Gutenberg-Museum MOVED: Heute eröffnet die neue Interims-Ausstellung des Gutenberg-Museums. Im Naturhistorischen Museum (NHM) haben Gutenberg und seine Revolution der Druckkunst nun Unterschlupf gefunden, bis der Museumsneubau am Liebfrauenplatz fertig ist. Heraus gekommen ist eine Sensation: Eine hochmoderne und zeitgemäße Präsentation der Geschichte Gutenbergs und der Druckkunst samt Highlights wie Gutenberg-Bibeln und interaktiven Elementen – eine Medienkarte wird zum Zauberschlüssel. An diesem Wochenende ist zur Feier freier Eintritt.

Die neue Präsentation von "Gutenberg Museum MOVED" in den Räumen des ehemaligen Reichklaraklosters. - Foto: gik
Die neue Präsentation von „Gutenberg Museum MOVED“ in den Räumen des ehemaligen Reichklaraklosters. – Foto: gik

Die große Deinotherium-Kuh samt Kalb begrüßt die Besucher im Foyer, gleich links davon aber führt ein Durchgang in ganz andere Welten: Seit diesem Freitag teilen sich in Mainz zwei Museen ein Haus. Das ehrwürdige Naturhistorische Museum mit seiner Ausstellung prähistorischer Welten, Tierarten und Geologie beherbergt unter seinem Dach nun auch das Weltmuseum der Druckkunst: Am 7. Oktober schloss das Mainzer Gutenberg-Museum am alten Standort am Liebfrauenplatz seine Tore – nur knapp sieben Wochen später eröffnet heute nun die neue Interims-Ausstellung „Gutenberg-Museum MOVED“. Die Presse durfte bereits am Donnerstag zur Vorbesichtigung hinein.

Das „Weltmuseum der Druckkunst“ in der Heimatstadt von Buchdruck-Erfinder Johannes Gutenberg soll bis 2028 ein neues Haus bekommen: Am alten Standort am Liebfrauenplatz soll ein hochmoderner Neubau für rund 108 Millionen Euro entstehen, und endlich dem bislang eher angestaubten Haus zu einer modernen und zeitgemäßen Ausstellungs-Präsentation verhelfen. Für die Zeit der Bauarbeiten zog das Gutenberg-Museum nun ins NHM um und kann nun auf rund 1030 Quadratmetern Ausstellungsfläche einen kleinen Teil seiner Exponate zeigen.

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Moderne Ausstellung setzt neue Maßstäbe in Sachen Gutenberg

Und dort zeigen die Museumsmacher nun höchst eindrucksvoll, wie eine neue Ausstellungspräsentation der ehrwürdigen Geschichte der Druckkunst aussehen kann: Modern, anschaulich, aufgeräumt und spannend aufbereitet, mit viel interaktiven und digitalen Elementen – die neue Ausstellung „Gutenberg-Museum MOVED“ setzt völlig neue Maßstäbe. Gleich zu Beginn des Rundgangs erwartet die Besucher ein Stadtmodell von Mainz aus der frühen Neuzeit, an dem mit Beleuchtung, digitalen Elementen und Audio-Erzählung die Geschichte von Gutenberg und seiner Buchdruck-Erfindung veranschaulicht wird – ein Video dazu findet Ihr hier auf unserem Mainz&-Facebook-Auftritt.

Ein Stadtmodell von Mainz begrüßt die Besucher und wird zur Kulisse für die Geschichte von Johannes Gutenberg und der Druckkunst. - Foto: gik
Ein Stadtmodell von Mainz begrüßt die Besucher und wird zur Kulisse für die Geschichte von Johannes Gutenberg und der Druckkunst. – Foto: gik

„Das Model ist eine Mischung aus dem, was wir wissen, und dem was wir vermuten“, sagte Kuratorin Annett Goethe, es zeige Rekonstruktionen etwa von Patrizierhäusern aus dem Mainz des 15. Jahrhunderts nach dem heutigen Wissensstand. „Wir wollen mit der neuen Präsentation unsere Sammlungsobjekte für die Besucher greifbar machen und ein Bildungserlebnis schaffen“, sagte Museumsdirektor Ulf Sölter, und räumte offen ein: Das sei mit der Präsentation im alten Schellbau nicht immer gelungen.

In der neuen Ausstellung gelingt das hingegen: In dem grundlegend renovierten Gewölbebau des ehemaligen Reichklarakloster aus dem 13. Jahrhundert haben die Ausstellungsmacher sechs Themeninseln untergebracht, die von „Meinung machen“ über „Welt beschrieben“ bis hin zu „Pracht entfalten“ oder „Zeit vertreiben“ reichen. Bewusst werden dabei historische Buchexponate in Verbindung gebracht mit modernen Medien wie Instagram, Zeitschriften oder auch der Fernsehsendung „Germanys Next Topmodel“.

Highlights: Interaktive Stationen mit Medienkarte und Schatzkammer

Ein Highlight sind in der neuen Ausstellung auch die interaktiven Stationen, die mit Hilfe einer „Medienkarte“ aktiviert werden: Nach dem Einlegen des weißen Blattes, wird ein Film zu einem Hintergrundthema aktiviert, etwa über die Kunst und Geschichte von Buchillustrationen. Zudem kann man über die Medienkarte ein Mitbringsel generieren: An einem Fotoautomaten im Eingangssaal kann ein Selfie aufgenommen werden, das den Besucher in eine mittelalterliche Druckwerkstatt projiziert – das Selfie kann ausgedruckt und mitgenommen werden.

