Am Samstag konnten sich in Rheinland-Pfalz nun auch Grundschullehrer, Erzieherinnen und Förderschullehrer für eine Corona-Impfung registrieren, es wurde der erwartete Ansturm: 42.370 Menschen registrierten sich bereits am ersten Tag online oder per Telefon für eine Schutzimpfung, davon arbeiten 32.390 Menschen in Kitas, Grund- oder Förderschulen. Für diese Registrierungen habe man bereits 32.441 Impftermine in den Impfzentren vergeben können, teilte die Landesregierung am Wochenende mit. Die Impfungen sollen nun zwischen dem 1. und dem 14. März stattfinden. Derweil bleibt auch in Rheinland-Pfalz in den Impfzentren AstraZeneca-Impfstoff liegen – in (Achtung: Korrektur) Ingelheim bis zu 20 Prozent.

Seit dem 13. Februar wird auch in Rheinland-Pfalz der Impfstoff von AstraZeneca verimpft, im Gegensatz zu den modernen mRNA-Impfstoffen von Biontech und Moderna handelt es sich um einen auf traditioneller Basis entwickelten Impfstoff. Der neue Impfstoff ist in Deutschland erst einmal nur für unter 65-Jährige zugelassen, der Grund: Die Impfstudien zur Erprobung des Wirkstoffs hatten schlicht nicht genügend ältere Patienten eingeschlossen, prompt kam der AstraZeneca-Impfstoff in den Ruf, schlechter zu schützen als die Mittel von Biontech oder Moderna – zu Unrecht.
Zur Verwirrung trugen Angaben der Herstellers selbst bei, nach denen der Impfstoff angeblich nur zu 70 Prozent wirksam sei, doch die Angaben des Herstellers waren missverständlich: Einer neuesten Studie aus Schottland zufolge, schützt der AstraZeneca-Impfstoff sogar mit einer sehr hohen Erfolgsrate vor schweren Covid-19-Erkrankungen, von bis zu 94 Prozent der Patienten ist die Rede – von einer schlechten Wirksamkeit kann somit keine Rede sein. Lediglich bei schwacher Erkrankung soll die Wirksamkeit des Impfstoffes etwas herabgesetzt sein, Studien dazu laufen aber noch.

Prompt forderten Pflegeinitiativen ebenso wie Weltärzte-Präsident Frank-Ulrich Montgomery, systemrelevante Berufsgruppen wie Pfleger und Ärzte nicht mit „einem Impfstoff zweiter Klasse“ zu behandeln. Gerade Pfleger und Ärzte, die dicht an Patienten arbeiteten und potenziell ständig mit dem Coronavirus in Kontakt kommen könnten, müssten die Impfstoffe mit der höchsten Schutzwirkung erhalten, fordert etwa die Initiative „Pflegekräfte in Not“ des rheinhessischen Pflegers Stefan Heyde in einer Online-Petition im Internet. 1.387 Menschen haben das bereits unterschrieben.
Die schlechte „PR“ hatte prompt Konsequenzen: In den Impfzentren bundesweit bleib vergangene Woche Impfstoff von AstraZeneca liegen – auch in Rheinland-Pfalz. Im Ingelheimer Impfzentrum sei „eine relevanten Anzahl“ von Terminen entweder abgesagt worden, oder die zu Impfenden seien nicht gekommen, sagte Kreisverwaltungssprecher Bardo Faust: Geplatzt seien so „um die 20 Prozent der Termine, wie im Landesdurchschnitt.“ Die Mainzer Landesregierung sprach am Donnerstag allerdings nur von 9 Prozent geplatzter Impftermine, dabei meldeten andere Impfzentren bis zu 30 Prozent Ausfall.

Das sei aber bei AstraZeneca „nicht so tragisch“, weil der Impfstoff nicht kaputt gehe, sondern einfach am nächsten Tag verwendet werden könnte, sagte Faust weiter. In Mainz wurde inzwischen die zweite Impfstraße eröffnet, in Ingelheim „haben wir erstmals die 400er Grenze durchbrochen, also 400 Personen am Tag im Impfzentrum geimpft“, sagte Faust weiter. Diese Woche peile man die 500-er Marke an, „da ist jetzt Dynamik drin“, sagte der Sprecher.
Trotzdem hat der Stau bei den Impfungen eine Debatte über eine stärkere Freigabe der Priorisierung ausgelöst: Am Wochenende forderte der bayrische Ministerpräsident Markus Söder (CSU) die Freigabe der Impfungen mit AstraZeneca: Geimpft werden solle, wer wolle. Der rheinland-pfälzische CDU-Spitzenkandidat für die Landtagswahl am 14. März, Christian Baldau, schloss sich dem am Sonntag an: „Jeder Tag zählt, es geht darum, möglichst schnell in die Breite zu kommen und weitere Infektionen einzudämmen“, betonte Balauf: „Die Einlagerung von Astrazeneca im Lager nützt niemandem. Es kann nicht sein, Impfstoffe liegen zu lassen, weil Impfberechtigte ihren Termin nicht wahrnehmen.“ Baldauf betonte, er habe großen Respekt vor der Festlegung der Prioritäten durch die Ständige Impfkommission. Trotzdem sollten auch Bevölkerungsgruppen geimpft werden, die laut Priorisierung noch nicht an der Reihe wären.

