Der Platz vor dem Mainzer Rathaus gehört fraglos zu den hässlichsten und ödesten der Stadt, und genau das soll sich jetzt ändern: Seit Ende 2024 läuft eine Bürgerbeteiligung zu der Frage, wie das Plateau mit dem offiziellen Namen Jockel-Fuchs-Platz einmal aussehen soll – und die geht jetzt in die finale Runde: Am Dienstag soll die Entscheidung fallen, ob aus dem Platz eine grüne Oase, ein inklusiver Begegnungsort oder ein Ort politischer Bedeutung wird – oder all dies gleichzeitig. In der Rheingoldhalle soll das Zukunftsbild für den Platz auf den Weg gebracht werden, und jeder Mainzer darf mitreden.

Das Rathausplateau in Mainz ist alles andere als ein attraktiver Platz. - Foto: gik
Das Rathausplateau in Mainz ist alles andere als ein attraktiver Platz. – Foto: gik

Zu ihrem eigentlichen Rathaus haben die Mainzer ja ein durchaus zwiespältiges Verhältnis, der Arne Jacobsen-Bau am Mainzer Rheinufer wird gleichwohl seit August 2022 kernsaniert: Ende 2027 sollen die Mainzer ihr angestammtes Rathaus wieder bekommen. Doch mehr noch als das Rathaus selbst, ist das Plateau davor ein echter Problemfall: Der Platz zwischen Rathaus und Rheingoldhalle ist eine öde Wüste aus alten Waschbetonplatten ohne jedes Grün, eine Wüste, die noch dazu hochgradig zugig ist und die Decke zum darunter liegenden Parkhaus bildet – und undicht ist.

„Ich habe noch nie zu jemandem gesagt: komm, wir treffen uns am Jockel-Fuchs-Platz“, brachte Oberbürgermeister Nino Haase (parteilos) Anfang Mai die Nicht-Attraktivität des Rathausplateaus auf den Punkt: Meistens meiden die Mainzer den Platz. „Ein leider nicht genutzter Platz mit erheblichem Potenzial“, nennen das die Planer des Büros KO Konsult, und meinten bei der Bürgerbeteiligung Anfang Mai ungeschönt: So richtig toll aufhalten, könne man sich derzeit dort nicht, es gebe dort „leider derzeit nix außer toller Aussicht.“

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Rathausplateau künftig: Stadt-Entrée mit Freitreppe zum Rhein

Genau dafür war das Rathausplateau auch einst gedacht gewesen, sagte Ralf Sadowski, Geschäftsführer der Mainzer Aufbaugesellschaft MAG, die für den Umbau des Plateaus zuständige städtische Gesellschaft. Die sanierte zuerst die Rheingoldhalle, und von 2021 bis 2022 auch die Tiefgarage Rathaus, nur ein Problem blieb noch immer: „Das Dach ist undicht, da tropft es seit Jahren rein“, seufzte Sadowski, nun geht es an die Substanz und vor allem an eines: Eine grundlegende Umgestaltung des Rathausplateaus.

Der Jockel-Fuchs-Platz mit Rheingoldhalle, Lampen und dem Kunstwerk "Lebenskraft" im Jahr 2019. - Foto: gik
Der Jockel-Fuchs-Platz mit Rheingoldhalle, Lampen und dem Kunstwerk „Lebenskraft“ im Jahr 2019. – Foto: gik

„Der Platz war schon immer zentral für die Stadt“, sagte Sadowski, „damals war er gedacht als Aussichtsplattform, heute ist er eher eine Barriere und verhindert den Zugang zum Rhein.“ Die Pläne zum Rathausumbau sehen bereits eine Öffnung zum Fluss hin vor, eine breite Freitreppe soll künftig vom Plateau zum Rhein hinunter führen. In die ehemalige Druckerei des Rathauses im Kellergeschoss werde es eine Gastronomie geben, versprach Haase zudem, die wird dann ebenerdig am Rheinufer auch Außengastronomie anbieten können.

Die Frage bleibt aber: „Wie wollen wir diesen ganz zentralen Platz in unserer Stadt entwickeln?“, fragte Haase. Für ihn selbst stehe fest: „Ich möchte ein wunderbares Einfallstor für Mainz, so etwas haben wir aktuell noch nicht.“ Für Besucher, die vom Rhein her kämen, sei dies das Entrée. „Für den ersten Eindruck von unserer Stadt haben wir selten eine zweite Chance, und die soll sitzen“, betonte Haase, und fügte schmunzelnd hinzu: So ganz uneigennützig sei das alles auch nicht, „ich habe dort in zwei Jahren mein Büro…“

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Bürgerbeteiligung „Mein JO“: Spurgruppe entwarf Zukunftsbilder

Und so startete die Stadt Mainz Ende 2024 einen umfangreichen Bürgerdialog mit mehreren Umfragen zur Frage. Was wollen denn die Mainzer auf dem Jockel-Fucks-Platz in Zukunft haben? Unter dem Slogan „Mainz Mein Jo“ kamen zunächst Vertreter verschiedener Fachrichtungen und Institutionen an einem Runden Tisch zusammen, zwischen dem 31. Januar und dem 20. Februar 2025 folgte eine Online-Umfrage, an der allerdings gerade einmal 258 Mainzer teilnahmen. Auch eine separate Kinder- und Jugendumfrage floss ein, das Ergebnis sei eindeutig gewesen, so die Stadt: Auf dem Rathausplateau fehlt es vor allem an Aufenthaltsqualität und Grün, an Wasser, Schatten und Sitz- sowie Spielmöglichkeiten.

