Vor einem Jahr gewann sie mit ihrem Chardonnay den Preis als bester Burgundersekt des Deutschen Weininstituts (DWI), nur ein Jahr später ist sie ganz oben angekommen: Anika Hattemer-Müller ist Sekterzeugerin des Jahres 2019 der Deutschen Landwirtschaftsgesellschaft (DLG). Die junge Winzerin vom Weingut St. Nikolaushof in Gau-Algesheim räumt damit eine der renommiertesten Auszeichnungen der deutschen Weinszene ab – gemeinsam mit ihrem Mann Johannes Müller. Und auch der Titel des Jungwinzer des Jahres 2019 geht wieder einmal nach Rheinhessen. Eine Jury verlieh den Titel dem erst 20 Jahre jungen Sebastian Erbeldinger aus Bechtheim – kein Wunder.
Jedes Jahr prüft die Deutsche Landwirtschaftsgesellschaft (DLG) die Qualität von Weinen und Sekten, rund 4.000 Produkte wurden in diesem Jahr von den Experten getestet. Vier Prüfrunden müssen die angestellten Weine und Sekte über sich ergehen lassen – am Ende vergab die DLG in diesem Jahr 61 Gold Extra-, 800 Gold-, 1.399 Silber- und 746 Bronze-Medaillen. Die Auszeichnungen sind begehrt, zeigen doch die Münzen auf den Flaschenetiketten den Kunden an: Hier steht ein ausgezeichneter Wein im Regal. Die vielen guten Ergebnisse zeigten, „dass die deutschen Spitzenwinzer auch mit den teilweise schwierigen Bedingungen des trockenen Jahres 2018 umgehen konnten“, hieß es von der DLG.
Nach Rheinhessen gingen in diesem Jahr nicht ganz so viele erste Plätze wie in früheren Jahren, die DLG ist auch davon abhängig, welche Winzer ihre Weine bei ihr einreichen – viele Spitzenwinzer machen gar nicht erst mit. Weinerzeuger des Jahres 2019 wurde der Weinkonvent Dürrenzimmern im württembergischen Brackenheim, doch unter den besten zehn Weingütern des Jahres 2019 sind natürlich auch Rheinhessen: Das Weingut Manz aus Weinolsheim kam auf Platz drei, das Weingut der Familie Erbeldinger aus Bechtheim auf Platz sieben. Als beste Kollektion der Kategorie „Rotwein trocken“ wurde die des Weinguts Bungert-Mauer in Ockenheim ausgezeichnet, die beste Kollektion „im Barrique/Fass gereift trocken“ fanden die Prüfer im Weingut Ernst Bretz in Bechtolsheim.
Den ganz großen Coup aber landete Anika Hattemer-Müller: Die 27 Jahre junge studierte Oenologin war 2018 noch auf dem zweiten Platz bei der Wahl zum Jungwinzer des Jahres gelandet, nun verlieh ihr die DLG den Bundesehrenpreis in Gold in der Sekterzeugung – damit ist Hattemer-Müller „Sekterzeugerin des Jahres“. Erst vor vier Jahren, 2015, gründete Hattemer-Müller im Weingut ihrer Eltern in Gau-Algesheim eine eigene Sektlinie, vier Jahre später gehört sie zur Spitze der Sekterzeuger in Deutschland – eine Sensation. Die Eleganz der rebsortenreine Sektkreationen nach dem Vorbild der Champagnerherstellung hatte es der heute 27-Jährigen schon im Studium in Geisenheim angetan. Nach dem Abschluss als Oenologin stieg Hattemer-Müller in das elterliche Weingut, den St. Nikolaushof mit ein.
Ihre Sektkreationen sorgten schnell für Furore: 2018 gewann ihr Chardonnay brut 2016 den ersten Preis als bester Burgundersekt beim Wettbewerb „Bester Winzersekt“ des Deutschen Weininstituts (DWI). „Ich will die Eleganz und Frische der Rebsorte behalten“, sagte Hattemer-Müller damals gegenüber Mainz&. Champagner seien „oft sehr fett“, machten sozusagen „satt“ beim Trinken, Winzersekt nach deutscher Machart hingegen könne elegant und leicht sein, und trotzdem die Fülle und Geschmacksvielfalt der Rebsorte spiegeln. „Ich will zeigen, was Sekt auch mit Fülle und Struktur vom Terroir zeigen kann“, sagte Hattemer-Müller.
Ein Winzersekt muss zu 100 Prozent aus eigenen Trauben produziert werden und reift in traditioneller Flaschengärung mindestens neun Monate auf der Hefe. Neun Millionen Liter werden so jedes Jahr in Deutschland zur Qualitätsprüfung angestellt, beim Nikolaushof in Gau-Algesheim füllten sie bereits 2018 rund 10.000 Flaschen Sekt ab. Unterstützt wird die junge Winzerin dabei von ihrem Ehemann Johannes Müller, den sie im Studium kennenlernte: Müller stammt aus dem renommierten VDP-Weingut Matthias Müller in Spay, Vater Matthias wurde 2012 vom Gault Millau zum „Winzer des Jahres“ gekürt. Gemeinsam seien Anika Hattemer-Müller und Johannes Müller „ein hochqualifiziertes Team“, lobte die DLG nun.
Dass die Auszeichnung „Jungwinzer des Jahres“ auch nach Rheinhessen geht, unterstreicht die Innovationsfreude des Weinanbaugebiets. Mit Sebastian Erbeldinger wird der Spross einer Weinbaudynastie aus Bechtheim ausgezeichnet, der trotz seiner gerade 20 Jahre bereits eine eigene Weinlinie gegründet hat. 1899 gründete Ur-Urgroßvater Sebastian Erbeldinger das Weingut Bastianshauser Hof mitten in den Weinbergen von Bechtheim, der jüngste Sproß absolvierte seine Winzerlehre in den renommierten Weingütern Gröhl, Rebholz und Kuhn und studiert inzwischen in Geisenheim Oenologie und Weinbau.
Mit seiner 2017 gegründeten Weinlinie „Sebastian Erbeldinger“ will er charakterstarke Weine produzieren, die Ursprung, Identität und Vision widerspiegeln. Freuen darf sich damit auch die Mainzer Weinszene: Erbeldinger ist seit 2019 auch Mitglied des Mainzer Weinsalons.
Info& auf Mainz&: Alles über die Bundesweinprüfung der Deutschen Landwirtschaftsgesellschaft findet Ihr hier im Internet, unseren Text über den Deutschen Sektpreis des Deutschen Weininstituts vor einem Jahr findet Ihr hier, den Bericht über die Jungwinzer des Jahres 2018 hier bei Mainz&. Zur Sektlinie Hattemer auf dem Weingut St. Nikolaushof geht es hier im Internet, Sebastian Erbeldinger und seine Weinlinie genau hier.