Das SPD-geführte Gesundheitsministerium weist das bisher zurück: „Wir halten uns ganz klar an die Empfehlungen der Ständigen Impfkommission (StiKo)“, sagte ein Sprecher auf Anfrage. „Wir werden die Dosen AstraZeneca, die wir bekommen, auch verimpfen“, sicherte Gesundheitsministerin Sabine Bätzing-Lichtenthäler (SPD) zu. 72.000 Impfdosen des AstraZeneca-Stoffes wurden bisher an Rheinland-Pfalz geliefert, in der nächsten Woche werden weitere 84.600 Impfdosen erwartet. Benötigt werden die für die neueste berechtigte Impfgruppe: Die der Grundschullehrer, Förderlehrer und Erzieherinnen.
Am Samstag startete die Registrierung für die Terminvergabe, wieder einmal fielen Server aus und sahen Benutzer Fehlermeldungen auf ihren Bildschirmen. 42.370 Menschen registrierten sich am ersten Tag am Ende erfolgreich, darunter 32.390 Menschen aus Kitas, Grund- oder Förderschulen. Impfberechtigt sind rund 40.000 Erzieherinnen sowie Kindertagesmütter sowie weitere Beschäftigte in der Kindertagespflege und den Kindertagesstätten, 6.000 Förderschullehrer sowie 12.000 Grundschullehrer sowie weitere Beschäftigte an den Grundschulen.

„Ich freue mich, dass auch die neuen Gruppen, die aufgrund ihres Berufes die Möglichkeit haben, sich priorisiert impfen zu lassen, das Angebot bislang sehr gut annehmen, das deutet auf eine hohe Impfbereitschaft hin“, sagte Gesundheitsministerin Sabine Bätzing-Lichtenthäler (SPD). Im Gegensatz zu anderen Ländern wie Baden-Württemberg impft Rheinland-Pfalz allerdings die Lehrer weiterführender Schulen noch nicht, auch andere Gruppen der Prioritätengruppe 2 wie etwa Schwerstkranke hatten gehofft, sich ab Samstag für einen Termin registrieren lassen zu können – vergeblich. Das System nahm ihre Meldungen nicht an.
Insgesamt hinkt Deutschland bei den Corona-Impfungen damit weiter dem weltweitern Vergleich hinterher: In Deutschland erhielten bislang nur 4,7 Prozent der Bevölkerung ihre Erstimpfung, 2,4 Prozent eine Zweitimpfung. Rheinland-Pfalz liegt dabei allerdings mit einer Quote von 5,0 Prozent Erstimpfungen in der Bevölkerung und 3,4 Prozent Zweitimpfungen ganz weit vorn, nur Bayern, Hamburg und Thüringen haben etwas mehr Erstimpfungen verabreicht. Hessen liegt mit 4,2 Prozent Erstimpfungen und 2,0 Prozent Zweitimpfungen unter dem Bundesschnitt. In absoluten Zahlen hat bislang Nordrhein-Westfalen mit 1,192 Impfdosen die meisten Impfungen verabreicht, das reicht für einen Schnitt von 4,5 Prozent der Bevölkerung bei den Erstimpfungen und von 2,1 Prozent bei den Zweitimpfungen.

