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Monatsarchive: Mai 2019

Umfrage zur Mainzer OB-Wahl: 60 Prozent für Ebling, 40 Prozent für Haase – Boostyourcity befragte Mainzer

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Im Januar sorgte die Mainzer CDU für einen Paukenschlag mit der Nominierung des parteilosen Nino Haase zu ihrem Kandidaten für die Oberbürgermeisterwahl in Mainz im Oktober, nun erstellte erstmals ein Medienunternehmen eine Umfrage zu dem Thema: „Wenn Ihr morgen den OB direkt wählen könntet, für wen würdet Ihr Euch entscheiden: Ebling oder Haase?“ fragte das Nachrichtenportal Boost Your City. Das Ergebnis: Derzeit würden 60 Prozent der Befragten für Amtsinhaber Michael Ebling (SPD) stimmen, 40 Prozent für den Herausforderer Nino Haase (parteilos). Die Umfrage lief im Internet und ist nicht repräsentativ, interessant sind die Ergebnisse dennoch – zumal an zwei Tagen auch Mainzer in der Innenstadt befragt wurden.

Michael Ebling oder Nino Haase, wen würden die Mainzer zum Oberbürgermeister wählen? Das fragte Boost Your City Anfang Mai. – Foto: gik

Boost Your City hatte die Umfrage auf seiner Facebook-Seite vom 30. April bis zum 7. Mai laufen lassen, insgesamt wurden dabei 1.256 Stimmen abgegeben. Die Daten liegen Mainz& exklusiv vor, danach wurden für Amtsinhaber Michael Ebling (SPD) 758 mal eine Stimme abgegeben, bei Nino Haase wurde 498 Mal zustimmend geklickt. Damit liegt Ebling mit 60 Prozent deutlich vor Haase, für einen unbekannten Neuling ist das indes ein durchaus beachtliches Ergebnis – zum Vergleich: Bei der Landtagswahl 2016 in Rheinland-Pfalz sprachen sich wenige Wochen vor der Wahl im SWR-Politrend 50 Prozent der Befragten für die Amtsinhaberin Malu Dreyer (SPD) aus, aber nur 31 Prozent für ihre Herausfordererin Julia Köckner (CDU) – und Klöckner war damals wesentlich bekannter.

Bei offiziellen Umfragen großer Institute werden 1.000 zufällig ausgewählte Wahlberechtigte telefonisch befragt, das gilt als repräsentativ. Damit kann die Umfrage von Boost Your City nicht mithalten: Umfragen in sozialen Netzwerken sind nicht repräsentativ, da die Auswahl der Abstimmenden nicht gesteuert wird. Zudem unterliegen soziale Netzwerke stark dem Einfluss von Kampagnen und Mund-zu-Mund-Propaganda – hier ist schnell eine Mehrheit „organisiert“, wenn man will. Boost Your City wagte das Experiment trotzdem: „Uns hat der aktuelle Stand und die Meinung der Mainzer interessiert“, sagte Social-Media-Experte Meikel Dachs im Gespräch mit Mainz&: „Und wir wollten wissen, wie die Kampagne der beiden Kandidaten ankommt.“

Der parteilose Nino Haase, Kandidat auch der CDU, kommt aus dem Stand auf 40 Prozent in der nicht repräsentativen Umfrage. – Foto: Haase

Der Mainzer Oberbürgermeister wird zwar erst am 27. Oktober gewählt, doch auch vor der Kommunalwahl am 26. Mai werfen sich Ebling und Haase bereits mit vollem Einsatz in den Wahlkampf. Auch ist nicht auszuschließen, dass bis Oktober noch weitere OB-Kandidaten hinzukommen – erwartet wird etwa eine Kandidatur von grüner Seite -, doch bislang hat sich noch niemand offiziell erklärt. Die Umfrage konzentrierte sich daher auf Ebling und Haase, die Kommentare zur Umfrage zeigten ein durchaus differenziertes Bild: „Natürlich Michael Ebling“, schrieben dessen Anhänger, „jeder außer Ebling“ kam aber genauso vor.

Für Haase spreche seine „Denkoffenheit“, schrieb einer, der Kandidat sei „rhetorisch versiert, perspektivisch und kompetent“. Sie würde sich freuen, „wenn der Stillstand und Filz in dieser Stadt endlich beendet wird“, schrieb eine Kommentatorin stellvertretend für mehrere: „Die Zeit ist reif, für was neues, kreatives und modernes.“ Ebling habe in seiner ersten Amtszeit „enorm viel voran gebracht“, er sorge für bezahlbaren Wohnraum und eine gute Wirtschaftsentwicklung, schrieben hingegen SPD-Parteianhänger. Deutlich skeptischer äußerte sich ein anderer Kommentator: „Beide Kandidaten werden für Mainz in der Zukunft nichts ausrichten können. Ebling bedeutet Stillstand (gerne feiern, nix machen), Haase fehlen Erfahrung und Verbindungen…..“

Amtsinhaber Michael Ebling punktet mit Bekanntheit und Amtsbonus. – Foto: Alexander Heimann

In der Online-Umfrage erzielt Ebling den Angaben zufolge seine größte Zustimmung bei Männer im Alter zwischen 36 und 57 Jahren, Haase punktete hingegen bei Frauen zwischen 22 und 33 Jahren. Boost Your City flankierte das zusätzlich mit einer Straßenumfrage: Am 2. und 3. Mai wurden in der Mainzer Innenstadt insgesamt 216 Mainzer befragt, davon 129 Frauen und 87 Männer. Davon gaben 147 eine Stimme für Ebling ab, 69 für Haase – 22 gaben an, den Kandidaten Nino Haase nicht zu kennen. Damit lag hier Ebling mit 68 Prozent klar vor Haase, der auf 32 Prozent kam.

Boost Your City wollte dabei von den Passanten auch wissen, ob der vor einigen Wochen  veröffentlichte anonyme Brief mit heftigen Vorwürfen gegen die Stadtspitze und Ebling selbst ihre Entscheidung beeinflusse. Von den 216 Befragten wussten 28 nichts von dem Brief, 71 Personen gaben an, er habe ihre Entscheidung nicht beeinflusst. 93 Befragte aber gaben an, der anonyme Brief sei für sie positiv für Ebling ausgefallen, 24 gaben an, sie hätten sich durch den Brief in ihrer Wahlentscheidung zu Gunsten Haases entschieden.

Und schließlich fragte Boost Your City noch: „Was sollte sich in der Landeshauptstadt Mainz ändern?“ Die Antworten erbrachten ein eindeutiges Ranking: 23 Befragte gaben an, das Baustellenchaos müsse beseitigt und die Parkgebühren günstiger werden. 25 Befragte fanden, die Altstadt müsse wieder attraktiv werden, die Gastronomie sterbe in Mainz. Auf Platz 1 landete aber eindeutig das Thema Wohnen: 41 Befragte stimmten der Aussage zu, „die Mietpreise sind für Familien nicht mehr bezahlbar in und um Mainz herum.“ Gewünscht wurde übrigens auch ein Ende der Koalition zwischen SPD und Grünen – und ein attraktiveres und familienfreundlicheres Rheinufer. Mehr dazu lest Ihr demnächst hier bei Mainz&.

Info& auf Mainz&: Die Zahlen und Fakten wurden Mainz& exklusiv von Boost Your City zur Verfügung gestellt, wir hatten an der Umfrage keinen Anteil und haben an ihr auch nicht teilgenommen. Die Facebookseite von Boost Your City findet Ihr hier, unter dem Post vom 30. April könnt Ihr auch alle Kommentare nachlesen.

 

 

 

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Kein Zwangsgeld für die Stadt Mainz – Gericht bestätigt Luftreinhalteplan und lehnt Antrag der DUH ab

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Die Stadt Mainz muss kein Zwangsgeld in Höhe von 10.000 Euro zahlen und auch nicht ihren neuen Luftreinhalteplan erneut ändern. Das Verwaltungsgericht Mainz lehnte am Dienstag einen entsprechenden Antrag der Deutschen Umwelthilfe (DUH) ab. Die Stadt strebe mit ihren Maßnahmen im Luftreinhalteplan die Einhaltung des Grenzwerts für Stickoxide im gesamten Stadtgebiet an, urteilte das Gericht. Auch beziehe dabei die Stadt durchaus Messungen aus Passivsammlern ein. Die DUH hatte der Stadt vorgeworfen, sich allein an den Messwerten der Station in der Parcusstraße zu orientieren und die vielfach höheren Werte der Passivsammler zu ignorieren. Die Stadt äußerte sich zufrieden.

Dichter Verkehr auf der Parcusstraße, dazu kamen in den vergangenen Jahren noch Baustellen – die Belastung mit Stickoxiden ist hier in der Mainzer Innenstadt mit am höchsten. – Foto: gik

Der Streit zwischen der DUH und der Stadt Mainz kochte Anfang April noch einmal so richtig hoch: Die DUH warf der Stadt vor, bei ihren Bemühungen um eine Vermeidung eines Dieselfahrverbotes nicht die gesamte Innenstadt zu betrachten, sondern nur die offizielle Luftmessstation in der Parcusstraße. Tatsächlich argumentiert die Stadt vorwiegend mit den Werten dieser Messstation, auch der Luftreinhalteplan tut das an manchen Stellen. Die DUH argumentiert hingegen, die Stadt müsse auch die Werte der Passivsammler im gesamten Innenstadtbereich einbeziehen – und deren Werte oft noch einmal deutlich höher liegen.

