Nach zwei Jahren Corona-Einschränkungen an Silvester sind dieses Jahr wieder alle Schranken gefallen: Seit gestern läuft der Feuerwerksverkauf wieder in vollen Zügen – und die Kunden schlagen zu. In der Silvesternacht dürfte es zu erheblicher Böllerei kommen, Ärztevertreter sehen das mit großer Sorge: Viele Rettungsstationen seien jetzt schon am Limit, man rate dringend zu Vorsicht. Die Feuerwehr Mainz und das LKA Rheinland-Pfalz geben Tipps für die Sicherheit – und ein paar Verbote gelten in Mainz dennoch.

Private Böllerei an Silvester in Mainz. - Foto: gik
Private Böllerei an Silvester in Mainz. – Foto: gik

2021 galt noch ein Böllerverbot in den Städten Deutschlands, doch in diesem Jahr ist der Feuerwerksverkauf zurück: Seit Donnerstag werden wieder Raketen und Böller im Handel angeboten, für die Feuerwerksbranche eine große Erleichterung – sie macht an Silvester quasi ihren Jahresumsatz. Doch die Rückkehr der individuellen Knallerei kommt ausgerechnet in einer Zeit, in der Kliniken und Gesundheitssystem ohnehin schon am Limit arbeiten und unter dem hohen Ansturm Kranker fast zusammenbrechen.

Die Ärzteorganisation Marburger Bund ruft deshalb zur Böller-Vorsicht auf: „Viele Rettungsstationen sind ohnehin am Limit, und selbstverständlich birgt ein Silvesterfeuerwerk immer ein zusätzliches Unfallrisiko“, sagte die Marburger-Bund-Vorsitzende Susanne Johna im Gespräch mit der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ (NOZ). Das gelte nicht nur für „aktive“ Feuerwerker, sondern auch für Schaulustige, man stehe schließlich dicht beieinander. „Und ich rate dringend, nur CE-zertifiziertes Feuerwerk zu verwenden und keine illegalen Böller zu zünden“, sagte Johna der „Osnabrücker Zeitung“.

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Unfallrisiko, Feinstaubbelastung, Stress für Tiere

Auch die Mainzer Feuerwehr warnte, Verletzungen und Brände würden häufig durch den unachtsamen Umgang mit Feuerwerkskörpern verursacht. „Jede Verletzung, die vermieden werden kann, entlastet Rettungsdienst und Notaufnahmen, die derzeit ohnehin stark gefordert sind“, mahnte die Mainzer Feuerwehr. Zu den Gefahren gehörten auch brennende Balkone, Wohnungen oder gar Häuser: „Den Feuerwehren und Rettungsdiensten steht zu Silvester die arbeitsreichste Nacht des Jahres bevor“, hieß es von Seiten der Stadt Mainz.

Lasershow in Mainz bei den ersten Sommerlichtern. - Foto:; gik
Lasershow in Mainz bei den ersten Sommerlichtern. – Foto:; gik

Dazu kommt eine enorme Feinstaubbelastung durch die Knallkörper, die in Deutschland eben meist noch auf schädlichem Schwarzpulver basieren. Umweltverbände sowie die Deutsche Umwelthilfe fordern deshalb bereits seit Jahren ein Verbot dieser Feuerwerkskörper und ein Setzen auf zentrale Großfeuerwerke der Städte, die etwa mit Lasershows gestaltet werden. Doch die Stadt Mainz lehnte bislang alle Vorstöße dagegen ab – auch eine Unterschriftenaktion in diesem Jahr: Mehr als 6.000 Unterzeichner forderten laut der Initiative „Kolibri Kollektiv“ dabei ein Verbot von privatem Feuerwerk in Mainz.

„Privates Feuerwerk führt Jahr für Jahr zu zahlreichen Verletzten, einer massiven Luft- und Naturverschmutzung sowie einer immensen Belastung für Wild- und Haustiere“,. heißt es in der Petition, die sich an den Mainzer Stadtrat sowie Bürgermeister Günter Beck (Grüne) richtete. Jährlich trügen rund 8.000 Menschen zu Silvester Verletzungen des Innenohrs durch Feuerwerkskörper davon. Tiere würden durch den plötzlichen Lärm in Panik versetzt – und es entstünden erhebliche Mengen an Müll: 2018 habe die Menge an Müll, die allein in den fünf größten deutschen Städten durch die kommunalen Entsorgungsbetriebe nach Neujahr entfernt werden mussten, 191 Tonnen betragen.

