Gefühlt kommt das plötzlich, denn eben war doch noch Sommer… Doch, es ist so: Am kommenden Wochenende beginnt die Winterzeit. In der Nacht vom Samstag, den 28. Oktober, auf Sonntag, den 29. Oktober 2023 werden die Uhren eine Stunde zurückgestellt – merken kann man sich das ganz einfach mit dem Gartenstühle-Trick: Im Winter werden die Stühle schließlich zurück ins Haus geholt. Eine Stunde Zeit also für mehr Schlaf, und dem sollte man sich auch ausgiebig widmen: 43 Prozent der Deutschen schlafen schlecht – und haben so deutlich erhöhte Gesundheitsrisiken.

Zwei Uhr ist die magische Uhrzeit am kommenden Wochenende: In der Nacht zum 29. Oktober 2023 werden die Uhren von 3.00 Uhr auf 2.00 Uhr zurückgestellt. - Foto: gik
Zwei Uhr ist die magische Uhrzeit am kommenden Wochenende: In der Nacht zum 29. Oktober 2023 werden die Uhren von 3.00 Uhr auf 2.00 Uhr zurückgestellt. – Foto: gik

Seit dem Jahr 1980 gibt es nun schon die Zeitumstellung mit Sommerzeit und Winterzeit in Deutschland 1980, seit 1996 gelten die Regeln EU-weit einheitlich. Und seither gilt: Am letzten Sonntag im März werden die Uhren von Winterzeit auf Sommerzeit umgestellt, und am letzten Sonntag im Oktober wieder zurück. An diesem Wochenende ist es wieder soweit: In der Nacht von Samstag auf Sonntag werden die Uhren um 3.00 Uhr um eine Stunde auf 2.00 Uhr zurück gestellt – dann gilt wieder die „Normalzeit“, genannt Winterzeit.

Wir erleben also eine ganze Stunde doppelt, das klingt ein wenig wie Science Fiction, ist aber nur gerecht: Schließlich wurde uns die Stunde Zeit im Frühjahr bei der Umstellung auf die Sommerzeit „gestohlen“ – nun kriegen wir sie quasi wieder zurück. Das macht aus dem kommenden Sonntag mit 25 Stunden den längsten Tag des Jahres. Das trifft sich dieses Jahr besonders gut, könnt Ihr doch am Samstagabend eine partielle Mondfinsternis beobachten, die ab 20.00 Uhr beginnt. Sehen kann man die mit dem bloßen Auge, sofern es das Wetter zulässt, doch wer mehr vom Event haben will: Die Experten der Astronomischen Arbeitsgemeinschaft Mainz laden zum gemeinsamen Gucken in ihre Sternwarte ein – alle Infos dazu hier bei Mainz&.

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Uhr vor? Uhr zurück? Was macht der Biorhythmus?

Merken kann man sich die Frage „Uhr vor oder zurück“ im Prinzip ganz einfach – mit dem Gartenstühle-Trick: Im Frühjahr, wenn die Sonne wieder mehr scheint, stellt man die Gartenstühle VOR die Tür, im Winter stellt man sie wieder ZURÜCK ins Haus – entsprechend wird die Uhr vor- oder eben zurückgestellt. Bleibt die immer unbeantwortete Frage: Schadet die Uhrumstellung nun dem Biorhythmus von Mensch und Tier – oder vielleicht doch nicht?

Schneebedeckte Tische und Stühle im Winter in Mainz. - Foto: gik
Schneebedeckte Tische und Stühle im Winter in Mainz. – Foto: gik

Eine ganzjährige Winterzeit wäre biologisch gesehen viel gesünder für uns, sagen Wetterexperten: Sie passe besser zum Tagesrhythmus, weil sie morgens das Aufstehen erleichtere und abends beim Einschlafen helfe. Doch das ist in Zeiten von Schichtdicht und modernen Arbeitsverhältnisse in der digitalen Welt durchaus fraglich: Beileibe nicht jeder Arbeitnehmer oder gar Dienstleister muss morgens früh raus, viele Arbeitnehmer freuen sich dagegen darüber, wenn sie den Feierabend noch mit Tageslicht genießen können – lange Sommerabende inklusive.

Die meisten Menschen sind nämlich keineswegs „Lerchen“, also biologische Frühsaufsteher, sondern „Eulen“ – also Menschen, deren Biorhythmus erst so zwischen 09.00 Uhr und 11.00 Uhr so richtig ins Laufen kommt. Nur jeder Sechste (!) ist ein Frühaufsteher und kommt mit den üblichen Arbeits- und Schulzeiten gut zurecht, sagen Schlafforscher wie  Hans-Günter Weeß: „Für den Rest ist ein Arbeitsbeginn morgens um 6.00 Uhr oder 7.00 Uhr einfach zu früh.“

Die unausgeschlafene Gesellschaft: 43 Prozent schlafen schlecht

Weeß spricht deshalb auch von „der unausgeschlafenen Gesellschaft“ und warnte schon vor Jahren: Ständiges Leben gegen denn Biorhythmus kann sogar zu Gereiztheit, Übergewicht, Burnout, Depressionen und sogar zu Diabetes führen. 43 Prozent der Deutschen schlafen laut Statistischem Bundesamt schlecht, leiden unter Schlaflosigkeit und haben Probleme beim Einschlafen oder Durchschlafen. Dazu trägt auch die digitale Welt bei: Das blaue Bildschirm-Licht hält Menschen nachweislich abends länger wach als sanftes Kerzenlicht es früher tat.

Schlafendes Mädchen, Gemälde von Jean Baptiste Santerre (via Wikimedia Commons): Bei Kerzenlicht schlummerte es sich früher besser.
Schlafendes Mädchen, Gemälde von Jean Baptiste Santerre (via Wikimedia Commons): Bei Kerzenlicht schlummerte es sich früher besser.

Gerade konstatierte der STADA Health Report, dass 36 Prozent der Deutschen ihre Schlafqualität als „schlecht“ oder „sehr schlecht“ bezeichnen – dass aber Auswirkungen wie eine erhöhte Anfälligkeit für Infektionen (44 Prozent) und Übergewicht (31 Prozent) nur wenigen Deutschen bewusst sind. Gründe für schlechten Schlaf können existenzielle Probleme sein, so schläft dem Report zufolge jeder zweite Deutsche (50 Prozent) mit finanziellen Sorgen schlecht. Dumm, dass sich aktuell fast die Hälfte aller Deutschen (49 Prozent) um persönliche finanzielle Probleme sorge, warnt der Report.

Schlafforscher sagen aber auch: Schlecht geschlafen wird auch, weil viel zu viele permanent gegen ihren Biorhythmus verstoßen – und viel zu früh aufstehen. Das alte Credo vom „Morgenstund‘ hat Gold im Mund“ gilt implizit in Deutschland eben immer noch – auch wenn wir uns zum Großteil längst von einer bäuerlichen Lebensweise verabschiedet haben. So führt denn auch die Winterzeit mit ihren vielen dunklen Tagesstunden gerade am Ende des Tages regelmäßig zu einem Anstieg von Depressionen – trotzdem hält man in Deutschland hartnäckig am Mythos des „fleißigen“ Frühaufstehers und des „faulen“ Nachtarbeiters fest. Zeit, das zu ändern – am Wochenende bekommen wir zumindest eine Stunde dafür.

Info& auf Mainz&: Mehr zum Thema Zeitumstellung und Energiesparen haben wir übrigens vor einem Jahr ausführlich aufgeschrieben – das lest Ihr hier bei Mainz&.