„Wir kommen gut voran auf unserem Weg, möglichst viele Menschen möglichst schnell zu impfen“, sagte Bätzing-Lichtenthäler. Der Impfschutz im Land wachse stetig. Sobald mehr Impfstoff zur Verfügung stehe, werde man auch weiteren Gruppen ein Impfangebot machen können. Insgesamt wurden in Rheinland-Pfalz bis zum 26. Februar 349.135 Impfdosen verabreicht, bis Mitte April sollen 80 Prozent der über 80-Jährigen geimpft sein und alle bettlägerigen Personen dieser Gruppe ein Impfangebot bekommen haben – vier Monate nach dem Impfstart.
Immerhin: Vergangene Woche sollten alle Zweitimpfungen durch die mobilen Impfteams in den Altenpflegeeinrichtungen abgeschlossen worden sein, daran schließt sich nun ein zweiter Durchgang von Erstimpfungen für die Bewohner und Mitarbeiter in den Heimen an, die in der ersten Runde noch nicht impfbereit oder impffähig waren. In der kommenden Woche will Rheinland-Pfalz insgesamt rund 65.000 Erstimpfungen in Impfzentren, Pflegeeinrichtungen und anderen Einrichtungen und rund 5.000 Zweitimpfungen durchführen. Dazu startet am 1. März ein Pilotprojekt für Impfungen durch Hausarztpraxen im Land, die vier teilnehmenden Pilotpraxen befinden sich in Wendelsheim in Rheinhessen, in Bitburg, Mayen sowie in Münchweiler an der Rodalb. Erprobt werden sollen dabei Abläufe und Dokumentation.

Grundschullehrer und Erzieherinnen sollen bis Ostern geimpft sein. Bei der Polizei startete Ende vergangener Woche die Impfung in Polizei-eigenen Testzentren, auch Mitarbeiter von Justizvollzugsanstalten werden nun geimpft. Dazu kann sich nun jeder impfen lassen, der als Freiwilliger beim Kampf gegen Corona mithilft, dazu gehören Ehrenamtliche und Freiwillige der Hilfsorganisationen im Katastrophenschutz sowie freiwillige Hilfskräfte in den geplanten Corona-Teststellen, die derzeit aufgebaut werden.
Für die rund 360.000 Rheinland-Pfälzer zwischen 70 und 79 Jahren, die zur Prioritätengruppe 2 gehören, soll es voraussichtlich ab Mitte März die Möglichkeit zur Terminregistrierung geben. Die betreffenden Personen würden darüber rechtzeitig per Post informiert, teilte die Landesregierung mit.
Achtung, Korrektur: Wir hatten zuerst geschrieben, dass es im Impfzentrum MAINZ zu einer Absage von 20 Prozent der Impftermine gekommen war, das war leider nicht richtig – die Angaben bezogen sich auf das Impfzentrum Ingelheim. Es gab da ein kommunikatives Missverständnis… wir haben das im Text korrigiert.
Info& auf Mainz&: Der aktuelle Corona-Lockdown dauert noch bis zum 7. März, in Rheinland-Pfalz dürfen seit heute aber wieder Friseure und Blumenläden öffnen und Läden Termin-Shopping anbieten – mehr dazu lest Ihr hier bei Mainz&. Seit dem 27. Februar können sich bestimmte Berufsgruppen der Prioritätengruppe 2 für einen Impftermin online auf impftermin.rlp.de registrieren, die Termine für Erst- und Zweitimpfung werden dann per Email verbindlich mitgeteilt. Dies betrifft folgende Berufsgruppen und Personen:
- Lehrer/innen und Beschäftigte in Grundschulen
- Lehrer/innen und Beschäftigte in Förderschulen
- Beschäftigte in der Kindertagesbetreuung
- in Kindertagesstätten,
- Tagesmütter und –väter,
- Personal in Kinder- und Jugendheimen und Kinderpflegeheimen
- Personen, die in Bereichen medizinischer Einrichtungen mit einem hohen oder erhöhten Expositionsrisiko in Bezug auf das Coronavirus SARS-CoV-2 tätig sind z.B.:
- Ärzte und sonstiges Personal mit regelmäßigem Patientenkontakt,
- Personal der Blut- und Plasmaspendedienste,
- Personal in Corona-Testzentren,
- Hebammen,
- Personal in therapeutischen Praxen,
- Personal bei körpernahen Dienstleistern,
- Personal in Rehakliniken,
- Personal in geriatrischen Kliniken,
- Mitarbeitende von Hausnotrufanbietern
- Personen im öffentlichen Gesundheitsdienst
- Beschäftigte in Krematorien
- Personen, die in Obdachlosenheimen oder Einrichtungen zur gemein-schaftlichen Unterbringung von Asylbewerbern, vollziehbar Ausreise-pflichtigen, Flüchtlingen und Spätaussiedlern tätig sind
- Personen, die im Rahmen der nach Landesrecht anerkannten Angebote zur Unterstützung im Alltag regelmäßig bei älteren oder pflegebedürftigen Menschen tätig sind (im Sinne § 45a des Elften Buches Sozialgesetzbuch)