In Mainz werden seit Jahren die Grenzwerte des als giftig geltenden Gases Stickoxid von 40 Mikrogramm deutlich überschritten, zuletzt lag der Jahresmittelwert noch immer bei 48 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft. Die DUH hatte Mainz deshalb verklagt – und im Oktober 2018 Recht bekommen. Mainz musste seinen Luftreinhalteplan bis zum 1. April 2019 ändern und dort auch Maßnahmen für ein Dieselfahrverbot einführen. Das wiederum muss zum 1. September 2019 stufenweise eingeführt werden, falls die Werte bis Ende Juni nicht auf oder unter den Wert von 40 Mikrogramm sinken – bisher ist das nicht der Fall.

Zum Problem für die Stadt könnte ferner werden, dass eben nicht nur die Werte in der Parcusstraße noch immer deutlich über dem Grenzwert liegen, sondern auch die der Passivsammler – kleiner Reagenzröhrchen, die die Luftschadstoffe sammeln. Deren Werte im Mainzer Stadtgebiet lägen gar bei 59 Mikrogramm an der Binger Straße, bei 58 Mikrogramm an der Rheinallee und bei 53 Mikrogramm auf dem Neubrunnenplatz, betonte die DUH im Oktober 2018 vor Gericht.

So würde im schlimmsten Fall die Fahrverbotszone für Diesel-Pkw in Mainz aussehen. – Grafik: Stadt Mainz, Foto: gik

Nun meinte die DUH auch im Luftreinhalteplan eine Passage ausfindig gemacht zu haben, nach der die Stadt diese Werte ignoriere – und stellte Antrag auf Vollstreckung des Urteils vom vergangenen Oktober gegen die Stadt Mainz beim Mainzer Verwaltungsgericht. Der neue Luftreinhalteplan der Stadt entspreche nicht dem Gerichtsurteil vom Oktober 2018, argumentierte die DUH, und beantragte eine Zwangsgeldandrohung von 10.000 Euro.

Das Verwaltungsgericht folgte dieser Argumentation nicht: Der neue Luftreinhalteplan trage dem Urteil Rechnung, es sei auch nicht festzustellen, dass das stufenweise dort vorgesehene Dieselfahrverbotskonzept nicht der Anforderung gerecht werde, den Immissionsgrenzwert im ganzen Stadtgebiet einzuhalten, urteilte das Gericht. Anders gesagt: „Die Stadt strebe ausweislich des fortgeschriebenen Luftreinhalteplans die Einhaltung des Grenzwerts im gesamten Stadtgebiet an.“ Der Planung sei auch zu entnehmen, dass dabei sowohl stationäre Messstellen als auch Passivsammler Berücksichtigung finden sollten. Verbindliche Vorgaben, welche Messstellen zur Ermittlung der Stickstoffdioxidbelastung im Stadtgebiet einzubeziehen sind, enthalte das Urteil vom 24. Oktober 2018 im Übrigen nicht, ergänzte das Gericht.

Kommt das Dieselfahrverbot für Mainz oder kommt es nicht? Entschieden ist das noch nicht. – Foto: gik

Bei der Stadt zeigte man sich erfreut: „Das Verwaltungsgericht hat den DUH-Antrag mit der Androhung von Zwangsgeld als ’nicht begründet‘ zurückgewiesen“, freuten sich Oberbürgermeister Michael Ebling (SPD) und Verkehrsdezernentin Katrin Eder (Grüne). Man habe die Entscheidung so erwartet, „da wir das umfangreiche Aufgabenpaket zum Luftreinhalteplan Punkt für Punkt abgearbeitet und viele ergänzende Maßnahmen ergriffen haben.“ Man sei überzeugt, dass die dauerhaft zu einer spürbaren Senkung der Schadstoffe führen würden. „Wir sehen uns auf unserem Weg vom Gericht daher ganz eindeutig bestärkt“, betonten die beiden Politiker. Die fundierte Stellungnahme der Stadt sei vom Verwaltungsgericht „offenkundig in allen Punkten gewürdigt worden.“

Das drohende Fahrverbot ist damit aber keineswegs vom Tisch: Bis Ende Juni müssen die Stickoxidwerte auf oder unter 40 Mikrogramm sinken – sonst muss ein Fahrverbot zunächst für ältere Diesel-Pkw eingeführt werden. Ob Mainz diese Werte erreichen kann, ist wegen der bisherigen Höhe von 48 Mikrogramm fraglich – online lässt sich das neuerdings nicht mehr nachvollziehen. Auf der Internetseite des Landesumweltamtes, www.luft-rlp.de, wird neuerdings nur noch ein einziger Wert der aktuellen Stunde zum jeweiligen Schadstoff angezeigt, ältere Werte sind dort nicht mehr abrufbar. Der Beschluss des Bundestages vom vergangenen Jahr, Städte von Fahrverboten auszunehmen, die unter 50 Mikrogramm liegen, ist übrigens nach Ansicht von Rechtsexperten irrelevant: Der Grenzwert ist im EU-Recht festgelegt – und das kann auch der Deutsche Bundestag nicht einfach per Beschluss mal eben ändern.

Info& auf Mainz&: Unseren Ausgangsbericht zu der neuerlichen Forderung der DUH in Sachen Passivsammler findet Ihr hier bei Mainz&. Alles zur Gerichtsverhandlung und dem Urteil des Verwaltungsgerichts gegen die Stadt Mainz vom Oktober 2018 findet Ihr hier bei Mainz&. Die Frage der Messstationen und ihrer Richtigkeit haben wir hier erklärt. Den Luftreinhalteplan der Stadt Mainz selbst könnt Ihr hier im Internet nachlesen, unseren Bericht dazu findet Ihr hier.

 

 

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„Wir erleben ein Massenaussterben“ – Senckenberg-Generaldirektor Mosbrugger fordert Preis für die Leistungen des Ökosystems Natur

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Die Nachricht schlug ein wie eine Bombe: Die Menschheit zerstört die Ökosysteme der Erde, rund eine Million Pflanzen und Tiere drohen in den kommenden Jahrzehnten auszusterben – und die Spirale dreht sich immer schneller. Das ist das Fazit der Experten des Biodiversitätsrates IPBES der Vereinten Nationen, die für ihren Bericht Unmengen von Forschungen und Studien weltweit auswerteten. Das rasante Artensterben aber ist beileibe nicht nur ein Ökothema: Der Verlust der Arten beeinflusse Wirtschaft, Soziales und die politische Stabilität wie Flüchtlingsströme. Volker Mosbrugger, Generaldirektor der Frankfurter Senckenberg-Gesellschaft, initiierte schon 2018 die Frankfurter Erklärung – mit praktisch gleich lautendem Inhalt,. Nun forderte der Evolutionsbiologe in Mainz: Die Natur braucht einen Preis, die Kosten des Ökosystems Natur müssen endlich vom Menschen mit eingerechnet werden.

Professor Volker Mosbrugger ist Biologe und Paläontologe und Chef der Frankfurter Senckenberg-Gesellschaft. – Foto: gik

Zwei Millionen Tier- und Pflanzenarten kennt die Menschheit derzeit – etwa eine Million davon könnte in den kommenden Jahrzehnten für immer verschwinden. „Wir erleben so etwas wie ein Massenaussterben“, sagt der Biologe und Paläontologe Volker Mosbrugger. Die Ursache dafür sei ganz klar der Mensch und sein Raubbau an der Natur: Der Mensch nutze derzeit die Natur wie ein Kapital, aber ohne dafür zu zahlen, sagt Mosbrugger, und plädiert für ein radikales Umdenken: „Wir brauchen eine Vollkostenrechnung für die Dienstleistungen des Ökosystems Natur.“

Mosbrugger ist nicht irgendein Wissenschaftler, der Evolutionsbiologe ist Generaldirektor der Frankfurter Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung und Direktor des gleichnamigen Forschungsinstituts und Naturmuseums. Schon im August 2018 initiierte sein Institut die „Frankfurter Erklärung“ zum Schutz der Artenvielfalt, darin fordern 22 renommierte deutsche Wissenschaftler eine sofortige Trendwende: Der Verlust an Arten und Biodiversität habe auch in Deutschland „dramatische Ausmaße“ angenommen, der Verlust an Ökosystemleistungen ziehe weltweit immense volkswirtschaftliche Schäden nach sich.