Plan des Rathausplateaus zwischen Rheingoldhalle (links) und Rathaus mit verpflichtenden und variablen Elementen. - Foto: gik
Plan des Rathausplateaus zwischen Rheingoldhalle (links) und Rathaus mit verpflichtenden und variablen Elementen. – Foto: gik

Aber was ist auf dem Rathausplateau denn baulich überhaupt möglich? Die Antwort der Planer lautete: Eine ganze Menge. „Wir können da natürlich keinen Wald hinstellen“, sagte Haase, „aber mehr Grün und Schatten brauchen wir ganz dringend.“ Das sahen auch die Mainzer so: Im März 2025 trat erstmals die sogenannte Spurgruppe zusammen, eine Mischung aus Fachleuten, Verwaltungsmitarbeitenden sowie 25 Bürgern aus allen Stadtteilen und Altersgruppen, deren Plätze ausgelost worden waren.

In der Spurgruppe wurden Ideen und Spielräume für den Platz diskutiert, aus denen sieben mögliche Zukunftsbilder hervorgingen:

  • als grüne Oase mit Wasserelementen und Beschattung,
  • als inklusiver Begegnungsort für alle Generationen,
  • als sozialer Treffpunkt mit Spiel- und Gastronomieangeboten,
  • als kultureller Veranstaltungsort,
  • als Ort politischer Bedeutung,
  • als sicher gestalteter öffentlicher Raum,
  • als verbindendes Element zwischen Innenstadt und Rhein mit klaren Wegen.
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Mainzer wollen vor allem klimafreundlichen Erholungsort

Diese Zukunftsbilder wurden beim 1. Bürgerdialog am 6. Mai 2025 öffentlich vorgestellt, dort konnte auch darüber abgestimmt werden, welche Schwerpunkte den Teilnehmern besonders wichtig waren. Das wenig überraschende Ergebnis: „Klimafreundlicher Erholungsort“ lag deutlich vorn, gefolgt vom „lebendigen Treffpunkt“ und dem „inklusiven, sozial gerechten Begegnungsort“. Auf eher weniger Zustimmung stieß hingegen das Zukunftsbild „repräsentativer, politikbewusster Ort“, dabei habe das Rathausplateau dafür eigentlich die perfekte Lage, betonten die Planer von KO Konsult: Der Platz könne als „ein Orts des Austauschs und der Demokratie“ dienen, mit einer Demokratieecke oder einer Speaker’s Corner, wo einmal die Woche der OB oder Vertreter von Parteien Bürger treffen könnten.

Jockel-Fuchs-Platz mit Blick Richtung Rhein: Viel Raum für neue Gestaltung. - Foto: gik
Jockel-Fuchs-Platz mit Blick Richtung Rhein: Viel Raum für neue Gestaltung. – Foto: gik

Tatsache ist: Auf dem Plateau stehen rund 4.000 Quadratmeter Fläche zur Verfügung und nur sehr wenige Einschränkungen. Zu den nicht-veränderbaren Merkmalen gehören etwa die Lüftungsschächte der Tiefgarage sowie die Ausgänge aus dem Parkhaus, auch das Kunstwerk „Lebenskraft“ soll hier erhalten werden. Der Rest aber sei weitgehend frei gestaltbar, hieß es im Mai, und das gelte auch für die Oberfläche des Platzes: Es brauche zwar weiter befestigte Flächen, etwa als Fluchtwege, aber versiegelt sein müsse der Platz überhaupt nicht – Begrünung und Wasserspiele seien ausdrücklich möglich.

Inzwischen hat die sogenannte Spurgruppe zum zweiten Mal getagt, Anfang Juli seien die bisherigen Ergebnisse vertieft worden, und in gemischten Gruppen konkrete Zielbilder für die künftige Gestaltung ebenso entstanden wie die Gestaltungsvorgaben für die Freitreppe zum Rhein. An diesem Dienstag, dem 26. August, werden die Ergebnisse nun im Rahmen einer Finissage präsentiert – und dann soll auch die finale Entscheidung fallen, wie der Platz einmal aussehen soll. Wer also mitreden will, wie der Rathausplatz einmal aussehen soll: Jetzt habt Ihr die letzte Möglichkeit dazu.

„Im Rahmen des Abends werden die Ergebnisse des gesamten Beteiligungsprozesses in ein gewünschtes Zukunftsbild für den Platz zusammengeführt““, sagte Sadowski. Trotzdem werde es auch jetzt noch Raum für Anregungen geben. Auf Grundlage der Ergebnisse aber soll dann der städtebaulich-freiraumplanerische Realisierungswettbewerb ausgelobt werden. „Das ist ein wichtiger Meilenstein für die Zukunft des Jockel-Fuchs-Platzes“, betonte Haase im Vorfeld. Zudem wird es einen Vortrag „Platz für Zukunft – Freiraum gestalten mit Weitblick“ der Geisenheimer Professorin und Landschaftsarchitektin Constanze Petrow geben.

Info& auf Mainz&: Die abschließende Bürgerbeteiligung zur Zukunft des Jockel-Fuchs-Platzes und der Freitreppe zum Rhein findet am 26. August 2025 von 17.30 bis 20.30 Uhr statt, und zwar im Untergeschoss der Rheingoldhalle, Zugang ist Eingang C von der Rheinallee aus. Mehr zu dem Bürgerbeteiligungsprozess und seinen bisherigen Ergebnissen findet ihr ausführlich hier im Internet.