Mainz wächst, und das nicht nur mit Blick auf die Einwohner: Auch im Bereich Gewerbe vermeldet die Stadt Mainz stolz Zuzüge. Im Wirtschaftspark Hechtsheim baut gerade das amerikanische Unternehmen Deublin ein neues Produktionswerk, in das Gebiet an der Hechtsheimer Straße zieht demnächst die Deutsche Anlagen Leasing. Beide Unternehmen bringen zwischen 150 und 200 Mitarbeiter mit. Und Mainz soll weiter wachsen: In einem neuen Gewerbegebiet zwischen Saarstraße und Fachhochschule soll sich in Zukunft hochschulnahes Gewerbe ansiedeln.
Ein zufriedenes Fazit der Gewerbeansiedlungen zog am heutigen Donnerstag die GVG, die Grundstückverwaltungsgesellschaft der Stadt Mainz. Die GVG ist für Gewerbeansiedlungen und Wirtschaftsförderung zuständig, 2014 machte sie einen Umsatz von 8,9 Millionen Euro. Erreicht wurde das primär durch den Verkauf von Grundstücken mit einer Gesamtfläche von über 40.000 Quadratmetern. Daneben aber erschließt die GVG Grundstücke und Bauland, so wurde ein Reingewinn von 353.000 Euro erzielt. Zusätzlich konnte die GVG noch 18 Millionen Euro an Darlehen zurückzahlen und hat jetzt noch 66 Millionen Euro an Darlehen auf dem Buckel.
60 Prozent der Flächen im Wirtschaftspark Hechtsheim verkauft
„Das ist ein schönes Ergebnis“, sagte Franz Ringhoffer, Geschäftsführer der GVG (und einiger anderer Gesellschaften), am Donnerstag bei der Vorstellung des Jahresberichts. Ziel der GVG sei übrigens nicht, möglichst große Gewinne zu machen, erklärte Ringhoffer auf Mainz&-Nachfrage, „wir wollen Gewinn für die Stadt machen“ – und zwar in Form von Unternehmens- und Gewerbesteuern.
500.000 Quadratmeter Fläche stehen der GVG insgesamt zur Vermarktung zur Verfügung, nur etwa die Hälfte ist bereits erschlossenes Bauland. Das größte Projekt der vergangenen Jahre war eindeutig der neue Wirtschaftspark in Hechtsheim, und entgegen des optischen Eindrucks von „da steht ja nix“ (außer Möbel Martin) präsentierte Ringhoffer ganz andere Zahlen: Von 66 Hektar Potenzialfläche seien 40 Hektar verkauft, mithin 60 Prozent der Fläche. Neben Möbel Martin ist dort der Energiepark der Stadtwerke angesiedelt, aber auch 19 weitere kleine Unternehmen: Handwerker, Dienstleister, mittelständische Betriebe.
Certrag mti messe für 40 Jahre, Deublin baut neues Werk
Es sei enorm wichtig, auch für solche Firmen Flächen bereit haben zu können, betonte Ringhoffer, wenn die Unternehmen wachsen oder auch Flächen zum Kaufen suchten. Dazu hat die GVG nun (endlich) einen langjährigen Vertrag mit der Messegesellschaft geschlossen: Die ist nun für 40 Jahre an dem Standort Wirtschaftspark gesichert, und bezieht eine Fläche auf der Seite zur Rheinhessenstraße hin. Dadurch werden auf dem hinteren Gelände Richtung Felder zwei große, zusammenhängende Grundstücke von rund 40.000 und 60.000 Quadratmetern Größe geschaffen, die frei sind für eine größere Ansiedlung.
Besonders stolz sind sie bei der GVG auf die Ansiedlung der Firma Deublin, die vorne an der Rheinhessenstraße gerade ein neues Werk baut. Das amerikanische Unternehmn stelle Drehdurchführungen für Hochgeschwindigkeitsmaschinen her und sei dabei absoluter Weltmarktführer, erklärte Ringhoffer. Deublin zieht vom hessischen Hofheim mit seinen 150 Mitarbeitern nach Mainz, ohne das Mainzer Gebiet hätte die Firma Deutschland verlassen, betonte Ringhoffer.