Sterbende Arten habe es in der Evolution immer schon gegeben, das Problem derzeit sei die hohe Geschwindigkeit, erklärte Mosbrugger nun in einem Vortrag auf Einladung der Mainzer CDU: „Die Aussterberate ist um den Faktor 100 bis 1000 mal schneller als gewöhnlich.“ Das sei in der Geschwindigkeit nur vergleichbar mit einem Massensterben wie vor 66 Millionen Jahren – als die Dinosaurier ausstarben. Hauptgrund: Die Übernutzung der Natur durch den Menschen, vor allem in der intensiven Landwirtschaft. Die industrialisierte Massenlandwirtschaft sei der größte Treiber des Artensterbens, sagt Mosbrugger, sie bringe Übernutzung, Monokulturen und die Einengung auf wenige Sorten und zu hohe Schadstoffeinträge in die Böden mit sich.

Eine Million Insekten kennen wir, ein Großteil ist in den nächsten Jahrzehnten vom Aussterben bedroht – durch den Raubbau der Menschen. Dazu gehört auch die Blaue Holzbiene. – Foto: R. Michalski

„Der Mensch ist eine die Erde gestaltende Kraft, und wir greifen mindestens so stark ein wie Erdbeben“, sagt der Experte. Seit 1950 explodierten die Kurven, nähmen die Verbräuche der Naturressourcen in großen Sprüngen zu. „Da beginnt die Great Acceleration, die große Beschleunigung des Verbrauchs der Menschen an Ressourcen“, erklärt Mosbrugger. Der Menschheit sei es noch nie so gut gegangen wie heute, obwohl so viele Menschen die Erde bevölkerten, wie noch nie. „Aber dieser Anstieg geht zurück auf eine Übernutzung der Natur“, warnt Mosbrugger.

Die Auswirkungen seien vielfältig und zeigten sich inzwischen mehr als deutlich: Schadstoffe in der Umwelt, Rohstoff-Knappheit, Versauerung der Ozeane, Plastik im Ozean, Schwund von Naturflächen und Biodiversitätsverlust, „die Natur wird zum limitierenden Faktor“, sagt Mosbrugger. Die Wissenschaft nenne das „ein Systemproblem: die Tragödie der Allmende“. Allmende, das waren einmal Flächen eines Dorfes, die allen gemeinsam gehörten und von jedem genutzt werden durften – unentgeltlich. Und genau so nutze der Mensch heute die Natur aus, sagt Mosbrugger: Er beute sie aus, aber er zahle nicht dafür.

Doch diese Rechnung gehe immer weniger auf: „Die ökonomischen Werte, die wir aus der Natur nehmen, haben den gleichen Wert wie das gesamte Bruttosozialprodukt der Erde“, rechnet Mosbrugger vor. Falle die Natur weg, fielen auch diese Werte weg – mit dramatischen Folgen. Es gebe die Hypothese, „wenn wir 50 Prozent der Natur zerstört haben, überschreiten wir eine Grenze, nach der die Natur kippt“, sagt Mosbrugger, „das Risiko ist da, dass das System instabil wird – und es geht beängstigend schnell bergab.“

Die intensive Landwirtschaft mit Monokulturen sehen Experten als einen der Hauptgründe für das derzeitige rasante Artensterben. – Foto: gik

Als Beispiel führt auch Mosbrugger gerne das Thema Bestäubung an: Insekten sorgen dafür, dass Pflanzen bestäubt werden und Früchte wachsen können – der Mensch habe bisher den Wert dieser Dienstleistung ignoriert. Betroffen vor allem: die Vitaminbringer wie Obst, Früchte. „Der Wert der Bestäubung durch die Natur liegt bei rund 400 Milliarden Euro pro Jahr – das ist mehr als der Haushalt der Bundesrepublik“, rechnet Mosbrugger vor.

Seine Konsequenz: Bei der Berechnung der Kosten für ein Produkt müsse eigentlich die Ökosystem-Dienstleistung mit eingerechnet werden. Konkret hieße das etwa: „300 bis 600 Euro pro Jahr gewinnt man als Landwirt, wenn man Grünland in Acker umwandelt“, rechnet Mosbrugger vor, doch der Verlust des Ökosystems werde einfach vergessen. „Der einzelne Bauer profitiert, aber die Gesellschaft verliert – die Bilanz ist negativ“, sagt Mosbrugger, „das müssten sie dem Bauer eigentlich in Rechnung stellen.“

„Wir brauchen eine Vollkostenrechnung inklusive Natur“, fordert Mosbrugger deshalb, die Nutzung des Ökosystems und seiner Dienstleistungen dürfe nicht länger kostenlos sein. Auch beim Trinkwasser werde ja der gesamte Kreislauf bezahlt, „das müssten wir für alles machen“, fordert der Wissenschaftler. Die Preise müssten den ganzen Kreislauf finanzieren, „das ist die einzige Lösung.“ Nur wenn die Natur einen ökonomischen Wert bekomme, werde der Mensch umdenken – Mosbrugger plädiert deshalb auch für eine CO2-Steuer.

Was der Experte rät? Mehr Wildnis wagen – auch auf den Blumenbeeten in der Stadt. – Foto: gik

Aber auch Verbraucher und Kommunen könnten deutlich mehr tun. „Wir müssen mehr Wildnis wagen“, rät Mosbrigger, was in vielen Gärten und auf den meisten Grünflächen geschehe, sei „ausgesprochen kontraproduktiv.“ Denn statt der Natur Raum zu geben, würden Rasenflächen wie Golfplätze gepflegt und Pflanzen gestutzt. „Wir haben das Ideal des ordentlichen Gartens“, sagt Mosbrugger, für die Biodiversität sei das nicht hilfreich. „Ich muss der Natur wieder mehr Raum geben, sie sich entwickeln lassen, die Vielfalt ist das, was das System stabil macht“, rät der Biologe: „Das gilt insbesondere für die Städte: Natur muss wieder in die Stadt hinein, da gibt es richtig viel Potenzial.“

Drei große Komponenten beeinflussten die Erde und ihr System, sagt Mosbrugger: „People, Prosperity und Planet“ – Mensch, Fortschritt/Wohlstand und der Planet. Doch bislang habe sich der Mensch nur „um People und Prosperity gekümmert“, die Aufgabe für die kommenden 50 Jahre sei deshalb, die drei Komponenten wieder ins Gleichgewicht zu bringen. Andernfalls drohe Dramatisches: „Die Natur braucht drei bis fünf Millionen Jahre, bis sie sich von einem solchen Massensterben erholt“, sagt Mosbrugger trocken: „Wir bezeichnen das als Enkelfähigkeit.“

Info& auf Mainz&: Mehr zum Thema Artenvielfalt, Biodiversität, die Rolle der Bienen und was der Einzelne für sie tun kann, lest Ihr morgen hier auf Mainz& – wir haben ein ganzes Paket zum Thema für Euch! Mehr zur Frankfurter Erklärung lest Ihr hier im Internet.

 

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Stadtratskandidaten falsch geschrieben – Stadt Mainz lässt Stimmzettel für Kommunalwahl neu drucken

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Die Pannenserie bei der Stadt Mainz geht weiter, auch die Stimmzettel für die Kommunalwahl weisen gleich mehrere Rechtschreibfehler auf. So wurden die Vornamen der SPD-Fraktionschefin Alexandra Gill-Gers und des FDP-Kandidaten Friedrich Sartorius falsch geschrieben. Die Stadt Mainz habe sich nun entschieden, die Stimmzettel in korrigierter Form neu zu drucken, teilte die Stadt am Dienstag mit. Die korrekten Stimmzettel sollten so schnell wie möglich nachgedruckt werden, hieß es weiter, die erste Charge werde schon am Freitag vorliegen. Allerdings wurden bereits Stimmzettel mit den Buchstabendrehern ausgegeben und mit Briefwahlunterlagen verschickt – die Stadt betont, diese behielten ihre Gültigkeit.

Die Stadt Mainz lässt die Stimmzettel für die Kommunalwahl neu drucken – wegen falsch geschriebener Namen. – Foto: gik

Es ist bereits die zweite Panne in Sachen Wahlunterlagen bei der Stadt: Ende April hatte die Verwaltung auf den schriftlich verschickten Wahlbenachrichtigungen eine falsche E-Mail-Adresse angegeben: Statt „stadt.mainz.de“ steht auf den Wahlbenachrichtigungen die Adresse „stadt.maiz.de“, das fehlende „n“ sorgte für viel Spott in den sozialen Netzwerken. Die CDU-Opposition warnte zudem, es bestehe die Gefahr, dass E-Mails im Nirgendwo landeten und Bürger so an der Briefwahl gehindert würden.

Nun finden sich auf dem Stimmzettel zur Kommunalwahl erneut Rechtschreibpannen: So wurde bei der SPD-Spitzenkandidatin Alexandra Gill-Gers im Vornamen ein „l“ vergessen, statt „Alexandra“ steht dort derzeit eine „Aexandra“. Beim FDP-Stadtratskandidaten Friedrich Sartorius wurde aus dem korrekten „Friedrich“ ein „Freidrich“. Dazu fehlte bei der Partei „DIE PARTEI“ im Namenszusatz der Unterzeile „Partei für Arbeit, Rechtsstaat, Tierschutz, Elitenförderung und basisdemokratische Initiative“ ebenfalls ein „n“.

