Das gibt wahrlich einen 11.11. auf Sparflamme: Am Mittwoch hätten die Mainzer Narren eigentlich die neue Fastnachtskampagne begrüßt, den Narrengott hochleben lassen und das Närrische Grundgesetz endlich wieder öffentlich in Kraft gesetzt – allein: Die Corona-Pandemie macht all dem einen Strich durch die Rechnung. Die Party zum 11.11. wurde schon vor Wochen abgesagt, inzwischen auch die öffentliche Verlesung der Narrencharta. Die Prinzengarde sagte mittlerweile auch ihren Livestream zum 11.11., die „DisTanz“ ab – am Montag strichen als letzter der großen Vereine auch die Mombacher Bohnebeitel alle Sitzungen für 2021. Und selbst die Zugente muss zuhause bleiben – trotz entchengerechtem Mund-Nasen-Schutz. Ein paar Überraschungen gibt es trotzdem.
Das „Helau“ nur gedämpft, die Narrencharta aus dem heimischen Wohnzimmer – der 11.11. wird in diesem Jahr definitiv anders verlaufen als sonst. Die zweite Welle der Corona-Pandemie hat Deutschland voll im Griff – das Robert-Koch-Institut meldete am Montag rund 13.300 neue Corona-Fälle im Vergleich zum Sonntag, wie immer an Montagen wurden bundesweit weniger Fälle gemeldet. Eine Entwarnung ist damit aber nicht in Sicht: In Rheinland-Pfalz gab es allein 885 neue Fälle, in Mainz waren es über das Wochenende 150 neue, per Test bestätigte Corona-Infektionen.
Angesichts der anhaltenden Welle sagte nun auch der Mombacher Verein „Die Bohnebeitel“ alle Fastnachtssitzungen der kommenden Kampagne ab – als letzter aller großen Fastnachtsvereine. Bislang hatten die Mombacher noch immer Sitzungen geplant und unverdrossen dafür auch weiter Karten verkauft, in der Branche hatte das bereits für Kopfschütteln gesorgt. Er sei ja noch im September sehr optimistisch gewesen, „die Kampagne 2021 nach der 11. Corona-Bekämpfungsverordnung RLP planen zu können“, schrieb Sitzungspräsident Heinz Meller am Montag auf der Bohnebeitel-Facebookseite. Das habe auch „bei vielen unserer Sitzungsbesucher, bei der Stadt Mainz und auch beim SWR zunächst große Zustimmung gefunden.“
Doch nun habe der Verein „die Reißleine ziehen“ müssen, „dieses optimistische Vorhaben ist leider nicht in Erfüllung gegangen“, gestand Meller. Das geschehe auch vor dem Hintergrund, keine unnötigen Aufwendungen und Kosten entstehen zu lassen. Er habe bis zuletzt „unermüdlich Gespräche geführt, abgewogen“, um dann schweren Herzens gemeinsam mit dem Präsidium des Vereins die Absage auf den Weg zu bringen. „Eine Normalität, wie wir sie vor Corona kannten, wird sich auf absehbare Zeit wohl nicht einstellen“, sagte Meller.
Corona kippt zudem auch den von Mainzer Prinzengarde und Mainzer Carneval Club (MCC) geplanten musikalischen Fastnachts-Livestream: Auch die „DisTanz“ wurde Ende vergangener Woche abgesagt. Die Musikproduktion mit den bekanntesten Mainzer Bands und Fastnachtssängern in der Wagenhalle des MCC war gedacht als kleine Entschädigung für die wegfallende Party auf dem Schillerplatz. „Wir wollten mit diesem Event allen Närrinnen und Narrhallesen in diesen schwierigen Zeiten etwas Lebensfreude ins Haus bringen“, betonte der Präsident der Mainzer Prinzengarde, Karl-Otto Armbrüster.
Die Produktion, die gänzlich ohne Publikum durchgeführt werden sollte, hätten beide Vereine dem städtischen Rechts- und Ordnungsamt angezeigt. „Es war uns wichtig, mit unserem Vorhaben transparent umzugehen und hatten dem Ordnungsamt das extra hierfür erstellte Hygienekonzept zukommen lassen“, betonte MCC-Präsident Horst Seitz. Doch die Stadt erteilte ihre Zustimmung nicht – wegen des November-Lockdowns sind sämtliche Veranstaltungen und Events untersagt. Die „DisTanz“ soll nun voraussichtlich im Januar stattfinden, wenn Corona es zulässt.
