Mainz gehört zu den Städten mit besonders viel Versiegelung und besonders wenig Grün – das ist spätestens seit dem Hitze-Check der Deutschen Umwelthilfe amtlich. Einer der Gründe: Seit Jahren fällt das von grünen Dezernentinnen geführte Umweltamt mehr Bäume in der Innenstadt, als nachgepflanzt werden – das wollte nun der Ortsverband der Grünen in der Mainzer Neustadt ändern: Man beantragte bei der Stadt, 100 neue Baumstandorte für die Begrünung der Neustadt zu prüfen – doch die Verwaltung winkte ab. Nun sollen die Bürger helfen, 111 neue Baumstandorte zu finden.

Betonwüste Mainzer Zollhafen: Kein Baum, nirgends. - Foto: gik
Betonwüste Mainzer Zollhafen: Kein Baum, nirgends. – Foto: gik

„Wie Grün ist Mainz“ hatte diese Zeitung im Mai 2024 gefragt, die Bilanz nach 15 Jahren Grün-geführtem Umweltdezernat in der Landeshauptstadt Mainz fiel eher düster aus: Entstanden sind in der Mainzer Innenstadt mehrheitlich Steinwüsten, statt Grünanlagen, und trotz 2020 im Stadtrat beschlossener „Bauminitiative“ werden in Mainz seit Jahren deutlich mehr Bäume gefällt als gepflanzt. Im August 2024 bekam Mainz von der Deutschen Umwelthilfe die „Rote Karte“ im Hitze-Check für viel zu viel Versiegelung und viel zu wenig Grünanteil.

Das wollte der Ortsbeirat der Mainzer Neustadt gerne ändern: Auf Initiative des grünen Ortsverbandes beantragte der Ortsbeirat bei der Stadt, „100 Baumstandorte für die Begrünung der Neustadt zu prüfen und bereitzustellen“, wie die Grünen nun mitteilten. Gehör fanden aber selbst die Grünen bei ihrer eigenen Umweltdezernentin Janina Steinkrüger damit nicht: „Leider teilte die Stadt mit, dass solche Prüfungen aufwendig und teuer seien, und die Stadt derzeit nicht die finanziellen Mittel hat“, so die Antwort der Stadtverwaltung.

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Grüne suchen 111 Baumstandorte für die Mainzer Neustadt

Das verwundert, hatte die Stadt doch eigens 2022 eine „Baumkolonne“ mit vier Stellen zusätzlich geschaffen, die sich speziell um das Thema Baumpflege und Baumpflanzungen kümmern soll. Mit den neuen Mitarbeitern bestehe das städtische Team des Grün- und Umweltamtes damit aus 17 Personen, hieß es im November 2022. Man könne jetzt mehr Arbeit in das Thema Nachpflanzungen investieren. Trotzdem wurden 2023 zwar insgesamt rund 1070 Bäume gefällt, aber nur 250 nachgepflanzt.

Mehr Bäume für die Mainzer Neustadt, dafür suchen die Grünen jetzt 111 Baumstandorte. - Foto: gik
Mehr Bäume für die Mainzer Neustadt, dafür suchen die Grünen jetzt 111 Baumstandorte. – Foto: gik

Bei den Grünen in der Neustadt will man sich damit aber nicht zufrieden geben: „Wir lassen uns nicht entmutigen, und wollen die Sache selbst in die Hand nehmen“, betonte Konstantin Fröhlich, Sprecher des Ortsverbands Mainz Neustadt – man rufe nun die Neustädter zur Hilfe auf. Schließlich habe die Verwaltung zugesagt, „konkrete Vorschläge des Ortsbeirates für zusätzliche Baumstandorte prüfen“.

„Deswegen rufen wir die Neustädter auf: Lasst uns gemeinsam 100 neue Standorte für Bäume finden – und weil wir in Mainz sind, sollen es natürlich 111 werden“, sagte Fröhlich. Schließlich gehe es um die Lebensqualität und das Klima in dem Stadtteil: „Bäume spenden Schatten, filtern die Luft und verschönern das Stadtbild“, sagte Fröhlich: „Wir wollen nicht einfach zuschauen, wie solche wichtigen Projekte an finanziellen und verwaltungstechnischen Hürden scheitern.“

Alle Bürger seien deshalb eingeladen, Ideen für Baumstandorte bis zum 11.11.2024 um 11.11 Uhr per E-Mail an Neustadt@gruene-mainz.de zu senden. Zudem lade man alle interessierten Bürger zu einer Federweißertour am 27. Oktober 2024 um 11.11 Uhr am Frauenlobplatz ein. „Gemeinsam wollen wir mögliche Baumstandorte sichten und über die Begrünung unseres Stadtteils diskutieren“, kündigten Fröhlich und Ortsbeirats-Mitglied Daiana Neher an: „Macht mit und setzt euch mit uns für ein nachhaltiges Mainz ein!“

Info& auf Mainz&: Unsere ausführliche Analyse zum Thema Grün in Mainz lest Ihr hier auf Mainz&.