Ende April verschickte die Stadt Mainz Wahlbenachrichtigungen mit falscher Email-Adresse. – Foto: gik

Die Stadt betonte am Dienstag, es handele sich „um minimale Buchstabendreher, die aber nach Ansicht des Stadt Mainz dennoch zu korrigieren sind.“ Deshalb habe man sich entschieden, die Stimmzettel in korrigierter Form neu zu drucken. Die neue Charge werde am Freitag vorliegen, sagte Stadtsprecher Ralf Peterhanwahr auf Mainz&-Nachfrage, dann würden die Stimmzettel in korrigierter Version im Briefwahlbüro ausgegeben und die fehlerhafte Version sofort entsorgt. Die Kosten für den Neudruck bezifferte Peterhanwahr mit 39.000 Euro.

Die Stadt betont zugleich, die bereits ausgegebenen Stimmzettel behielten ihre Gültigkeit. Rund 14.200 Mainzer haben nach Angaben Peterhanwahrs bereits Briefwahl beantragt oder sie sogar schon ausgeführt. Ein Problem sei das aber nicht: „Wir haben beim Landeswahlleiter nachgefragt“, betonte Peterhanwahr, die Auskunft sei, dass dies vernachlässigenswerte Fehler seien, die zudem sehr häufig vorkämen. Tatsächlich mussten gerade Stimmzettel unter anderem in Koblenz und Bad Kreuznach Stimmzettel wegen Fehlern neu gedruckt werden.

„Die Fehler führen zu keiner Verfälschung oder Verunsicherung“, betonte Peterhanwahr, gleichwohl seien sie „extrem ärgerlich.“ Passiert seien sie bei der Bearbeitung der Stimmzettel, das habe man als Stadtverwaltung aber auch zu verantworten. „Eine Wahl ist etwas Wichtiges, wir wollen den Leuten einen korrekten Wahlzettel vorlegen“, betonte Peterhwanwahr. Die Stadt werde dafür sorgen, dass solche Fehler nicht wieder vorkommen. Auch seien die betroffenen Personen umgehend informiert worden, alle hätten entspannt reagiert.

„Die Pleiten, Pech und Pannen gehen weiter“, kritisierte unterdessen die Mainzer CDU-Chefin Sabine Flegel. „Mainz glänzt damit, dass sie keine Wahlen durchführen können“, sagte sie auf Mainz&-Anfrage am Dienstag. Dass sich die Bürger offenbar „Buchstaben denken müssen, ist an Peinlichkeit kaum noch zu überbieten.“ Fehler könnten durchaus passieren, aber hier gehe es um amtliche Dokumente wie einen Stimmzettel. „Von einer öffentlichen Behörde erwarte ich, dass die in der Lage ist ein fehlerfreies Dokument zu erstellen“, sagte Flegel.

Die Oppositionschefin kritisierte auch noch einmal die falsche E-Mail-Adresse für die Briefwahlunterlagen: Sie halte das für einen „wesentlichen Fehler“, der durchaus Bürger beim Wählen behindern könne, die Stadt dürfe sich nicht darauf verlassen, dass Menschen mitdenken. „Dann kann man sich auch den Friedrich richtig denken“, sagte Flegel, „ich verstehe die Argumentation nicht, auch nicht die des Landeswahlleiters.“ Dass der eine falsche Adresse für Briefwahlunterlagen als nicht wesentlich ansehe, sei „eines Landeswahlleiters nicht würdig.“, betonte Flegel und fügte hinzu: „Langsam kann die Wahl anfechtbar werden.“

Bei der Stadt Mainz hieß es am Nachmittag auf Anfrage, nein, eine zusätzliche E-Mail-Adresse mit der falschen Adresse habe man nicht eingerichtet. Es gebe mehrere Varianten zu den Briefwahlunterlagen zu kommen, sagte Peterhanwahr.

Info& auf Mainz&: Unseren Artikel zur falschen Email-Adresse auf der Wahlbenachrichtigung findet Ihr hier.

 

 

 

 

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Ein „Hock“ vom Königin Victoriaberg für Prinz Charles und Camilla – Rheingau-Winzer Flick kredenzt beim Empfang der Royals seinen Riesling

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Wenn am morgigen Dienstag der britische Thronfolger Prinz Charles und seine Frau Camilla Berlin besuchen, dann ist ein Winzer aus der Region hautnah dabei: Reiner Flick, Winzer aus Wicker bei Hochheim, darf beim Empfang in der britischen Botschaft nicht nur dabei sein – es wird auch exklusiv sein Riesling ausgeschenkt. Der Grund: Seit 2010 bewirtschaftet Reiner Flick den berühmten Queen Victoriaberg in Hochheim, einen Weinberg, der einst nach der britischen Queen Victoria benannt wurde. In diesem Jahr feiern die Briten den 200. Geburtstag der Monarchin, die einem ganzen Zeitalter – dem Viktorianischen – ihren Namen gab. Und zu diesem Anlass trinken die Gäste in Berlin einen 2018er Königin Victoriaberg Riesling. Und womöglich darf Reiner Flick dem Öko-Landwirt Prinz Charles auch das Nachhaltigkeitskonzept seines Weinguts vorstellen.

Winzer Reiner Flick aus Wicker darf morgen in Berlin seinen Königin Victoriaberg Riesling beim Empfang für Prinz Charles ausschenken. – Foto: gik

Vom 7. bis 10. Mai besuchen Prinz Charles und Camilla Deutschland, den Auftakt macht ein Besuch in Berlin – und da lädt die britische Botschaft zum großen Gartenempfang. Den Gästen wird dann ein ganz besonderer Wein kredenzt: ein 2018er Königin Victoriaberg Riesling trocken, hergestellt im Weingut Joachim Flick in Wicker bei Hochheim. 360 Flaschen hat Winzer Reiner Flick auf Bestellung des britischen Botschafters nach Berlin geschickt – der Anlass ist ein ganz besonderer: „Es ist der 200. Geburtstag von Queen Victoria“, erzählt Flick.

Die legendäre britische Königin ist die Ur-Ur-Ur-Großmutter des heutigen britischen Thronfolgers Prinz Charles, geboren wurde sie am 24. Mai 1819 in London. Die Briten gedenken in diesem Jahr also des 200. Geburtstages der Königin, nach der das viktorianische Zeitalter benannt wurde, und die mit ihrer Schar an Kindern und Enkeln als „Mutter Europas“ galt. Victorias Mann war der gebürtige Deutsche Prinz Albert von Sachsen-Gotha, die Bindungen an die deutsche Heimat waren damals eng.

Und da Victoria auch eine reisefreudige Monarchin war, begab sie sich 1845 gemeinsam mit ihrem Mann auf eine Rheinreise. Dabei machte das Königspaar auch Station im Rheingauer Weinort Hochheim. Ein Zufall war das nicht: Die Hochheimer Weine waren schon seit Jahrhunderten für ihre Qualität gerühmt und gerade im 19. Jahrhundert auch in Großbritannien überaus geschätzt. „Good Hock keeps off the doc“ ist ein Ausspruch, den angeblich Queen Victoria persönlich getätigt haben soll, übersetzt heißt er so viel wie: Ein guter Hochheimer hält den Arzt fern. „Hock“, das war der Spitznahme für die Hochheimer Weine in England, der „Hock“ wurde auf der Insel zum Synonym für guten deutschen Rheinwein überhaupt.

Das nostalgische Etikett des Königin Victoriaberg-Rieslings zeigt das Denkmal für die Queen in dem Weinberg. – Foto: Weingut Flick

Und so besuchte Queen Victoria im Jahre 1845 auch Hochheim und den Winzer Georg Michael Papstmann, der damals einen der schönsten Hochheimer Weinberge mit dem Namen „Dechantenruh'“ sein eigen nannte. Papstmann war von der großen Ehre so gerührt, dass er die britische Queen um die Ehre bat, den Weinberg nach ihr benennen zu dürfen. Die Gunst wurde huldvoll noch im gleichen Jahr gewährt, 1853 bewilligten auch die nassauischen Behörden die Umbenennung, seither heißt der Weinberg in Hochheim „Queen Victoriaberg“.

Am 24. Mai 1854 enthüllte der stolze Papstmann inmitten des frisch umgetauften Weinbergs ein sieben Meter hohes Denkmal im neugotischen Stil, genau am 35. Geburtstag von Queen Victoria. Das Denkmal, das angeblich einem Turm von Windsor-Castle nachempfunden ist, steht noch heute und wird derzeit für rund 140.000 umfassend saniert.

Der Weinberg wurde 1917 vom Ingelheimer Weinhändler und Winzer Josef Neus erworben. 1965 übergab Neus Junior beim Besuch von Queen Elizabeth in Wiesbaden drei Flaschen Hochheimer als Geschenk. Durch Heirat wechselte der Weinberg in den 1970er Jahren zur Familie Hupfeld aus Hattenheim, die bis heute Besitzer des Queen Victoriabergs sind.

