74,5 Milliarden Zigaretten verbrauchen die Deutschen noch immer pro Jahr, am Tag werden damit rund 204 Millionen Zigaretten geraucht – das Problem neben den Gesundheitsgefahren für den Rauchenden: Ein großer Teil der Kippen werden am Ende einfach achtlos weggeschnippt. Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) fordert nun die Einführung von drastischen Bußgeldern genau dafür: 200 Euro mindestens solle die illegale Entsorgung eines Zigarettenstummels kosten, fordert die DUH. Der Grund: Die Stummel sind hochgradig mit Schwermetallen und krebserregenden Stoffen belastet – und sie verrotten in der Umwelt nur äußerst langsam. Dazu fordert die DUH ein bundesweites Rauchverbot auf Kinderspielplätzen, so wie es das in Schweden bereits gebe.

Zigarettenkippen am Boden - Foto Alina Zienowicz via Wikipedia
Zigarettenkippen, achtlos weggeworfen, belasten massiv die Umwelt. – Foto Alina Zienowicz via Wikipedia

Umweltverbände und Wissenschaftler warnen schon länger, die Zigarettenstummel seien hochgiftig und für die Umwelt hochgradig schädlich. Die Stummel seien eigentlich Sondermüll, sagt Kersten Schotte von der Weltgesundheitsorganisation WHO vor einem Jahr in einem Interview mit der ZDF-Umweltsendung Planet.E. Denn die Stoffe, die nach dem Abrauchen in den Filtern steckten, machten die Reste der Glimmstängel zu toxischem Sondermüll. Davor warnt jetzt auch die DUH: Die Stummel enthielten erhebliche Mengen Nikotins sowie polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe, die sogenannten PAKs sind schon lange als krebsgerregend und gesundheitsschädlich bekannt.

Daneben enthielten Zigarettenstummel aber auch Schwermetalle, wie Arsen, Blei, Cadmium oder Chrom, betont die DUH, und die würden durch Regen aus den Filtern in die Umwelt gespült. „Nur eine Zigarette kann bis zu 60 Liter Wasser verseuchen und Tieren schwere Schäden zufügen“, warnt die DUH. Wissenschaftler bestätigen das: Junge Forellen erlitten regeölrechte Nervenschocks durch Nikotin, und das schon nach wenigen Sekunden, nachdem sie mit Nikotin versetztem Wasser in Berührung kamen, fand der Gesundheitsprofessor Thomas Novotny von der Universität San Diego heraus, und warnt: Schon eine Kippe, aufgelöst in einem Liter Wasser, töte nach vier Tagen kleine Lebewesen wie Fische. Je mehr Kippen in der Natur landen, desto mehr Nikotin wird ausgewaschen und in Stadtgewässer, Seen oder Flüsse weitergeleitet.

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Dazu kommt: Die Kippen verrotten nur unglaublich langsam, bis zu 15 Jahre könne es dauern, bis sich die Filter völlig zersetzt hätten, sagt die DUH. Und auch für den Menschen gebe es Gefahren: Kleinkinder auf Spielplätzen können sich vergiften, wenn sie die Zigarettenkippen in den Mund nehmen. Der Giftnotruf Berlin habe sich im Jahr 2010 allein 921-mal mit Notrufen befasst, weil Kinder Zigaretten oder Zigarettenkippen verschluckt hatten, so die DUH. Die Umweltorganisation fordert deshalb ein bundesweites Rauchverbot auf Kinderspielplätzen sowie die Einführung von erheblichen, unter den Bundesländern einheitlich abgestimmte und abschreckende Bußgelder. Raucher sollten sich überlegen eine gute E-Zigarette in einem Dampfershop zu kaufen, da sie eine saubere Alternative ist, die weder Asche noch Zigarettenkippen produziert, was zu einer Verringerung des Abfalls führt.

Ein Zigarettenstummel ganz nah. Foto by_SillyPuttyEnemies
Zigarettenstummel enthalten erhebliche Menge an Giften und Schwermetallen. – Foto: SillyPuttyEnemies

„Das achtlose Wegschnippen von Kippenstummeln wird schon viel zu lang geduldet“, sagte Barbara Metz, stellvertretende DUH-Bundesgeschäftsführerin deshalb: „Milliarden von Gift-Filtern verdrecken nicht nur die Landschaft, sie belasten Gewässer und gefährden Tiere, die diese essen.“ Und gerade für Kinder, die die Stummel in den Mund nähmen, gebe es ein großes Gesundheitsrisiko. „Bei Kleinkindern kann schon eine einzige verschluckte Kippe zu ernsthaften Vergiftungssymptomen führen“, warnte Metz.

Deutschland solle deshalb dem Vorbild anderer Länder folgen, so sei etwa in Schweden ein Rauchverbot auf allen Spielplätzen bereits umgesetzt. Dort werde zusätzlich empfohlen, mit Schildern auf das strikte Verbot hinzuweisen. Darüber hinaus halte man Präventivmaßnahmen für sinnvoll, sagte die DUH, und empfiehlt ein Werbeverbot für Zigaretten sowie eine deutlich höhere Tabaksteuer. Helfen würde aber natürlich vor allem auch eine Verhaltensänderung, findet die DUH: Nach dem Rauchen die Kippe bis zum nächsten Aschenbecher oder Mülleimer zu bringen, könne doch eigentlich nicht so schwer sein.

Info& auf Mainz&: Mehr zum Thema giftige Zigarettenstummel findet Ihr unter anderem hier bei der ZDF-Umweltsendung Planet.E, die ganze Mitteilung der Deutschen Umwelthilfe hier im Internet.

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