf der Rheinseite prägte das Stadtbild für alle auf dem Fluss Reisenden. Wo aber genau diese römisch-mittelalterliche Stadtgrenze verlief, ist noch immer ein Rätsel, das die neue historische Stadtführung wenigsten zum Teil lüften will.
Die Führungen werden von studierten Historikern und Architekten des Mainzer Gästeführerverbandes durchgeführt, man freue sich sehr über die Kooperation, sagte die Vorsitzende Judith König. Die Führenden würden die Rundgänge mit Kartenmaterial und Bildern, aber auch mit interessanten Hintergrundgeschichten und Anekdoten anreichern, versprach sie. Die Führungen sind Teil des Rahmenprogramms zum „Kaiserjahr 2020“, das auf dem Weg zur großen Landesausstellung „Die Kaiser und die Säulen ihrer Macht“ hinführt, die im September im Landesmuseum Mainz eröffnet wird.
„Wir wollen in diesem und im kommenden Jahr noch eine ganze Reihe von Geschichtsspaziergängen anbieten“, sagte Witteyer nun. Damit wolle die Landesarchäologie „einerseits das Bewusstsein für die Bedeutung der Stadt Mainz im Mittelalter stärken, aber auch hier vor Ort auf eine Art Spurensuche gehen.“
Info& auf Mainz&: Die erste Führung zur römisch-mittelalterlichen Stadtmauer findet am 15. August 2020 um 15.00 Uhr statt, Treffpunkt ist am Eisenturm auf dem Fritz-Arens-Platz 1. Die Teilnahme kostet 10,- Euro pro Person, Dauer zwei Stunden, eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Auf Wunsch sind auch individuelle Führungen für pauschal 100,- Euro möglich, ab 10 Personen werden für jeden weiteren Teilnehmer 5,- Euro zusätzlich berechnet. Buchungen können per E-Mail über kontakt@mainz-stadtfuehrungen.de oder telefonisch unter 0162 – 4025823 vereinbart werden. Mehr zu den Funden der römischen Stadtmauer (und anderer Schätze) unter dem Mainzer Landtag könnt Ihr hier bei Mainz& nachlesen.