Seit 2010 bewirtschaftet Winzer Reiner Flick aus Flörsheim-Wicker die berühmte Lage, er kreiert mineralische, filigrane Rieslinge mit feinen Aromen der Geschmacksrichtungen trocken, als fruchtigen Kabinett oder als edelsüße Auslese. Die Flaschen tragen bis heute nostalgische Etikette mit dem Denkmal auf dem Queen Victoriaberg, und Flick ist stolz, dass sein Riesling exklusiv bei der Gartenparty des britischen Botschafters kredenzt wird.

Und womöglich darf der Rheingau-Winzer, der auch selbst geladen ist, Prinz Charles noch über „das Thema Nachhaltigkeit in unserem Weingut berichten“, verriet Reiner Flick Mainz&: „Charles ist ja selbst Öko-Bauer.“ Die Reise des britischen Thronfolgers steht explizit unter der Überschrift „Nachhaltigkeit“, Flick wirtschaftet ebenfalls streng nach ökologischen Kriterien und wurde 2013 mit dem Nachhaltigkeitssiegel „FairChoice“ ausgezeichnet – viel gemeinsamer Gesprächsstoff bei einem Glas „Hock“.

Info& auf Mainz&: Über den Queen Victoriaberg haben wir schon auf Mainz& berichtet – zum Beispiel in diesem Artikel über das Weingut Neus. Falls Ihr Euch über die Schreibweise wundert: Im Deutschen schreibt man die Königin Viktoria in der Tat mit „k“, Wikipedia schreibt denn auch den Queen Viktoriaberg mit einem „k“. Wir haben uns aber an der Schreibweise des Weinguts Flick orientiert, dem Namen, der auch auf den Etiketten steht – und da heißt es eben „Königin Victoriaberg“. Mit einem „c“. Das Weingut Flick aus Wicker findet Ihr hier im Internet.

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Goldlack, Purpurglöckchen, Vergissmeinnicht – Mainzer dürfen wieder Blumen aus städtischen Beeten plündern

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Es ist wieder so weit: Die Mainzer dürfen wieder Blumen aus städtischen Beeten plündern. Seit fünf Jahren verschenkt die Stadt nun schon den Frühjahrsflor, also die erste Frühjahrsbepflanzung mit Blumen aus ihren städtischen Beeten. Anstatt die Frühjahrsblüher zu entsorgen, beschloss Umweltdezernentin Katrin Eder (Grüne), die Blumen einfach zu verschenken – die Aktion ist inzwischen so erfolgreich, dass viele Mainzer begierig Ausschau halten nach dem Zeitpunkt. Jetzt ist es wieder so weit: Ab Freitag und bis einschließlich Sonntag dürfen die Blümchen auf dem Schillerplatz, dem Liebfrauenplatz und von Beeten im Rosengarten im Stadtpark für den privaten Gebrauch mitgenommen werden.

Dieses wunderbar blühende Beet auf dem Liebfrauenplatz dürfte Ihr ab Freitag „plündern“ – die Stadt verschenkt wieder die Frühjahrsblumen! – Foto: gik

Stiefmütterchen, Vergissmeinnicht, Goldlack, Purpurglöckchen und Gänseblümchen – noch leuchten sie mit ihren Blüten in der Mainzer Innenstadt. Doch die Zeit der Frühblüher geht zu Ende, die Beete werden neu bepflanzt – bevor die Blumen welk werden. Und genau deshalb gibt die Stadt jetzt im fünften Jahr zentrale Beete in der Innenstadt zum „plündern“ frei. In den beiden großen Beeten am Schillerplatz sowie im großen Beet am Liebfrauenplatz vor dem Gutenberg-Museum dürfen die Mainzer am Wochenende Blumen ausgraben und mitnehmen – das Werkzeug müsst Ihr selbst mitbringen.

Die Aktion sei inzwischen fest in die Arbeitsabläufe des Umweltamtes integriert, heißt es von Seiten der Stadt Mainz. Die Blumen könnten „noch einige Wochen in den privaten Vorgärten, in Kübeln oder auf Terrassen als leuchtende Frühjahrsboten blühen und das gärtnerische Herz erfreuen.“ Dezernentin Eder empfahl vor allem den Goldlack: „Macht sich gut auf der Terrasse und den Insekten scheint es zu schmecken“, schrieb sie auf Facebook. Erlaubt ist die Mitnahme nur für den privaten Gebrauch, auch bei den beiden Beeten im Rosengarten. Viel Spaß dabei!

Info& auf Mainz&: Die Aktion „Frühjahrsblumen plündern“ startet am Freitag, den 10. Mai und geht bis einschließlich Sonntag, den 12. Mai. Freigegeben sind die Beete auf dem Schillerplatz und dem Liebfrauenplatz sowie im Rosengarten im Stadtpark. Bitte NUR die entsprechend ausgeschilderten Beete leer räumen! Ab Montag, 13. Mai, beginnt das städtische Umweltamt dann mit der Neupflanzung.

 

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Kommunalwahl 2019: Was plant die Kommunalpolitik für den Mainzer Mittelstand? Fachkräfteforum lädt zur Debatte

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Mit dem Ende der Osterferien startet der Kommunalwahlkampf in Mainz in die entscheidende Runde: am 26. Mai sind Kommunal- und Europawahlen. In den letzten Wochen geht es besonders rund, jetzt werben die Parteien auf allen Ebenen um Wähler und ihre Stimmen. Ein spannender Termin, der insbesondere die Wirtschaftspolitik in den Mittelpunkt stellt, wartet an diesem Donnerstag auf Euch: Das Fachkräfteforum Mainz lädt zur Veranstaltung „Wahlprüfsteine zur Kommunalwahl Mainz 2019 – Was plant die Kommunalpolitik für den Mainzer Mittelstand?“ Im Mainzer Landesmuseum stellen sich am Abend Vertreter aller Mainzer Stadtratsfraktionen und mittelständischer Unternehmen aus Mainz den Fragen.

Die Veranstaltung will zum einen Rolle und Bedarfe von (besonders mittelständischen) Unternehmen gegenüber der Kommunalpolitik darstellen, andererseits aber auch den Unternehmensvertretern die Möglichkeit geben, ihre Fragen an die Parteien loszuwerden. Und da gibt es ja sicher so einiges: in der Mainzer Wirtschaft läuft es, darf man den Berichten glauben, nur zum Teil Rund. In den vergangenen Jahren sind einige Großunternehmen wie Nestlé abgewandert, Mittelständler und auch so mancher Geschäftsmann in der Innenstadt klagten ebenfalls über mangelnde Unterstützung.

Auch das Zentrenkonzept der Stadt Mainz ist weiter umstritten und wird von vielen Handelstreibenden als viel zu rigide angesehen. Viele Fragen also an die verantwortlichen Politiker – und die sollen am Donnerstag Rede und Antwort stehen. Ihr Kommen zugesagt haben Andreas Behringer (SPD), David Dietz (FDP), Hannsgeorg Schönig (CDU), Ansgar Helm-Becker (Grüne), Ulrich Frings (ÖDP) und Erwin Stufler (Freie Wähler).

Quo vadis, Mainzer Wirtschaft? Zu einer Diskussion mit den Wirtschaftsexperten der Stadtratsfraktionen vor der Kommunalwahl lädt am Donnerstag das Fachkräfteforum Mainz. – Foto: gik

Auf Einladung des Projektes „Fachkräfteforum Mainz“ soll die Diskussion gerade den Wirtschaftsunternehmen ein Forum bieten, sich über die wirtschaftspolitischen Ziele und Positionen der im Mainzer Stadtrat vertretenen Fraktionen ein Bild machen und mit ihnen ins Gespräch kommen zu können. Das Projekt „Fachkräfteforum Mainz“ gibt es seit 2014, sein Ziel ist es, kleine und mittlere Unternehmen in Mainz und Umgebung über demografischen Wandel, Fachkräftesicherung und Digitalisierung zu informieren. Das Projekt wird vom Europäischen Sozialfonds, dem Arbeitsministerium Rheinland-Pfalz und der Landeshauptstadt Mainz gefördert und steht unter der Trägerschaft des Vereins Mainzer Kompetenz Initiativen e.V. (mki).

Auf Veranstaltungen werden dabei Wege, Ressourcen und Partner aufgezeigt, mit denen die Unternehmen Herausforderungen erfolgreich meistern können, heißt es in der Selbstbeschreibung des Fachkräfteforums. Und natürlich sehe man die Kommunalwahl als wichtiges Ereignis und wolle helfen, die verschiedenen Perspektiven und Standpunkte der jeweiligen Parteien dazu stellen, um „Klarheit und Transparenz im Hinblick auf die späteren Wahlentscheidungen“ herstellen zu helfen. Ob das mit der Klarheit und der Transparenz so klappt, werden wir ja sehen – Politiker reden ja ziemlich ungern Klartext 😉 Spannender wäre es ja, wenn sie es täten…

Info& auf Mainz&: Veranstaltung „Wahlprüfsteine zur Kommunalwahl Mainz 2019 – Was plant die Kommunalpolitik für den Mainzer Mittelstand?“ am Donnerstag, den 9.05.2019 ab 19.00 Uhr im Landesmuseum Mainz. Die Organisatoren, das „Fachkräfteforum Mainz“ bitten aus Planungsgründen um Anmeldung, möglichst bis zum 7. Mai unter fachkraefteforum@mki-ev.de. Der Eintritt zur Veranstaltung ist frei. Informationen zur Veranstaltung sowie ein Anmeldeformular findet Ihr auch hier im Internet. Mehr zum Fachkräfteforum selbst findet Ihr hier im Internet, die Veranstaltugn findet in Zusammenarbeit mit EULE e.V., der Deutsch-Türkischen Akademie für Wissenschaft, Wirtschaft und interkulturelle Arbeit (DETU), dem Berufsverband mittelständische Wirtschaft (BVMW), dem Mombacher Gewerbeverein Mogri sowie mit der Interessengemeinschaft Historische Mainzer Altstadt (IHMA e.V.) statt.

