Im November 2024 öffnete das neue Interimsquartier des Gutenberg-Museums in Mainz seine Tore, seither sind in einem Seitenflügel des Naturhistorischen Museums nur ausgewählte Exponate zu sehen. Nun startet das Gutenberg-Museum eine neue Reihe: Bei „GUTEN Abend im Museum“ werden an jedem zweiten Donnerstag im Monat ausgewählte Sammlungshighlights der Interims-Ausstellung „Gutenberg-Museum MOVED“ näher beleuchtet. Den Anfang machen an diesem Donnerstag zwei besondere Stücke: Das Shuckburgh-Exemplar der Gutenberg-Bibel sowie das Blockbuch „Biblia pauperum“.

Das „Weltmuseum der Druckkunst“ soll bis 2028 ein neues Haus am Liebfrauenplatz bekommen, im ehemaligen Reichklarakloster ist bis dahin die Interims-Ausstellung „Gutenberg-Museum MOVED“ zu sehen – eine hochmoderne und interaktive Präsentation rund um die berühmte Erfindung des Buchdrucks mit beweglichen Lettern durch Johannes Gutenberg und ihre Folgen: Von historischen Buchexponaten bis hin zu modernen Medien wie Instagram, Zeitschriften oder auch der Fernsehsendung „Germanys Next Topmodel“.
Nun startet das Gutenberg-Museum eine neue Veranstaltungsreihe: Jeden 2. Donnerstag im Monat werden um 18.00 Uhr im Rahmen von „GUTEN Abend im Museum“ ausgewählte Sammlungshighlights der Interims-Ausstellung von den Kuratoren näher beleuchtet. Los geht’s an diesem Donnerstag, den 8. Mai 2025, dann erzählt Dr. Nino Nanobashvili interessante Fakten zu den spektakulären Erwerbungen des Gutenberg-Museums. Dazu gehören etwa der Ankauf des berühmten Shuckburgh-Exemplars der Gutenberg-Bibel, der 1978 vom Mainzer Gutenberg-Museum erworben wurde.
Wie die Shuckburgh-Bibel nach Mainz kam und die Queen zu Besuch
Die Bibel besteht aus zwei Bänden, Gutenberg schuf die insgesamt 1282 Seiten zwischen 1452 und 1455 mithilfe seiner Mitarbeiter. Die 42-zeilige Bibel (sog. „B42“) stelle „den Höhepunkt im Schaffen von Johannes Gutenberg dar“, heißt es bei der Stadt Mainz. Bis heute gehört sie zu den schönsten und wertvollsten gedruckten Büchern und bildet den eindrucksvollen Auftakt des Buchdruckzeitalters. Zwei von weltweit 49 erhaltenen Exemplaren befinden sich in der Sammlung des Gutenberg-Museums.

Am 26. April 1978 kehrte eines der seltenen Shuckburgh-Exemplare nach Mainz zurück: Verpackt in zwei Tennistaschen landete das zweibändige Werk aus New York auf dem Frankfurter Flughafen. Noch auf dem Rollfeld wurden die beiden kostbaren Bände ausgepackt und vom damaligen Oberbürgermeister Jockel Fuchs (SPD) stolz den wartenden Journalisten präsentiert, bevor sie der Mainzer Polizeipräsident in sein Auto lud und ins Rathaus fuhr – so berichtete es das Gutenberg-Museum zum 40.Jubiläum des Ankaufs im Jahr 2018. Die Bibel hatte 200 Jahre lang englischen Adligen gehört – daher ihr Name -, und wurde für den Spottpreis von 3,6 Millionen Euro zurückgekauft.
Legendär ist auch ihr Einzug ins Gutenberg-Museum: Niemand Geringeres als Queen Elisabeth II. von England übergab die Bibel symbolisch am 23. Mai 1978 an das Gutenberg-Museum. Und es war genau an diesem Tag, als Fuchs die Queen mit dem längst legendären Satz „And now we go nunner in die Druckwerkstatt“ bei der Besichtigung des Museums in Richtung eben jener Werkstatt lotste – wo übrigens Queen-Gemahl Prinz Philip die
Gutenberg-Presse betätigte.
Erwerb des Blockbuchs „Biblia Pauperum“ 2024
„Solche Ankäufe sind historische Momente in der Geschichte des Gutenberg-Museums“, betont man ebendort, bei „GUTEN Abend im Museum“ gebe es spannende Hintergrundinformationen zu den einzigartigen Sammlungsstücken und ihrem Erwerb. Das gilt auch für den jüngsten, spektakulären Erwerb, die „Biblia Pauperum“. Das heißt übersetzt „Armenbibel“ und ist bereits das dritte Blockbuch im Besitz des Gutenberg-Museums neben „Apokalypse“ und „Ars Moriendi“. Das 40-seitige Werk wurde um 1460 in Süddeutschland gedruckt und ist in einem herausragenden Erhaltungszustand.

Blockbücher sind Druckerzeugnisse, die nicht mit beweglichen Lettern hergestellt, sondern mit Holztafeln gedruckt wurden. Sie entstanden im 15. Jahrhundert in Europa, vor allem in Deutschland und in den Niederlanden, bei ihrer Herstellung wurden Illustrationen und Text in einen Holzblock geschnitzt und dann eingefärbt und auf Papier gedrückt. „Blockbücher stammen aus der Zeit des Übergangs von der Handschriftenkultur zum Buchdruck und sind von besonderem kulturhistorischen Wert“, heißt es bei der Kulturstiftung der Länder, die den rund 1,85 Millionen Euro teuren Ankauf der „Biblia Pauperum“ 2024 mit 750.000 Euro förderte.
Die Landeshauptstadt Mainz beteiligte sich damals mit 780.000 Euro, die Stiftung zur Förderung des neuen Gutenberg-Museums mit 120.000 Euro, die Stiftung Moses mit
100.000 Euro sowie das Land Rheinland-Pfalz ebenfalls mit 100.000 Euro. Das Land habe „ein besonderes Interesse, dieses historisch wertvolle Kulturgut in die Sammlung eines rheinland-pfälzischen Museums aufnehmen zu können“, sagte Kultur-Staatsekretär Jürgen Hardeck bei der Vorstellung im April 2024: „Wo, wenn nicht in einem der ältesten Druckmuseen der Welt, sollte dieses besondere historische Druckerzeugnis am besten in der Dauerausstellung präsentiert werden.“
Info& auf Mainz&: „GUTEN Abend im Museum – Spektakuläre Erwerbungen des Gutenberg-Museums“ am Donnerstag, dem 08. Mai 2025 um 18.00 Uhr im Gutenberg-Museum MOVED in der Reichklarastraße. Treffpunkt ist an der Museumskasse, die Führung kostet 10,- Euro, darin ist ein Begrüßungsgetränk enthalten. Die Führung ist auf 20 Teilnehmende begrenzt, keine Anmeldung nötig – es gilt: first come, first serve. Infos zum Gutenberg-Museum hier im Internet. Mehr zu den Gutenberg-Bibeln findet Ihr hier im Internet auf einer gut gemachten Präsentationsseite.