Die neue Schatzkammer mit den Gutenberg-Bibeln in der Interimsausstellung, mit Museumsdirektor Ulf Sölter und Kulturdezernentin Marianne Grosse (SPD). - Foto: gik
Die neue Schatzkammer mit den Gutenberg-Bibeln in der Interimsausstellung, mit Museumsdirektor Ulf Sölter und Kulturdezernentin Marianne Grosse (SPD). – Foto: gik

„Diese Ausstellung ist nicht nur eine Hommage an die beeindruckende Geschichte des Buchdrucks und seiner Verbreitung, sondern auch eine Einladung, dessen dynamische Veränderung zu erkunden, die unsere Medienlandschaft bis heute prägen“, sagte Kulturdezernentin Marianne Grosse (SPD) bei der Vorbesichtigung mit Medienvertretern. Das sei zugleich „ein wunderbarer Vorgeschmack“ auf das neue Weltmuseum der Druckkunst am Liebfrauenplatz.

Im sich anschließenden ehemaligen Oratorium des früheren Klosters befindet sich dann die Schatzkammer mit den legendären Gutenberg-Bibeln. Beinahe spartanisch steht der schwarze Kubus in dem mittelalterlichen Gewölberaum, das sei „eine Synthese von Technik und Denkmalschutz“ unter höchsten konservatorischen und sicherheitstechnischen Vorgaben. An den Wänden finden sich aber zudem Projektionen von weiteren Seiten der Gutenberg-Bibeln: Erstmals können die Besucher hier digital in den ältesten gedruckten Bibeln der Welt blättern, und sich per Audio Zusatzinformationen berichten lassen.

Zeitstrahl im Treppenhaus: Meilensteine des Gutenberg-Museums

Ein Highlight wartet dann noch im Treppenaufgang zu den Obergeschossen: Ein Zeitstrahl, der die Geschichte des Gutenberg-Museums selbst erzählt und Stationen berühmter Besucher Revue passieren lässt – von der Queen über US-Präsident George W. Bush bis hin zu Umberto Ecco. Die eindrucksvolle Bilderreise wurde von dem Illustrator Jörn Kaspuhl entworfen, die Bilder als Tapetendruck auf die Wände gebracht – ein Mammutwerk von mehr als 60 Metern Gesamtlänge. Fast ein Jahr arbeitete Kaspuhl an dem Werk, und gestand gegenüber Mainz&, das sei wohl „das größte und längste Projekt, das ich je gemacht habe.“

Der Zeitstrahl zur Geschichte des Gutenberg-Museums im Treppenhaus mit seinem Ersteller, dem Zeichner Jörn Kaspuhl. - Foto: gik
Der Zeitstrahl zur Geschichte des Gutenberg-Museums im Treppenhaus mit seinem Ersteller, dem Zeichner Jörn Kaspuhl. – Foto: gik

Im 1. Obergeschoss warten dann zwei Druckerwerkstätten für Vorführungen auf die Besucher- „Wir haben die Chance genutzt, auch diese Werkstätten zu überarbeiten“, sagte Sölter. An den rekonstruierten Gutenberg-Druckerpressen können Besucher nun hautnah das Gießen von Buchdruck-Lettern und das Bedrucken von Buchseiten miterleben, im Druckladen des Museums, der im 2. Obergeschoss etwas versteckt liegt, finden weitere Selbstdruckaktionen statt. Das ehemalige Klostergebäude wurde mit einer komplett neuen Heizungs- und Lüftungsanlage ausgestattet und grundlegend saniert.

Auf dem Museumsvorplatz finden die Besucher zudem den Museumshop in einem Multifunktionspavillon, der auch Toiletten, eine kleine Kaffeestation sowie eine zweite Eintrittskasse für das Museum enthält. Denn einen Wermutstropfen gibt es: Der Besuch der beiden Museen ist nur gemeinsam möglich – und die Preise dafür sind deshalb deftig gestiegen: Ab kommender Woche kostet der Museumseintritt pro Erwachsenem 10,- Euro, Kinder zahlen 4,- Euro, eine Familienkarte gibt es für 16,- Euro.

Alt trifft neu, analog trifft digital: Das neue Gutenberg-Museum MOVED. - Foto: gik
Alt trifft neu, analog trifft digital: Das neue Gutenberg-Museum MOVED. – Foto: gik

An diesem Wochenende aber wird erst einmal gefeiert: Am Eröffnungswochenende, dem 23. und dem 24. November 2024, gilt freier Eintritt, geöffnet ist von 9.00 Uhr bis 18.00 Uhr – eine gute Gelegenheit für die Mainzer und ihre Gäste, die neue Museumskonzeption zu bewundern. So gut ist die Ausstellung gelungen, dass man bei der Gutenberg-Stiftung schon Bedenken hat, der Neubau könne gar nicht mehr so wichtig sein: „Wir hoffen, die Stadt vergisst uns nicht…“

Info& auf Mainz&: Praktische Infos zur neuen Ausstellung „Gutenberg-Museum MOVED“ findet Ihr hier im Internet. Übrigens: Wenn Ihr schon zur Eröffnung geht, dann könnt Ihr gleich auch bei einem besonderen Namenswettbewerb mitmachen: Die Deinotherium-Kuh und ihr Kalb im NHM suchen einen Namen! Mehr dazu hier bei Mainz&.