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Wahlkampf in Mainz: Mainzerin erfindet Brettspiel – Politikvermittlung mit Spaß und vielen Mainzer Anspielungen

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Der Wahlkampf in Mainz geht in die heiße Phase, und dafür haben wir eine ganz besondere Empfehlung für Euch: Ein Brettspiel, das ganz genau vermittelt, was die Politiker da gerade treiben. Was für ein Aufwand Wahlkampf ist, welche Rolle Politiker haben, wie viel sie wissen und können müssen, und welche Hürden sie meistern müssen. Das Spiel „Wahlkampf in Mainz“ gibt es exklusiv bei uns – erfunden hat es die Mainzerin Andrea Nücken-Calvi. Angereichert ist das Speil mit viel Mainzer Atmosphäre: Im Spiel könnt Ihr das KUZ retten, Eure Plakate in der Mainzer Boppstraße verlieren oder Podiumsdiskussionen bestehen – mit dem Spiel taucht Ihr tief in das Leben eines Politikers im Wahlkampf ein. Das passiert übrigens garantiert parteineutral und ist ausgesprochen vergnüglich und spannend, und vermittelt ganz nebenbei eine Menge Politikwissen. „Wahlkampf in Mainz“ macht süchtig!

Meine Plakatserie wird zerstört, die Miete meines Wahlkreisbüros wird teurer – und meine Trickserei mit der Spendenquittung ist beim Finanzamt aufgeflogen. „Wahlkampf in Mainz“ heißt ein ungewöhnliches Brettspiel, das einen die Nöte und Freuden eines Politikerlebens im Wahlkampf nachempfinden lässt. Das Brettspiel kommt mit vielen liebevollen Details und Mainzer Anspielungen daher, ist parteipolitisch neutral und vermittelt ganz nebenbei viel Politikwissen. Erfunden hat es die Mainzerin Andrea Nücken-Calvi – wir haben sie besucht und eine Runde mit ihr gespielt.

Andrea Nücken-Calvi mit dem von ihr erfundenen Spiel: „Wahlkampf in Mainz“ lässt einen das Politikerleben witzig und sehr realitätsnah nachspielen. – Foto: gik

Die erste Ereigniskarte ist gleich ein Reinfall: „Das Mikrofon auf einer Veranstaltung der IHK ist kaputt, man hört dich schlecht – du verlierst einen Beliebtheitsstein“, heißt es auf der „Weltenlaufkarte“. Mist. Die Beliebtheitssteine sind die begehrten Objekte in diesem Spiel, gar nicht so einfach, sie zu ergattern, noch schwieriger, sie zu halten: Die politischen Mitspieler können sie einem in Duellen wieder abjagen. „Man muss ein bisschen ins Risiko gehen, man braucht Würfelglück, und man muss auch etwas strategisches Denken haben“, sagt die Erfinderin.

Andrea Nücken-Calvi ist Mainzerin, politisch interessiert und hat jahrelang für eine Partei Wahlkämpfe mitgemacht. Flyer verteilen, Plakate kleben, an Wahlkampfständen stehen – „ich wollte mal zeigen, wie viel Arbeit Wahlkampf ist und was das für die Politiker bedeutet“, sagt die 47-Jährige. „Wahlkampf in Mainz“ heißt ihre Spielerfindung, dabei schlüpft man in die Haut eines Politikers, bewegt sich auf verschlungenen Pfaden quer durch Mainz. Ein Stadtplan dient als Spielgrundlage, die Spielfelder sind weit über die Innenstadt verstreut. Gelb sind die Straßenwahlkampffelder, auf denen die „Weltenlaufkarten“ – die Ereigniskarten – gezogen werden, rot sind die Medienfelder, dort finden Fernsehduelle oder Podiumsdiskussionen mit anderen Spielern statt.

Man muss Plakatserien kaufen und bekommt Penunzen als Startgeld, wer am Ende die meisten Beliebtheitssteine gesammelt hat, gewinnt. „Es kommt aufs Mittelmaß an“, sagt Nücken-Calvi schmunzelnd, „man darf nicht zu viel heiße Luft produzieren, aber auch nicht depressiv daher kommen.“ Sichtbar muss man sein, sich tummeln, seine Botschaften unters Volks bringen. „Ich wollte mal zeigen, was ein Politiker alles so machen muss, wie ein Wahlkampf gemacht wird“, sagt Nücken-Calvi, „viele Menschen wissen gar nicht, wie viel Arbeit dahinter steckt.“

Spielplan, Plakatserien, Geldscheine und viele Ereigniskarten – Wahlkampf in Mainz ist strategisch, lustig und abwechslungsreich. – Foto: gik

„Sie kandidieren Ihrer Partei wegen für ein Amt, obwohl Sie es wegen ihres Berufs aus Befangenheit gar nicht werden annehmen können“, rügt mich die nächste Ereigniskarte. „Das ist eine wahre Geschichte“, sagt Nücken-Calvi und lächelt fein. Tiefe Einblicke in die Parteiarbeit hat sie in den vielen Jahren eigener Parteiarbeit gewonnen, die hat sie nun für das Brettspiel verarbeitet. Selbst kandidiert für ein Amt hat sie nie, sie dürfte es auch gar nicht: Nücken-Calvi ist Beamtin bei der Stadt Mainz.

Ihr Wahlkampf-Spiel ist denn auch strikt neutral gehalten, es gibt keine Parteien oder Parteibotschaften, statt farbiger Spielsteine dienen Flusskiesel als Stellvertreter auf dem Spielfeld. „Das war uns wichtig“, sagt sie, in dem Spiel gehe es mehr um ganz praktische Aspekte des Politikerlebens. 96 Geschichten aus der Arbeitswelt eines Politikers hat sie auf den Ereigniskarten verarbeitet, auch viele konstruktive sind dabei. Ich habe „eine gute Idee für die Lösung von Raumproblemen für junge Musikgruppen“ – und bekomme zwei Beliebtheitssteine. Dann wieder fördere ich das Pengland und sammele ebenfalls Pluspunkte.

„Mir geht es um Demokratieförderung, Aufklärung und darum, Spaß zu haben“, betont Nücken-Calvi. Es werde so viel herumgemäkelt an Politikern und am Wahlkampf, dabei sei doch gerade die Auswahl wichtig für eine Demokratie. „Woanders lassen sich die Menschen verprügeln, um zur Wahl gehen zu können“, sagt sie, „bei uns muss man die Leute beizerren.“

Spiel trifft Realität (oder umgekehrt?): Zerstörte Wahlplakate im realen Wahlkampf in Mainz 2017. – Foto: gik

Auch die vielen Helfer im Hintergrund will sie ein bisschen mit dem Spiel würdigen: „Die sind bei Wind und Wetter draußen, und dann gehen nur fünfzig Prozent wählen“, sagt sie, verstehen kann sie das nicht: „Wenn mir einer sagt, er weiß nicht, was er wählen soll, da krieg‘ ich ’nen Föhn.“ Es gebe nun wirklich genug Auswahl, gerade jetzt seien die Politiker überall präsent, da könne man nun wirklich nicht mehr sagen, man kenne den Kandidaten nicht. „Die Leute machen sich leider nur wenig kundig“, seufzt sie.

Die nächste Ereigniskarte kostet mich richtig Geld, meine Plakatserie in der Boppstraße ist gerade zerstört worden – die Realität lässt grüßen. Tatsächlich lässt einen das Spiel die Facetten eines Politikerlebens ziemlich gut nachvollziehen, die Jagd nach Beliebtheit gestaltet sich ausgesprochen komplex und gar nicht so einfach – und zieht den Spieler in seinen Bann. Die Spielidee ist liebevoll mit einer schönen Ausstattung umgesetzt, unterstützt wurde Nücken-Calvi dabei von einem Freund, Holger Beckenbach.