 

6000 Unterschriften unter Petition für Verbot privaten Feuerwerks

„Während der Pandemie wurde privates Feuerwerk unterbunden, um unsere Rettungsdienste und Notaufnahmen nicht zusätzlich zu belasten. Für uns ist vollkommen unverständlich, weshalb diese Belastung jetzt plötzlich wieder ok sein soll“, sagte Kolibri-Aktivistin Elfriede. Man sehe die Stadt Mainz in der Verantwortung, zeitgemäße und nachhaltige Alternativen zum traditionellen Feuerwerk anzubieten. „Wie wir alle wissen, ist die Mainzer Stadtkasse derzeit so gut gefüllt wie nie“, sagte Elfriede: „Es sollte also machbar sein, z.B. eine spektakuläre Laser- oder Drohnenshow anzubieten, die sich nicht hinter einem Feuerwerk verstecken muss.“

Ein zentrales Feuerwerk für alle - das würden Kritiker des privaten Feuerwerks befürworten. - Foto: gik
Ein zentrales Feuerwerk für alle – das würden Kritiker des privaten Feuerwerks befürworten. – Foto: gik

Die Petition blieb ohne Ergebnis, Mainz dürfte in der Silvesternacht größere Bölleraktionen erleben. Die Sprengstoffexperten des Landeskriminalamts Rheinland-Pfalz (LKA) mahnen, wer Böllern wolle, solle unbedingt ausreichend Sicherheitsabstand zu Gebäuden, Balkonen und anderen Menschen einhalten. „Sorgen Sie dafür, dass das Feuerwerk einen sicheren Stand hat und nutzen Sie geeignete „Rampen“ für den Abschuss von Raketen – besser einen Getränkekasten statt freistehende Einzelflaschen nutzen“, raten die Experten.

Feuerwerkskörper müssen zudem geprüft sein, bevor sie in Deutschland auf den Markt kommen und verwendet werden dürfen. Nicht zugelassene Feuerwerkskörper aus dem Ausland verboten, es drohten erhebliche Strafen bei Besitz, Weitergabe oder Abbrennen, betont das LKA. Bei der Nutzung von illegalen Feuerwerkskörpern bestehe nämlich „eine große Gefahr für die eigene Gesundheit oder die Gesundheit anderer – von Schäden am Gehör, Verlust von Gliedmaßen, Verbrennungen bis hin zum Tod ist alles möglich.“

Geprüfte, seriöse Ware erkennt man an dem CE-Kennzeichen mit der vierstelligen Kennnummer der Prüfstelle (z.B.CE0589) sowie die Registriernummer (z.B. 0589-F2-4567). Nicht explodierte Böller sollten zudem niemals erneut angezündet oder geöffnet werden – hier drohe Lebensgefahr. „Achten Sie auf Kinder und weisen Sie diese darauf hin, dass es gefährlich ist, nicht richtig gezündetes Feuerwerk einzusammeln und damit zu experimentieren“, heißt es beim LKA weiter. Feuerwerksreste sollten erst weggeräumt werden, wenn diese richtig abgekühlt seien – entsorgt werden können sie über den regulären Hausmüll. Für nicht explodiertes Feuerwerk werde die Entsorgung über einen Wertstoffhof mit Behandlung für gefährlichen Abfall empfohlen.

Müll am Neujahrsmorgen auf der Kupferbergterrasse vor ein paar Jahren. - Foto: privat
Müll am Neujahrsmorgen auf der Kupferbergterrasse vor ein paar Jahren. – Foto: privat

Privates Feuerwerk darf ohne Genehmigung übrigens nur in der Neujahrsnacht gezündet werden. Zudem ist ein Abbrennen in unmittelbarer Nähe von Krankenhäusern oder Altersheimen, aber auch in der Nähe von Kirchen sowie Fachwerkhäusern in Mainz verboten. Hilfreich kann auch sein, den eigenen Balkon von brennbaren Gegenständen freizuräumen, und natürlich Fenster und Türen um Mitternacht geschlossen zu halten.

Die Mainzer Polizei kündigte an, im gesamten Dienstgebiet verstärkt Präsenz in der Silvesternacht zu zeigen. „Vor allem an Orten, an denen traditionell viele Feiernde zusammenkommen, sind wir für Sie da“, versprach das Polizeipräsidium Mainz. Wer Sie Hilfe benötige, solle nicht zögern, Polizisten anzusprechen. Zudem werde es verstärkt Verkehrskontrollen nach Mitternacht geben, dabei gehe es vorwiegend um Alkohol- und Drogenkonsum. „Steigen Sie um auf den ÖPNV und nutzen Bus, Bahn oder Taxi“, rät die Mainzer Polizei: „Lassen Sie Ihr Fahrzeug stehen, wenn Sie nicht nüchtern sind.“

Info& auf Mainz&: Mehr zu den Experten-Tipps des LKA Rheinland-Pfalz zum sicheren Böllern findet ihr hier im Internet. Die Fahrpläne von Bussen und Bahnen in der Silversternacht gibt’s wie immer hier bei der Mainzer Mobilität. Unser Tipp: Wenn’s mit Bus und Bahn nicht klappt, probiert doch mal den Mainz Rider aus, mehr dazu lest Ihr hier bei Mainz&.