Gebiet Oberstadt mit Automeile und DAL aus Wiesbaden praktisch voll
„Das ist seit langer, langer Zeit mal wieder ein produzierendes Gewerbe, das nach Mainz kommt“, betonte auch Wirtschaftsdezernent und Aufsichtsratschef Christopher Sitte (FDP) – Deublin verlege seine Europazentrale nach Mainz. Das zeige auch den Erfolg des seit 2002 entwickelten Wirtschaftsparks, denn „vor fünf Jahren stand da noch nix“, wie Sitte betonte. Auch die Deutsche Anlagen Leasing, ein Finanzierungsspezialist, kommt nach Mainz – ausgerechnet aus Wiesbaden, auf „die richtige Seite des Rheins“ wie Sitte anmerkte.
Die Wiesbadener bringen rund 200 Mitarbeiter und 2.000 (!) Projektgesellschaften mit und werden sich im sogenannten Dienstleistungszentrum Oberstadt niederlassen. Das ist, kurz gesagt, die Hechtsheimer Straße, wo ja in den vergangenen Jahren die Automeile entstanden ist. Ansonsten sitzen hier noch die Zulassungsstelle der Stadt und eine Dekra-Prüfstelle, eine Hautklinik ist in Bau, das türkische Generalkonsulat in Planung. Damit ist das Gebiet dann auch schon voll – 88 Prozent der 82.000 Quadratmeter großen Fläche sind vergeben. Nur ein kleines Stück von 9.600 Quadratmeter Größe ist noch zu haben.
Neues Wohngebiet Frankenhöhe
Auch der Medienberg auf dem Lerchenberg ist mit ZDF, Verlagsgruppe Rhein-Main, zwei weiteren ZDF-Firmen, der TV Skyline GmbH und dem Forschungszentrum von Schott gut gefüllt. Frei sind hier noch vier GVG-Grundstücke mit einer Gesamtgröße von 25.000 Quadratmetern. Also haltet Euch ran 😉
Nun gilt es also, für die Zukunft zu planen, und da hat die GVG im vergangenen halben Jahr eigens mehr als 23 Hektar Reserveflächen erworben, die nun für Gewerbeansiedlungen erschlossen werden sollen. 2015 soll für Erschließungsarbeiten fünf Millionen Euro ausgegeben werden, das decke aber nur den GVG-Anteil ab, betonte Ringhoffer auf Mainz&-Nachfrage – Strom, Wasser und ähnliche Kosten werden von den Mainzer Stadtwerken getragen. Die Summe kam uns nämlich ein bisschen niedrig vor 😉 Elf Hektar hat die GVG allein auf der Frankenhöhe erworben – hier soll ein neues Gebiet mti Einfamilienhäusern und Reihenhäusern entstehen. Direkt in der Einflugschneise des Frankfurter Flughafens…
Hochschulnahes Gewerbe zwischen Saarstraße und FH
Zentrales Vorhaben für die nächste Zeit aber ist ein neuer Gewerbepark zwischen Saarstraße und FH. Rechts der Saarstraße, wenn man stadtauswärts fährt, liegt ja der Kisselberg, ein Gebiet für Bürogebäude, hier haben Stadion-Namensgeber Coface, aber auch das Finanzunternehmen Aareon, die Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung und die Berufsgenossenschaft Holz und Metall ihre Häuser. Freie Grundstücke gibt es hier von Seiten der GVG keine mehr.
Auf der linken Seite der Saarstraße soll deshalb nun auf 150.000 Quadratmetern ein Wirtschaftspark für hochschulnahes Gewerbe entstehen. Die GVG besitzt hier mehr als 50 Prozent des Geländes und wünscht sich Unternehmen, die mit der Hochschule kooperieren – Forschungsunternehmen, Uni-Ausgründungen oder auch Unternehmen der Gesundheitswirtschaft. „Das ist eine schöne Potenzialfläche auch für Ausgründungen“, sagt Ringhoffer, in den kommenden drei Jahren solle das Gebiet nun erschlossen werden.
„Mainz ist einfach ein Anziehungspunkt“, sagte GVG-Prokurist Ferdinand Graffé, das sei schon seit der Römerzeit so. Die Stadt tue deshalb gut daran, „einen breiten Mix“ an Grundstücken vorzuhalten, betonte Sitte, „dafür schaffen wir die Rahmenbedingungen.“