Tatsache ist: „Wahlkampf in Mainz“ macht süchtig, so pfiffig und mit viel Humor ist die Idee umgesetzt. Gespannt schielt man auf die nächste Ereigniskarte, oder zieht man doch zum Konkurrenten aufs Medienfeld und jagt ihm im Duell noch ein paar Beliebtheitssteine ab? Noch warten ein paar Straßen auf Plakatserien, und die Wahl muss schließlich gewonnen werden…

Info& auf Mainz&: Einen Spieleverlag für ihr Spiel „Wahlkampf in Mainz“ hat Andrea Nücken-Calvi noch nicht gefunden, doch ein paar Exemplare sind bereits fertig produziert. Und so könnt Ihr „Wahlkampf in Mainz“ ganz exklusiv hier bei Mainz& erwerben! Den Spielplan samt Weltenlaufkarten, Spielsteinen, Plakatserien und Geldscheinen sowie natürlich einer ausführlichen Anleitung in einer pfiffigen Verpackung gibt es für 40,- Euro, gerne liefern wir das Spiel innerhalb von Mainz direkt aus, ansonsten kommen noch 7,- Euro für den Versand und die Verpackung dazu. Bitte beachtet, dass es sich um ein komplett handgemachtes Spiel in sehr hochwertiger Ausführung handelt. Haben wollen? Dann schickt uns einfach eine E-Mail unter info(at)mainzund.de – wir leiten Eure Bestellung dann in die Wege.

 

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„Machen Sie endlich Ihren Job!“ – Rund 500 Schüler fordern bei „Fridays for Future“ in Mainz Handeln statt hohle Phrasen

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Seit Anfang des Jahres gehen sie auch in Mainz immer wieder freitags auf die Straße und machen ihren Forderungen nach Klimaschutz-Jetzt Luft: Die „Fridays for Future“-Bewegung. An diesem Freitag hatten die Schüler zur landesweiten Kundgebung in Mainz aufgerufen, gekommen waren am Ende rund 500 Protestierende. Und deren Wut und Ungeduld wächst: „Wir wollen, dass endlich was passiert“, sagte die Neuntklässlerin Lilli aus Bingen im Gespräch mit Mainz&: „Es kann ja nicht sein, dass wir jeden Freitag herkommen und werden einfach ignoriert.“ Am Nachmittag bekräftigten die Schüler ihre Forderungen auch gegenüber der Politik,: Umweltministerin Ulrike Höfken (Grüne) hatte zur Diskussion ins Capitol-Kino geladen – und sie dankte den Schülern für ihr Engagement: „Es kommt Bewegung in die Sache“, sagte die Ministerin, „deswegen ist es so wichtig, dass die Forderungen weiter aufrecht erhalten werden.“

Die „Fridays for Future“-Streiks gehen weiter, die Schüler wollen nicht nachlassen, bis ihre Forderungen erfüllt sind. – Foto: gik

Es ist kurz nach 10.00 Uhr am Freitagmorgen, und vor dem Mainzer Hauptbahnhof wird es laut: „What do we want?“ ruft der Redner in die Menge, „Climate Justice!“ schallt es ihm entgegen. „Wann wollen wir es?“ fragt er weiter – „NOW!!!“ skandieren die Schüler auf dem Platz. Es ist Freitag in Mainz, und aus ganz Rheinland-Pfalz sind Ortsgruppen der „Fridays for Future“-Bewegung gekommen. Von Kaiserslautern bis Alzey, Bad Kreuznach, Bingen und Koblenz machen Schüler aller Altersstufen ihrem Protest Luft. Sie sind laut, und sie sind sauer. „Machen Sie endlich Ihren Job“, ruft Maurice Conrad den Politikern zu, „dann erledigt sich das mit unseren Schülerdemos von alleine!“

Seit Anfang des Jahres haben die Proteste nach dem Vorbild der schwedischen Klimaaktivistin Greta Thunberg auch in Mainz Fahrt aufgenommen, rund 500 Schüler nehmen an diesem Morgen an der Kundgebung in Mainz Teil – viele, obwohl sie noch Ferien haben. „Wir wollen, dass endlich was passiert“, sagt Lilli aus Bingen: „Es kann ja nicht sein, dass wie jeden Freitag herkommen und werden einfach ignoriert.“ Lilli geht in die 9. Klasse, und sie ist hier, obwohl sie noch Ferien hat  „Wir wollen ja bloß schwänzen“, sagt einer ihrer Kollegen sarkastisch – die Angriffe aus der Politik gegen sie und ihr Engagement nerven sie ganz erheblich. „Es wird viel zu wenig gemacht für die Umwelt“, sagt ein Elftklässler, „wir werden einfach nicht gehört.“

Am Donnerstag habe Großbritannien den Klimanotstand ausgerufen, ruft Vincent Lohmann, einer der Mainzer Organisatoren in die Menge, das sei ein wichtiger erster Schritt. Doch das alleine reiche noch nicht – und vor allem die Politik in Deutschland frustriert sie. „Man brüstet sich in Deutschland immer damit, so toll zu sein, Vorreiter zu sein“, sagt Lohmann, „im Endeffekt ist das alles Bullshit.“ Warum werde Deutschland nicht endlich Vorreiter in der Klimapolitik, wollen sie wissen, wann handele die Politik endlich?

Nein, man kann den Klimawandel nicht einfach wegkämmen, finden die Fridays for Future-Demonstranten. – Foto: gik

„Wir haben hier in Mainz einen Oberbürgermeister, der auf jeder Demo ist, aber hintenherum hört man dann, dass der Klimaschutz gar nicht sein Ding ist“, kritisiert Lohmann, der Schüler am Mainzer Frauenlob-Gymnasium ist: „Es geht immer nur darum, die nächste Wahl zu gewinnen, nichts fließt in Nachhaltigkeit.“

„Wir haben mit der Politik mehr als Geduld gehabt“, sagt auch Maurice Conrad, der ebenfalls die Demos mit organisiert. Doch von der Politik kämen nur „hohle Phrasen“ oder gar Beschimpfungen als Schulschwänzer. „Warum beschäftige sich die Politik nicht endlich mit den Anliegen und Forderungen der Schüler?“, fragt Conrad. Der Klimawandel sei schließlich „keine Prophezeiung, sondern bittere Realität.“

Volkmar Wirth kann das bestätigen, der Professor am Institut für Atmosphärenphysik warnt, das Klimasystem der Erde habe sich in den vergangenen Jahrzehnten bereits „merklich erwärmt“. Ursache seien vor allem die von Menschen emittierten Treibhausgase, allen voran CO2. Die CO2-Emissionen müssten sofort drastisch reduziert und später ganz vermieden werden, fordert der Atmosphärenphysiker, Deutschland drohten verstärkte Hitzeprobleme, mehr Starkregen, veränderte Wasserkreisläufe und vor allem mehr Wetterextreme. „Das sind wissenschaftliche Klimafakten“, betonte Wirth, „und für mich wichtige Gründe die F4F-Bewegung zu unterstützen.“ Die Politik sei gefordert zu handeln, und das rasch – sonst drohten bestimmte Teile des Klimasystems irreversible zu kippen.

Selbst gemachte Plakate, konkrete Forderungen – so wollen die Fridays for Future-Kids (hier im März) weiter streiken. – Foto: gik

Wirth ist einer der vielen „Scientists for Future“, die die Klimastreiks der Schüler nachdrücklich unterstützen, sein Plädoyer hielt er am Nachmittag im Capitol-Kino. Dorthin hatte die rheinland-pfälzische Umweltministerin Ulrike Höfken (Grüne) geladen. „Ich will Euch herzlichen Dank sagen“, sagte Höfken an die Adresse der Schüler – die Bewegung habe schon jetzt Diskussionen neu in Gang gebracht.

„Klimaschutz ist längst zur Existenzfrage geworden“, betonte die Ministerin, sie unterstütze die Ziele und Forderungen der „Frodays for Future“-Bewegung nachdrücklich. Höfken war selbst lange Jahre Biolandwirtin, bevor sie in die Politik ging, seit Jahren warnt die Politikerin, die Auswirkungen des Klimawandels seien schon jetzt in Rheinland-Pfalz zu spüren. Niedrigwasser im Rhein, die Dürre 2018 – all das habe schon jetzt die Bäume in den rheinland-pfälzischen Wäldern zu 84 Prozent geschädigt.

Neueste Meldungen berichteten von Rekordmengen von Treibhausgasen in der Atmosphäre, es seien Zahlen, wie es sie auf der Erde zuletzt vor 25 Millionen Jahren gegeben habe. „Das war im Oligozän, da war hier in Mainz ein Meer“, sagte Höfken. Seit dem beginn der Industrialisierung um 1750 gehe die Belastung erneut hoch, „meine Ur-Ur-Urgroßeltern bis hin zu meiner Generation, wir selbst haben diese Entwicklung verursacht“, sagte Höfken. Und auch sie habe als junger Mensch „einmal gedacht, wir könnten das schneller lösen“, gestand sie, und betonte: „Gut, dass jeder noch mal dran erinnert wird.“

Die Ansage steht: „Wir streiken, bis Ihr handelt!“, hier bei der Demo im März 2019. – Foto: gik

Klimaschutz sei „das Megathema der Zeit“, doch Deutschland habe seine Hausaufgaben nicht gemacht: „Wir brauche eine sehr viel dynamischere Entwicklung bei den Erneuerbaren Energien, doch stattdessen haben wir Deckel für Solaranlagen und subventionieren fossile Energien“, kritisierte Höfken. Rheinland-Pfalz versuche seine Hausaufgaben anzugehen, bei der Weiterentwicklung des Klimaschutzgesetzes, die derzeit anstehe, solle genau das passieren. „Wir werden versuchen, ihre Ideen in die Weiterentwicklung unserer Klimaschutzpolitik aufzunehmen“, versprach Höfken.

