Die Mainzer Wohnbau bekommt einen neuen Geschäftsführer – aber vorerst nur einen: Roman Becker, derzeit noch Geschäftsführer der Kreiswohnungsbaugesellschaft des Landkreises Mainz-Bingen, soll neuer Kaufmännischer Geschäftsführer des Mainzer Wohnungsbauunternehmens werden. Becker tritt damit die Nachfolge von Thomas Will an, der im November 2023 in den Ruhestand gehen wird. Die Entscheidung über die Nachfolge des zweiten Wohnbau-Geschäftsführers Franz Ringhoffer wurde indes vertagt.

Die Mainzer Wohnbau ist mit rund 11.000 Wohnungen der Big Player auf dem Mainzer Wohnungsmarkt. - Foto: gik
Die Mainzer Wohnbau ist mit rund 11.000 Wohnungen der Big Player auf dem Mainzer Wohnungsmarkt. – Foto: gik

Die Mainzer Wohnbau ist mit rund 11.000 Wohnungen in Mainz der wichtigste Player auf dem Wohnungsmarkt, das stadtnahe Unternehmen wird bislang von zwei Geschäftsführern geleitet: dem Kaufmännischen Geschäftsführer Thomas Will (SPD) sowie dem Technischen Geschäftsführer Franz Ringhoffer (FDP). Will geht nun zum 1., November 2023 in den Ruhestand, im April war nun aber bekannt geworden: Die übergeordnete Zentrale Beteiligungsgesellschaft der Stadt Mainz (ZBM) wollte die Nachfolge Ringhoffers gleich mit neu regeln – und das, obwohl Ringhoffers Vertrag erst Ende 2025 ausläuft.

Geschäftsführer der ZBM sind Bürgermeister Günter Beck (Grüne) sowie Stadtwerke-Chef Daniel Gahr, ein Sozialdemokrat, prompt hatte die ZBM-Chefetage auch die passenden Nachfolger in Petto: Roman Becker, ein SPD-Mann und bislang Chef der Wohnungsbaugesellschaft des Kreises Mainz-Bingen, sollte die Nachfolge Wills antreten. Für die Nachfolge Ringhoffers war Andreas Drubba auserkoren, Leiter des Mainzer Bürgeramtes – und früherer Referent von Bürgermeister Günter Beck.

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Scharfe Kritik der CDU: „Parteibuch über Wohl der Stadt gestellt“

Die Personalien sorgten für gehörigen Wirbel, denn die Besetzung der beiden wichtigen Chefposten im Konzern der Stadt Mainz wäre an dem neuen Oberbürgermeister Nino Haase (parteilos) vorbei erfolgt – und in der Aufteilung zwischen SPD und Grünen. Die CDU kritisierte das prompt deutlich: Die Frage sei doch, „wieso ausgerechnet zwei lokale Kandidaten aus dem Umfeld von Grünen und SPD vorgeschlagen werden, wenn die Positionen deutschlandweit ausgeschrieben gehören“, sagte der CDU-Fraktionschef im Mainzer Stadtrat, Ludwig Holle.

Eingang zur Mainzer Wohnbau. - Foto: Wohnbau
Eingang zur Mainzer Wohnbau. – Foto: Wohnbau

Für solche Personalverfahren gebe es vom Stadtrat festgelegte Auswahlprozesse, betonte Holle. Zudem sei nicht nachvollziehbar, weshalb zwei Jahre vor dem Auslaufen des Vertrags von Franz Ringhoffer dessen Stelle ebenfalls neu besetzt werde. „Ein Jahr vor der Kommunalwahl hinterlässt das ein Geschmäckle“, kritisierte Holle – bei der kommenden Kommunalwahl 2024 werden die Mehrheiten im Stadtrat, und damit auch die Macht, wichtige Geschäftsführerpositionen zu besetzen, neu gemischt.

Die Wohnbau Mainz sei „ein zentraler Baustein, um in unserer Stadt bezahlbaren Wohnraum zu errichten und den Menschen zur Verfügung zu stellen“, betonte Holle zudem. In diesen schwierigen Themenfeldern brauche man Experten, potentielle Geschäftsführer müssten die notwendigen Kompetenzen mitbringen. CDU-Kreischef Thomas Gerster schimpfte gar, Beck sei offenbar als Geschäftsführer der ZBM „mit der Aufgabe, Personalentscheidungen zu treffen überfordert.“ Beck stelle „bei Personalentscheidungen regelmäßig das Parteibuch über das Wohl der Stadt“, kritisierte Gerster, und forderte gar die Ablösung Becks vom Posten des ZBM-Geschäftsführers.

Neuer Geschäftsführer berufen, zweite Nachfolge verschoben

Am Dienstag nun meldete die Wohnbau: Die Gesellschafterversammlung der Wohnbau Mainz habe nach Zustimmung des Aufsichtsrats der ZBM am Montag die Bestellung von Roman Becker zum Kaufmännischen Geschäftsführer beschlossen. Becker ist mit 42 Jahren noch jung für den hochrangigen Posten, den er zum 1. September antreten soll. Die Nachfolge sei „nach ausführlicher Diskussion“ beschlossen worden – über eine Nachfolge des Technischen Geschäftsführers werde jedoch „zu einem späteren Zeitpunkt entschieden.“

Man freue sich, mit Roman Becker „eine erfahrene Führungspersönlichkeit mit hoher Fachexpertise für die Wohnbau Mainz gewonnen zu haben, und wünschen ihm viel Erfolg für die kommenden Herausforderungen“, sagten die beiden ZBM-Geschäftsführer Beck und Gahr weiter. Auch der Vorsitzende des Aufsichtsrates der ZBM, Oberbürgermeister Haase, „sendet beste Erfolgswünsche an den neuen Kaufmännischen Geschäftsführer“,. heißt es in der Pressemitteilung der Wohnbau weiter. Haase hatte sich nach seinem Amtsantritt in die Debatte eingeschaltet, und Drubba gebeten, Leiter des Bürgeramtes zu bleiben.

Info& auf Mainz&: Die Mainzer Wohnbau stand schon öfter im Mittelpunkt von Skandalen – zuletzt im März 2019, als ein Anonymer Brief schwere Vorwürfe wegen Vetternwirtschaft und Vergünstigungen gegen nahezu die gesamte Stadtspitze erhob. Mehr dazu könnt Ihr noch einmal hier bei Mainz& nachlesen.