Hingucker in der Wiesbadener Innenstadt: Seit Dienstag stehen in Wiesbaden zwei ungewöhnliche Plattformen – mit begrünten Wänden und Dach. Es handelt sich dabei um sogenannte „Mobile Grüne Zimmer“®, die beiden ungewöhnlichen Aufenthaltsräume sollen als Ruhezonen und Schattenspender in den heißen Sommermonaten dienen. Die grünen Oasen sind eine Maßnahme aus dem 2021 verabschiedeten „Masterplan Innenstadt“, der mehr als 100 Einzelmaßnahmen zur Belebung der Wiesbadener Innenstadt und der Verbesserung der Aufenthaltsqualität vorsieht. Experten warnen: Städten wie Mainz droht in Zukunft der Hitze-Kollaps.

Anstieg der Tropennächte in Mainz und Wiesbaden in Folge des Klimawandels, errechnet via Klimprax. - Grafik: Klimprax
Anstieg der Tropennächte in Mainz und Wiesbaden in Folge des Klimawandels, errechnet via Klimprax. – Grafik: Klimprax

Was macht Städte widerstandsfähig gegen den Klimawandel, wie können sie Hitze und Klimakollaps vorbeugen? Klimaforscher warnen schon lange: Gerade den großen Städten in Ballungsregionen droht durch den Klimawandel der Klimakollaps, besonders betroffen: Mainz und die Rhein-Main-Region. Um den Hitzestau zu vermeiden, empfehlen Experten dringend mehr Grün in den Innenstädten, mehr Wasserspender und Brunnen, um den Hitzekollaps in den Städten zu verhindern.

2019 ergab bereits das Klimaforschungsprojekt Klimprax: Weiten Teilen von Mainz und Wiesbaden drohen durch den Klimawandel ab 2030 dauerhafte Hitzewellen, eine Abkühlung erfolgt auch Nachts nicht mehr – der Region droht ein erheblicher Anstieg an Tropennächten und Hitzetagen von mehr als 30 Grad. Das Stadtklima-Projekt Klimprax zum Thema Städte und Klimawandel hatte seine Untersuchungen schon 2012 gestartet und ab 2ß014 auch das Klima für Mainz untersucht, die Warnungen waren eindeutig: Gerade Mainz droht der Hitze-Kollaps.

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In Sachen Gegensteuern passierte seither hingegen – so gut wie nichts. Mainz weihte zwar Platz zum Platz ein, doch ob auf der Südmole im Mainzer Zollhafen oder jüngst am Münsterplatz: Grün sucht man weitgehend vergeblich. Auch Wasser und Brunnen sind in Mainz weiter Mangelware, eine Entsiegelung der Innenstadt oder von Schulhöfen, wie noch im OB-Wahlkampf versprochen, fand bislang auch nicht statt. Auch öffentliche Trinkwasserbrunnen sucht man in Mainz weiter vergeblich: Der einzige seiner Art steht weiter in einem Nebenplatz des Mainzer Marktes, hinter den Markthäusern.

Zwei solche "Mobile Grüne Zimmer"® stehen seit heute in der Wiesbadener Innenstadt. - Foto: Helix Pflanzen
Zwei solche „Mobile Grüne Zimmer“® stehen seit heute in der Wiesbadener Innenstadt. – Foto: Helix Pflanzen

Nun zeigt die hessische Landeshauptstadt Wiesbaden, wie es auch gehen kann: Seit Dienstag stehen in der Wiesbadener Innenstadt zwei sogenannte „Mobile Grüne Zimmer“®. Die Bezeichnung ist eine registrierte Marke der Firma Helix Pflanzen, diese stellt auch die mobilen Grünoasen zur Verfügung. Die Basis ist eine transportable Plattform, auf der grüne, mit Pflanzen bewachsene Wände und ein Blätterdach Schatten und Kühle spenden.  „Ein Spalier mit Kiwi-Pflanzen gibt ein intensives Raumgefühl und sorgt für Schatten“, heißt es nun von der Stadt Wiesbaden: „Erdbeeren und Kräuter locken die Passanten zu dieser ungewöhnlichen Ruhezone.“

Die Wände der mobilen Zimmer fungieren dabei gleichzeitig als Schattenspender, Wasserspeicher und Lebensraum für Pflanzen und Tiere, sie bieten Sitzgelegenheiten und einen Rückzugsort mitten in der Stadt. „Die grünen Wände sind Schattenspender, Staubfilter, Wasserspeicher sowie Lebensraum für Pflanzen und Tiere“, heißt es bei Helix: „Sie sorgen für Lärmreduktion, Kühlung durch Verdunstung und erhöhen die Aufenthaltsqualität.“

 

Die Idee zu den grünen Zimmern stammt aus dem EU-Projekt TURAS (Transitioning towards Urban Resilience and Sustainability), das sich von 2011 bis 2016 mit der Frage beschäftigte, was Städte gegen Klimawandel und Umweltbelastungen stark macht. In Ludwigsburg sei damals anhand eines Grünen Zimmers eine lokale Anpassungsmaßnahme an den Klimawandel für Städte gezeigt worden, berichtet das Unternehmen auf seiner Homepage weiter: Vertikale Begrünung und ein Baumdach sorgten für mehr Aufenthaltsqualität und kühlere Temperaturen an heißen Tagen.

Grüne Oase auf dem Dernschen Gelände in Wiesbaden: Abkühlung für die Stadt. - Foto: gik
Grüne Oase auf dem Dernschen Gelände in Wiesbaden: Abkühlung für die Stadt. – Foto: gik

„Um die Studienergebnisse europaweit erlebbar zu machen, haben wir ein ‚Mobiles Grünes Zimmer®‘ gebaut, das bis Oktober 2016 auf Europatournee war“, berichtet Helix weiter. Inzwischen nutzen diverse Städte, gerade auch in Hessen, solche Grünoasen, die „grünen Zimmer“ standen schon in Frankfurt oder 2018 in Darmstadt. Nun also stehen zwei davon auch in Wiesbaden, bis zum Spätsommer können die Wiesbadener die Oasen erleben und nutzen.

Info& auf Mainz&: Die beiden „Mobilen Grüne Zimmer®“ findet Ihr vor dem Karstadt in der Kirchgasse und in der Langgasse 36 in Wiesbaden. Mehr zu dem Projekt könnt Ihr hier bei der Herstellerfirma Helix nachlesen, mehr zum Thema Klimawandel, Hitze in Mainz und Klimprax findet Ihr hier bei Mainz&:

Hitzewellen und Tropennächte: Ergebnisse Modellprojekt Klimprax – Mainz droht Hitze-Hotspot zu werden

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