Die Schüler unterbreiteten unterdessen noch einmal ihre Forderungen: Den Kohleausstieg bis 2030, mehr Aufklärung über Klima und Umweltschutz in den Schulen. „Wir fordern für Mainz den kostenlosen ÖPNV“, sagte Linda, das sei ein wichtiges Mittel, um die Belastung mit Treibhausgasen zu senken und die Lebensqualität in der Stadt zu verbessern. Dazu müsse die Taktung des ÖPNV bedarfsgerechter ausgebaut werden, ebenso die Radwege, Grünflächen erhalten und gefördert werden.

„Wir sind an einem entscheidenden Punkt angelangt“, mahnte Selina: „Sehen wir tatenlos zu wie bisher, wie ganze Tierarten aussterben, die Meere mit Plastik zugemüllt werden und Klimakatstrophen die Erde überrollen? Ich unterstützte F4F, damit genau das nicht geschieht.“ Wenn jetzt nicht gehandelt werde, „dann ist es für unser Leben zu spät“, sagte Linus, „deshalb gehe ich demonstrieren.“ Und so werden sie weiter jeden Freitag auf die Straße gehen und für eine schnellere und bessere Klimapolitik streiken – bis ihre Forderungen erfüllt sind. „Wir müssen unerträglich bleiben“, sagt Conrad, „und wir dürfen nicht den Mut verlieren.“

Info& auf Mainz&: Unseren Bericht von der Fridays for Future-Demo im März 2019 in Mainz lest Ihr hier bei Mainz&, dort gibt es auch noch mehr zu den inhaltlichen Forderungen der Bewegung. Die Mainzer Initiative „Fridays for Future“ findet Ihr hier auf dieser Facebookseite.

 

 

 

 

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Den Adlerblick am Weinregal schärfen – VDP will Gutsweine stärker in den Fokus der Verbraucher rücken

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Vergangenes Wochenende traf sich die Crème der deutschen Weinszene in Mainz, rund 1.600 Spitzenprodukte wurden in der Rheingoldhalle kredenzt – die Weinbörse des Verbands der Prädikatsweingüter (VDP) gehört zu den wichtigsten Terminen im Weinjahr. Zu verkosten gab es die ersten Weine des Jahrgangs 2018, vorwiegend die jüngeren Weine. Die „Großen Gewächse“, die Spitzenprodukte der VDP-Winzer, dürfen erst ab September des Folgejahres verkauft werden, also gab es auf der Weinbörse vorwiegend Gutsweine und Ortsweine, Kabinettsweine und rote Tropfen aus den Vorjahren.

Saskia Prüm und Anita Brandl vom renommierten Weingut S.A. Prüm aus Wehlen an der Mosel haben neben ihrer traditionellen Linie auch einen modernen Gutswein im Gepäck. – Foto: gik

Klar wurde dabei: 2018 ist wahrlich ein Ausnahmejahrgang: Die Weine sind rund, voller feiner Frucht, haben viel Mineralik und trotzdem genug Frische, dass sie süffig und gleichzeitig edel sind – kaum ein Jahrgang kann so viel Topweine aufweisen. Gerade die jungen Einstiegsweine sind die Visitenkarte des Winzers – und genau diese Weine aus dem Gutsweinbereich will der VDP mit einer neuen Kampagne den Kunden verstärkt nahe bringen.

„Prüm Blue“ heißt der trockene Riesling beim renommierten Weingut Prüm aus Bernkastel-Wehlen an der Mosel. „Das ist ein Easy-Drinking-Wein“, sagt Anita Brandl, „wir haben den Namen bewusst gewählt, als moderne Linie.“ Der „Prüm Blue“ ist der Einstiegswein aus dem Hause Prüm, „Gutswein“ in der Qualitätspyramide des Verbands der Prädikatsweingüter (VDP) genannt. „Der Gutswein wird vielfach unterschätzt“, sagt Brandl, „dabei zeigen wir genau damit, was wir können.“

Der VDP ist der Verband der rund 200 Spitzenweingüter in Deutschland, 186 davon stellten vergangenes Wochenende rund 1.600 Weine auf der Weinbörse in Mainz vor. Die dreistufige Qualitätspyramide des Verbandes besteht aus Gutswein, Ortswein und Lagenweinen, bekannt sind die VDP-Winzer vor allem für ihre Großen Gewächse: Spitzenweine aus renommierten Lagen, die oft allerdings sehr komplex und mit einem Durchschnittspreis von 30,- Euro daherkommen.

Philipp Nelles vom Weingut Nelles an der Ahr hat gleich eine ganze Linie Einstiegsweine dabei – mit peppigen, modernen Etiketten. – Foto: gik

„Wir haben festgestellt, dass unser Bekanntheitsgrad in diesem Spitzensegment bei 80 Prozent liegt, im Bereich unter 10,- Euro aber deutlich niedriger liegt“, sagte VDP-Präsident Steffen Christmann im Gespräch mit Mainz&: „Wir wollen zeigen, dass VDP eben nicht nur im Bereich Großes Gewächs stattfindet, sondern auch für kleineres Geld extrem viel Authentizität und Winzerleidenschaft ins Glas bringt.“

„Den Adlerblick schärfen“ nennt der VDP seine neue Kampagne, die in diesem Sommer starten soll. Das Ziel: gerade auch am Weinregal im Handel den ganz normalen Verbraucher dazu bringen, verstärkt nach der Flasche mit dem Adler darauf zu greifen. Der Traubeadler ist das Markenzeichen des VDP, der stilisierte Adler das Wiedererkennungsmerkmal auf dem Flaschenkopf. „Wir wollen noch stärker Menschen ansprechen, die dabei sind, bessere Weine für sich zu entdecken“, sagt Christmann.

Zumal die „Brot und Butter“-Weine, wie die Einstiegsweine auch genannt werden, oft allein schon von der Menge her die Umsatzbringer in den Weingütern sind. Der Gutswein sei „die Visitenkarte eines Weinguts“, heißt es auch beim Bacharacher Weingut Jost. „Das sind unsere meistverkauften Weine, Einstiegsweine ohne Hemmschwelle“, sagt Chefin Linda Jost. Für das Weingut seien die „sehr wichtig“.

Den Blick für den Adler bei den Verbrauchern schärfen, auch im Einstiegssegment, das will der VDP in diesem Jahr in den Fokus stellen. – Foto: Carina Ullmer

Mehr als die Hälfte des Umsatzes machen sie im Weingut Nelles an der Ahr mit den Gutsweinen. Gleich eine ganze Linie aus Grauburgunder, Blanc de Noir, Rosé und Spätburgunder hat Philipp Nelles im Gepäck, die peppig-bunten Etiketten sollen am Supermarktregal den Blick des Verbrauchers einfangen. „Die Gutsweine sind für Ottonormalverbraucher der Türöffner“, sagt Nelles. Die Großen Gewächse, das seien „die Prestigeobjekte“ eines VDP-Betriebes, die Gutsweine aber die unkomplizierten Alltagsweine, in die gleichwohl fast ebensoviel Herzblut fließt: „Es sind ganz klare, saubere, elegante Vertreter unseres Weinguts, die etwas früher trinkreif sind als die großen Tropfen“, sagt Nelles.

Schlank, elegant und finessenreich, so präsentiert sich auch der neue Weinjahrgang 2018 in den Gläsern. „Wir haben sehr gute Weine mit hohem Trinkfluss, die entgegen der Erwartungen nicht breit und schwer ausgefallen sind“, sagt Christmann. 2018 war ein Jahr großer Hitze und Trockenheit, doch im Gegensatz zum Hitzesommer 2003 schafften es die Winzer dieses Mal, den Weinen die Säure und die fruchtige Vielfalt zu bewahren. Ein früher Lesezeitpunkt war oft entscheidend dafür. „Frühzeitig beginnen, die Weinberge perfekt vorlesen und dann auch zügig die gerade richtig reifen Trauben ernten, dieses Fingerspitzengefühl war 2018 besonders wichtig“, sagt Christmann.

Die VDP-Winzer schwimmen auf einer Erfolgswelle: 53 Prozent der Weingüter meldeten 2018 gestiegene Umsätze, ein weiteres Drittel stabile Verkaufszahlen – und das, obwohl die Ernte 2017 weit unterdurchschnittlich ausfiel. Über die mengenmäßig starke Ernte 2018 freuen sich die Winzer deshalb ganz besonders, auch weil der Export boomt: Verkauften die VDP-Winzer 2016 noch 18 Prozent ihrer Weine ins Ausland, so waren es 2018 schon 25 Prozent. Boommärkte sind vor allem die skandinavischen Länder. Viel Grund für gute Stimmung also, oder wie Christmann sagt: „Wir haben Wein, und der Wein ist gut.“

Info& auf Mainz&: Mehr zum fantastischen Weinjahrgang 2018 lest Ihr hier bei Mainz&.

 

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