Gibt es erstmals in der Geschichte des deutschen Weins einen Deutschen Weinkönig statt einer Weinkönigin? Die Chance ist zumindest da, denn in diesem Jahr treten erstmals zwei Männer bei der Wahl der Deutschen Weinkönigin im Herbst an. Die Anbaugebiete Rheinhessen und Mittelrhein werden nämlich in diesem Jahr durch Weinkönige vertreten, darunter der Rheinhesse Levin McKenzie aus Mainz. Die Insignien liegen jedenfalls bereit: Jetzt wurde die neue Amtskette für den potenziellen ersten Deutschen Weinkönig vorgestellt.

Der Wahl der Deutschen Weinkönigin steht im Herbst 2025 eine Revolution bevor: Nach fast 80 Jahren wechselt die Traditionsveranstaltung in Neustadt an der Weinstraße ihren Namen – und heißt künftig „Wahl der Deutschen Weinmajestät“. Das verriet das Deutsche Weininstitut (DWI) im März 2025 im Gespräch mit der Internetzeitung Mainz& am Rande der ProWein. Der Grund: Erstmals treten bei der Wahl in diesem Herbst auch zwei Männer an, darunter der Rheinhessische Weinkönig Levin McKenzie aus Mainz.
Die Revolution begann schleichend: Bereits im Juni 2017 wählte die rheinhessische Verbandsgemeinde Wörrstadt einen jungen Mann zu ihrem obersten Vertreter der Weinwirtschaft: Markus Kissel aus Saulheim war damals Jungwinzer, 22 Jahre alt, und hatte Spaß an der Aufgabe, das repräsentative Amt zu übernehmen, das bis dahin Frauen vorbehalten war. Seit mehr als 70 Jahren war die Aufgabe, als Weinkönigin eine Stadt, ein gebiet oder gar ganz Deutschland als Weinbotschafterin zu vertreten, Frauen vorbehalten gewesen – nach der Corona-Pandemie änderte sich das rasant.
Erste Weinkönige in Rheinhessen und am Mittelrhein: Levin & Felix
Kissel blieb nämlich nicht der einzige: Im August 2024 wurde Felix I. Weinkönig des Ortes Heimersheim im Ahrtal, zuvor hatte es schon einen „Bacchus“ an der Mosel gegeben, am Mittelrhein versuchte sich ein Jungwinzer als Kandidat und wurde am Ende Weinprinz. Im Juli 2024 verkündete der Verein Pfalzwein e.V. dann die Abschaffung der Pfälzer Weinkönigin: Man wollte „Weinbotschafter“ küren, das Amt modernisieren, die Krone abschaffen – es folgte ein gigantischer Shitstorm. „Hier wird eine Tradition gebrochen, und eine Identität der Pfalz verschwindet“, schimpfte Laura Wessa, einst als Laura I von der Pfalz: „Eine Krone widerspricht nicht der Fachkompetenz, sie hebt sie hervor!“

Doch der Drang der Männer in eine der ehernsten Frauendomänen war nicht aufzuhalten: Immer mehr Anbaugebiete änderten die Statuen zur Wahl ihrer jeweiligen Weinkönigin, die meisten leise und unspektakulär: Warum sollte nicht auch ein engagierter Mann die Weinszene vertreten können – solange royaler Hauch und Insignien blieben? Am 14. September 2024 wählte das Weinanbaugebiet Rheinhessen als erstes der 16 Weinanbaugebiete überhaupt einen Mann zu seinem Weinkönig: den 25 Jahre alten Winzer und Wein-Influencer Levin McKenzie aus Mainz. Gut acht Wochen später folgte mit Felix Grün aus St. Goar der erste Weinkönig vom Mittelrhein.
Damit war das Deutsche Weininstitut (DWI) als Ausrichter der Wahl der Deutschen Weinkönigin unter Zugzwang – denn damit war auch klar: Erstmals würden damit im Herbst 2025 als Vertreter zweier Weinanbaugebiete zwei Männer bei der Wahl der Deutschen Weinkönigin antreten. Das DWI reagierte: „Sollte einer der beiden in ein Amt gewählt werden, würde er ‚Deutscher Weinkönig‘ heißen oder ‚Deutscher Weinprinz'“, erklärte DWI-Pressesprecher Ernst Büscher gegenüber Mainz& – und die Wahl heiße fortan „Wahl der deutschen Weinmajestät.“

Amtsketten für ersten deutschen Weinkönig oder Weinprinz
Nun wurde ein weiterer Schritt gemacht: In der Goldschmiede der fränkischen Abtei Münsterschwarzach stellte das DWI die Insignien der Öffentlichkeit vor, die ein Deutscher Weinkönig oder ein Deutscher Weinprinz tragen würden. Statt einer Krone wie die Damen würden die Herren eine formelle Amtskette tragen, wie man sie von Oberbürgermeistern her kennt. Das sei „ein gelerntes Erkennungszeichen“ und strahle Würde aus, wie eine Krone falle auch eine Amtskette sofort auf, wenn jemand damit den Raum betrete.

„Die Krone der Deutschen Weinkönigin und der Deutschen Weinprinzessinnen ist in erster Linie auch ein Erkennungszeichen und ein guter Anlass, um auf einer Veranstaltung ins Gespräch zu kommen“, betonte die neue DWI-Geschäftsführerin Melanie Broyé-Engelkes: „Wir haben von DWI-Seite das Amt bereits vor zwei Jahren für männliche Bewerber geöffnet und heißen die beiden Herren herzlich zur Wahl willkommen.“
Gefertigt wurden die neuen Amtsketten in der renommierten Goldschmiede der fränkischen Abtei Münsterschwarzach, die Ketten seien den Kronen der bisherigen Weinmajestätinnen nachempfunden. Die jeweils 500 Gramm schweren Ketten bestehen aus 17 Einzel-Elementen, die durch Ösen miteinander verbunden sind. Das Trauben-Element in der Spitze der Kette ist dem DWI-Traubenlogo nachempfunden.
Grüne Turmaline und rote Granate für Weiß- und Rotwein
„Bei der handwerklichen Gestaltung der Ketten wurde auf ein modernes und leichtes Design geachtet, das die Formsprache der Krone der Deutschen Weinkönigin interpretiert“, heißt es vom DWI: „Sieben grüne Turmaline und sechs rote Granate repräsentieren in der Königskette die 13 deutschen Weinbaugebiete und stehen ebenso für den heimischen Weiß- und Rotwein.“

Dann kann die Wahl ja kommen: Ob es erstmals einen Deutschen Weinkönig gibt, entscheidet sich Ende September: Am 20. September werden zunächst im Rahmen der Vorentscheidung fünf Finalisten ausgewählt, die dann am 26. September in der großen Wahlgala in Neustadt an der Weinstraße um das höchste Amt der deutschen Weinwirtschaft kämpfen. Würden Levin I. oder Felix I. tatsächlich gewählt – sie würden in jedem Fall Geschichte als erster Deutscher Weinkönig schreiben.
Info& auf Mainz&: Mehr zur Wahl der Deutschen Weinkönigin lest Ihr auch hier auf Mainz&, mehr zum ersten Rheinhessischen Weinkönig Levin findet Ihr ausführlich hier auf Mainz&.