MCC und Prinzengarde hatten dazu aufgerufen, den 11.11. mit privaten Parties zuhause zu feiern, das aber dürfte das Ordnungsamt ebenfalls kritisch gesehen haben – gerade private Parties galten zuletzt als Infektionstreiber der zweiten Corona-Welle. In Köln hatte deshalb die IG Kölner Gastro eindringlich dazu aufgerufen, am 11.11. Parties und die Kneipen der Altstadt zu meiden – das war noch bevor der November-Lockdown bekannt war. Die Angst der Kölner Karnevalisten: Feiern zum 11.11. könnten einen Corona-Hotspot durch den Karneval auslösen, das Image des Kölner Karnevals dauerhaft Schaden erleiden.
„In Köln gibt es 550.000 Haushalte, wenn nur jede 200. Wohnung eine kleine Party feiert, dann bewegen wir uns bei 2.750 privaten Veranstaltungen, die dafür sorgen würden, dass sich die derzeitigen Infektionen in einem unvorstellbaren Maß nach oben vervielfachen“, warnte die IG Gastro auf Facebook: „Wir appellieren dringend an Sie und euch alle. Bitte feiert am 11.11. keinen Karneval. Nicht auf der Straße, nicht in unbelehrbaren Kneipen und auf keinen Fall zuhause!!!“ Feierlichkeiten am 11.11. seien „verantwortungslos“, auch nur kleine Partys in den Wohnungen und Häusern seien „extrem uncool.“ Es nützte ja nichts, so die IG weiter: „Diesen 11.11. müssen wir uns stark einschränken, damit es danach wieder werden kann wie wir es alle immer so sehr geliebt haben.“
Einen vergleichbaren Aufruf gibt es in Mainz bisher nicht, der Mainzer Carneval-Verein rief aber die Mainzer Narren auf, am 11.11. die Verlesung des Närrischen Grundgesetzes einfach im heimischen Wohnzimmer durchzuführen – und das Ergebnis in den sozialen Netzwerken zu posten. So wird denn wohl am Mittwoch das Internet zum fastnachtlichen Hotspot werden, vor allem auf Facebook wird es Fastnachtsvideos hageln. Der Karneval Club Kastel (KCK) kündigte für 18.11 Uhr am Abend Fastnachtsvideos mit dem Duo „Hotte und Pit“ an, der Mainzer Comedian Frederik Vandersonne meldet sich um 19.11 Uhr mit seinem „Eckschrank-TV“.
Und auch der SWR blieb nicht inaktiv: Am Wochenende fanden Dreharbeiten im Osteiner Hof statt – wie SWT-Filmemacher Wolfgang Junglas auf Facebook verriet, wird Angela Merkel persönlich eine „Rede zum 11.11.“ vom Balkon des Osteiner Hofes halten – Florian Sitte schlüpfte dafür noch einmal in seine Paraderolle. Die Rede werde auf dem SWR-Youtube-Kanal ab dem 11.11. zu sehen sein, schrieb Junglas.
Zuhause bleiben, das gilt am 11.11. aber nicht nur für die Narren: Auch die Mainzer Zugente muss sich noch mit dem nächsten Ausflug gedulden. „Eigentlich war es geplant, dass unsere liebe Zug-En(d)te dieses Jahr am 11.11. die Verlesung der Narrencharta am Osteiner Hof begleitet“, teilte der MCV am Montag auf seiner Facebookseite mit. MCV-Wagenbauer Dieter Wenger und sein Team hätten dem Entlein „dafür sogar – ganz zeitgemäß – einen vierfarbbunten Schnabelschutz verpasst.“ Da die Veranstaltung nun aber nicht stattfinden könne, müsse auch die Ente in ihrem Stall bleiben. „Wann und ob die Zug-En(d)te in der kommenden Kampagne durch die Straßen unserer schönen Stadt flattert, ist noch unklar“, heißt es weiter – vorbereitet sei sie aber nun auf jeden Fall. Prompt wünschten sich die Mainzer Narren: „Sie könnte doch trotzdem am 11.11. durch das goldische Meenz fahren – hat doch Mundschutz.“
Info& auf Mainz&: Mehr zum 11.11. in Coronazeiten in Mainz samt Infos zum Närrischen Grundgesetz lest Ihr auch hier bei Mainz& – noch mehr zu der Fastnachtskampagne 2021 unter Corona-Bedingungen gibt es morgen auf Mainz&: Dann stellt der MCV das Motto und das Nicht-Zug-Plakettcher für die Corona-Kampagne vor. Das Zugentchen mit Maske gibt es übrigens ganz neu auch als Ansteckbutton – auch dazu morgen mehr.